Ferne Zeiten

Albert Samuel Anker (1831 -1910)
Berauscht von der Vergangenheit
und Träumerei so mancher Stunde,
wo die Romantik ferner Zeit
erfüllte jede traute Runde.

Von Fern geseh‘n scheint alles gut,
so sauber und gediehen,
mit unschuldsreinem leichtem Blut
scheint dieses Bild zu fliehen. 

Die Erdenbürger überwanden,
vom Muss getrieben, Leid und Pein.
Gebunden in des Tagwerks Banden,
schlich sich so mancher Notstand ein.

Die Männer fielen in den Kriegen,
wo keiner Sieger war, nur tot. 
Die Frauen kämpften um die Kinder,
bettelnd um jedes Stückchen Brot.

Ihr Erdenkleid, zu Staub verweht,
die Qualen sind verwunden,
und doch erlebt so mancher Geist
astrale Weltenstunden. 

In jedem Haus, in jedem Schmuck,
schlägt Puls der alten Zeiten,
ihr Dasein fühl ich und der Druck
will Demut mir bereiten. 

Astralwelt

Iwan IV. (1530-84) der Schreckliche von den Geister der Ermordeten besucht. Gemälde von Michail Konstantinowitsch Klodt (1832 – 1902)

Das alte Haus, es lebt!

Hörst du die Wände flüstern?
Verloschen sind die Kerzen in den Lüstern.

Das Knarren der Eichen-Stufen…
die fremden Stimmen, wie sie rufen!

Es tragen leicht die hölzernen Bohlen,
Geister auf unsichtbaren Sohlen,

und über dem Tisch des letzten Essens,
liegt lang schon der Staub des Vergessens.

Ist eindrucksvoll die Prägung der Tapeten,
der Teppich, alt und abgetreten,

der Glanz, der einmal war, Vergangenheit.
„Vorbei!“, zittert die Schwingung, „Seid bereit!“

Wo jeder Schritt ist, wie ein schwebendes Verrinnen,
ein Fliehen vor dem Tod… dem Neubeginnen;

binden an alte Orte ihr astrales Kleid,
verirrte Seelen in der Ewigkeit.