Nach Ostern

Vladimir Kush (*1965 )
Kein Läuten mehr – die Osterglocken schweigen!
Still lastet Schwere auf dem kalten Tag,
und wieder liegen Fröste auf den Zweigen,
als wenn die Welt uns nicht mehr blühen mag.

Das Vogelsingen ist heut leis geworden.
Die Straßen leer, selbst Kinderlachen schweigt.
Das Leben scheint mir beinah ausgestorben,
wenn rauer Wind die frischen Wipfel streift.

Die Jahre sind so schnell dahingegangen.
Es blieb ein welker Kranz aus ferner Zeit.
Ob meinem wehen Herzen noch, dem bangen,
ein wenig Zuversicht erhalten bleibt?

Wohl dem, der aus des Lebens schweren Tagen
und aus den Stunden ungetrübten Glücks
ein Leuchten darf in seiner Seele tragen…
ein Sonnenlächeln göttlichen Geschicks.

Klang der Ewigkeit

Dort, wo die Welt versinkt am Horizont,
gleitet nur der Wind auf Engelsflügeln,
treibt vor sich Zeit im Sonnenstrom,
wird ihre Flüchtigkeit in Fülle wiegen. 

Das Herz der Welt pocht laut und lauter,
um alle Seelen schmilzt die Zeit.
Was wichtig schien entflieht den Sälen
des Tempels der Vergessenheit.

Durchschweben helle Säulenhallen,
bis hin zum Anbeginn der Welt,
die Tempel dieser Erde fallen
und Frieden liegt auf Wald und Feld.

In allen Städten schweigt das Leben,
die Steine sind zu Staub zerfallen
und jedes glockenhafte Beben
dringt ein in göttlich ferne Hallen.

Die Engel stehen an den Pforten,
sie singen tief in Harmonie,
empfangen, die von Weltenorten
treu lauschten ihrer Melodie. 

Übersetzung:

There, where the world sinks on the horizon,
only the wind glides on angels' wings,
drifts before it time in the sun's stream,
will cradle its fleetingness in fullness. 

The heart of the world beats louder and louder,
around all souls time melts.
What seemed important escapes the halls
of the temple of oblivion.

Float through bright columned halls,
to the beginning of the world,
the temples of this earth fall
and peace lies on forest and field.

In all cities life is silent,
the stones have crumbled to dust
and every bell-like tremor
penetrates into divinely distant halls.

The angels stand at the gates,
singing deeply in harmony,
receive, who from world places
faithfully listened to their melody.

Feuer der Liebe

Bild von Willgard Krause auf Pixabay
Ströme des Leidens,
wie in glühender Lava zu steinernem Strom erstarrt,
stirbt das Leben den Tod des Erkaltens.

Von lieblosen Herzen zu Eis verwandelte Welt,
du trägst in dir die Kunst des Verwandelns.
Mit flammender Seele taue auf das Eis,
mache fruchtbar die Erde durch furchtloses Handeln.

Gott legt Stille um die Schattenherzen,
bringt sie ins Reich des Vergessens,
stillt die Ströme des Leidens durch Hoffnung,
schmiedet mit Feuer der Liebe 
den Ring der Verbundenheit. 

Tanz auf den Wolken

William Adolphe Bouguereau 1825-1905

In hohen Sphären mit den Winden tanzen,
auf weißen Wolken lichtwärts schweben;
lasse von himmlischen Romanzen,
mich weit in ferne Himmel heben.

Verbinde mich im Reigen mit der Zeit
und flieg mit Engeln durch die Sonnenpforte,
im Tanz verbunden, schwebe ich so weit,
der Wind trägt mich bis an die fernsten Orte.

Und meine Seele hebt sich in die Lüfte,
vermählt sich mit den warmen Sommerwinden,
trägt mich in höchste Höh‘n und über tiefste Klüfte,
wird den verborgnen Weg zu Dir nach Hause finden.

Welke Tage

Copyright: olegdudko

Tage, welche welk geworden,
fallen in den Schoß der Zeit,
sind wie Staub,
gehn geistverloren
in die Schicht der Fruchtbarkeit.

Alter Weg vergang’ner Fährten,
Schichten, die wie Jahresringe
alter Bäume Auskunft geben,
sind der Boden aller Dinge.

Schoß, aus dem die Leben kamen,
werden, wachsen und vergehen.
Wiederkehren ist ein „Amen“,
lässt das Ur-Bild auferstehen.

Liebe im Herzen

Echo der Liebe in Herzen erwecken,
Seelenverwandte in Fremden entdecken.

Glockengeläute im Gedächtnis tragen,
wie Klänge an hohen Feiertagen.

Des Lebens Wunder staunend enthüllen,
und sehen die Einmaligkeit im Stillen.

Unter Alltagsmüll Poesie entdecken,
die Schönheit nicht alltäglicher Ecken.

Das Wort ‚von oben‘ offen empfangen,
emphatisch dafür die ‚Schirme‘ aufspannen,

Lügen hinter der Wahrheit erkennen,
schützend, von List und Falschheit trennen.

Wenn störende Kräfte Spiel mit uns treiben,
ihren Geist vertreibend, gelassen bleiben.

Liebe – der Welt Erkenntnis und Licht!
Erleuchtetes Wort, aus dem Weisheit spricht.

Gottesfrieden

Foto: Gisela Seidel

Tausend Zweige eines Baumes,
der sich hoch zum Himmel streckt,
um das Licht des Lebens einzufangen,
gleichen Blutgefäßen, Nervenbahnen,
die vom Geist verkörpert, Energie empfangen.

Seelen, die im Lichte reifen,
werden wie die Bäume blühen wollen.

Stürme überleben, Ungewittern trotzen
unter dunklen Wolken,
ist des Lebens Los auf Erden,

sich zu wandeln in die Energie des Ursprungs,
mitzufühlen Gottesfrieden unter Bäumen.

Dornenlose Rosen

Helmut Skarbina (1888 – 1945)

Engel der Weihnacht,
lassen Harmonie vom lichten Himmel rieseln,
mit Schneeglanz in den weißen Flügeln.

Aus unbekanntem Land der Leidenslosen
weben sie Rosen ins Erdenkleid,
so mancher Dorn wird Menschen Leid.

Doch jedes Leid schwingt höher, reiner –
im Weltendunkel sehn sie’s nicht,
und wo der Mond die Schatten flicht,
sind sie längst dazu ausersehen,
einmal im Blütenschmuck zu gehen.

Die Güte Gottes schenkt am jüngsten Tag
ein dornenloses Kleid zurück,
dem Leid entwachs’ne Himmelsrosen
gehoben in das Land der Leidenslosen.

Lied des Kindes

Es war noch klein.
Ein Kindlein, das allein den Weg nicht fand.
Es lief im Traum entlang an Dorf und Feld,
während es fern von aller Welt
ein Liedchen sang.

Es suchte einen Ort,
der Heimat war, wo man es kannte,
gütig es rief und es mit Namen nannte,
wo es geborgen und in Gottes Hand
am Abend schlief.

Die kleine Melodie
sang es in sich hinein, damit die Angst verflog,
und als es um des Weges Ecke bog,
da war ein Feuer angefacht,
wohl in der Nacht.

Es knisterte und loderte hinauf.
Staunend stand das Kind, schwieg und schaute.
Dort flackerte, als schon der Morgen graute,
die lichtumhüllte, engelhafte Kraft,
von Gott gebracht.

Es war das Licht der Welt
tief ihm im Kindersinn. Die Sehnsucht blieb, der Traum, er ging.
Als tausend Lichter brannten an des Baumes Pracht,
ein andrer sang fortan das Lied
der stillen Nacht.

Klänge von Zuhause

Bild von Rainer Maiores auf Pixabay

Vernimmst Du den heimlichen Klang?

Lausche in Dich hinein:
Wahrhaftig ein Künstler zu sein,
heißt, den heimlichen Klang zu ergründen,
Seele und Geist im Eins-Sein verbinden.

ER wird die Stille durchbrechen,
wird Dir singen und leis zu Dir sprechen,
fortnehmen, die Dinge, die Dich quälen,
Deine Beharrlichkeit wird er stählen.
.
Wirst Dich an den Ursprung zwanglos binden,
gemeinsame Wurzeln wiederfinden,
den fremden Lauten der Welt nachspüren,
um die falschen Akkorde zur Lösung zu führen.

Bis Du selbst der Klang bist, den viele vernehmen,
die sich nach höherer Einsicht sehnen.
Fühle die Disharmonie der Welt. Gib ihr neue Prägung.
Bringe sie geistig zu neuer Erhebung.