Als ich noch Träume hatte vom Erwachsenwerden, fand ich den Weg nicht, hinter Barrieren und Pforten. Verschlossen blieb mir an manchen Orten die Erkenntnis um die bleierne Schwere auf Erden. Die Altklugen um mich kannten meinen Namen, mehr nicht, war doch nur ihr Kind, ohne Seele und Sinn. War nur ein Mädchen, aus nutzlosem Samen, das unerwünscht war, seit Anbeginn. Erwachsenwerden! War das ein Schämen vor der Wahrheit und der eignen Moral? Per Illustrierte peinliche Aufklärungsthemen. Der kichernden Mutter wars eine Qual. Heut‘ krame ich in der Vergangenheitsdose. Blätt’re in Alben, schau zurück: DAS war ich! Mein Lachen erfror, wie die Blätter der Rose, Lebenswahrheit schmeckte meist bitterlich. Über „Me too“ kann ich nur lachen, hatte doch nur ein recht hübsches Gesicht. Zu viele, die meine Aura durchbrachen – und zum bitteren Ende zerbrachen sie mich.
Kategorie: Geheimnis des Lebens
Gottvertrauen
Das Schicksal gibt und nimmt, in unbestimmter Weise. Wer gestern noch sich selbst bezwingt, verlässt die sich’ren Gleise. Wer heut’ auf Ruhmessockeln glänzt, in Himmel hochgehoben, der wird von dem, der ihn gekränzt, morgen gestürzt zu Boden. Was gestern noch der Liebe Macht dir tief ins Herz gesandt, das hat sich plötzlich über Nacht ganz wortlos abgewandt. Das Sichere versinkt im Grund, was immer währte, geht. Leben ist Wandel, Moores Schlund. Nichts bleibt! Was blüht, verweht. Erinnerung im Weitergehen. Sei der Narr, der mit leichtem Fuß Vergangenes, wie ein Tausendschön, in der Seele mitnehmen muss.
Sternenreise
Im Weltall ist es stille, kein Ton dringt durch die Zeit, in der Materien-Fülle, Unendlichkeiten weit. Gedankenweit getragen, bis an den fernsten Punkt, vorbei an Götterwagen, wo Weltliches verstummt. Lichtjahre weitertreiben, von Stern zu Stern sich schwingen, in fremden Sphären weilen und mit den Winden singen. So ganz und gar verloren im stillen Sog des Gleitens; im Strudel neu geboren, in allen Ewigkeiten.
Spiel des Lebens
Das Spiel ist aus, doch leider nicht gewonnen. So, wie die Chance hoch, war auch der Fall. Verspieltes Leben, reich und doch verkommen, die Hände lichtgestreckt, so manches Mal. Den Grund des Daseins hielt der Schein verborgen, der lockte und den letzten Zug gewann. Nur, wer den Drang nach Irdischem verloren, schaut irgendwann den inn’ren Himmel an. Das Licht in Seiten finst’rer Seelenkammern war nur vom glamourösen Spiegelbild geschönt. Die Kunstbeleuchtung dimmt den Erdenjammer, wenn heller Schein des Heiligen getönt. Trotz Glanz und Glorie im Sehnsuchtsherzen, nach Liebe, Anerkennung, kam Verdruss. Als Bauernopfer lag die Welt in Schmerzen; Schachmatt dem König! - liegt allein zum Schluss.
Hilfloses Altern
Die Tür‘ fällt leis‘ ins Schloss! Du musst verlassen deines Wirkens Stätte. So, wie ein langer Regen sich ergoss und dann versickert tief im Erdenbette, so flossen deine Tage voller Schaffen, doch langsam wich die Kraft aus deinen Zellen, vorbei der Ansporn, das Zusammenraffen, der Zahn der Zeit, er nagt an allen Stellen. Ein letzter Blick fällt auf das Altvertraute, ein tiefer Seufzer den Erinnerungen. Der mit Elan einst Zukunftsschlösser baute, ist ohne Ziele, hoffnungslos durchdrungen. Die Wehmut lenkt die Schwere deiner Schritte, nichts hält dich, niemand der dein Dasein wandelt; was du einst liebtest und dich hielt in deiner Mitte, ist doch längst fort, vorbei und abgehandelt. Hältst Zwiegespräche mit den Unsichtbaren, die schon vor langer Zeit die Welt verließen. Hilflosigkeit wächst mit den täglichen Gefahren und tückisch scheint der Weg unter den Füßen. So gehst du hin in eine Heimstatt, die man wählte, und überschaubar werden deine letzten Jahre. Am Ort, wo die Vergessenheits-Gequälten vergessen werden, steht bereits die Bahre. Wenn Menschenhände dich längst losgelassen, du mit Erinnerungen nur im Damals lebst, bleibt dir nur Gott – er wird dich nicht verlassen, wenn du auf deine letzte Reise gehst.
Raum der Stille
Ich rufe euren Namen… LAUT! Ihr hört mich nicht – seid fort, so weit. Kein Wort dringt in die Einsamkeit hinein. In meinem Raum der Stille steht die Zeit! Nur Eines drängt sich in mein Herz, das Wort: ALLEIN. Wo sonst ein Weitergehen, steht ein Nichts im Raum. Es treibt ein Vakuum mir in die Sinne ein und legt sich dunkel mir in jeden Traum. Die Ströme der Gedanken stehen still, um mich die laute Flut des welken Tags. Wo monoton die Zeit nur stehen will, das Müssen endlos an der Seele nagt, dringt Schwere in die Langsamkeit der Zeit, wird jeder Augenblick zur Fantasie, bereitet ihm den Hauch von Ewigkeit; der Tag scheint endlos – irgendwie.
Gott allein hat sie gezählet…
Wolken treiben vor dem Blau des Himmels, erhellen den grauen Horizont, breiten sich aus im ewigen Werden und Vergehen, zeigen die untergehende Sonne im Abendrot. Treiben lautlos zerfließend, in zahllosen Formen, wie Wellen am Strand. Entschwinden, die hehren Luftgestalten mit weißen Gewändern, schweigenden Gesichtern und Tiergestalten. Atmen die Sphäre des Himmels in die Schwere des Lebens, Wolkenwanderer, immer wiederkehrend in neuer Kreation, Leuchtend in vielen Nuancen. Inspiration für Tagträumer.
Entsagung
Als ich klein war und durch Wiesen ging, waren sie lebendig, blütenbunt, wie ein großer Schatz, an dem das Auge hing; nur die schönsten Blumen pflückte ich zum Bund. Schenkte sie der Mutter, strahlend froh, und mein Herz war wie die Wiese voll und rein. Mein Vertrauen stand in Flammen, lichterloh, wie ein brennend‘ Haus stürzte es ein. Wiesenblumen waren nichts fürs Haus! Machten ihr nicht Freude, nur Verdruss. Alles, was ich schenkte, blieb ihr Graus, malte Spitzwegs Bild als letzten Gruß. Von der Mutter blieben harte Worte, keine Liebe, statt Geborgenheit nur Hass. Sie vertrieb mich von den liebsten Orten, jeder and‘re war mir Hütte, kein Palast. Fort gejagt aus meinem Elternhaus, musste ich allein das Leben lernen. Mich zu lieben, das war mir ein Graus. Meine Eltern war’n wie ferne Sterne. Gingen lang schon, so wie alle gingen. Ihre Ruhestätten sind längst blütenleer. Geh im Traum vorbei und hör mich singen: "Wachse, Wiesenblumen-Meer!"
Treibholz
Treibholz im Meer der Ewigkeit, gestrandet an den Bergen letzter Sicht, im Tal der Sonne steht die Zeit, bevor sie taucht ins rote Licht. Wolken, sie treiben mit dem Wind, zeichnen am Himmel Flüchtigkeit, so wie sein Hauch durch Dünen rinnt, wenn er über die Wüsten streift. Die Einsamkeit hat zarte Stimmen, ihr Klang ist hell und ewiglich, wie die Choräle will er singen, bis er am Schall der Welt zerbricht. Die Sonnenhand zeigt letzte Spuren des Menschseins kurzer Erdenpflicht, gekrönte Vielfalt der Kulturen, die wie Atlantis schnell zerbricht.
Gewitterstimmung
Voll Sorge saß ich lang, als Regentropfen unaufhaltsam gegen meine Scheiben klopften. Mein Herz wurd’ bang. Ich schloss das Fenster, weil es stürmte. Die Straßen waren leer, das Leben fort; am Horizont sich schwarze Wolkenmassen türmten, bedrohlich war die Stille hier am Ort. Ich schaute, wie der Sturm die Bäume knickte, wich einen Schritt zurück in Sicherheit, und als ich wieder auf die Straße blickte, war keine Seele dort zu sehen, weit und breit. Der Regen kam in sintflutart’gen Bächen, die sich vom Dach ergossen, wie ein Wasserfall. Es war, als müssten alle Dämme brechen und die Natur ertrinken, überall. Der Sturmwind heulte um die Dächer, nahm Ziegel sich als Opfergabe und in der Ferne zwischen Wolkenfächern, durchzuckten Blitze, grell, mit Imponiergehabe. Weltuntergang – die Luft ist stickig schwer, nachtschwarzer Tag, gefärbt in gelbes Licht. Nur Donnergrollen ist zu hören ringsumher, die Erde zeigt ihr zorniges Gesicht. Es ist, als würden alle Englein Trauer halten, beweinen heut’ der Menschheit missliches Geschick, ermahnen sie durch die Naturgewalten, zur Umkehr und zur Demut – einen Augenblick.