Herrgott, halte Deine Hände über alle Not auf Erden, lass‘ auf eingestürzten Wänden wieder neues Leben werden! Hoffnung, unter Schutt begraben, wo das Haus stand, das geliebte. Trümmer, wo die Menschen starben und ihr Schicksal sie besiegte. Bald schon wird es Blüten schneien, die aufs Erdengrau sich gießen; lachend werden Seelen sein, die das Schattental verließen. Kahle Büsche, Spitzen schimmern - Welt wird grün in altem Lauf. Sonne wärmt im Frühjahrsflimmer kalte Erdenschollen auf. Linder Frühling, komm‘ mit Leben, schenk der Menschheit Sinn und Glanz, offenbar‘ im Aufwärtsstreben jeder Blüte, Weihetanz. Auch, wenn starke Winde knicken vieles im Vorüberwehen, Schöpfergeist im Sturm zu schicken, lässt das Brachland auferstehen.
Schlagwort: Frühling
Am Wege
Die alte Weide treibt in ihren Ruten die neuen Blätter, himmelwärts, zum Licht. Sie spiegelt sich verzerrt in ruhigen Fluten des Baches Lauf und fließend Angesicht. Die hellen Birken nässen ihre Zweige im Morgentau und wiegen sanft im Wind; bald stehn sie da, in neuem Frühlingskleide, die Krone tragend, weil sie Königinnen sind. Die Bäume öffnen sehnsuchtsvoll die Lüster - ein rechter Ort zum nächsten Nesterbau. Ein Rascheln - heimlich geht ein Flüstern durch alle Welt von Baum und Wiesentau. Der erste Löwenzahn ist gelb erblühet, mit weißen Gänseblümchen ringsumher, die Vögel sind in aller Herrgottsfrühe dem blauen Himmel nah, im Sonnenmeer. Im Frühlicht möcht‘ ich stehen, bei den Bäumen, und Deinen heil’gen Atem spüren. Fühl‘ Dich in jedem Lächeln, jedem Träumen; auf allen Wegen wirst Du mich berühren.
Sonnenwelt
Du, Frühling, der die Welt belebt, lass blühen, was blühen will! Wo Gottes Geist aufsteigend weht, dort steht der Winter still. Treib Fruchtbarkeit in Raum und Zeit, blas' Tod und Kälte fort. Erwacht im Licht - empfangsbereit ist der verschlossene Ort. Wie Sand, bleibt unfruchtbar zurück, was Kälte dunkel hält. Lass wachsen in dir, zeitentrückt, die lichte Sonnenwelt.
Vorfreude
Musik: Frederick Theodore Albert Delius (1862-1934)
Bald öffnen sich die Tore… will ihn willkommen heißen, ihm ohne viel Furore im Geist entgegenreisen. Bin längst des Frierens müde, reiß alle Fenster auf, damit ein Strahl sich grübe vom hohen Sonnenhaus. In warmen Sommerhänden wiegt mich mein Traum sodann; er kommt mir sehr gelegen, damit ich hoffen kann. Dann streicheln mich die Schatten, das Dunkel schwindet schnell, Das Licht auf den Rabatten macht Taggedanken hell.
Über Nacht
Auf der Wiese, über Nacht, sind die Krokusse erwacht, und aus dunklen Erdenritzen, kriechen frische Tulpenspitzen. Blühen in vermehrter Pracht, sind vom Winter aufgewacht. Frühaufsteher singen schon, ihren wohlbekannten Ton. Auf der Erde baut sich wieder neue Nester das Gefieder, und die Sonne scheint dazu - friedlich ist die Mittagsruh. Dort im Beet die weißen Glöckchen, wiegen winterlich die Röckchen. Die Natur ist still erwacht – über Nacht.
Ausgeflogen
Zwischen groben Ästen hängt ein Vogelnest; ist verwaist und leer, drin ein Schalenrest, und am unteren Stamm sitzt ein Federknäuel, schreit nach der Mama. – Warten wird zum Gräuel. Amselmama schwebt hin und wieder hin, Nest war schon zu klein und zu groß was drin. Aufgeriss‘nes Maul, wenn die Mutter kommt, sie stopft alles rein, was sie kriegen konnt‘. Ihre Brut wird groß, Mehrungsziel ist hin und von vorne los geht der Paarungssinn. Doch mit einem Mal ist kein Singen mehr und das kleine Nest ist verlassen, leer. Die Natur verstummt. Vögel ziehen fort. Dann kommt bald der Herbst; kälter wird’s am Ort. Alle Zeiten ziehn angedacht durchs Jahr, nächster Frühling kommt und das Vogelpaar. Baut sogleich ein Nest, neu, im feinen Licht, singt der Sonn‘ entgegen, die durch Zweige bricht. Fragt nie nach der Dauer ihres kleinen Lebens, folgt im leichten Flug ihrem Sinn des Strebens.
Sommerahnung
Der Himmel malt ein lichtes Funkeln, leuchtend und glänzend, wie ein Stern, was vormals farblos und im Dunkeln, strahlt nun mit buntem Seelenkern. In Seidenglanz gehüllter Morgen, ersetzt die schlafengeh’nde Nacht, mit Sonnenschein, der große Sorgen jetzt kleiner und erträglich macht. Was lange Zeit im Erdeninnern, zeigt nun die volle Blütenpracht; Flora und Fauna, sie erinnern, was uns erschuf die Schöpferkraft. Genießen wir die warmen Stunden, gestreute Vielfalt, buntes Land, legen mit hellen Glückssekunden das Leben uns in leichte Hand. Vorbei das Frieren und das Warten auf eine lang ersehnte Zeit, das Leben ist ein großer Garten, die Welt erscheint im Sonntagskleid.
Lebenswege
Wie sich die Erde abringt jedes Stück, lebendig macht ein kleines Blütenglück! Wie hingestreute Akeleien, an stillen Orten uns erfreuen, so strahlt der Löwenzahn in gelber Pracht, auf jeder Wiese, wenn die Sonne lacht. Die milde Luft ist wie gefüllt mit Leben, der Atemzug ein Nehmen und ein Geben. Wir ringen um die Jahre, Stück für Stück und traurig richtet sich der Blick zurück. So sinnlos war beizeiten unser Ringen, so undankbar die Welt, so laut die Stimmen. Wir sehnten uns nach schattenkühlen Wegen und fühlten hoffnungsvoll des Weltenbauers Segen, der allen Mühn Gelingen schenkt und Lebenswege wie ein Band zum Himmel lenkt.
Hoffnungszweige
Der Sonntag will kein Sonntag sein, so still ist es geworden. Es frieret wieder Stock und Stein, der Wind weht kalt von Norden. Das Zwitschern öffnet sanft den Tag, obwohl die Wolken dunkeln, und auf den Feldern friert die Saat, Frost lässt die Schollen funkeln. Der schwere Mond ist längst verblasst, mit ihm die Sterne wichen, und jede Stunde wird zur Last, die sonnenlos verstrichen. Bald hellt der trübe Himmel auf, sein Blau wird treu sich zeigen, und alles Grün bedeckt das Grau, an neuen Hoffnungszweigen.
Geist des Lenzes
Springen möchte man und singen, denn der Frühling will beginnen. Seht ihr, wie die Blumen schauen, hin zum Himmelszelt, dem blauen? Zieren Bäume ihre Spitzen, lassen schönste Blüten blitzen, und das Grüne treibt aus Ästen, froh umschwirrt von Federgästen. Dort, ein Blümlein wächst auf Stein! Wenig Erde ist sein Heim. Neues Leben ist gekommen, aus dem Darben Glück und Wonnen. Die, die einst mein Leben waren, sind ins Irgendwo gefahren, fortgenommen und verweht, doch die neue Welt entsteht. Schweben mit dem Geist des Lenzes, durch die Räume, durch die Fenster. Von Gott erfüllte Energien ziehn geistesgroß zur Sonne hin.