Einsichten

nach Gustav Klimt, Goldene Tränen

Ich habe Gutes verschwendet,
an glücklichen Tagen,
hab gerne Trost gespendet,
obwohl Sorgen plagten.

Hab mir die Zeit vertrieben,
um die ich nun ringe,
hatte Hoffnung, mich nach Liebe
gesehnt, trotz unschöner Dinge.

Auf Empathie andrer gebaut,
als sie mich blutend verstießen;
hab ‚Edelmännern‘ vertraut,
die mich lachend verließen.

Liebe – romantische Fantasie;
erhoffte Nähe blieb stets im Außen,
Leidenschaft – lachende Ironie,
Gefühle gegen Alleinsein tauschen.

Einsichten stehen im Seelenlicht,
Geblendet, verklärt ist, das was war.
Mein Spiegelbild zeigt ein Trauergesicht.
Die Lebensfreude ist nicht mehr da!

Lebensfeuer

Caspar David Friedrich 1774-1840- Die Lebensstufen

Es löscht der Lebenswind
die Feuer unsrer Herzen;

so wie die Flamme,
die ein kühler Hauch erfasst,
schmilzt unsre Erdenzeit
wie heißes Wachs der Kerzen,

bis auch der letzte Funke
ihrer Glut verblasst.

Wir werden einst
von dieser Welt geschieden;

so wie die Pforte,
die zuletzt ins Türschloss fällt,
sind wir alsdann getrennt
von unsren Lieben,

doch öffnet sich die Weite
einer andren Welt.

Verfall und Gnade

Caspar David Friedrich (1774-1840)

Ein Ort voller Namen und Jahreszahlen;
ein Ausruhen von Liebe, Leiden und Qualen.
Das Weltgedächtnis im Massengrab
der Körperwelten, all‘ der, die es jemals gab.

Vorbei an den Steinen kalter Gemäuer,
streift des nachts der Mond wie ein Ungeheuer.
Sie scheinen ihr Schweigen im Mondlicht zu brechen,
hört, wie sie wispern, jammern und sprechen.

Gedankengespinste verweben die Orte,
es stocken dort vor Ehrfurcht die Worte.
Man spürt die Vielfalt der Weltenstufen,
die vergessenen Seelen, die ihr Leben suchen.

Jeder Grabstein spricht von geendeter Zeit,
umschwebt von Angst vor Vergänglichkeit,
ist angefüllt mit morbiden Träumen,
letzter Gruß aus verfallenen Friedhofsräumen.

Der Moment versinkt im tiefen Seelenmeer
aus Weltenschmerz, Tempeln und Götterheer.
Kein Wunsch an die Welt – alle hoffen auf Gnade,
denn, die Freiheit, Falsches zu tun, war keine Gabe.

Folgen

Pietro Saltini (1839-1908)

Sie waren jung und sehr verliebt,
hatten nur Augen für sich,
in ihnen erwachte ein lockender Trieb;
ihr Treiben kam bald ans Licht.

Nicht ohne Folgen blieb ihr Tun,
die Gesellschaft regte sich auf,
die Anklagen Dritter wollten nicht ruhen,
das Schicksal nahm seinen Lauf.

Der Liebe folgte alsdann das Bereuen,
sie waren arm und naiv.
Nie konnten sie sich ihren Leichtsinn verzeihen,
weil ihr Leben nun ernsthafter lief.

Die Verwandtschaft drängte folglich zur Ehe,
SIE zeigte stolz ihren Bauch.
Es gab keine Jobs in ihrer Nähe,
er ging noch zur Lehre, sie auch.

Sie feierten schließlich Hochzeit in Eile,
erwarteten Hilfe vom Amt.
Er lernte noch eine lange Weile,
ihre Ausbildung ‚fuhr gegen die Wand‘.

Als Geselle wurde er stolzer Vater,
dann folgte Kind Nummer Zwei.
Von vorne begann das Kinder-Theater.
Man(n) wünschte sich Ruhe herbei.

Sie war für Kinder und Haushalt da,
er hielt es nicht so mit der Treue.
Sie wurde im Alter wie unsichtbar,
nebenher nahm er sich eine Neue.

Es trieb ihn zu seinen Zech-Kumpanen,
dort betrank er sich über Gebühr.
Handgreiflich und wirr kannte er kein Erbarmen,
sie setzte ihn vor die Tür.

Gewalttätig blieb er, ist meistens betrunken,
ist frustriert von Frau und von Kind.
Ihr Leben bleibt so, in Schulden versunken,
…wenn sie nicht gestorben sind.

Engelsflügel

Caspar David Friedrich (1774 – 1840) – Engel in Anbetung

Wenn eine Sehnsucht weint,
ein Haus im Schatten steht,
geht dort mit mildem Licht,
ein Geist, der Sorgen trägt.

Und jedes müde Herz,
von diesem Geist erhellt,
versteht mit einem Mal
die Spaltung dieser Welt .

Geduldig schweigt er,
trägt sein Leid auf Erden
bis in den Abend,
ohne Aufbegehren.

Der Himmelsfrieden
fließt herab von fern,
versinkt in Träumen,
wie ein Hoffnungsstern.

Sein zarter Glanz,
ein Hauch nur, nur ein Schein,
will leiderfüllten Menschen
Liebe sein
und Hoffnung
über alle Trübnis breiten.

Geister der Nacht
mit Engelsflügeln gleiten.

Zeitzeichen

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Zeit ist fremd und kalt voran geschritten,
und meine Erdenzeit,
genährt von Himmelsfrieden,
bald entglitten.

Ich will nicht mehr in dieses Schema passen,
und poesielos letzte Federn lassen.

Will nicht die Menschen sehn im trüben Licht,
das mir verklärt die warme Himmelssicht.

Die Luft der Erde, die beim Atmen schwer
in meinen Lungen liegt – ich mags nicht mehr.

Fühl Gott in meinen Adern fließen,
trägt die Lebendigkeit,
die alle Mordenden mit Füßen stießen.

Fühl kalt die vielen Lügen um mich her,
Blicke, die sich an Leid erfreuen…
ich will’s nicht mehr.

Wohlstand und Freiheit –
wie kostbar ist dies Los!
Dennoch sind Münder,
die bösen Hass verstreuen, groß.

Ich kann nicht länger zusehen, wie sie streiten,
anstatt die Hand des Nächsten zu ergreifen,
mit ihm im Füreinander beten.
Wenn sie’s doch täten!

Verhängnisvolle Worte

Quelle: Seniorenportal

Ersonnen sind der Worte viele,
besinnliche Gedankenspiele,

die ganze Blätter-Wälder füllen,
erdacht, geschrieben, ganz im Stillen,

Anziehungskraft des fremden Flairs,
Unendlichkeit des Schriftenmeeres,

lässt uns in ferne Welten tauchen,
kann Märchen Wirklichkeit einhauchen;

das, was sonst niemand anders schafft,
vollbringt des Wortes Zauberkraft.

Schenkt uns ein Wort der Liebe Glück,
so nimmt ein andres dies zurück.

Mit ein paar hingesagten Sätzen,
kann man die Seele tief verletzen,

und oft noch leidet man alsdann
darunter gar ein Leben lang.

Wählt eure Worte mit Bedacht
und sprecht nicht aus, was Leiden schafft,

man kann in wunden Augen lesen,
dass Schweigen besser wär’ gewesen.

Schatten der Vergangenheit

Johann Heinrich Füssli (1741-1825)

Ich fühle, wie Gestalten
im Dämmerschatten stehen,
sind unsichtbar verknüpft
mit meinem Zeitgeschehen,
zeigen hilflose Momente,
warnend und wohlbekannt,
von denen ich mich trennte –
vernarbtes Lebensband.

Möcht’ ich mich auch entziehen,
in wilder, langer Flucht,
so kann ich nicht entfliehen,
aus dieser Lebensschlucht.
Schau mutig ich hinüber,
mit ungetrübtem Blick,
bringt dieses Schau’n doch wieder
Erinnerung zurück.

Sind’s dunkle Lebensflecken,
die dort im Nebel stehen,
die mir aus finster’n Ecken
tief ins Bewusstsein gehen.
Die vielen off’nen Wunden –
sie heilen wird die Zeit –
sind noch nicht überwunden,
obwohl Vergangenheit.

Konzentriertes Elend

Flüchtlingslager – Wikimedia

Die Finsternis haust in den Ecken
voll Armut, zwischen Schmutz und Kot.
Das Elend wächst, muss nichts verstecken,
die Welt schaut weg, will Spaß, nicht Not.

Die Kinder wälzen sich im Müll,
mit ihnen spielt Armseligkeit.
Touristenreich durch das Idyll
flaniert der Spaß im neuen Kleid.

Wo neues Leben reift heran,
wächst neuer Hass auf Wohlstandländer.
Der Urlaubsspaß von nebenan,
beschallt die europäischen Ränder.

Über die im Mittelmeer ersaufen,
fährt derweil unsre Kreuzfahrtflotte.
Sind doch nur junge Männer-Haufen,
schwarz noch dazu: Lasst sie verrotten! (Ironie aus)

Was will Europa denn mit denen?
Geht wieder nur auf unsre Kasse!
Müssen wir Christen uns nicht schämen?
Sind Kirchen, Menschen ohne Klasse?

Betrüger, Schlepper, Waffenhändler,
sie schröpfen, töten ohne Skrupel,
die Hoffnung heimatloser Pendler
mit Blut bezahlt. Es rollt der Rubel!

„Und ewig grüßt das Murmeltier.“
Es scheint so fern, was doch so nah.
Der Mensch gleicht einem wilden Tier –
hier wird das Böse offenbar.

Gut und Böse

Das Gedicht der Seele; Der böse Weg. Gemälde von Anne Francois Louis Janmot (1814-1892)

Wir binden uns an Menschen,
die wir still verehren,
vertrauen blind den Worten,
die sie uns bescheren.

Und keine Schatten,
die Vertrauen töten,
nehmen wir wahr
und Vorsicht wird vonnöten.

Manipuliert,
von Falschen oft bekehrt,
folgen wir dem,
was keinen Glauben wert.

Den Wolf im Schafspelz
gilt es aufzufinden;
nur schnelle Umkehr führt
uns dann zu sich’ren Gründen.

Enttäuscht und traurig
wird uns manchmal klar,
dass das vermeintlich Gute
doch das Böse war.