Die Toten begraben

René-Antoine Houasse ((c. 1645–1710), Apollo pursuing Daphne (detail), 1677
Ich bin kein Träumer, kein Hans-guck-in-die-Luft,
bin nur ein Mensch, der in der wirren Welt nach anderen Wegen sucht,
der nicht den Weg als Ziel erkennt und fällt,
weil er das ferne Ziel für unerreichbar hält,

der nicht die Weisheit sucht in alten Religionen,
wo in Bekenntnissen des Glaubens Tote wohnen,
wo Aberglauben siegt. - Die Weisheit liegt so nah!
Die Wahrheit Gottes ist lebendig, immerdar.

Geschmäht, getötet, die Reformer und die Seher,
die Idealisten, all‘ die heiligen Weltversteher;
bekämpft, verspottet, die dem Tod Geweihten,
doch ihre Botschaft lebt, bis hin in ferne Zeiten.
 
Wachstum im Staub der Theologie? Sie wuchs durch Tod!
Ist unfruchtbar. Gab Heuchelei und Dunkelheit als Brot.
Wissen und Licht erfüllt sollen die Wege sein,
doch geht man sie, ist man in dieser Welt allein.

Mit Wurzeln tief im materiellen Lebensraum,
darf ich die Krone breiten, einsam wie ein Baum,
fruchttragend, hier im Tal der Einsamkeiten,
mit Weitsicht in den Abendhimmel schreiten. 

Es werde Licht

Den Gottlosen dieser Gesellschaft

Atheisten glauben an keinen Gott und auch nicht an eine geistige Welt. Das ist ihre Religion.
Deshalb wäre es vielleicht zunächst einmal wichtig, Gott zu definieren, wenn das überhaupt möglich ist. Ich kann nur sagen, wie ich ihn empfinde: Richtung weisend (daher richtend), in göttlicher, bedingungsloser Liebe, nicht linear. Wir Menschen beschränken ihn selbst durch unser Ego. Gott IST. Er gibt uns alle Freiheit und existiert außerhalb von Zeit und Raum. Der Heilige Geist ist ein unendliches Kraftfeld, das alles was existiert, in völligem Automatismus, von dessen angeborenen Bestimmung zu seiner ihm entsprechenden Ebene hinsteuert. Die göttliche Kraft herrscht absolut aufgrund ihrer alles durchwirkenden Eigenschaft und ist all-mächtig. Wir Menschen sind diesem Kraftfeld angeschlossen und justieren uns selbst zwischen Sein und Werden. Gott ist unendliches Bewusstsein in reinster Form. Unsere Handlungen, Gedanken und Entscheidungen sind eingeprägt in dieses göttliche Bewusstseinsfeld. Dies garantiert Gerechtigkeit.

„Die moderne Physik führt uns
notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort.
Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler.
Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.“

Der englische Astronom und Physiker
Sir Arthur Stanley Eddington
(1882-1946)

Wer ist hier auf dieser Welt in der Lage, die ethischen und moralischen Werte aller Länder auf einen Nenner zu bringen? Was bei uns als moralisch verwerflich oder gar politisch gefährlich angesehen wird, ist in anderen Ländern sittlich vertretbar. Wir Menschen haben nicht die globale Sicht über das Weltgeschehen. Deshalb ist es schwer, wenn nicht unmöglich, hier allgemein gültige Grundlagen zu schaffen. Demut vor der Schöpfung und vor allen Wundern des Lebens wären hier erforderlich, um den gemeinsamen Nenner (für mich die göttliche Instanz) zu schaffen.

Und dann ist da noch das menschliche Ego, das sich selbst als oberster Herrscher fühlt und so den Zugang zur Wahrheit verhindert. Säkularismus hat wachsende Popularität. Jede Bezugnahme auf Gott und die geistige Wahrheit wird entweder verhindert oder zu entfernen versucht, und genauso ist man bemüht, die Grundlagen von Moral und Ethik abzuschaffen.

Die menschliche Entwicklung unterliegt einem langwierigen Prozess, der nicht von Heute auf Morgen geschehen kann. Auch die Kirchen machen diesen Prozess durch. Die Kirchen wollen alles besser wissen. Sie geben den Gläubigen „die Wahrheit“ vor. Jede Kirche hat da ihre eigene; manche drohen mit ewigen Höllenqualen, wenn sich die Menschen nicht nach ihren Dogmen richten. Die Kirchen sind allesamt weltlich. Jesus Warnung vor den Schriftgelehrten und Pharisäern hat auch heute noch Gültigkeit.

Lt. Bibel sagte Jesus: Mat 6,6: „Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.“

Ich sehe die Kirchen als einen Weg zur Wahrheit. Der Geist Gottes führt zum geistlichen Leben. Ich baue auf dieses geistliche Leben – unseren Ursprung in Gott!

Hilfe für den Nächsten ohne Glauben an Gott sehe ich nicht als „platten Humanismus“. Indirekt dient auch ein Nichtgläubiger durch eine solche Handlung Gott, denn Gott ist in jedem Menschen zu finden. Ethik ohne den Glauben ist nichts, und damit meine ich, dass wir in allen unseren Handlungen das Wesentliche, Gott, nicht vergessen sollten. Man darf nicht nur Gutes tun, um dafür in den Himmel zu kommen oder einen Platz in Gottes Königreich (?) auf Erden zu erhalten. Man sollte gut sein, ohne Gegenleistung und ohne Aussicht auf Belohnung!

Spiritualität = Geistigkeit, Weg zum höheren Bewusstsein; Religion = Spirituelles Erleben und ethisches Handeln; Religion will zwischen „Himmel und Erde“ verbindlich sein.

Beides trägt doch das Wesentliche in sich: den Glauben an Gott. Deshalb sollte weder das Eine noch das Andere verteufelt werden. Jeder Mensch ist durch seine göttliche Abstammung spirituell…der eine vordergründig, der andere hintergründig. Ob ausgeprägt oder nicht, letztendlich ist Spiritualität immer individuell, denn jeder Mensch treibt aufgrund seiner Lebensgeschichte und Tradition, in die er hineingeboren wurde, auf unterschiedlichen Strömungen und Religionen. Es gibt Menschen, in deren Leben ist Spiritualität überhaupt nicht wichtig. Sie lehnen es ab, weil sie sich ihrer Gotteskindschaft nicht mehr bewusst sind. Die Sinnsuche wird erst beginnen, wenn der Mensch sich seines göttlichen Ursprungs bewusst geworden ist. D. h., er wird Gott dann als transzendentes und immanentes Wesen sehen und eine Verbundenheit mit dem Göttlichen spüren.

Die meisten Atheisten sind es nur, weil sie sich die geistige Welt nicht vorstellen können. Manche haben Angst davor; anderen ist diese Denkweise zu abstrakt. Daraus kann man niemandem einen Vorwurf machen. Vielen ist der Glaube an Gott aberzogen worden. Diese alten Muster lassen sich nur selten löschen.

Die Zweiseitigkeit der Schöpfung existiert als männlich und weiblich, als Verborgenheit und Erscheinung, als unfassbar und fassbar, kausal und a-kausal, als Sein und Werden.

Wer keinen Gedanken an den Grund seines Lebens verschwendet, macht sich möglicherweise auch keine über den Tod. Der steht dem Leben völlig entgegengesetzt. Er ist quasi das Gegengewicht zum Weltlichen. Diese Welt zeigt nur die eine Seite der Medaille – die materielle Kausalität. Die meisten Menschen können nur diese Seite wahrnehmen. In dieser Welt herrscht das Gesetz von Ursache und Wirkung. D. h., wenn ich etwas ins Feuer werfe, verbrennt es, begieße ich etwas mit Wasser, dann wird es nass…etc. Das ist das Kausalitätsdenken, und es erzeugt auch das Lohn-Prinzip. Wenn jemand gut handelt, will er belohnt werden; handelt er böse, wird er bestraft. Dieses Denken überträgt der Mensch auch auf Gott. Er stellt seine Bilanz auf und will mit Gott ein Geschäft machen.

Durch den Tod kommt etwas ganz anderes in die Welt. Etwas, was sich der Kausalität entzieht. Darum ist der Tod ein Teil der Schöpfung. Er ist unberechenbar und mit ihm wird gleichzeitig das Prinzip des Vertrauens, des Glaubens und der Liebe in die Welt gebracht, die sich geben, ohne Lohn zu erwarten.

Ohne diesen Geist, ganz gleich wie wir ihn nennen, gibt es kein Leben in der Materie! Das ist die einzige HEILIGE EINFALTIGKEIT: GOTT! In Jesus Christus hat er uns sich selbst als Mensch offenbart, doch die weltlich gesinnten Menschen können nur die rein materielle Seite sehen. Von dem geistigen Wesenskern haben diese Menschen keine Ahnung. Sie wollen weder darüber nachdenken, noch darüber reden. Deshalb ist es ihnen nicht möglich, Christus zu empfinden und zu begreifen. Primitive weltliche Menschen haben Jesus körperlich getötet. Aber Christus in seiner Weitsicht und Güte lässt die unreifen Früchte am Baum hängen, damit sie „reif“ werden können!

©Gisela Seidel

Das Licht der Welt

Maler unbekannt

Du bist mir begegnet vor ewigen Zeiten,
manch endlose Nacht hab ich Deiner gedacht.
Dein Name wird mich in die Zukunft geleiten,
Du hast manchen Sturm mir im Herzen entfacht.

Gesät hast Du Liebe in vielerlei Worten,
gepflanzt wie die Rose – von Dornen befreit.
Geleuchtet hast Du mir an finstersten Orten,
warst Licht mir, hast Blüten auf Wege gestreut.

Durch brennende Welten hast Du mich getragen,
gekühlt von des Windes balsamischem Hauch.
Hast Dichterworte in Felsen geschlagen,
bist Sonne mir und Morgenstern auch.

Du sendest Worte mit Wahrheit zum Herzen,
versiegelst sie dort im göttlichen Innen,
erhellst die Schatten mit himmlischen Kerzen,
füllst dunkelste Nächte mit heiligem Schwingen.

Des Glaubens Hüter

Betende Hände – Albrecht Dürer (1471-1528)

Gott, Du bist die Ewigkeit,
die endlos seit dem Anfang uns umschließt.
Der in seiner Herrlichkeit,
die Gnade „Leben“ in uns gießt.

Wenn unsrer Hoffnung Sicht zerbricht,
geb‘ unsrem Geiste Kraft und Licht.
Lass unsern Glauben Hüter sein,
beschütze unsrer Liebe Schein,
die von dem großen Himmelslicht
ein Abglanz ist. – Herr uns gebricht
die Kraft, der Mut –
mit Dir im Herzen sind wir gut,
doch gehen wir ein Stück allein,
herrscht Dunkel dort.
Denn unser Sein, es ist Dein Wort,

als dessen Klang Gestalt gewonnen,
wohl unter hohen, lichten Sonnen
in biblischer Vergangenheit,
die uns allein erscheint so weit.

Bist nur gedankenweit entfernt,
den Ton zu finden, den wir einst gelernt,
der die Verbindung spürt, die Gegenwart.
Zeitlos bist Du, der immer bei uns harrt.

Dein Wort, das einst durchs All geklungen,
es ist ein Ruf, der längst zu uns gedrungen.
Es ist ein langer Weg in reinem Sein,
ein Widerhall zurück zu Dir allein.

Der die Zeiten wandelt und sie lässt verwehen,
lass uns alle Deine Wunder sehen.
Öffne uns zu Hause Deine Tür,
dieses Wissen gib uns tröstlich hier.

Du klingst in uns, so lass uns für Dich klingen,
auf dem Nach-Hause-Weg will ich Dir singen!

Wahrheit im Glauben

Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay

Es ist der Glaube keine Blüte,
die dir ein andrer reichen kann.

Und wär sie lauter wie des Spenders Güte
und rein und unberührt, auch dann
wird sie bei dir das kurze Dasein fristen,
das eine Blume lebt im Wasserglas.

Der Glaube ist ein Baum, in dem die Vögel nisten,
und mächtig liegt sein Schatten auf dem schwanken Gras.

Greif‘ nicht nach fremder Bäume Blüten,
den eignen zarten Glaubenskeim nimm wahr
und zieh ihn auf und such zu hüten
ihn vor des Zweifels Frostgefahr.

Dass einst der Baum hoch in die Lüfte trage
sein Haupt und dir’s mit Blüten lohne,
und dass sein Stamm, den Stürmen trotzend, rage
und seine Arme schirmend breite in der Krone.

<Ephides>

Licht sein

Jesus heilt eine blutflüssige Frau – 4. Jahrhundert Katakombe Petrus Marcellinus Rom

Was wir ersehnt, erstrebt, erhofft,
es treibt wie altes Holz im Strom des Lebens,
wir träumen manchen Lebenstraum vergebens
und widmen unser Herz dem Falschen oft.
Zurück bleibt nur die lichte Liebe, die wir schenkten.
Oft ist sie nur ein Funke, mal ein helles Denken,
das in uns Sonne wird, die durch uns scheint,
und wenn sie Irdisches mit Himmlischem vereint,
dann geht ein stilles Leuchten durch den Raum
und flüchtig küssen wir den Saum
Seines Gewandes.