Die Hure Babylon

Die Hure Babylon – Albrecht Dürer (1471-1528)

Meine Religion kann nur die Liebe sein,
vorbei an allen, die das Kreuz auf Fahnen trugen,
die Macht ergreifend herrschen und allein
sich schonungslos um Land und Glauben schlugen.

Weltliche Herrscher, die die Menschen narrten,
die Völker marterten und schändlich quälten.
Die empathielos sich um Papst und Kaiser scharten
und deren Größenwahn scheinheilig stählten.

Die Priester logen unverhohlen, auch heute noch,
weil sie dem Volk Wahrheiten verwehren;
Ablass kassierten, Menschen brannten, unterjocht,
nur, weil sie deren Hab und Gut begehrten.

Sie lobten Gott und kannten kein Erbarmen.
Wer anders glaubte, nahm den Tod gleich mit.
Wer tötete – heut‘ „mordete“ – die Armen?:
Der Hände faltend durch die Mengen schritt!

Der Klerus und die vielen tausend Schergen,
die Weltlichkeit, die diente, wie er wollte,
sie führten sektenhaft in das Verderben.
Ein böser Spuk, der stets dem Übel zollte!

Das Böse lauert zwischen frommen Zeilen,
facettenhaft gefälscht vom Vatikan
und hinter langen Priesterkleidern,
da lauern Unkeuschheit und Größenwahn.

Es lebt sich gut, als frommer Schänder,
der unentdeckt die Kinderseelen tötet,
und Gott geweiht sind die Gewänder,
in denen er missbraucht und Unschuld nötigt.

Und die Justiz, sie schweigt. – Wie immer!
Kirchenbeschützt – heißt strafbefreit.
Die Hölle, hier auf Erden, ist doch schlimmer:
Des Klerus Türen öffneten sich weit.

„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“,
so warnte Jesus vor den falschen Lehren.
Von Gott und Nächstenliebe trennen,
das tut die Kirche. Liebe nur heißt Aufbegehren!

Das Licht, das hell sich dünkt

Paul Lacroix- Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne

Das Licht, das hell sich dünkt
und – ohne es zu sein –
des Lichtes Maske nimmt
und borgt sich seinen Schein
und prunkt damit:

Das ist der Herr der Welt,
der Hochmut, der euch reizt
zu tun, was ihm gefällt,
und der mit Lob nicht geizt
und nicht mit Schmeichelworten.

Streckt gierig ihr die Hand
nach eitler Macht nur aus,
um es ihm gleich zu tun,
dann baut ihr nur sein Haus
und könnt darin nicht ruhn.

Der hetzt euch ohne Ruh,
und ihr tragt ihm herzu
der falschen Werte Flittergold,
und wie ihr Lügen sucht,
ist euer Sold
die Lüge nur!
Die lebt so lang davon, dass sie zerstört,
bis sie mit dem Zerstörten untergeht.

Die Wahrheit aber schreitet durch die Lande,
sie ist so schön, dass sie des Schmuckes nicht bedarf
und nicht des Faltenwurfs im Lichtgewande.
Nicht Lob, nicht Tadel spendet sie.
Sie schweigt.

Doch wenn ihr Blick dich trifft,
dann sinkst du in die Knie…
und ohne Worte wird dir Wissen kund,
wenn stumm dich grüßt ihr ernster Mund.

<Ephides>