Das Wetter ist recht gut geraten. Der Kirchturm träumt vom lieben Gott. Die Stadt riecht ganz und gar nach Braten und auch ein bisschen nach Kompott.
Am Sonntag darf man lange schlafen. Die Gassen sind so gut wie leer. Zwei alte Tanten, die sich trafen, bestreiten rüstig den Verkehr.
Sie führen wieder mal die alten Gespräche, denn das hält gesund. Die Fenster gähnen sanft und halten sich die Gardinen vor den Mund.
Der neue Herr Provisor lauert auf sein gestärktes Oberhemd. Er flucht, weil es so lange dauert. Man merkt daran: Er ist hier fremd.
Er will den Gottesdienst besuchen, denn das erheischt die Tradition. Die Stadt ist klein. Man soll nicht fluchen, Pauline bringt das Hemd ja schon!
Die Stunden machen kleine Schritte und heben ihre Füße kaum. Die Langeweile macht Visite. Die Tanten flüstern über Dritte. Und drüben, auf des Marktes Mitte, schnarcht leise der Kastanienbaum.
Ich lieb dich nicht, der frühe Traum zerrann durch Qual und Leidenschaft. Doch ist dein Bild im Seelenraum lebendig noch, doch ohne Kraft.
Längst andern Träumen folg’ ich schon. Vergessen dich, hab’s nicht vermocht. – Ein Dom verlassen – bleibt ein Dom, ein Götze, der gestürzt, bleibt Gott.
andere Übersetzung aus dem Russischen von Hans Baumann:
Wir trennten uns. Dein Bild blieb klar und unversehrt in mir zurück. Umglänzt von dem, was einmal war, erhellt es mir das Herz und Glück.
Viel reißt der Leidenschaften Strom dahin. Dein Bild hat er verschont. Der Dom, verlassen, ist noch Dom, Der Gott noch Gott, wenn auch entthront.
von Rainer Maria Rilke (1875-1926) Interpret: Ben Becker
Text:
Ich will leise Träume träumen Und mit ihrem Glanz wie mit Ranken meine Stube schmücken zum Empfang Ich will den Segen Deiner Hände auf meinen Händen und meinem Haar in meine Nacht mitnehmen Ich will nicht zu den Menschen reden Damit ich den Nachklang Deiner Worte (der wie ein Schmelz über den meinen zittert und ihren Klang reich macht) Nicht verschwende und ich will nach der Abendsonne in kein Licht mehr sehen Um am Feuer Deiner Augen tausend leise Opfer zu entzünden… Ich will aufgehen in Dir Wie das Kindergebet im lauten jauchzenden Morgen Wie die Rakete bei den einsamsten Sternen Ich will Du sein
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin, auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet. Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich. So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich. So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern, steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit. Wie Korngarben sammelt sie dich um sich. Sie drischt dich, um dich nackt zu machen. Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien. Sie mahlt dich, bis du weiß bist. Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist; Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer, damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl. All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die Geheimnisse deines Herzens kennen lernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst…
Die Stirn bekränzt mit roten Berberitzen steht nun der Herbst am Stoppelfeld, in klarer Luft die weißen Fäden blitzen, in Gold und Purpur glüht die Welt.
Ich seh hinaus und hör den Herbstwind sausen, vor meinem Fenster nickt der wilde Wein, von fernen Ostseewellen kommt ein Brausen und singt die letzten Rosen ein.
Ein reifer roter Apfel fällt zur Erde, ein später Falter sich darüber wiegt — ich fühle, wie ich still und ruhig werde, und dieses Jahres Gram verfliegt.
Die weite Welt ist nun zur Ruh’ Das Mondlicht kommt verstohlen und küsst die müden Augen zu. Schatten kommen, so kommst auch Du schwebend auf leichten Sohlen.
Noch fühl ich das Beben in deiner Hand, als wir im Sommer schieden. Der Winter kam und der Winter schwand; ich wand’re im fernen, fremden Land und finde nimmer den Frieden.
Wie seh’ ich dein Auge leuchtend klar und Tränen darin stehen! Ich weiß nicht, wie es geschehen war, das aber weiß ich immerdar, dass Leides uns geschehen.
Die ganze Seele füllt’ ich dir aus, Wärest du jetzt mein eigen; Doch du schlummerst fern im grünen Haus, Nachtfalter flattern herein, heraus, Und im Garten wandelt das Schweigen.
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