Kleine Stadt am Sonntagmorgen

Bild von Peggy Choucair auf Pixabay

Das Wetter ist recht gut geraten.
Der Kirchturm träumt vom lieben Gott.
Die Stadt riecht ganz und gar nach Braten
und auch ein bisschen nach Kompott.

Am Sonntag darf man lange schlafen.
Die Gassen sind so gut wie leer.
Zwei alte Tanten, die sich trafen,
bestreiten rüstig den Verkehr.

Sie führen wieder mal die alten
Gespräche, denn das hält gesund.
Die Fenster gähnen sanft und halten
sich die Gardinen vor den Mund.

Der neue Herr Provisor lauert
auf sein gestärktes Oberhemd.
Er flucht, weil es so lange dauert.
Man merkt daran: Er ist hier fremd.

Er will den Gottesdienst besuchen,
denn das erheischt die Tradition.
Die Stadt ist klein. Man soll nicht fluchen,
Pauline bringt das Hemd ja schon!

Die Stunden machen kleine Schritte
und heben ihre Füße kaum.
Die Langeweile macht Visite.
Die Tanten flüstern über Dritte.
Und drüben, auf des Marktes Mitte,
schnarcht leise der Kastanienbaum.

Erich Kästner (1899-1974)

Der Dom

(1831)

Caspar David Friedrich (1774-1840) – Der Träumer

Ich lieb dich nicht,
der frühe Traum zerrann
durch Qual und Leidenschaft.
Doch ist dein Bild im Seelenraum lebendig noch,
doch ohne Kraft.

Längst andern Träumen folg’ ich schon.
Vergessen dich, hab’s nicht vermocht. –
Ein Dom verlassen – bleibt ein Dom,
ein Götze, der gestürzt, bleibt Gott.

andere Übersetzung aus dem Russischen von Hans Baumann:

Wir trennten uns. Dein Bild blieb klar
und unversehrt in mir zurück.
Umglänzt von dem, was einmal war,
erhellt es mir das Herz und Glück.

Viel reißt der Leidenschaften Strom
dahin. Dein Bild hat er verschont.
Der Dom, verlassen, ist noch Dom,
Der Gott noch Gott, wenn auch entthront.

Maler unbekannt

Michail Jurjewitsch Lermontow (1814-1841)

Der schöne Sommer

Otto Pippel (1868-1960)

Der schöne Sommer ging von hinnen,
der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
so manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
mit kunstgeübtem Hinterbein
ganz allerliebste Elfenschleier
als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
dem Winde sie zum leichten Spiel,
die ziehen sanft dahin und schweben
ans unbewusst bestimmte Ziel.

Wilhelm Busch (1832-1908)

Ich will du sein

von Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Interpret: Ben Becker

Text:

Ich will leise Träume träumen
Und mit ihrem Glanz wie mit Ranken meine Stube schmücken zum Empfang
Ich will den Segen Deiner Hände auf meinen Händen und meinem Haar in meine Nacht mitnehmen
Ich will nicht zu den Menschen reden
Damit ich den Nachklang Deiner Worte
(der wie ein Schmelz über den meinen zittert und ihren Klang reich macht)
Nicht verschwende und ich will nach der Abendsonne in kein Licht mehr sehen
Um am Feuer Deiner Augen tausend leise Opfer zu entzünden…
Ich will aufgehen in Dir
Wie das Kindergebet im lauten jauchzenden Morgen
Wie die Rakete bei den einsamsten Sternen
Ich will Du sein

Wenn die Liebe dir winkt…

Caspar David Friedrich 1774-1840 – Das Liebespaar

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennen lernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst…

Khalil Gibran (* 6. Januar 1883 als Gibrān Khalīl Gibrān bin Mikhā’īl bin Sa’ad arabisch جبران خليل جبران, DMG Ǧibrān Ḫalīl Ǧibrān in Bischarri, Osmanisches Reich, heute Libanon; † 10. April 1931 in New York

These are the days of my life – Queen

Manchmal fühle ich mich
Sometimes I get to feelin‘

Ich war zurück in der alten Zeit, lange her
I was back in the old days, long ago

Als wir Kinder waren, als wir jung waren
When we were kids, when we were young

Die Dinge schienen so perfekt zu sein, weißt du?
Things seemed so perfect, you know?

Die Tage waren endlos, wir waren verrückt, wir waren jung
The days were endless, we were crazy, we were young

Die Sonne schien immer, wir lebten nur zum Spaß
The sun was always shinin‘, we just lived for fun

Manchmal scheint es in letzter Zeit so, als ob ich es einfach nicht weiß
Sometimes it seems like lately, I just don’t know

Der Rest meines Lebens war nur eine Show
The rest of my life’s been, just a show

Das sind die Tage unseres Lebens
Those are the days of our lives

Die schlechten Dinge im Leben waren so wenige
The bad things in life were so few

Diese Zeiten sind jetzt alle vorbei, aber eines ist wahr
Those days are all gone now but one thing is true

Wenn ich schaue und finde, liebe ich dich immer noch
When I look and I find I still love you

Sie können die Uhr nicht zurückdrehen, Sie können das Blatt nicht zurückdrehen
You can’t turn back the clock, you can’t turn back the tide

Ist das nicht eine Schande?
Ain’t that a shame?

Oh, ich würde gerne einmal eine Achterbahnfahrt machen
Ooh, I’d like to go back one time on a roller coaster ride

Als das Leben nur ein Spiel war
When life was just a game

Es nützt nichts, zu sitzen und darüber nachzudenken, was du getan hast
No use in sitting and thinkin‘ on what you did

Wenn Sie sich zurücklehnen und es durch Ihre Kinder genießen können
When you can lay back and enjoy it through your kids

Manchmal scheint es in letzter Zeit so, als ob ich es einfach nicht weiß
Sometimes it seems like lately, I just don’t know

Lehnen Sie sich besser zurück und gehen Sie mit dem Fluss
Better sit back and go, with the flow

Das sind die Tage unseres Lebens
These are the days of our lives

Sie sind in der Schnelligkeit der Zeit geflogen
They’ve flown in the swiftness of time

Diese Tage sind jetzt alle vorbei, aber einige Dinge bleiben
These days are all gone now but some things remain

Wenn ich schaue und finde, keine Veränderung
When I look and I find, no change

Das waren die Tage unseres Lebens, ja
Those were the days of our lives, yeah

Die schlechten Dinge im Leben waren so wenige
The bad things in life were so few

Diese Zeiten sind jetzt alle vorbei, aber eines ist immer noch wahr
Those days are all gone now but one thing’s still true

Wenn ich schaue und finde, liebe ich dich immer noch
When I look and I find, I still love you

Ich liebe dich immer noch
I still love you


Quelle: LyricFind
Songwriter: Brian May / Freddie Mercury / John Deacon / Roger Taylor
Songtext von These Are the Days of Our Lives © Sony/ATV Music Publishing LLC

Herbst

Hans Andersen Brendekilde 1857-1942

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Aus: Das Buch der Bilder 1906, Axel Junker Verlag

Rainer Maria Rilke 1875-1926

My life has been saved – Queen

Hier sind wir heute
This is where we are today

Menschen gehen getrennte Wege
People going separate ways

So sind die Dinge jetzt
This is the way things are now

In Unordnung
In disarray

Ich habe es in den Zeitungen gelesen
I read it in the papers

Auf jeder Seite ist der Tod
There’s death on every page

Oh Herr, ich danke dem Herrn oben
Oh Lord, I thank the Lord above

Mein Leben wurde gerettet, eaah eah
My life has been saved, eaah eah
Auf geht’s
Here we go

Lügen erzählen
Tellin‘ lies

Hier gehen wir – hier gehen wir
Here we go – here we go

Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben
We’re right back where we started from

Menschen gehen getrennte Wege
People going separate ways

So sind die Dinge jetzt
This is the way things are now

In Unordnung – hey
In disarray – hey

Ich habe es in den Zeitungen gelesen
I read it in the papers

Auf jeder Seite ist der Tod
There’s death on every page

Aah – oh Herr, ich danke dir von oben
Aah – oh Lord, I thank you from above

Mein Leben wurde gerettet
My life has been saved

Ooh ooh ooh ooh mein Leben
Ooh ooh ooh ooh my life

Mein Leben wurde gerettet
My life has been saved

Oh mein Leben
Ooh my life

Mein Leben wurde gerettet
My life has been saved


Quelle: LyricFind
Songwriter: Brian May / Freddie Mercury / John Deacon / Roger Taylor
Songtext von My Life Has Been Saved © Sony/ATV Music Publishing LLC

Frühherbst

Christian Johann Kroner 1838-1911 – Frühherbst

Die Stirn bekränzt mit roten Berberitzen
steht nun der Herbst am Stoppelfeld,
in klarer Luft die weißen Fäden blitzen,
in Gold und Purpur glüht die Welt.

Ich seh hinaus und hör den Herbstwind sausen,
vor meinem Fenster nickt der wilde Wein,
von fernen Ostseewellen kommt ein Brausen
und singt die letzten Rosen ein.

Ein reifer roter Apfel fällt zur Erde,
ein später Falter sich darüber wiegt —
ich fühle, wie ich still und ruhig werde,
und dieses Jahres Gram verfliegt.

Agnes Miegel (1879 – 1964)

Zur Ruhe

Die weite Welt ist nun zur Ruh’
Das Mondlicht kommt verstohlen
und küsst die müden Augen zu.
Schatten kommen, so kommst auch Du
schwebend auf leichten Sohlen.

Noch fühl ich das Beben in deiner Hand,
als wir im Sommer schieden.
Der Winter kam und der Winter schwand;
ich wand’re im fernen, fremden Land
und finde nimmer den Frieden.

Wie seh’ ich dein Auge leuchtend klar
und Tränen darin stehen!
Ich weiß nicht, wie es geschehen war,
das aber weiß ich immerdar,
dass Leides uns geschehen.

Die ganze Seele füllt’ ich dir aus,
Wärest du jetzt mein eigen;
Doch du schlummerst fern im grünen Haus,
Nachtfalter flattern herein, heraus,
Und im Garten wandelt das Schweigen.