Rückblick

Anselm Feuerbach (1829-1880)

Singend übers Land gezogen ist man einst in frühen Zeiten,
doch die Liederwelt von damals scheint längst aus dem Kopf zu gleiten.

Wenn im „Frühtau man zu Berge“ durch die stillen Wege zog
und mit Liedern auf den Lippen in sich frische Waldluft sog,

hörte man die Vögel singen, wie der Amsel Sehnsuchtsklang,
lehnt man heute dieses Klingen störend ab, im Alltagsdrang,

und das Lärmen der Motoren und die regen Menschenströme
werden nicht mehr wahrgenommen, sind heut‘ akzeptierte Töne.

Störend, sei der Schrei des Hahnes, der den neuen Tag begrüßte,
und man grollt, dass man dem Vogel bald den Hals umdrehen müsste.

Ich wünsch mir die Zeiten wieder, wo die Tage heil und labend,
und ein stiller Zauber ging durch den milden Sommerabend.

Doch die Stadt im Alltagsgrau, liegt im Regen der Moderne –
sehn die Einfachheit zurück, mit dem Blick weit in die Ferne,

und mit klarem Blick zum Himmel, möchte ich die Sterne sehen,
um in Dunkelheit der Nacht, lichte Tage zu verstehen.

Seelenfarben

Das Spektrum der Farben dieser Welt,
das der Wahrnehmung nicht ins Auge fällt,
ist ein weißer Strahl gebrochenen Lichts,
das durch Prismen erzeugte Nuancen bricht.
Weiß, zunächst durchsichtig neutral,
unsichtbar, mit Allem und Nichts im Strahl,
Akzente setzend, sie hervorzuheben,
Lebendigkeit des Auges und des Lebens,
durchscheinendes Dasein der reinen Farben,
ein Regenbogen der bunten Gaben;
darstellend sachlich, doch verbindend im Schein,
unzerlegbar und strahlend im natürlichen Sein.

Von oben herab

Sulamith Wülfing (1901-1989)

Die fernen Himmel singen ein Lied von uns’rer Welt
und alle Zauber schwingen herab vom Himmelszelt.

Trägt Harmonie und Segen, kosmisch und ohne Zeit,
macht Irdisches durch Klänge für Künftiges bereit.

Die Töne rieseln leise und fliegen mit dem Wind,
wo jeder voller Anmut uns Linderungen bringt.

Trägt Liebe, Kraft und Freude in unser müdes Herz,
lässt kalte Herzen fühlen, ein Lauschen, himmelwärts.

Wenn Menschenwerk vernichtet auf Nimmerwiederbringen,
ist unentdeckter Klang ein ständiges Besinnen,

ist stetiges Erinnern an Fehler, falsches Handeln;
will sich vom Unbewussten bald zum Bewussten wandeln.

Die Harmonie der Stimmen im Moll- und Dur-Gesang,
ein überirdisch‘ Klingen, ein wahrer Himmelsklang.

Bringt Ursprung meiner Quelle, erinnernd, greifend nah,
ein ständig Neubeginnen, ewig erneuernd, immer da.