Trüber Herbsttag

John Atkinson Grimshaw (1836-1893)

Die Zeit scheint inhaltslos und schwer,
ein Vakuum, dem Energie entzogen;
von Regenstunden vollgesogen,
sind Häuser sichtlich nebelleer.

Vereinzelt gehen schnelle Schritte
vorüber an beschlag’nen Scheiben,
verlaufen sich im Klang der Tritte,
um sich dem Grauton einzureihen.

Ein dumpfes Dämmern fließt durch Adern,
Melancholie zieht an den Schwachen.
Vom Fluss des Herzens rinnt ein Hadern,
dem Schlafen näher als dem Wachen.

Voll Schweigen geht des Jahres Gang,
nach kleinen Schritten bleibt es stehen.
Von ferne lässt geweihter Sang
vom erdentrückten Land sich wehen.

So altvertraut klingt diese Melodie,
die sich vor Zeiten an die Welt verlor.
Ich war noch niemals dort, doch lieb ich sie.
Die Welt ist hier und mein Zuhause dort!

Winter will es werden

Carl-Ludwig Fahrbach (1835-1902) – Spätherbst

Dunkel wird’s schon frühe,
Sonne dringt mit Mühe,
durch den grauen Dunst.

Nebel wallen wieder,
Kälte lähmt die Glieder.
Schleierhafte Kunst!

Kalt ist es geworden,
und vom hohen Norden
ziehn die Winde ein.

Tanzen durch die Straßen,
singen in den Gassen,
säubern Feld und Stein.

Fegen durch die Schächte,
einsam sind die Nächte;
Seelen wachen müd.

Winter will es werden,
und der Herbst auf Erden,
singt sein Abschiedslied.

Dunkle Stunden

Caspar David Friedrich (1774-1840) – Strand mit Fischernetzen

Die Tage kurz, die Nächte lang.
Man könnte immer schlafen.

Die trägen Stunden ziehn sich dann,
wie’s Fischernetz im Hafen.

Geflickt und löchrig hängt es dort,
das graue Netzgewebe.

Manches hängt drin, oft ist es fort,
wie die Gedanken eben.

So quält man sich im Stundensinn
ganz langsam durch das Dunkel

und hofft bei Tages Anbeginn,
die Sonne wird bald funkeln.

Gedankennetze werf‘ ich aus,
mal dies, mal das zu fangen.

Doch leer ist‘s meistens. Ach, oh Graus,
im Kopfe bleibt nichts hangen!

Vergangenheit hat allen Drang
zu schreiben stets besessen.

Was wollt‘ ich nun, was treibt mich an?
Ich habe es vergessen.