In Windeseile

Ivan Konstantinovich Aivazovsky (1817 – 1900)

Es drückt wie Blei auf die Gemüter,
das dunkle Erbe letzter Nacht.
Lichtlose Zeit, wie graue Tücher,
hängst du erstarrt – was müde macht.

Das Rollo wird vom Sturm gerüttelt,
die Fenster zu, wie stumme Münder,
die Ohren lauschen, wenn es rüttelt
am Dachstuhl, wie ein Minenzünder.

Gedimmt erscheint die Helligkeit;
das Tageslicht hat zugedeckt
von letzter Nacht das helle Kleid,
in Windeseile ist’s versteckt.

Das Raunen, Pfeifen oder Rauschen
gleicht einer alten Melodie.
Der ‚kleine‘ Mensch muss ängstlich lauschen,
in demutsvoller Agonie.

Windgötter

Sandro Botticelli (1445-1510) – Die Geburt der Venus

In Windeseile hingerafft,
was Menschenhand mit Müh gemacht,
dem Dasein abgerungen;
er bläst mit wilden Zungen.

Die physikalisch dichten Kräfte,
entblößen wirbelnd ihre Mächte,
zerstören Weltengärten –
Äolus und Gefährten.

Was Energie zu Boden drückt,
macht aus dem sommergrünen Glück
verwelkte Endlichkeiten,
wie bald die Sommerzeiten.

Begrenztheit ist das Los der Welt,
der Wind, er weht, wie’s ihm gefällt,
wird niemals eingeengter,
ist ein von Gott Gelenkter.