Wer Wahrheit schaut

von Ephides
Quelle: Pinterest
Wer mit himmlischen Augen schaut,
sieht verwandelt die Welt.
Fremdes scheint ihm so nah vertraut,
Wissen schenkt ihm ein Vogellaut,
und Geheimnis, das ferne blaut,
seinem Blick sich erhellt. 

Wahrheit schaut, wer verwandeln kann,
sagt auch die Welt, dass er irrt.
Einmal kommt seine Zeit heran –
dann erfüllt sich, was er ersann.
Er, der Helfer im Schöpfungsplan,
sieht die Welt, wie sie wird. 

<Ephides>

Heiler aller Herzen

Arthur Hacker (1858-1919)
Sieh, ich schreite dir zur Seite,
sieh, ich breite
meiner Lichterkenntnis Weite
dir zu Füßen,
denn ich kenne Schuld und Büßen,
Lust und Leiden,
und von beiden
trag' ich goldgewirkte Zeichen
im Gewand, dem wolkenweichen,
windhauchgleichen.

Seinem Rauschen
sah ich dich schon oftmals lauschen,
sah dich oftmals leis erschauern,
denn mein Auge schaut durch Mauern. -

Sag, was macht mein Nah'n dich zittern,
du, mein Bruder hinter Gittern,
hinter Gittern deiner Sinne?
Werde meiner Liebe inne!

Sieh, ich teile deine Tage,
sieh, ich trage deine Klage
zu dem Heiler aller Herzen,
dem Beschwichtiger der Schmerzen.

Heiltrank haltend in den Händen
kehr' ich wieder, zu verschwenden,
zu verströmen, was ich habe,
unsres ew'gen Gebers Gabe!

<Ephides>

Die Schlafwandlerin

Die Nachtwandlerin – Maximilian Pirner ( 1854-1924)
Der Traum ist dein Teil, nicht das Wachen,
durch Silbergewässer dein Nachen
trägt rosenbekränzt dich zurück.
Wenn morgens die Sterne verblassen,
dann gehst du durch irdische Gassen
und freust dich am irdischen Glück.
 
Wie wenige wissen vom Träumen,
wie viele verwundert dein Säumen
und dass du es dennoch erreichst,
dass Sonne wie Wolken dich segnen,
dass Wunder dir lächelnd begegnen.
Sie wissen nicht, wie du uns gleichst,
 
uns heiteren Traumlandgefährten,
die wir unsern Schutz dir gewährten,
dich sandten, mit Rosen bekränzt,
im Lande der Wachen zu sagen,
wie reich deine Traumgärten tragen,
bis Wachen und Traum sich ergänzt.

<Ephides>

Gottes Tempel

Ihr nehmt zum Bau des Tempels kalte Steine,
aus Splittern fügt Gedankenmosaik der eine,
Gigantenblöcke türmt der andre auf.

Doch Gottes Tempel ist das warme Leben,
sein Atem der Geschöpfe Jauchzen und Erbeben,
sein Wirken der lebendige Verlauf!

Er ist das Feuer in Myriaden Flammen,
die lodern müssen, weil sie seinem Licht entstammen,
bis sie der Sehnsucht goldne Glut verzehrt. – –

Wer Stein zu Stein fügt, wird IHN nie ergründen.
Die GOTT-Erkenntnis kommt als Blitz –
Und kommt zu zünden!
Gib dich der Flamme! und die bist verklärt.

<Ephides>

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende. Vielen Dank für Eure Besuche und Kommentare. 💕

Das Ziel ist alles und der Weg ist nichts!

Der Aufstieg – Ferdinand Hodler (1853-1918)
Das Ziel ist alles, und der Weg ist nichts!

Hast du den rechten Weg, und dir gebricht‘s

an rechter Sehnsucht nach dem rechten Ziel,

so bist du ferner ihm als der, der fiel

und sich erhob und in die Irre ging

und sich besann, und stieg und steigend hing

an steiler Felswand, ringend mit dem Stein,

den Abgrund unter sich, und über sich allein

der Gipfel Schweigen und des Himmels Glanz,

und seine Seele hingegeben ganz

der Zielgewissheit und dem heil‘gen Ruf –

er siegt, weil er sich selbst die Wege schuf

im Unwegsamen, treu dem Ruf des Lichts!

Das Ziel ist alles, und der Weg ist nichts!

<Ephides>

Zeitenwende

Die Dunkelheit in unseren Seelen
Surrealistisches Foto von Kavan Cardoza, das uns die Teile von uns selbst zeigt, die wir nicht sehen wollen. Quelle: Pinterest
Die Erde bebt in Fieberschauern
wie ihr!
Die Elemente warten, lauern,
Dämonen, die in dunklen Tiefen,
im Fels, im Sumpf, in Feuern schliefen,
gebannt seit undenklichen Zeiten,
und die zum Aufstieg sich bereiten
wie ihr.
 
Die neue Zeit hat angefangen
in euch!
An alle ist der Ruf ergangen -
vom Bösen scheiden sich die Guten.
Auch die in eurer Seele ruhten,
die Widersprüche, Härten, Gluten,
die Wunden brechen auf und bluten
in euch.
 
Der Zeitenwender eurer Welten
ist hier!
Die Sterne, die Sein Haupt erhellten,
kann Er in Seinen Händen halten.
Er löst, Er bindet die Gewalten,
Er sucht und findet die Erwählten,
und die zu Seinem Volke zählten
sind hier.

<Ephides>

Präexistenz

Freiseele in Gestalt des Ba-Vogels im Ägyp­tischen Totenbuch (E. A. Wallis Budge 1895)

Geweihte Stätten

Es gibt Stätten, welche hohe Kraft bewahren,
Stätten, die geweiht durch Leiden sind.
Sie erzählen von bestandenen Gefahren,
von den Menschen, die des Schicksals Meister waren.
Ihren Atem trägt zu euch der Wind!

Wisst ihr denn, ob nicht der Vorzeit Vollnaturen
in euch sind? Der Leib ist nur ein Kleid!
Kennt ihr euren Anteil an den Ur-Kulturen?
Wandelt, Kräfte schöpfend, ihr auf eignen Spuren,
weil ihr euer eigner Erbe seid!

<Ephides>

Anmerkung:

Sicher habe ich als „Gisela Seidel“ nur ein einziges Leben und werde als diese Person niemals wiederkommen. Aber Seelen existieren bereits vor der Geburt, bereit zu einer erneuten Verkörperung.
Ich, als Kirchenmitglied, habe erlebt, dass das Thema Reinkarnation vehement vom Klerus abgelehnt wird. Wer sich selbst erlöst, benötigt die Kirchen in der heutigen Form nicht mehr. Der christliche Geist dringt in uns, wenn wir uns ihm öffnen. Die Lehre von der Wiedergeburt war bereits zu Jesus Zeiten bekannt. Sie ist im Judentum verankert. Die Bibel lehrt uns die Präexistenz z. B. in Hiob 38, 19-21:

„Wo geht denn der Weg zur Wohnung des Lichts und die Finsternis, wo hat sie denn ihre Heimstätte, dass du sie in ihren Bereich hineinbringen konntest, und dass die Pfade zu ihrer Heimat dir bekannt wären? Du weißt es ja, denn damals warst du schon geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß.“

Die sieben Spiegel

Stille spinnt uns ein, wir sind allein,
treten aus dem Tag, wie aus dem Spiegel,
uns entgegen, sehen Gottes Siegel
hell, auf unsrer Stirn wie Sternenschein.

Abermals gehen wir durchs Spiegelbild,
treten uns verklärten Blicks entgegen,
über unsrem Haupte Gottes Segen
leuchtet rein und weiß und mondenmild.

Eh‘ das Urbild sich mit uns vereint,
müssen sieben Spiegel wir durchschreiten,
siebenmal des Spiegels Rahmen weiten…
Unsre Krone wie die Sonne scheint.

<Ephides>

Novemberluft-Gespenster

„Schließ die Türen, schließ die Fenster!
Die Novemberluft-Gespenster
drängen, drücken sich herein!
Sag, wie soll ich sie vertreiben?
Dunkelheit hockt vor den Scheiben
wie ein sprungbereites Tier,
um auf leisen Raubtiersohlen,
seine Beute sich zu holen,
schleicht der Wind – bald dort, bald hier.
Reißt er tückisch eine Ecke
vom Gesimse -, schnell, verstecke,
schnell, errette mich vor ihm!“

Kind, mein Kind, du siehst Gespenster,
weil du zwischen Tür und Fenster
wie in einer Festung haust!
Deine Seele geht gefangen
zwischen Bangen und Verlangen,
zwischen Mauern, die du baust,
hin und her und auf und nieder,
klingt dein Schritt gespenstisch wider.
Ist’s das Echo nicht allein!
Hinter feindlich starken Mauern
hört sich Bitten an wie Lauern:
„Sieh, mein Kind, das macht der Stein!“

Kann dich Wind und Dunkel schrecken
und das Bröckeln morscher Ecken?
Brennt dein Licht so trüb in dir?
Kannst du nichts als Böses sehen,
nur weil die da draußen stehen?
Komm, mein Kind, und sprich mit mir:
Fenster auf und auf die Türen!
Wollt ihr Licht und Liebe spüren,
Ruhelose kommt herein!
Könnt am hellen Herd euch wärmen
Und gestärkt ins Freie schwärmen,
Gottes ist auch euer Sein!

<Ephides>

Schicksal und Wissenschaft

Paul-Albert Besnard (1849-1934) – Wahrheit und Wissenschaft

Es sei der Friede des Abends in Euch, es werde die Stille, die die Fülle birgt und mit sich bringt, in Eurem Herzen laut und spreche mit der Sprache, die keine Worte hat.

Wenn Ihr in Worten Erkenntnisse, die andere erkannt haben, vermittelt bekommt, müsst Ihr Euch an dem Band der Worte zurücktasten zu jenen Quellen, woraus die Erkenntnis floss, und nur wem selbst schon die Quellen fließen, vermag dieses Zurücktasten, dieses am Band der Worte sich zurückfinden zum Ursprung zu bewerkstelligen. Ein anderer bleibt bei den Worten stehen, und die Erkenntnis, die sie verbergen, geht ihnen nicht auf.

Es erkennen einander die Seelen, die auf gleicher Stufe stehen oder um des gleichen Zieles willen zusammengeführt werden. Es grüßen einander die Seelen, deren Fähigkeit ausgebildet ist, an dem Band der Worte zurückzufinden zum Ursprung der Worte. Sie haben die gleiche Sprache, und daher verstehen sie einander in jeder Erdensprache. Sie haben die gleichen Augen, die hinter die Dinge schauen können, und daher sehen sie bei allen Dingen, die immer nur Symbol sind, und bei allen Begebnissen, die nur letzter Ausdruck, nur ins Irdische übertragener Ausdruck des Geistigen sind, das Gottgewollte, das Schicksalhafte, während Menschen mit geschlossenen Geistesaugen die Dinge alleine sehen und sie in ihrer Vielfalt sehen, sie zählen, sie untersuchen und einordnen statt sie unterzuordnen dem Sinn.

Menschen, die offene Geistesaugen haben, fragen nicht mehr: Was ist das?, sondern sie fragen: Was bedeutet das? Und wie sie die gleiche Sprache und die gleiche Kraft der Deutung haben, so haben sie die gleiche Sehnsucht. Die Sehnsucht aber ist das Höchste, weil sie dem Höchsten entgegenführt. Sie ist das Wissen, denn nur was man weiß, wenn auch schattenhaft und unklar nur weiß, kann man ersehnen. Es trägt das Wissen und die Weisheit in sich, wer der Sehnsucht fähig ist, es ist schon dem Licht verbunden, wer zur Flamme der Sehnsucht wurde, wer wärmen und entzünden kann. Wisst Ihr, dass damit die Aufgabe des Wärmespendens und Entzündens verbunden ist? Und wisst Ihr, dass, wer eine Aufgabe erhalten soll, erst geprüft werden muss?

Ich wisst es und schreckt doch vor jeder Prüfung zurück, Ihr sehnt Euch und wollt doch behalten, was Ihr habt, und beharren, wo Ihr steht. Aber seht, was Eure Hände nicht hergeben können, das Schicksal, das gütige, der Vollstrecker Eurer eigenen Sehnsucht, entwindet es Euch. Es erfüllt an Euch, wozu Ihr selbst nicht die Kraft findet, es führt aus, was Euer eigenes inneres Wollen und Streben ist.

Die Ihr das Leuchten der Sehnsucht in Euch habt, wärmt und entzündet andere Lichter auf der dunklen Welt und seid getrost: Der Euch zu Lichtern werden ließ, der weiß warum und zu welchem Zweck.

<Ephides>

Suchet, so werdet ihr finden



Diesem Ruf folgen verschiedene Menschen auf verschiedene Weise, und so kommen sie zu verschiedenen Zielen. Wer im Äußeren sucht, wird Äußerliches finden, und sein Suchen ist nur ein Probieren, ein Versuchen, und das wird leicht der Weg des Versuchers.

Wenn er aber alle Wege im Äußerlichen versucht hat, so kommt einmal der Punkt, an dem er erkennt, dass sein Weg ihn immer im Kreise führt, und dann wendet er sich nach innen, weil kein anderer Weg mehr ihm bleibt.

Wohl dem, der gleich den Mittelpunkt anstrebt und die rechte Richtung anstrebt!

Am Ziel aber finden sich beide, der dem Suchen und der dem Versucher gedient hat. Nur dass der eine seiner vielen Umwege müde am Ziel ankommt und der Ruhe bedarf, die das Stillstehen, das Latent Sein für vielleicht lange Zeiten ihm auferlegt. Wer aber gleich zur Quelle findet, hat das reine, das ungetrübte Wasser und darf es anderen reichen.

<Ephides>