Die Tür‘ fällt leis‘ ins Schloss!
Du musst verlassen deines Wirkens Stätte.
So, wie ein langer Regen sich ergoss
und dann versickert tief im Erdenbette,
so flossen deine Tage voller Schaffen,
doch langsam wich die Kraft aus deinen Zellen,
vorbei der Ansporn, das Zusammenraffen,
der Zahn der Zeit, er nagt an allen Stellen.
Ein letzter Blick fällt auf das Altvertraute,
ein tiefer Seufzer den Erinnerungen.
Der mit Elan einst Zukunftsschlösser baute,
ist ohne Ziele, hoffnungslos durchdrungen.
Die Wehmut lenkt die Schwere deiner Schritte,
nichts hält dich, niemand der dein Dasein wandelt;
was du einst liebtest und dich hielt in deiner Mitte,
ist doch längst fort, vorbei und abgehandelt.
Hältst Zwiegespräche mit den Unsichtbaren,
die schon vor langer Zeit die Welt verließen.
Hilflosigkeit wächst mit den täglichen Gefahren
und tückisch scheint der Weg unter den Füßen.
So gehst du hin in eine Heimstatt, die man wählte,
und überschaubar werden deine letzten Jahre.
Am Ort, wo die Vergessenheits-Gequälten
vergessen werden, steht bereits die Bahre.
Wenn Menschenhände dich längst losgelassen,
du mit Erinnerungen nur im Damals lebst,
bleibt dir nur Gott – er wird dich nicht verlassen,
wenn du auf deine letzte Reise gehst.
Ich rufe euren Namen… LAUT!
Ihr hört mich nicht – seid fort, so weit.
Kein Wort dringt in die Einsamkeit hinein.
In meinem Raum der Stille steht die Zeit!
Nur Eines drängt sich in mein Herz, das Wort: ALLEIN.
Wo sonst ein Weitergehen, steht ein Nichts im Raum.
Es treibt ein Vakuum mir in die Sinne ein
und legt sich dunkel mir in jeden Traum.
Die Ströme der Gedanken stehen still,
um mich die laute Flut des welken Tags.
Wo monoton die Zeit nur stehen will,
das Müssen endlos an der Seele nagt,
dringt Schwere in die Langsamkeit der Zeit,
wird jeder Augenblick zur Fantasie,
bereitet ihm den Hauch von Ewigkeit;
der Tag scheint endlos – irgendwie.
Als ich klein war und durch Wiesen ging,
waren sie lebendig, blütenbunt,
wie ein großer Schatz, an dem das Auge hing;
nur die schönsten Blumen pflückte ich zum Bund.
Schenkte sie der Mutter, strahlend froh,
und mein Herz war wie die Wiese voll und rein.
Mein Vertrauen stand in Flammen, lichterloh,
wie ein brennend‘ Haus stürzte es ein.
Wiesenblumen waren nichts fürs Haus!
Machten ihr nicht Freude, nur Verdruss.
Alles, was ich schenkte, blieb ihr Graus,
malte Spitzwegs Bild als letzten Gruß.
Von der Mutter blieben harte Worte,
keine Liebe, statt Geborgenheit nur Hass.
Sie vertrieb mich von den liebsten Orten,
jeder and‘re war mir Hütte, kein Palast.
Fort gejagt aus meinem Elternhaus,
musste ich allein das Leben lernen.
Mich zu lieben, das war mir ein Graus.
Meine Eltern war’n wie ferne Sterne.
Gingen lang schon, so wie alle gingen.
Ihre Ruhestätten sind längst blütenleer.
Geh im Traum vorbei und hör mich singen:
"Wachse, Wiesenblumen-Meer!"
Wie zwei welk geword’ne Rosen,
schließen sich die müden Lider,
sind des Blickes trübe Sehnsuchtslose,
fühl‘n des Wirkens Abschluss in den Gliedern.
Sind verbraucht, ein winzig Licht in ihnen,
bis ihr letzter Lebenshauch verlischt;
schlafen hinter blassen Traumgardinen
wo ihr eigner Himmel Richtung ist.
Letzter Kampf streckt hin die Glieder,
gegenwärtig Abschied und Verzicht.
Ihrem Antlitz spielt ein Lächeln wider,
doch gelöst und geistlos ist der Blick.
Nebelgeister schweben durch die Räume,
ziehn wie graue Schleier durch die Schwere,
trennen sanft die Silberschnur der Träume,
füll‘n mit goldnem Licht die Grabesleere.
Da kann kein Frühling werden,
verkohlt sind Baum und Strauch,
Zerstörung herrscht auf Erden,
Wachstum vergeht im Rauch.
Es glüht kein Herz in Liebe,
die Blumen sind zertreten,
zerbrochen erste Triebe,
vor Gräbern schweigt das Beten.
Der Glockenton in Türmen -
sein Klingen ist vergangen,
in waffenreichen Stürmen
im Donnerhall gefangen.
Im Feuer der Gewehre,
wo die Kanonen glühen,
da beben Mensch und Erde,
die Hoffnung will nicht grünen.
Der Schatten dunkler Mächte
liegt über Brandruinen,
wie rußgeschwärzte Nächte
dem Ort der Wandlung dienen.
Von Golgatha genommen,
wo Leben nicht, nur Tod,
wird neues Strahlen kommen,
wahrhaftig, echt und gut!
Wie kann der Mensch verstehen?!
Die alten Formen fliehen,
ein Wandel muss entstehen,
die Schönheit aus Ruinen.
Durch Gas vergiftet –John Singer Sargent (1856-1925)
Zurückgeblickt auf ‚edle‘ Patriarchen, deren Knöpfe an Uniformen, wie Waffen glänzten, auf eine alte Welt, die Denkmäler bekränzte, von üblen Führern und Monarchen.
Die Uniform gibt Größe auch den Todgeweihten, formieren sie sich wieder hin zum Sieg. So nutzlos und so ‚mutig‘ wie in alten Zeiten, wollen sie Helden sein im Bruderkrieg.
Obwohl die ersten Vögel leise singen, geht mir die Frühlingslust verloren. Mir ist, als würden Todesschreie dringen in unsre Welt – die ‚heile‘ Welt von morgen.
Gedanken schwinden mit den Schmerzen, versickern in des Fleisches blutigen Kanälen, erhöhen Puls und Schlag des schwachen Herzens, drehn sich um sich im dunklen Reich des Quälens.
Die messerscharfe Öffnung körpereigener Regionen, ist fremder Zugriff im geschlossenen System. Fern scheint der Ort, wo Musengeister wohnen, ihr tristes Schweigen ist nicht angenehm.
Vom Schmerz umhüllte Last der schweren Tage, wo die Ideen untergehn im Fluss des Denkens, Tiefsinnigkeit – Patient auf einer Trage, Heilung wird sanfter Geist des Schenkens.
Caspar David Friedrich 1774-1840- Die Lebensstufen
Es löscht der Lebenswind die Feuer unsrer Herzen;
so wie die Flamme, die ein kühler Hauch erfasst, schmilzt unsre Erdenzeit wie heißes Wachs der Kerzen,
bis auch der letzte Funke ihrer Glut verblasst.
Wir werden einst von dieser Welt geschieden;
so wie die Pforte, die zuletzt ins Türschloss fällt, sind wir alsdann getrennt von unsren Lieben,
doch öffnet sich die Weite einer andren Welt.
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