Ostpreußen

zur Erinnerung an meine Oma

Östlicher Geist lässt mich nicht ruhn,
verwurzelt tief in mir, erfüllt mein Herz,
und als entfernte sich von dort mein Tun,
trieb all’ mein Denken dennoch heimatwärts.

Konnte nicht lassen von den alten Plätzen,
rief doch die Heimat tief in meiner Brust.
Melancholie spricht hier aus diesen Sätzen,
und weckt in mir die alte Sinneslust.

Du fernes Land, vertraut war mir dein Duft,
in großer Weite bis zum Horizont der Blick,
herb war dein Klima, rau die Küstenluft,
gern denke ich an Königsberg zurück.

Wo dunkle Wälder sich in lichten Breiten
erstrecken bis zum Memelstrand,
wo Störche stolz durch weite Sümpfe schreiten,
dort treibt der kalte Wind durchs flache Land.

Du meines Wirkens Stätte, ach, so fern,
längst wächst das Gras über die alten Mauern,
wird die vergang’ne Zeit in meiner Seele Kern,
doch alle Ewigkeiten überdauern.

Helene Berta Nicolay, geb. Buskies (1895-1988)

Gebet

Kurische Nehrung – Hans Kallmeyer 1882-1961

Herr, gib uns helle Augen
Die Schönheit der Welt zu sehn!
Herr, gib uns feine Ohren,
Dein Rufen zu verstehn.
Und weiche, linde Hände
Für unserer Brüder Leid
Und klingende Glockenworte
Für unsre wirre Zeit!
Herr, gib uns rasche Füße
Nach unserer Arbeitsstatt –
Und eine stille Seele,
Die deinen Frieden hat!

Frieda Jung (1865-1929)
Ostpreußische Heimatdichterin
geboren im Landkreis Gumbinnen