Frühlingssonne

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Der Winter zieht mit Trauerflor
vorbei am Horizont.
Der Sonne Strahl bricht mild hervor.
Erwacht, der Frühling kommt!

Schneeglöckchen sind sein erster Gruß,
stehn hier und dort im Tau.
Die Kälte weicht im warmen Kuss,
vergeht im lichten Blau.

Ein leises Zwitschern in der Luft
versöhnt mit Winterhärten.
Bald treibt ein Hyazinthenduft
durch bunte Heimatgärten.

Winterwandel

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Die Straßen, fast gefegt
von Mensch und Wind.
Die letzten Flocken
kleben am Asphalt.

Die ersten milden Lüfte
schleichen lind,
gespenstisch leer und
matschig ist es bald.

Die Menschen nehmen
sich zurück und atmen schwer.
Sie ziehen ihre Schals
zu sich heran.

Nur hier und da ein Auto…
Kriechverkehr.
Ein jeder möcht‘ nach Haus,
nicht jeder kann.

Ein greiser Alter stapft
durchs Straßenbild,
an der Vergangenheit,
da trägt er schwer.

Er folgt dem
zugeschneiten Namensschild.
Die müden Augen
sehn den Weg kaum mehr.

Wie Puderzucker
schneit’s vom Himmel nieder
und schmilzt dahin,
wenn’s unten angelangt.

Vergeht das flüchtig‘
Element zu Wasser wieder,
treibt Wachstums Kraft
durchs frühlingshafte Land.

Der Mensch ist Eis,
das Fruchtbarkeit verloren.
Ein Wandel bringt des Segens Lenz:
In andern Sphären, neu geboren,
taut auf, was Eisblumen umkränzt.

Im warmen Licht- und Blüteregen
wird aufgetan das lichte Land,
macht jeden Stein des ird‘nen Lebens
zum Himmelssegen-Lichtgewand.

Der Sonne entgegen

Hans Andersen Brendekilde (1857-1942)

Dem Dunkel entfliehen,
der Sonne entgegen.
Von luftiger Wärme
und Frühling umgeben.

Die gurrenden Tauben
im Nachbarbaum schauen,
wie lebenslang liebend
sie Nester erbauen.

In den Himmel blicken,
die Wolken zählen,
gestreichelt einnickend,
den Lieblingsplatz wählen.

Als Schmetterlingskinder
die Sonne empfangen.
Nach langem Winter
Wachstum erlangen.

Ein Schwirren und Summen
an luftigen Stellen,
ein Sammeln von Nektar
an blumigen Quellen.

Ein Traum von gestern,
das Treiben ist fort.
Nur leere Nester;
kein Brüten vor Ort.

Planierte Gärten,
versiegeltes Grün.
Oasen, die sterben,
die Menschheit mit ihnen.

Langes Warten

Foto: Gisela Seidel

Nur graue Tage, Einerlei,
die Dunkelheit ist Plage.

Ein eisig Leuchten geht dabei
durch Schnee bedeckte Tage.

Wenn Winterzeit und Frost vorbei,
geht durch die Welt ein Schmunzeln.

Es glättet jeder Sonnenstrahl
die tiefen Winterrunzeln.

Noch eine sonnenferne Zeit
liegt vor uns, dann das Blühen.

Die ersten Strahlen sind nicht weit,
wenn Pflanzenwelten grünen.

Das scheinbar tote Erdenreich
erbebt in Farb‘ und Leben.

So himmlisch ist die Frühlingszeit,
Erneuerung ihr Streben.

Getautes Himmelswasser fließt
in dunkle Erdenschollen,

und mancher kleine Keim beschließt
sein wieder Wachsen Wollen.

Der farbenfrohe Sonnenschein
wärmt morgenfrische Kühle.

Bald zieht der milde Frühling ein,
deckt draußen Tisch und Stühle.

Ein Neubeginnen…

Hieronymus Bosch (1450-1516)

Für mich ist es schwierig, mich in so manche Glaubensansichten hinein zu denken.

Atheisten glauben demnach an nichts. Ein sinnloses Leben, das irgendwann endet und im Nichts verläuft.

Anhänger des Christentums findet man in der katholischen und in der evangelischen Kirche, obwohl deren Glaubensrichtungen völlig auseinander laufen. Ob Heilige Schrift und deren Überlieferungen oder lediglich die Heilige Schrift, vieles ist nicht vergleichbar.

Beide beten „Dein Reich komme…“. Was ist das für ein Reich? So wartet man die Wiederkunft Christi, obwohl Jesus zu Lebzeiten sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Demnach soll Gott die Menschen der Endzeit für die neue Welt auswählen. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Zunächst der Schlaf bis zum ‚Jüngsten Tag des Gerichts‘, dann das Erwachen im alten Körper des längst Verstorbenen, das Urteil, die Verdammnis und möglicherweise Vernichtung?

Das stellt nicht den liebevollen, gerechten Gott dar. Da hat Gott eher menschliche Züge, die sich in den Kirchen widerspiegeln.

Wer sündigt, kommt in das Fegefeuer und in die Hölle. Hinzu kam die Erbsünde, die den Gläubigen ein schlechtes Gewissen machen sollte. Die alten Glaubenssätze mussten Platz machen vor neuen theologischen Grundgedanken und den weltlichen, wirtschaftlichen Überlegungen der Priester.

Daran soll ich glauben? Das ist Willkür! Das ist Sünde! Sünde ist immer eine Tat, die bewusst begangen wird, um anderen zu schaden und um sich selbst zu bereichern.

Die größtenteils ungebildete Volksmasse der frühen Zeitalter wurde ohnehin dumm gehalten. Sogar das Lesen der Heiligen Schrift war dem Normalsterblichen des Mittelalters unter Todesstrafe verboten. Die Lehre von der Wiedergeburt passte ganz und gar nicht zur Katholischen Schriftauslegung, denn sie entschärfte deren ‚Druckmittel‘ der Angst machenden ewigen Höllenqualen, der Verdammnis und des Gerichts. Für den Verkauf der Ablasszettel, mit dem der Bau des Vatikans und die Inquisition finanziert worden sind, brauchte man keinen gerechten Gott. Den konnte die Kirche nicht für ihre Zwecke einsetzen. Ein ungerechter, strafender, blutrünstiger und böser Gott wurde erfunden, der seine „Kinder“ tötet und nicht liebt – genau wie im Alten Testament.

Der Klerus führte die Beichte ein und zog dem ohnehin armen Volk den letzten Heller aus der Tasche, mit der Lüge, die Priester könnten im Namen Gottes Sünden vergeben. Welch perfides, teuflisches Unterfangen! Eine Anmaßung, die noch heute praktiziert wird.

Der mittlerweile heiliggesprochene Hieronymus war Werkzeug des Papstes Damasus I., der ihn zu seinem Sekretär machte, der selbstverständlich gehorchen musste, auch wenn es Hieronymus nicht gefiel. Dieser hatte sich in vielen asketischen Jahren zunehmend in theologische Werke vertieft, machte Abschriften, verfasste Briefe und lernte Hebräisch. Im Jahr 379 wurde er zum Priester geweiht und kehrte dann nach Rom zurück. Dort übersetzte er im Auftrag des Papstes die Bibel ins Lateinische. Diese Texte, die sogenannte „Vulgata“, sind immer noch für die Katholische Kirche verbindlich. Bis vor einigen Jahren kamen ungetaufte Kinder in die Hölle; daraus wurde dann Anfang der 50er Jahre die Vorhölle gemacht, was nicht weniger schauderhaft ist.

Viele Menschen, die Anhänger der Kirchen sind, warten auf das ‚Jüngste Gericht‘ und auf ein Weiterleben in ihrem alten Körper in einer neuen Welt.
In Luk 17, 20 antwortet Jesus dem Pharisäer auf dessen Frage „Wann kommt das Reich Gottes?“
„Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: Da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“

Michael Leopold Lucas Willmann (1630-1706)

Wenn man sich beispielsweise das Bild der Bibel „Jakob und die Himmelsleiter“ ansieht, sieht man ein Traumbild, das aufzeigt, dass alle Menschen dazu in der Lage sind, sich Gott zu nähern oder sich weiter von ihm zu entfernen. Die Engel sind demnach hilfreiche Kräfte, die unterstützend zur Seite stehen.

An Reinkarnation wurde im Judentum schon immer geglaubt, wenn auch in anderer Form, als bei Hindus und Buddhisten. Den alten Kirchenvätern war die Tatsache der Wiedergeburt durchaus bekannt. Das aufstrebende Christentum verlor jedoch die alten Glaubenssätze.
Bibelstellen, die die Reinkarnation ‚beweisen‘ sollen, sucht man weitestgehend vergebens.
Zu sehr hat die Katholische Kirche diese in den Schriften ausradiert, um den armen, gläubigen Menschen ein schlechtes Gewissen vor Gott zu machen.

Hat der Mensch nur ein Leben, für das er am Ende der Zeit Rechenschaft ablegen muss? Wenn es beispielsweise um mich geht, lebe ich garantiert als „Gisela Seidel“ nur ein einziges Mal. Aber was ist mit Seele und Geist? Beim Tod löst sich die Seele vom Körper; durch ihre Unsterblichkeit ermöglicht sie die individuelle Fortexistenz der Ur-Person. Doch erst der göttliche Geist macht aus der toten Materie eine lebendige. Wiedergeburt liegt demnach ganz und gar in Gottes Hand.

Niemand weiß, was er früher einmal gewesen ist, und ob er einst auf der guten ober der bösen Seite gestanden hat. Jeder von uns war schon mal in einer Situation, in der er sich gefragt hat: „Warum passiert gerade mir das?“

Geschieht das Leben in einem unendlich langen Zeitraum, wie zu einem Kreis geschlossen, ohne Anfang und Ende? Gott existiert in einem zeitlosen Raum. Kann ein Mensch so etwas denken, ohne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…ohne Zeit? Ein schweres Gedankenkonstrukt!

Christus hat uns durch seinen Tod die Türe zum ewigen Leben geöffnet. Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten! In Joh 11, 25 sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ Er hat aber auch gesagt, dass Glauben alleine nicht reicht. Der Mensch muss danach leben!

In der Bibel sind die meisten Spuren ausgelöscht, die auf Reinkarnation hinweisen könnten. Doch wenn man genau liest, lassen sich noch einige dieser Stellen finden.

Der Thomasevangelium enthält keine Passions- und Auferstehungsgeschichte und wird daher nicht zur literarischen Gattung der Evangelien gezählt. Es ist nicht im Kanon des Neuen Testaments (NT) enthalten. Dennoch möchte ich auf das Kapitel 84 aufmerksam machen:

Jesus sprach: Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr erfreut sein. Aber, wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht sterben, noch sich offenbaren, wie viel werdet ihr dann ertragen?

Hiob 33, 28-30: „Er hat mein Leben bewahrt vor der Grube, und meine Seele schaut mit Lust das Licht.“ Siehe, dies alles tut Gott zweimal oder dreimal mit dem Menschen: Er holt seine Seele zurück aus der Grube, dass er sich freue am Lichte des Lebens.

Ich freue mich am Licht des Lebens…auf den neuen Frühling und auf jeden Strahl der Sonne, die ihre Wärme in alle Welt schickt.

Frühlingssehnsucht

Eichen im Schnee – Eugen Bracht 1842-1921

Schneeluft bläst mir entgegen,
als ich die Türe öffne.
Schnee liegt auf allen Wegen,
leer sind der Vögel Kröpfe.
 
Ihr Zwitschern ist verklungen –
Schneestille fließt so weiß –
noch gestern wurd’ gesungen
von Frühlingssehnsucht leis’.

Foto: Gisela Seidel

Es wird noch lange dauern,
bis die Natur erwacht
und vor den tristen Mauern
 die helle Sonne lacht.
 
Doch einmal wird er kommen,
der Lenz nach langer Nacht,
bringt das Gefühl der Wonnen,
das uns so glücklich macht.

Winterschlaf

Eugen Bracht (1842-1921)

Es treibt des Winters kalter Hauch
den Wind über die Felder,
durch alle Wiesen, jeden Strauch;
der Schnee bedeckt die Wälder.
 
Es ruht die Seele der Natur
vom langen Sommerreigen;
gesenkter Puls der Zeit
 will uns zur Ruhe treiben.
 
Was Außen kalt, ist Innen warm,
so wie das Frühlingskeimen,
Väterchen Frost streckt seinen Arm,
deckt zu, was im Geheimen.

Der Seele Kern erinnert sich,
wie Sonnenstrahlen glänzen,
wird sich auf Frühlingstage freu’n,
den Neuanfang bekränzen.