Die Niedrigkeit im Herzen

KI generiert
Abseits stehen in Einsamkeit -
so scheint’s im Stillen;
an Freudenfesten stets den Leib
wie unsichtbar verhüllen.

Als Zuschauer nur unbeachtet sein,
von niemandem begehrt,
im schweigsamen Allein
Erkenntnis sammeln, anderen verwehrt.

Augen durchschauend jede Schwäche,
die sehen, wie ein Mensch im öffentlichen Licht
lächelnd die Oberflächlichkeit umspielt,
weil sonst der Schein am Sein zerbricht.

Menschen und Dinge sehen, wie sie sind;
in tiefste Schatten blicken, wird zur Qual.
Die Niedrigkeit im Herzen anderer schauen,
erinnert an das eigene tiefe Tal.

Plastikwelt

Lieber Stefan, ich habe Deine dramatische und kraftvolle Komposition gewählt, weil ich sie zum Thema passend finde. Ich hoffe, Du bist damit einverstanden.

In allen Seelen brennt ein Feuer,
ein Licht, mal ist es groß, mal klein;
treibt durch des Fährmanns Kraft am Steuer,
mit seinem Schiff ins Meer hinein.

Durch einen Ozean der Träume,
treibt‘s weit, bis einst der Kahn zerbricht;
stößt manchmal gegen Wellenschäume,
versperrter Blick durch Gegenlicht.

Es wogt das Schiff im Wellengang -
die Kraft, sie schwand; nach all dem Tun
will jedes Herz mit stillem Drang
auf einem Platz im Hafen ruhen.

Ich seh die Lichter dieser Erde –
ein jedes Licht, ein Mensch allein!
Als würd‘ das Schöpfungswort „Es werde!“
schon viel zu viel für alle sein.

Aus Kunststoff ist die Welt geworden,
Strände vermüllt, das Meer bedeckt;
das Licht des Menschen scheint verdorben,
das hinter Plastik sich versteckt.

Sie sehn kein Ziel, nur sich im Sinn!
Zerstören, was zu Noah's Zeiten
die Arche barg zu Anbeginn,
dem sie nun Kümmernis bereiten.

Beim nächsten Mal wird Feuer brennen -
das Klima ist längst aufgetan.
Mensch wird beim Flüchten erst erkennen:
der Fortschritt war sein Untergang!

1.Mose 9, 11 Und ich will meinen Bund mit euch aufrichten, dass künftig nie mehr alles Fleisch von dem Wasser der Sintflut ausgerottet wird, und dass auch keine Sintflut mehr kommen soll, um die Erde zu verderben.

Als Erinnerung an dieses Versprechen lässt Gott einen Regenbogen am Himmel entstehen.

Der Gilgamesch-Epos beschreibt eine ähnliche Geschichte, in der ein Mann ein Boot baut, um mit seiner Familie und allen Tieren einer Flut zu entkommen. Götter überfluten die Erde, um die Menschen dafür zu bestrafen, dass sie zu laut sind und den Schlaf des Gottes Enlil stören. Diese Erzählung entstand um 2100-1200 v. Chr. und ist viel älter als die Geschichte Noahs in der Bibel. Es gibt Ähnlichkeiten aber auch Zeitunterschiede, was die Dauer der Sintflut anbetrifft. Die Epen sind im Kern verschieden; die Mythen erzählen Geschichten längst vergangener Flutkatastrophen.

Kernaussage beider Geschichten ist: Die Menschen tragen die Schuld am Untergang der Welt. Sie verstoßen gegen die Naturgesetze.
Die Ausübung der Gaben des Geistes ist mit einer großen Verantwortung verbunden. Die Wohlstandsgesellschaft verteilt ihren Müll auf der ganzen Welt und behauptet, der Klimawandel sei eine Lüge.

Es ist ein Teil des Naturgesetzes, dass man etwas nicht umsonst haben kann. Da helfen auch keine Gebete. Das Gebet kann nicht in die Abfolge von Ursache und Wirkung eingreifen. Der Mensch besitzt nicht die Macht, die mathematische Gewissheit zu unterbrechen, dass die Wirkung mit unveränderlicher Präzision auf die Ursache folgt.

Autumn Leaves

The falling leaves drift by my window
The falling leaves of red and gold
I see your lips the summer kisses
The sunburned hands I used to hold

Since you went away the days grow long
And soon I’ll hear old winter’s song
But I miss you most of all my darling
When autumn leaves start to fall

Since you went away the days grow long
And soon I’ll hear old…

Eva Cassidy
Komponist: Joseph Kosma

Oh, Mond!

Bild KI generiert
Oh Mond – jetzt ist es gut!
Lass deinen silbrig fahlen Glanz verdunkeln.
Du musst nicht heller als die Sterne funkeln.
Machst in mir Wut!

Du kleine Leuchte dort am Himmel,
besiegst den mächt’gen Arm des Schlafes,
kenn schon den Namen jenes letzten Schafes,
das ich gezählt, im Nachtgewimmel.

Tauche in Dunkel deine silbrig grauen Fäden,
spinn nicht mehr ein, was nur der Nacht gehört!
Der neue Tag klopft schon – du bist es, der ihn stört.
Die Helligkeit greift durch die Fensterläden.

König Herbst

Herbst – Jan Bogaerts (1878-1962)
Himmelsmächte – wie sie toben!
Kräftig schütteln sie an Zweigen,
reißen um, was tief verwoben.
Wie die Kronen sich verneigen!

Sendling Regen stets zur Seite
und die Kälte in den Winden,
so verweht des Laubes Breite,
denn kein Zweiglein kann es binden.

König Herbst fegt mit dem Besen
der Natur die Blättermeere;
baumbefreit und blattverlesen
tanzen sie ganz ihm zur Ehre.

Wieder wärmen die Kamine,
wo das Feuer singt und zischt;
hinter mancher Tüllgardine
flackert erstes Kerzenlicht.

Verwachsene Seelen

Entzweit sein, werden wir und einsam
verloren sein, uns fühlen wie ein Kind,
das Dunkelheit umhüllt verlassen,
sich fürchtet, als sei‘s plötzlich blind.

Blühendes Leben, golden war’s beschienen,
voll Lebensübermut und Zuversicht;
das innere Kind spielt zwischen den Ruinen,
sieht nur die Furcht im Dunkeln, ohne Licht.

Entreißt das Schicksal Menschen, was sie lieben,
verliert ihr wundes Herz den Lebenssinn.
Das, was verwachsen und im Geist getrieben –
mit Herzblut geht ein Teil verloren und dahin.

Das innere Kind, gebrannt in Seelenflammen,
ergab sich mit gebundenen Händen unter Tränen;
es glimmt ein letztes Glühen in den Herzenskammern,
ist wohlverborgen unter Asche reichem Sehnen.

Gesang der Geister über den Wassern

von Johann Wolfgang von Goethe

Die Welle – Carlos Schwabe (1866-1926)

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

Oktoberwind

naive Malerei – Herbst – unbekannter Künstler
Tage verdunkeln sich;
letzte Vogelschwärme
fliehen im trüben Licht
vor des Frostes Härme.

Oktoberwind, der Wilde –
gerüstet schon zum Kriege,
vertrieb die Sommermilde,
verhilft dem Herbst zum Siege.

Der Blätter letztes Leben,
sie winden sich und springen;
ein Windstoß und ein Schweben
wird sie zu Boden bringen.

Gelassen will ich scheiden -
so fallend wie ein Blatt,
das nach des Herbstes Treiben
nur noch den Winter hat.

Herbstblätter

Sybille von Olfers (1881-1916) – Windchen

Wenn das Laubwerk fällt
ist so kühl die Welt.
Wie ein letztes Scheiden,
ist das bunte Treiben;
pendeln sich im Schwingen
hin zum Neubeginnen,
Blatt für Blatt im Wind.

Ewig neues Leben
ist der Schöpfung Streben.
Geben, wie die Bäume
tragen Frühlingsträume,
Ruhezeit und Frieden –
Menschen sei’s beschieden,
denn der Herbst beginnt.

Am Abgrund

Turmbau zu Babel – KI generiert
Ich sehe die Welt am Abgrund stehen,
harrt dort aus mit wehenden Fahnen.
Ich weiß, noch weiter darf sie nicht gehen,
denn die Tiefe kennt kein Erbarmen.

Generationen liegen in ihr begraben,
suchten Schutz durch weltliche Götter;
gefallen sind nicht nur Krieger, es starben
auch Fromme, Heuchler und Spötter.

Was gelebt, ist vergangen, zu Erde geworden -
der Prozess ist nicht nur eine Fabel.
Die Menschheit, im Elend neu geboren,
baut auf Trümmern ein neues Babel.

Größer gebaut auf dem Friedhof der Welt,
in vom Wind umkreisten Höhen;
arglos sind sie, bis das Bauwerk zerfällt,
begraben mit hämmerndem Dröhnen.

Machtkampf geht weiter – ein ewiger Krieg;
Forschung schuf Selbsttötungsmaschinen.
Atomenergie hat die Menschheit als Waffe besiegt
und sie dafür als zu unreif beschrieben.

Wie die Lemminge stehn sie und warten darauf,
dass zwischen Furcht und triebhaftem Verlangen
der Erste über die Klippe geht,
um Einsicht im Fall zu empfangen.