Heiliger Geist

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Wo immer es Leben gibt, entsteht es aus Geist,
eine Kraft, die auf den Ursprung im Göttlichen weist;
wo immer es Geist gibt, gibt es auch Leben -
der Körper sein Werkzeug, von Kräften umgeben,

ist nur ein Haus, das vom Geiste beseelt,
Energie, die im embryonalen Keim entsteht. 
Diesem Geist erlauben, sich in Kraft zu erheben,
ihr im göttlichen Sinn Bedeutung zu geben.

Die schwersten Aufgaben still zu erfüllen,
sein Haus in das Licht der Wahrheit hüllen.
Erkenntniswege im Dunkeln erhellen,
im Lichthaus den Geist in die Fenster stellen. 

Sorgen, Ängste und Furcht zu verbannen,
als Mensch triumphieren und Sinn zu erlangen;
im Tempel des Körpers, in dem er nur Gast,
wie ein Mieter, mit der Reinheit des Hauses befasst. 

Teil der unendlichen Schöpfung zu werden,
als Anteil von Gott an Prozessen auf Erden.
Nach der Quelle des ewigen Seins zu streben,
aus ihr zu trinken, mit dem Willen zu geben. 

Die Hochzeit des Lebens öffnet die Tür,
folgend dem Willen - macht aus Übung die Kür.
Der Geist, der im Menschen berufen, erwacht,
geht hindurch und hat Schritte nach Hause gemacht.

Wie ein Blatt im Wind

Will wie ein Blatt zu Boden fliegen,
der Herbstwind, er soll sanft mich wiegen,
 
lass‘ hinter mir die warmen Zeiten;    
muss langsam mich nun vorbereiten,
 
auf Stürme, stark und kalte Nächte.
Wenn doch der Winter wiederbrächte
 
den neuen Lenz mir, voller Sehnen,
mit allen lebensfrohen Tönen.
 
Auch, wenn ich weiß, was folgen wird,
gehn meine Schritte unbeirrt.
 
Erst, wenn ich durch den Tod gegangen,
kann ich die Wiederkehr erlangen.
 
Der Lebenskreislauf schließt sich dann,
damit ein Frühling kommen kann.

So wandelt sich das Erdenleben
zum geistig lichterfüllten Streben.
 
Gott wird begleiten meine Zeit
bis hin in alle Ewigkeit.

Entdecktes Selbst

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Erkenntnis suchend war ich krank und leer,
und endlos schien der Weg, so wie ein Meer,
unsagbar tief und fremd
und weit und ohne Wiederkehr. 

So ging ich durch ein Tal,
mit Sohlen schmerzend wund,
denn viele Steine lagen auf dem Grund;
den falschen Zeichen, die bedeutungslos,
folgte mein Hoffen und die Not war groß.

Aus tiefster Grube kamen tausend Fragen,
die an mir hafteten und zogen,
zu meiner alten Last hab ich noch sie getragen,
als mir ein Licht aufging, sind sie verflogen.

Ich kehrte wissend heim in meinen Hafen,
den ich vergessen hatte auf der Fahrt;
wie eine Motte nach dem Licht mein Sehnen -
mein Dankgebet gilt jeder Müh und Plag.  

Wandel der Welt

Die Welt ist noch nicht reif für einen Wandel,
auch, wenn der Schierlingsbecher ihr gereicht;
wird sie ihn trinken, ist ihr bitt’rer Handel
mit Tod und Teufel auf Verlust geeicht. 

Die Wahrheit ist ein grauer, schwerer Schleier,
nicht, wie der Nebel, der am Morgen wallt;
er löscht die Hoffnung, legt sich auf ein Feuer,
auf das ein Wasser voller Zweifel schwallt.

Die Sünde hat sich selbst als ‚gut‘ beschrieben,
wie eine stolze Rose steht sie da,
die ihre Dornen in die Welt getrieben,
denn jede Lüge macht sie blutend wahr. 

Die Seelen, die im stillen Leid geweckt -
die Wahrheit schwer an ihren Zweifeln nagt,
lüften den Schleier, der das Licht versteckt -
der Glaube Freiheit siegend ihnen tagt.

Verlorene Stimmen

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Wie verlorene Stimmen zwischen den Welten
von Gut und Böse im Niemandsland,
gesprochene Worte, die nichts mehr gelten,
wie an Schicksalstagen von Unbekannt.

Gelebte Schwingung im Tanz durch die Zeiten
vergangener Leben im irdischen Klang.
Fern von Gedanken, gottsuchend und leitend,
ein Wort, das im verlorenen Frieden versank.

Harmonisch legt sich im Klingen des Windes
ein Dur und ein Moll in die höhere Form;
unschuldig, wie das Lächeln des Kindes,
ist der Wahrheit Schwingung in reinerer Norm. 

Gott lauscht den leisen und lauten Tönen,
ihre Fülle lebt in Ihm in Ewigkeit fort,
und mit denen, die Geist und Seele verschönen,
wird die Erde zu einem besseren Ort.

Das Teuflische im Menschen

Albrecht Dürer 1471-1528 – Paradiesschlange

Es ist immer schwierig über Religionen zu reden, weil man niemandem zu nahe treten möchte. Mein Beitrag über Moses beinhaltete zwar einige Kritik, aber letztendlich gehört das Alte Testament zum Christentum. Die Bibel zeigt stets mehrfache Dimensionen. Man darf die Geschichten nicht nur als historische Ereignisse sehn, denn da wird man oft vergeblich Spuren suchen.

Es beginnt bei der Geschichte vom ‚Garten Eden‘. Menschen, Tiere und Pflanzen müssen nach den Naturgesetzen leben. Da der Mensch mit einem Verstand erschaffen wurde, mit dessen Hilfe er Bewusstsein erlangt, kann er sein Leben nach seinem Willen einrichten und von den ‚gesunden‘ Instinkten abweichen. Dieser ungesunde Selbstzweck bringt seinem Körper und seiner Seele Störungen und Krankheiten. Das ist die Macht der Ur-Schlange auf dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen im biblischen Paradies. Das Bild der Schlange wurde gewählt, weil sie der Materie, dem Erdboden, am nächsten ist.

Das bedeutet, dass Satan den Menschen über seinen Verstand beherrscht und über sein Bewusstsein in ihn eindringt. Ohne den Verstand wäre Satan ein unbewusstes Naturgesetz.

Quelle: Wikipedia

Aus den vier Elementen wurde das Weltall aufgebaut. Satan gilt als Herrscher über alles Materielle, also über die heute sogenannten Aggregatzustände, d. h. Erscheinung und Zustandsform, in der die Welt existiert. Jesus warnte seine Jünger nach letzten Abendmahl: „Gehen wir, es nähert sich der Herr dieser Welt.“ Damit meinte er Satan. Er ist das von Gott erschaffene Gesetz der Materie, die negative Aus-Wirkung, die auf den Missbrauch der Naturgesetze folgt. Er wird als ‚gefallener Engel‘ dargestellt, der die Menschen in Versuchung führt und straft. Ein Engel stellt immer eine unsichtbare Kraft dar, die dem Menschen hilft, sich gewisse Dinge bewusst zu machen.

Die Wissenschaft hat auch die indische Vedanta-Philisophie durchleuchtet, die schon vor Jahrtausenden behauptete, dass der Mensch vor Urzeiten androgyn gewesen sei wie die Engel. Dieses Wesen trug beide Geschlechter in sich. Sie waren Mann und Frau in einer Person = ein Mensch.

1. M, 27: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Weib schuf er sie.“

Die Bibel sagt nichts anderes aus. Adam wird als Wesen dargestellt, das am Anfang beide Geschlechter in sich trug. Erst später bildete sich ein weibliches, eigenständiges Wesen aus ihm. Ähnlich wird diese Entwicklung auch seitens der Wissenschaft bestätigt; dieser Prozess hat sich wohl über Jahrmillionen hingezogen. Die biblische Geschichte der Erschaffung Eva’s aus der Rippe Adams ist lediglich eine Metapher.

Der Herr der Materie, Satan, hat demnach die zwei Geschlechter voneinander getrennt und Mann und Frau zu zwei selbstständigen Wesen gemacht, die sich fortpflanzen und die Welt bevölkern konnten.

Was letztendlich blieb, ist die Sehnsucht nach dem Eins-Sein, welches nach der Trennung nur noch in einem geschlechtlichen Akt für kurze Zeit vollzogen werden kann. Die Sehnsucht nach dem auf Erden unerreichbaren einzigen Ich bleibt, damit sich die Körper vereinigen, ohne innere Identität im Geiste.

Irgendwann muss der Mensch einsehen, dass die sexuelle Kraft trügerisch ist. Befriedigung empfindet er auf Dauer nie, kein Glück und keine Erfüllung. Und was geschieht, wenn er alt ist? Da bleibt nichts, wenn es mit der körperlichen Liebe nicht mehr klappt. Hatte der Mensch nicht ein ganzes Leben lang nach seiner ‚besseren Hälfte‘ gesucht? Sie sollte seine Ergänzung sein. Was gibt es auf dieser Welt?: den unbewussten Willen, sich zu vereinigen und das, was man „Liebe“ nennt. Bedingungslose Liebe kann der Mensch hier nicht erreichen, weil Satan dazwischen steht, das Gesetz der Materie.

Eine nur körperliche Erfahrung kann nicht wirklich befriedigen und selig machen. Der Mensch erinnert sich an seinen Ur-Zustand des Eins-Seins und sehnt sich danach zurück. Als er in den materiellen Körper hineingeboren wurde, ist er ‚aus dem Paradies gefallen‘.

Den Drang nach Einheit und wahrer Liebe kann der Mensch hier nur im Geiste verwirklichen. Auf diesem Weg wird er den Ausweg aus der Versklavung finden und die Form zurückverwandeln als geistige Kraft. Wenn wir die sexuelle Kraft wieder auf eine höhere Ebene erheben, ins Erhabene steigern und veredeln können, dann haben wir Satan mit seiner eigenen Kraft besiegt. Der Animus und die Anima sind im Geiste eins.

„Von der Gewalt die alle Wesen bindet,
befreit der Mensch sich, der sich überwindet!“

Johann Wolfgang von Goethe

Zündender Funke

Quelle: Pixabay
Sind es gottgewollte Schranken,
die uns zügeln und regieren;
aufgestaute Wut der Mengen,
deren Seelen leidend frieren?

Hass schwingt zwischen den Parolen,
Unterdrückung schafft sich Raum;
wo Gewalt und Armut herrschen,
hält kein Mensch sich mehr im Zaum. 

Hindern Menschen hinter Grenzen,
frei entwickelt ‚Mensch zu sein‘,
unterdrückt durch Staat und Glauben,
hört man sie in Fesseln schreien.

Sehen die eigne Welt zerfallen
und darin sich selbst vergehen,
ihre hasserfüllte Sprache
können nur sie selbst verstehen. 

Durch das Leiden ihrer Seelen
zieht das Unglück durch das Land;
morden die, dies besser hatten,
sind für sie der Fesseln Band. 

Auch die leidbeschwerten Tage,
tragen volle Segensschalen;
wenn der tiefe Sinn sich öffnet,
scheint die Welt in hellen Farben. 

Platz ist in der kleinsten Hütte,
wenn man liebt und wenn man teilt;
nimmt man denen, die nichts haben, 
schürt man Feindschaft alle Zeit. 

Kopflos

Paul Delaroche (1797-1856) – Enthauptung Jane Grey
Wenn mal das Leben Hürden baut,
die hindern dich beim Gehen,
denk dir, nur der zu gehen sich traut,
kann Daseinsangst bestehen.

Wenn an der Ecke, nebenan, das Böse steht,
und du hast Angst, dass es dich hält
und nie mehr von dir geht;
fühlst dich gefangen, unbeweglich, taub,
von aller Freiheit, die im Kopf dir blieb, beraubt,
dann mach den ersten Schritt, 
hinaus aus diesem Geleis,
geh hin, wo dich kein dunkel-böser Geist
in seinen Klauen hält auf dieser Welt,
trag aufrecht deinen Kopf, bevor er fällt. 

Fühl die Besessenheit in deinem Lebensplan,
zweig ab von deinem Tun und deinem Wahn.
Das, was du suchst, liegt seit Geburt in dir,
zeigt dir den Ausweg, die gebotene Tür.

Sollst nicht den Kopf verlier‘n für eine Illusion;
leb‘ Eins mit Gott, nimm geistig reichen Lohn. 

Goldenes Tuch

Cathédrale Saint-Nicolas, Fribourg/Schweiz – Quelle: Pinterest
Aus Fäden gesponnen, zu einem Gewebe,
mal grob und mal fein, wie Seide gewirkt,
bis in uns der Geist des Großen lebe,
der sich in den kleinsten Maschen verbirgt. 

Rückschauend werden in ferner Stunde
Dinge vorbeiziehen, die gelebt und verklärt;
dann ziehen wir aus dem Innersten Kunde
von der Wahrheit, die uns das Leben gelehrt.

Wie goldene Fäden sind hierin verborgen,
die der Große Geist in uns wirkte und schuf;
voll Erstaunen stehn wir am neuen Morgen
und hören in uns seinen weckenden Ruf. 

Als dunkle Kulisse stehn Tränen und Leiden,   
von der sich die Schönheit des Stückes abhebt;
wie in Kirchen - bunte, verbleite Scheiben,
schwarz umrandet, doch vom Lichtschein belebt. 

Im Strahlen erkennen wir heilenden Segen,
welcher Löcher des Tuches golden verdeckt;
dass sich in unergründlichen Lebenswegen,
das erhabene Kunstwerk Gottes versteckt. 

Heimspiel

Nimm meinen Trost: Nicht du bist heimatlos,
das sind die andern, die des Lichts vergessen.
Ruf sie zurück! Des Vaters Haus ist groß.

<Ephides>

Heimspiel klingt im ersten Moment nach einem sportlichen Ereignis, das im Stadion eines örtlich ansässigen Vereins stattfinden soll. Dort kann man dann den Heimvorteil nutzen, denn für viele Anhänger, die einem begeistert zujubeln, siegt es sich leichter. Da schadet es auch nicht, wenn sich die Mannschaft aus Spielern verschiedener Nationalitäten zusammensetzt, die gewiss dort nicht zu Hause sind. Denen ist es ganz gleich, für welchen Verein sie spielen, wenn nur die Bezahlung stimmt. Daheim spielt man das meiste Geld in die Kassen – ganz unsentimental.

Der Geburtsort, der im Pass steht, macht noch kein Heimatgefühl. Ich denke, man ist dort daheim, wo man geliebt wird, wo Menschen sind, denen man vertrauen kann, von denen man angenommen wird. In familiären Kreisen sollte das so sein, doch oft herrscht dort genau das Gegenteil. Familie kann formend oder zerstörend sein; man findet dort entweder Zuwendung oder Ablehnung. Die Gene spielen dabei keine große Rolle. Der Körper ist nur ein Kleid. Der Geist, der darinsteckt, stammt woanders her. Man bleibt sich trotz der Blutsverwandtschaft ein Leben lang fremd. Heimat ist demnach nicht gleich Familie.

Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich wie ein Außerirdischer; besonders dann, wenn man nicht „dem Rudel“ folgt, sondern ganz eigene Wege geht. Nach vielen Erfahrungen kann man der weltlichen Be-geisterung irgendwann nicht mehr viel abgewinnen; dann erst wendet man sich nach innen. Die irdische ‚Schwerkraft‘ zieht so stark herunter, dass es Mühe macht, das Profane vom Heiligen zu unterscheiden. In solchen Lebenssituationen sehnt man sich eine ganz andere Heimat herbei, einen Garten Eden, ein reines, heiliges Haus…das Haus Gottes.

Die Stille ist die Heimat, aus der wir kommen, der Schoß der Mutter, in den wir zurückkehren möchten. Sie ist ein Kraft spendender Speicher, der uns die Tage leichter ertragen lässt. Wenn wir das Eins-sein mit Gott trotz der weltlichen Getrenntheit spüren, dann zieht es uns hin zur Stille. Dort können wir wieder heil und vollkommen werden.

Aber da gab es noch einen anderen Heimatlosen, vor 2000 Jahren, der von sich sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“. Wie mag er sich gefühlt haben? Wie einsam muss er gewesen sein; weltverlassen und doch ganz und gar vom Göttlichen… von Heimat erfüllt!