Ich bin kein Träumer, kein Hans-guck-in-die-Luft, bin nur ein Mensch, der in der wirren Welt nach anderen Wegen sucht, der nicht den Weg als Ziel erkennt und fällt, weil er das ferne Ziel für unerreichbar hält, der nicht die Weisheit sucht in alten Religionen, wo in Bekenntnissen des Glaubens Tote wohnen, wo Aberglauben siegt. - Die Weisheit liegt so nah! Die Wahrheit Gottes ist lebendig, immerdar. Geschmäht, getötet, die Reformer und die Seher, die Idealisten, all‘ die heiligen Weltversteher; bekämpft, verspottet, die dem Tod Geweihten, doch ihre Botschaft lebt, bis hin in ferne Zeiten. Wachstum im Staub der Theologie? Sie wuchs durch Tod! Ist unfruchtbar. Gab Heuchelei und Dunkelheit als Brot. Wissen und Licht erfüllt sollen die Wege sein, doch geht man sie, ist man in dieser Welt allein. Mit Wurzeln tief im materiellen Lebensraum, darf ich die Krone breiten, einsam wie ein Baum, fruchttragend, hier im Tal der Einsamkeiten, mit Weitsicht in den Abendhimmel schreiten.
Schlagwort: Poesie
Schatz der Zeit
Auf den Schwingen zur Ewigkeit fliegt die Zeit ins Vergessen, und was Mensch prägte, Freud und Leid, was jemals er besessen, ist nur des Körpers flüchtig Ding, gelöst und frei vom Band der Welt; woran er wuchs, woran er hing, wird wieder unberührtes Feld. Wie Staub ist alles hier auf Erden, was längst verweht, schlecht oder gut, bedingt das Blühen und das Werden der Schöpfung Geist, des Lebens Blut. Die Engel haben keinen Ruhm, nur Geisteskraft – die Kraft zu dienen. Gib uns die Kraft, dass wir posthum den Staub der Ewigkeit besiegen.
Ein offenes Buch
Ist ein unbeschriebenes Blatt, das gefüllt mit Geisteskraft, etwas, das sich selbst beschreibt, denn es lebt, beseelt, beleibt. Wie es ‚ruft‘ mit ganzer Kraft, treibt heraus mit aller Macht, Wort für Wort saugt es ans Licht, und das Schweigen, das es bricht, das in wunder Seele harrte, verschlossen sich nicht offenbarte, es zieht heraus aus dem Verließ, als das Blatt ihm Wahrheit wies; auch die Gefühle gibt es frei, zu schwer ist der Gedankenbrei, will auf Papier beschrieben stehn, erst dann kann er im Kopfe gehn. So füllt das Leben manches Blatt, Geschichten und Gedanken satt. Wie’s endet? Ach, das ist gewiss ein offenes Buch. – Es endet nicht!
Rosenzeit
In der Zeit, in der die Rosen blühten, blühte auf in meinem Herzen, sehnsuchtsvoll, ein Gedanke, trunken noch von Mythen, die mit falschem Denken überhöht das Soll. Tief in mir begann ein wehes Sehnen, ein Begehren nach dem Unbekannten, das romantisch klang in mir, in Tönen, die ich stets belacht bei Artverwandten. Und mein Ohr, es lauschte Nachtigallen, die mit Inbrunst in den Abend sangen; flog mit ihnen durch die Rosenhallen, deren alte Mauern von der Liebe sangen. Sind so lange her, die fernen Stunden, und die Paare, die hindurchgegangen, haben hier ein kurzes Glück gefunden, fern von aller Welt, im Traum verfangen. Rosen blühten, doch die harten Dornen drangen tief und mahnend bis zum Herzen. War doch nur ein Traum, ein Seelenformen, brachte mir die klare Sicht mit Schmerzen. Lang schon gilt mein Sehnen Dingen, die meine Seele und mein Herz erfreuen. Ich fand mich selbst im steten Ringen - Liebe heißt wachen im ewigen Sein.
Zeit der Ruhe
Der nahe Abend löscht schon bald das Licht, die Sonne scheint im Horizont versunken, Das Land verhüllt sein müdes Angesicht, der Himmel rötet sich, noch sonnentrunken. Parzellen teilen ihre Flächen, grün und braun, das Mondlicht legt sein fahles Licht darüber, auf ersten Saaten bis zum Himmelssaum liegt Nachtwind, macht die Erde kühler. Die Träume wandern durch die Heimatwelten und in den Häusern dunkelt helles Licht. Harmonie im Herzen, lässt im Schlaf vergelten, was mancher Mund im Wachsein niemals spricht. Gott im Geiste, halte schützend Deine Hände über jede Heimstatt, ihren Nöten, lass des Menschenhasses Brände wandeln sich in Morgenröten.
Frühlingszeit
Das wundervolle Blauen in den Tag, gefärbt von lichten Sonnenstrahlen, wird die Tristes, trotz Müh und Plag, mit Glanz und Buntheit übermalen. Zum Garten ist die Welt gediehen, auf Moos gebettet scheint der Schritt. Doch Frühling ist ein stetes Fliehen, treibt auf dem Fluss der Zeiten mit. Der Mensch, er streut so manche Saat auf unfruchtbaren Böden aus; vor schlechtem Saatgut, böser Tat, bewahrt der Mensch sein eignes Haus. Und jeder gute Keim, der sprießt, ist reiches Wachstum und Geleit, gibt unsrer Welt ein Weiterblühen, dem Frühling gibt er Ewigkeit.
Alter Klang
Wie ein antik-vergilbtes Notenblatt aus einem weitgereisten Koffer alter Zeit, in dem der Moder keine Wirkung hat, umfasst die Patina das welke Kleid. Mit rötlich-braunen Flecken hier und dort, die Handschrift undeutlich verschwommen - vergang’ne Harmonie ans Licht geholt, auf ein Papier für Klang und Ton ersponnen. Wer war die Hand, die dir das Leben lieh? Welch‘ Geist umfasste Seele und Gemüt? War’s deines Glückes hellste Melodie, die dir wie eine Rose aufgeblüht? Wie lange warst im Dunkeln du verbannt, wann klang das Lied zum allerletzten Mal? Im Koffer zur Vergessenheit verdammt, war es, macht sein Vermächtnis rar. Ein Mollakkord hängt in der Abendluft - der Geige Jubel klingt so königlich. Versprüht im Geist von damals Maienduft. Hör‘, wie es singt! Erlöst es jetzt auch mich?
Stufen
von Hermann Hesse
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu jeder Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen. Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen; Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden… wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.
Sehnsucht nach dem Jenseits
Wann fängt beim Menschen eine Sehnsucht an? Er will hinaus in alle Welt und möchte gehen. Ein jeder fühlt dies Sehnen dann und wann; man sehnt sich nach dem ‚Dort‘, um zu verstehen. Ist man allein, ersehnt man andere Menschen. Ist nicht der andere schon die fremde Welt? Ganz anders ist er, folgt den eigenen Wünschen, hat seine Sinne auf sich selbst gestellt. Geheimnisvoll, des Anderen Art und Weise, wie auch die Tierwelt anders reagiert. Mal hier, mal da, geht man auf Sehnsuchtsreise, ist man im ‚Dort‘, will man zurück ins Hier. Im ‚Haus der Welt‘ hat man ein Dach gefunden, auch Wände gibt es und ein Fundament. Man fühlt sich sicher, wird sein Reich erkunden, bis man das Innen der ‚vier Wände‘ kennt. Doch vor den Fenstern gibt es andere Leben. Zum Außen weist die unbekannte Tür. Man zögert sie zu öffnen, preiszugeben, die Sehnsucht nach dem ‚Dort‘, den Drang zu ihr. Was fürchtest Du? Den Tod, im Draußen? Die anderen Schrecken, die bisher geheim? Die Sehnsucht schmerzt, die Tür – der Weg nach Außen, sie zieht dich an und du verlässt dein Heim. Wie sich ein Lichtstrahl nach Millionen Jahren im Nirgendwo verlieren wird, so wird man in des Lebens Lauf erfahren, dass man den Weg nicht kennt und sich verirrt. Das Sehnen treibt dich weiter. Grenzgefühle! Bald resignierst du, wie ein Stoiker an der Pflicht. Die Sicht aus dieser Welt heraus, ist wie die Türe, an der sich einst das körperliche Dasein bricht.
Nicht alle Schmerzen sind heilbar
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen sich tiefer und tiefer ins Herz hinein, und während Tage und Jahre verstreichen, werden sie Stein. Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre, sie scheinen zerronnen wie Schaum. Doch du spürst ihre lastende Schwere bis in den Traum. Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle, die Welt wird ein Blütenmeer. Aber in meinem Herzen ist eine Stelle, da blüht nichts mehr.