Wintermüde

Friedlich, unter Wintererde,
träumt der Frühling vom Erwachen;
der schon lang im Schlaf verfangen,
will sich auf die Reise machen.

Bald schon färbt im kühlen Grunde,
er die Erde bunt und grün;
Tränentuch und dunkle Wolken,
lässt er mit dem Winter ziehn.

Noch im Traum, geschlossnen Auges,
streckt er die gelähmten Flügel,
schüttelt ab die Winterschwere,
bricht das Jahreszeiten Siegel.

Kalt und keusch, die ersten Lichter,
mondbeglänzt die dunklen Auen;
zaubert Helle den Gesichtern,
Sonnenschein und Urvertrauen.

Wintermüdigkeit

Foto: Andrzej Berłowski – Quelle: Pinterest
Wintermüde ist mein Leben;
ich fühl noch des Frostes Schliff.
Tausendfach dem preisgegeben,
was mit kalten Händen griff.

War betäubt, wie leidumnachtet,
leergeweint im Wankelmut,
fuhr der letzte Hoffnungsschimmer
durch mein frosterstarrtes Blut. 

Sehnend nach des Frühlings Milde,
nach der Leichtigkeit des Seins;
war mit Ungeduld im Bilde,
denn das Warten war nicht meins.

Meine Wimpern, eisverhangen,
tauten auf, gelöst in Tränen.
Was bedrückte, ist vergangen -
Frühling fließt in meinen Venen. 

Trink die Tränen, gute Erde!
So viel Hoffnung ging zu Boden.
Tröste unser Sein und werde
Sonne uns, von Heut und Morgen.