Ich bin der Hirsch und du das Reh, Der Vogel du und ich der Baum, Die Sonne du und ich der Schnee, Du bist der Tag und ich der Traum.
Nachts aus meinem schlafenden Mund Fliegt ein Goldvogel zu dir, Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt, Der singt dir das Lied von der Liebe, Der singt dir das Lied von mir.
Anmerkung von Hermann Hesse (1877-1962): „Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.“
Komposition, Arrangement und Produktion: Schönherz & Fleer – Hesse Projekt- / Rezitation: Ben Becker
Es gibt so wunderweiße Nächte, drin alle Dinge Silber sind. Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Demantstaube bestreut, erscheinen Flur und Flut, und in die Herzen, traumgemut, steigt ein kapellenloser Glaube, der leise seine Wunder tut.
Einsam tret ich auf den Weg, den leeren, der durch Nebel leise schimmernd bricht; seh die Leere still mit Gott verkehren und wie jeder Stern mit Sternen spricht.
Feierliches Wunder: hingeruhte Erde in der Himmel Herrlichkeit… Ach, warum ist mir so schwer zumute? Was erwart ich denn? Was tut mir leid?
Nichts hab ich vom Leben zu verlangen und Vergangenes bereu ich nicht: Freiheit soll und Friede mich umfangen im Vergessen, das der Schlaf verspricht.
Aber nicht der kalte Schlaf im Grabe. Schlafen möcht ich so jahrhundertlang, dass ich alle Kräfte in mir habe und in ruhiger Brust des Atems Gang.
Dass mir Tag und Nacht die süße, kühne Stimme sänge, die aus Liebe steigt, und ich wüsste, wie die immergrüne Eiche flüstert, düster hergeneigt.
White are the far-off plains, and white The fading forests grow; The wind dies out along the height And denser still the snow, A gathering weight on roof and tree Falls down scarce audibly.
The road before me smooths and fills Apace, and all about The fences dwindle, and the hills Are blotted slowly out; The naked trees loom spectrally Into the dim white sky.
The meadows and far-sheeted streams Lie still without a sound; Like some soft minister of dreams The snow-fall hoods me round; In wood and water, earth and air, A silence everywhere.
Save when at lonely intervals Some farmer’s sleigh, urged on, With rustling runner and sharp bells, Swings by me and is gone; Or from the empty waste I hear A sound remote and clear;
The barking of a dog, or call To cattle, sharply pealed, Borne, echoing from some wayside stall Or barnyard far afield;
Then all is silent and the snow falls Settling soft and slow The evening deepens and the grey Folds closer earth and sky The world seems shrouded, far away.
Its noises sleep, and I as secret as Yon buried stream plod dumbly on and dream…
Übersetzung:
Schnee
Weiß sind die fernen Ebenen, und weiß wachsen die schwindenden Wälder; Der Wind stirbt auf der Höhe aus Und dichter noch der Schnee, Der sich auf Dach und Baum legt Fällt kaum hörbar herab.
Die Straße vor mir glättet und füllt sich Und rundherum Die Zäune schwinden, und die Hügel Werden langsam ausgelöscht; Die nackten Bäume ragen gespenstisch In den trüben weißen Himmel.
Die Wiesen und die weitgespannten Bäche liegen still ohne ein Geräusch; Wie ein sanfter Minister der Träume Umhüllt mich der Schneefall; In Wald und Wasser, Erde und Luft, Stille überall.
Außer wenn in einsamen Abständen Ein Bauernschlitten, der vorwärts drängt, Mit raschelnden Kufen und scharfen Glocken, An mir vorbeischaukelt und wieder weg ist; Oder aus der leeren Wüste höre ich Ein Geräusch fern und klar;
Das Bellen eines Hundes, oder der Ruf Der Ruf des Viehs, scharf geläutet, Der von einem Stall am Wegesrand widerhallt oder von einem weit entfernten Stall;
Dann ist alles still und der Schnee fällt Langsam und leise fällt er Der Abend wird tiefer und das Grau Faltet näher Erde und Himmel Die Welt scheint verhüllt, weit weg.
Ihre Geräusche schlafen, und ich, heimlich, wie ein begrabener Bach, tappe stumm weiter und träume…
Die Winterstürme durchdringen die Welt mit wütender Macht. – Da sinkt auf schneeigen Schwingen die tannenduftende Nacht…
Da schwebt beim Scheine der Kerzen ganz leis nur, kaum, daß du’s meinst, durch arme irrende Herzen der Glaube – ganz so wie einst… Da schimmern im Auge Tränen, du fliehst die Freude – und weinst, der Kindheit gedenkst du mit Sehnen, oh, wär es noch so wie einst!…
Du weinst!… die Glocken erklingen – es sinkt in festlicher Pracht herab auf schneeigen Schwingen die tannenduftende Nacht.
Erinnerungen verblassen und des Tages Ruhm vergeht. Die Spuren, die wir heute zieh’n sind morgen schon verweht. Doch in uns ist die Sehnsucht, dass etwas von uns bleibt, ein Fußabdruck am Ufer, eh‘ der Strom uns weitertreibt.
Nur ein Graffiti, das sich von der grauen Wand abhebt, so wie ein Schrei, der sagen will: Schaut her, ich hab gelebt! So nehm ich, was an Mut mir bleibt, und in der Dunkelheit sprühe ich das Wort „Hoffnung“ auf die Mauern meiner Zeit.
Die Herzen sind verschlossen, die Blicke leer und kalt, Brüderlichkeit kapituliert vor Zwietracht und Gewalt, und da ist so viel Not und Elend gleich vor uns’rer Tür, und wenn wir ein Kind lächeln seh’n, so weinen zehn dafür.
Der Himmel hat sich abgewandt, die Zuversicht versiegt. Manchmal ist’s, als ob alle Last auf meinen Schultern liegt. Doch tief aus meiner Ohnmacht und meiner Traurigkeit sprühe ich das Wort „Hoffnung“ auf die Mauern meiner Zeit.
Um uns regiert der Wahnsinn und um uns steigt die Flut. Die Welt geht aus den Fugen, und ich rede noch von Mut. Wir irren in der Finsternis und doch ist da ein Licht, ein Widerschein von Menschlichkeit – ich überseh‘ ihn nicht.
Und wenn auf meinem Stein sich vielleicht das Unkraut wiegt im Wind, die Worte „Ewig unvergessen“ überwuchert sind, bleibt zwischen den Parolen von Hass und Bitterkeit vielleicht auch das Wort „Hoffnung“ auf den Mauern jener Zeit, bleibt zwischen den Parolen von Haß und Bitterkeit vielleicht auch das Wort „Hoffnung“ auf den Mauern jener Zeit.
Quelle: Musixmatch Songwriter: Reinhard Mey
Englische Übersetzung:
Memories fade and the glory of the day fades. The traces we leave today Are tomorrow already blown away. But in us is the longing, that something of us remains, A footprint on the shore before the current carries us on.
Just a graffiti that stands out against the gray wall, like a scream that wants to say: Look, I lived! So I take what courage I have left, and in the darkness I spray the word „hope“ on the walls of my time.
The hearts are closed, gazes empty and cold, brotherhood capitulates before discord and violence, and there is so much need and misery just outside our door, and when we see one child smile, ten weep for it.
Heaven has turned away, And all hope is gone. Sometimes it’s as if all the weight is on my shoulders. But deep from my helplessness and my sadness I spray the word „hope“ on the walls of my time.
Madness reigns around us and around us the tide is rising. The world is coming apart at the seams, and I still speak of courage. We wander in the darkness and yet there is a light, a reflection of humanity – I do not overlook it.
And if on my stone perhaps the weeds sway in the wind, the words „Eternally unforgotten“ are overgrown, among the slogans of hatred and bitterness perhaps the word „Hope“ also remains on the walls of that time, between the slogans of hatred and bitterness perhaps also the word „hope“ remains on the walls of that time.
Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin – bereit, und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit.
Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Ich gehe schweigend durch das fremde Land. Vom Brot der Sprache blieben nur die Brocken, die ich verstreut in meinen Taschen fand.
Verstummt sind sie, die mütterlichen Laute, die staunend ich von ihren Lippen las, Milch, Baum und Bach, die Katze, die miaute, Mond und Gestirn, das Einmaleins der Nacht.
Es hat der Wald noch nie so fremd gerochen. Kein Märchen ruft mich, keine gute Fee. Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Bald hüllt Vergessenheit mich ein wie Schnee.
Man schmeckt den Herbst, er schmeckt nach Haselnüssen, nach Pflaumenkuchen und nach Apfelküssen, nach Butterbirnen und Erinnerungen, den – selbst im Alter unzerstörbar jungen.
Man riecht den Herbst, er riecht nach letzten Rosen, nach bunten Astern und nach Herbstzeitlosen, nach Rauch und Feuer auf Kartoffelfeldern, nach Pilzen, selbst gesucht in Heimatwäldern.
Man sieht den Herbst, er prangt in allen Tönen und will mit Früchten Mensch und Tier verwöhnen, man hört sein Lied und spürt die festen Bande, die man als Kind geknüpft zum Heimatlande.
Otto Daschowski
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.