Edmund Blair Leighton (1852-1922) – The Unknown Land
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
und während Tage und Jahre verstreichen,
werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
da blüht nichts mehr.
Alle Würfel, die gefallen,
zeigen Niedergang und Sieg.
Ledern wird der Becher knallen,
wenn ein Holz darunter liegt.
Hand um Hand, den Wurf erringend,
kommt die Zufallszahl ans Licht.
Prasselnd klingt es und gelingend,
wenn sie durch die Reihen bricht.
Wie die Sieger triumphieren!
Schreien auf, wenn er vollbracht,
und im Wirtshaus jubilieren
feiernd sie die ganze Nacht.
Als in frühen Morgenstunden
Alkohol und Börsen leer,
ist das Grölen längst verschwunden,
denn die Augen wurden schwer.
Morgengrauen legt den Schatten
des Vergessens an den Tag,
man verkriecht sich, wie die Ratten,
in den häuslichen Verschlag.
Nur der Schlaf entspannt die Glieder,
zugedeckt mit Einsamkeit.
Beim Erwachen treibt sie wieder
hin zum Würfelspiel im Leid.
Die Begeisterung des Handels
in der Spielart ihres Treibens,
lässt so manchen Lebenswandel
in die Not der Armut gleiten.
Jede Einsamkeit ist Sehnen
nach der Liebe, nach dem Licht.
Es vergehen Leid und Grämen -
Spielerei vertreibt sie nicht.
Heilen wird ein leises Rufen,
tief in deiner Einsamkeit.
Folge ihm auf ew’gen Stufen,
hin zum Ort der Ewigkeit.
Ouroboros – Schlange/Drache, der sich in den Schwanz beißt
Die Welt ist nur ein wahr gewordener Traum.
Vom ewigen Geist durch Sinn und Wort gemacht,
durchbrach sein Segen einstens Zeit und Raum,
als unsere Erde noch in Wehen lag.
Für Menschen wurde neu gesetzt ein Ziel -
das Land vor unserer Zeit, es musste gehn,
für das, was durch die Himmelsmächte fiel,
gelang der Ausgleich, neu und wunderschön.
Erschaffen, aus des Schöpfers Energien -
sie fließen in den Menschen, wie das Blut;
erzeugte Leben – wir sind mittendrin,
der Hochmut nennt es nur „Kosmologie“.
Aus Morgen wird Gestern – Evolution im Geist.
Das Leben läuft im selbstverzehrenden Ring,
wie eine Schlange, die sich in das Ende beißt –
das Ende birgt sogleich den Neubeginn.
Das Licht dringt ins Zimmer - der Tag ist erwacht,
das Dunkel vergeht mit der endenden Nacht.
Bewegt, wie der Vorhang in strömender Luft,
versinkt der Raum im erfrischenden Duft;
der Vögel Stimmen zaubern Frohsinn und Klang -
ein zu Herzen gehender Morgengesang.
In der Kühle im Raum und vergehender Zeit,
Empfindungen von Unendlichkeit.
Die Traumwelt verdrängt durch Bilder und Licht,
die Welt erwachte in neuem Gesicht,
erfüllt mit nicht endenden Farben und Klängen,
im eindrucksvoll strebenden Vorwärtsdrängen,
als wenn die Strahlen aus Sonnenhänden,
den Morgen in bunte Kränze bänden.
Aus Wasser entstandene Schöpfung der Erde,
wie aus Tiefen des Ur-Grunds gehoben,
Milliarden Wesen – ein gewaltiges „Werde!“,
wo die Farben des Andersseins wohnen.
Blaues Band unserer Welt, wie ein Zelt gespannt -
atmosphärisch, balsamischer Hauch.
Wie ein Dunst des Nichts über Wasser und Land,
der erneuert, was durchlebt und verbraucht.
Weltbewusstsein, Energien – ein erhabenes Werk,
einzigartig in Schönheit und Pracht;
wer A und O des göttlichen Bildes bemerkt,
sieht ein Geschenk, das demütig macht.
Wie die Wellen des Meeres kommen und gehen,
wandeln wir durch die Materie ein Stück.
Der Schleifstein des Geistes bleibt niemals stehen -
wir geh‘n einst im Brillantschliff zurück.
Die alten Steine, sie sind längst zerfallen,
Ruinen bleiben – Zeugen ferner Zeit,
und in den teils versunk’nen Säulenhallen
durchbraust der Wind die graue Brüchigkeit.
Wie gierig nimmt der Mensch die Opfergaben,
und jede Mumie wird der Neugier präsentiert.
Die Totenruhe derer trug man längst zu Grabe,
der Ahnenfriedhof ist geleert, eliminiert.
Die Sphinx, die einst das Tal bewachte,
sah all‘ das Leben und das Sterben hier.
Gesichtslos steht sie da – die Zeit, sie brachte
Zerstörung nur, besitzen wollen,Gier.
Franz Edmund Rohrbeck (1852-1919)
So viele Menschen sind des Weg’s gegangen,
erfühlten nicht die Geister der Epochen,
als Zaubersprüche diesen Ort verbannten
und dunkle Ängste durch die Räume krochen.
Des Erdendaseins abgelöste Schatten
verweilen immer noch in den Palästen,
sie tanzen nächtelang auf den Rabatten,
die Totenvögel rufen laut zu ihren Festen.
Die Ewiglichen der vergang’nen Zeiten
begeistern noch mit ihrer Kraft;
das Wissen schafft den alten Eingeweihten
manch’ unsichtbare dunkle Macht.
Auf der Wanderschaft – Jørgen Roed, dänischer Maler (1808-1888)
Wenn du jung bist, gehst du Wege,
die sich teilen, immerzu,
als wenn dich das Schicksal träge
hin zu deiner Seelenruh.
Suchst den richtigen Pfad zu finden,
doch der scheint dir nicht in Sicht;
deine eigene Welt zu gründen,
ist ein schattenhaftes Licht.
Von den ausgetretenen Wegen
gehst du fort, befreit zu sein;
fühlst dich Alten überlegen,
Neues lockt mit hellem Schein.
Doch je näher du dich tastest,
Fuß für Fuß dem neuen Ziel,
rückt es weiter fort und lastet
auf dir wie ein böses Spiel.
Leben ist nicht leicht zu tragen,
falsche Wege lockten einst,
musst mit Bitterkeit erfahren,
dass du manchen Schritt beweinst.
Denn nur ein Impuls von vielen
bringt dir das erhoffte Glück;
liegt fernab von allen Zielen,
treibt dich vorwärts, Stück für Stück.
Dein Gefühl lässt es dich spüren,
auch auf ungebahnten Wegen,
die verwirren und die irren,
gehst du immer IHM entgegen.
Zu den Gestaden ferner Ufer
treibt mich mein Kahn auf säuselnder Flut;
er folgt den unsichtbaren Rufern,
geleitet vom Lotsen, sicher und gut.
Meer, durch dein brandendes Schweben
fließt mein Herz zu jenem Strand,
dessen Ort mir Heimat war, doch im Leben
nie erreicht und unbekannt.
Schiff fahr‘ weiter noch ein Weilchen,
muss noch Erdenfracht bewahren!
Lass‘ mich achten Deine Zeichen,
führ‘ mich sicher durch Gefahren.
Wo die Friedenstauben fliegen,
ist mein ruhiger Seelenhafen;
wie ein Treibgut angetrieben,
will ich einst zu Hause schlafen.
Wie durch eine Fontäne der Zeit,
machte das Licht den Weg uns bereit,
rinnen die Geister der Leben dahin,
in vielen Gestalten, seit Anbeginn.
In den dunklen Schollen der Erde
sind verwoben, das Sein und Werde;
es bietet den Boden für neues Leben,
dem alten folgend, dem Schicksal ergeben.
Nach Gottes Geheiß wachsen und werden,
das ist der höhere Sinn auf Erden.
Die eigene Hülle mit Weitsicht ertragen,
IHM danken, an guten und schlechten Tagen.
DU bist DER EINE in allen Gestalten,
DEIN Lebensfunke ist in jeder erhalten,
ob klein oder groß, ob in Mensch oder Tier,
in der Pflanzenwelt – DU bist in allen hier.
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.