Nun wird die Erde hell, die Sonne scheint, und eine Drossel, die früh singt, bringt Segen; die Meisen sammeln zwitschernd, froh vereint, Zweige und Flaum zum Nestbau auf den Wegen.
Die Kinder halten Hündchen an der Hand, die kläffend heiter voran gehn und springen, der Himmel zieht sein blaues Band durchs Land und lässt die alte Welt zur Hochzeit singen.
Vom Sonnenstrahl erhellt, ist es erwacht, das kühle Land - es lässt die Seele steigen; es malt das Graue bunt und über Nacht sieht man ihr Kunstwerk leuchtend in den Zweigen.
Nebelbilder steigen aus den Wiesen,
treiben über strauchverhangene Klüfte,
tanzen, - wie auf unsichtbaren Füßen,
ziehen sie durch kühle Frühlingslüfte.
Über Wald und Heide klingt ein Lied,
wie von tausend Federschwingen;
im noch zart erwachten Sonnenlicht
hört man‘s zwitschern, rufen, singen.
Alte Bäume, wie sie schweigen! -
Noch hört man kein Blätterrauschen.
Nach des Winters rauem Treiben,
gibt’s schon bald ein Kleidertauschen.
Knospen grünen an den Zweigen,
deren Nacktheit zart bedeckend,
und die ersten Blüten zeigen
sich dazwischen, an den Hecken.
Droben ziehn die weißen Wolken
über bunten Frühlingswiesen,
auf dem Dach erzählt die Amsel,
will den stillen Tag begrüßen.
Singt die halbvergessenen Lieder,
dringen tief in unsere Seele –
jedes Jahr erklingt es wieder,
aus des wilden Vogels Kehle!
So, wie ein Landwirt sein - ein Feld bebauen,
es fruchtbar machen, räumen Stein für Stein,
dem Wind, der Sonne und sich selber trauen,
zum Himmel schauen und geerdet sein.
So viele Ackerfelder, die als Brachland liegen,
das ungenutzt unter den Steinen ruht -
sie fortzuräumen und mit neuen Trieben
das Feld bebauen, liebevoll und gut.
Ein guter Same soll auf Äcker fallen,
die wohl besät im Sonnenlicht entstehen,
mit Wind und Regen aus den Himmelshallen
werden sie erntereich zum Ziele gehn.
Gebunden ist manch Land, gar regungslos im Handeln,
es macht sich frei, dort neu, wo Leben lenkbar ist.
Um sich zu öffnen, Falsches umzuwandeln,
verlangen altgewohnte Muster Lösungsfrist.
Der Wohlstand wird zum Hochmut und das Werden
ein Akt von neuem Sklaventum; frei ist das Land
durch wahre Helfer, gottestreu auf Erden,
beherrschen alle Wildheit durch Verstand.
Nicht Brücken bauen über wilde Fluten,
sondern zur Selbsterlösung, aller Freiheit Mühe.
Schenkt Friedensblumen ängstlichen Rekruten,
zeigt ihnen Schönheit frei gewachsner Blühte.
Wie die Gedanken, die man nicht bezwingt,
hat jede Seele ihres Denkens Garten.
Ein Land, das demutsvoll von neuem Frühling singt,
dienend dem Ganzen darf es ihn erwarten.
Schon macht der Lenz die Flügel weit
und jagt davon in starkem Sturmwind Reigen,
in kühler Luft vergeht die Winterzeit,
und erste Wärme lässt die Knospen treiben.
Noch sitzt die Sonne fern im Haus der Schatten
und Himmelsbläue ist im Grau verhangen;
bald wird im Festtagskleid sie die Natur begatten
und jedes Samens Geist ans Licht gelangen.
Die alten Bäume beugen sich im Winde,
wie im Spalier bereiten sie den Weg,
und die Natur, sie singt dem neuen Kinde
ein Lied, das nur der Ewige Geist versteht.
Edmund Blair Leighton (1852-1922) – The Unknown Land
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
und während Tage und Jahre verstreichen,
werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
da blüht nichts mehr.
Sonne, hinter den Wolken versteckt -
die den Himmel leuchtend erhellt,
wenn sie hervortritt, die dunkel verdeckt,
löscht sie die Tränen der Welt.
Zweige, die prächtig im Lichte erstrahlen,
wenn tausend Blüten entstehen,
wie sie im Sonnenlicht weiß übermalen,
was bisher nur grün war zu sehen.
Zartheit der Blüten – zerbrechlich und schön,
flüchtig, wie Federn im Wind;
im Luftzug ist es um sie geschehen,
sie folgen dem ‚himmlischen Kind‘.
So viele Blüten schweben dahin,
bevor sie in Frucht stehn, zerfallen;
nur die Erinnerung bleibt uns im Sinn:
sie opfern ihr Dasein uns allen.
Herrgott, halte Deine Hände
über alle Not auf Erden,
lass‘ auf eingestürzten Wänden
wieder neues Leben werden!
Hoffnung, unter Schutt begraben,
wo das Haus stand, das geliebte.
Trümmer, wo die Menschen starben
und ihr Schicksal sie besiegte.
Bald schon wird es Blüten schneien,
die aufs Erdengrau sich gießen;
lachend werden Seelen sein,
die das Schattental verließen.
Kahle Büsche, Spitzen schimmern -
Welt wird grün in altem Lauf.
Sonne wärmt im Frühjahrsflimmer
kalte Erdenschollen auf.
Linder Frühling, komm‘ mit Leben,
schenk der Menschheit Sinn und Glanz,
offenbar‘ im Aufwärtsstreben
jeder Blüte, Weihetanz.
Auch, wenn starke Winde knicken
vieles im Vorüberwehen,
Schöpfergeist im Sturm zu schicken,
lässt das Brachland auferstehen.
Die alte Weide treibt in ihren Ruten
die neuen Blätter, himmelwärts, zum Licht.
Sie spiegelt sich verzerrt in ruhigen Fluten
des Baches Lauf und fließend Angesicht.
Die hellen Birken nässen ihre Zweige
im Morgentau und wiegen sanft im Wind;
bald stehn sie da, in neuem Frühlingskleide,
die Krone tragend, weil sie Königinnen sind.
Die Bäume öffnen sehnsuchtsvoll die Lüster -
ein rechter Ort zum nächsten Nesterbau.
Ein Rascheln - heimlich geht ein Flüstern
durch alle Welt von Baum und Wiesentau.
Der erste Löwenzahn ist gelb erblühet,
mit weißen Gänseblümchen ringsumher,
die Vögel sind in aller Herrgottsfrühe
dem blauen Himmel nah, im Sonnenmeer.
Im Frühlicht möcht‘ ich stehen, bei den Bäumen,
und Deinen heil’gen Atem spüren.
Fühl‘ Dich in jedem Lächeln, jedem Träumen;
auf allen Wegen wirst Du mich berühren.
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