
Zweiheit meines Ichs, verborgen hinter den Schleiern grauer Ur-Zeit. Geduld ist deine Tugend, Treue deine Stärke, verblasst deine Hülle, magnetisch dein Verlangen nach Vereinigung.
Gedichte und Poesie von Gisela Seidel über Gott und die Welt
Zweiheit meines Ichs, verborgen hinter den Schleiern grauer Ur-Zeit. Geduld ist deine Tugend, Treue deine Stärke, verblasst deine Hülle, magnetisch dein Verlangen nach Vereinigung.
Leben ist Geist in allen Geschöpfen; erscheint im Menschen als individuelles Bewusstsein. In ihm ist Er erhöht, um teilhaben zu können an der unendlichen Schöpfung und deren Gestaltung. Dem Menschen verliehen sind viele göttliche Attribute und Fähigkeiten, um die Macht des Geistes und die feineren Kräfte des Lebens zu erkennen.
Aus Wasser und Geist geborene Form. Vom Gedanken zum Wort; vom Ur-Klang bewegte Schwingung des Seins. Aus dem Nichts geborene Vielfalt. Od von Erde und Wasser. Erschaffenes Leben, beseeltes Wunder. Frucht vom Baum der Erkenntnis. Bewusstes Dasein und Wahl. Mensch sein heißt folgen der göttlichen Ordnung. Vom geistigen Tod zum Leben; aus der Bewusstlosigkeit zur Erleuchtung. Erhöht zur Auferstehung durch göttliche Gnade und Plan.
Birgst alle Facetten der Schönheit, wie ein geschliffener Diamant, bist Alpha und Omega, Anfang und Ende; du spiegelst unsere Taten in dir selbst, verschenkst deine Reichtümer mit Liebe, erträgst geduldig nicht endende Ausbeutung. Mutter über Sein oder Nicht-Sein, wir sind geboren aus deinem Schoss und werden dorthin zurückgehen, wenn es an der Zeit ist; du kredenzt uns Artenvielfalt und Wunder, in jeder Blüte und in jedem Leben. Paradies oder Hölle, wir haben die Wahl! Unter deinen tiefen Sorgenfalten trägst du geduldig die Last der Menschheit. Nur manchmal erhebst du warnend die Finger, wenn wir die Pole zum Weinen bringen, denn jede Träne wächst zu einem Meer, in dem wir ertrinken werden.
Eure Seelen sehe ich geöffnet und warm strahlend. Und auch die kleine Seele, die sich losrang von ihrem Körperchen, das die beengende Hülle war, die gesprengt wurde, sehe ich. Diese kleine Seele umschwebt Euch noch. Und wie sie Eure Wärme, Euren Schutz suchte, als sie noch in der Hülle lebte, will sie auch jetzt noch Euch gehören und aus Euch Kraft gewinnen. Durch gute Gedanken, die nach oben weisen, könnt Ihr helfen – nicht aber durch Gedanken, die sich mit ihrer zerbrechlichen Hülle beschäftigen. Denn das Seelchen, das frei wurde, will des neuen Lebens teilhaftig werden und nicht zurückgerissen sein in die Gefangenschaft des Körpers.
Die Tiere im Wald haben es leichter, sich von der Hülle zu lösen, denn sie sind freier und naturnäher. Und der großen Kraft, die sie ergreift und fortführt, setzen sie keinen Widerstand entgegen. Anders die Tiere, die beim Menschen leben. Sie sind gebunden durch ihre Zuneigung zu ihm, aber sie sind dadurch auch bereichert und vertieft.
Immer und auf jeder Entwicklungsstufe ist es so, dass höhere Empfindung mit stärkerem Leid bezahlt werden muss. Doch Leid ist ja nicht das, was Ihr darunter versteht. Es ist für die Seele wie für den Geist ein höheres, herrlicheres Fühlen, ein Schwingen in umfassenderen Akkorden. Damit sage ich Euch, was Ihr oft nicht verstehen könnt, warum die unschuldigen, reinen Geschöpfe der Natur leiden müssen: es ist ein Umschwingen! Alles, was Ihr Qual nennt, ist nur ein Umschwingen und Bewusstwerden. Der Weg durch die Tode ist immer ein Prozess der Bewusstwerdung. Aus jedem geht die Seele bewusster und gestärkter hervor.
Ist es nicht gleichfalls qualvoll, sich wieder erinnern zu wollen und Stück für Stück Eurer Vergangenheit der Unbewusstheit abzuringen? Dieser Schmerz und dieses Glück ist der Sinn aller Geschöpflichkeit. Alle Wesen sehnen sich, alle suchen, alle warten. Und ein langsames Wiedererinnern an den Ursprung, dem alle wieder zustreben müssen, ist allen Wesen treibend.
Da die Seele Eures kleinen Hündchens viel gelernt hat auf ihrem Weg und mehr gelernt hat durch den Zusammenhang mit menschlichen Gefühlen als die Tiere des Waldes, wird sie von den Seelen, die ihr Führer sind, erfasst und empor getragen. Und eine Ruhezeit wird ihrer irdischen Entwicklung folgen in jenen Sphären, wo die Tiere Freunde der Geister sind, und sie wird so ausleben und ausweiten, was sie bei Euch lernte, während die Tiere der Wildnis oft gleich aus dem einen Gehäuse in ein anderes wandern.
Ihr könnt dem Seelchen auf diesem Wege mitgeben von Eurer Erkenntnis, und es wird Euch dankbar verbunden bleiben, bis ein nächstes Zusammenfinden – sei es in einem neuen Leben oder in einem Leben in einer anderen Sphäre – die einmal geknüpfte Verbindung vertieft. Denn es kommt immer wieder zueinander, was einmal miteinander verbunden war.
<Ephides>
aus Band VII, Turm-Verlag (1978)
Längst verhallter Urknall –
aus Trümmern geborene Welt;
geballte Materie in kosmischer Ordnung.
Mensch sein –
schmaler Grat zwischen Urzeit und Wandel,
Brücke zur Neuzeit.
Darwin oder Gott?
Evolution oder Schöpfung?
Zeitreise durch die Irrtümer.
Teil eines harmonischen Ganzen,
universale Unendlichkeit –
seit Anbeginn der Zeit und ewig während.
Geschenk an die Menschheit,
aus Träumen geboren,
schwebend zwischen den Welten.
Spielplatz der Energien,
unendlich tanzend
zur Sinfonie des Lichts.
Einmalig ist der Zauber einer Blüte,
so einzigartig wie das Leben selbst.
Was Menschenhand erschuf, entbehrt der Güte,
weil es des Lebens Kern nicht inne hält.
So kann der Mensch nur tote Dinge schaffen,
die zwar nett anzusehen, aber leblos sind;
baut mir ein Ei mit allen Inhaltsstoffen,
nie schlüpft daraus ein neues Vogelkind.
Wie viele Leben hat der Mensch zerstöret,
hat an Natur und Tieren sich vergangen?
Nehmt ihr der Schöpfung, was ihr angehöret,
habt ihr ein frevelhaftes Werk begangen!
Löscht ihr das Eine aus, stirbt auch das Andere,
wenn ihr der Schöpfung Einheit brecht,
wird bald das Sterben durch die Arten wandern
und die Natur, sie fordert dann ihr Recht.
Wo Nahrung ist, wird brach das Land einst liegen,
die Felder leer, vergiftet und verseucht,
und wollt ihr über die Naturgesetze siegen,
so seh’ ich eure Augen in der Zukunft feucht.
Was ihr zerstöret, das kehrt niemals wieder!
Verfolgt von Frankensteins Geschöpfen,
liegt ängstlich euer Größenwahn darnieder,
und Ehrfurcht keimt zu spät in euren Köpfen.
Niemand sollte das Gedicht als eine Mahnung VON MIR sehen, sondern von viel höherer Stelle.
Ich selbst bin nicht fehlerfrei und arbeite noch daran.
Im Flügelschlag der Nacht
sind dunkle Sorgen
vom Licht befreit,
und golden zeigt der Morgen
sein neues Kleid.
Die Schatten sind verflogen
wohl übers Weltenreich,
da singen die Vögel
und jauchzen,
jenseitsgleich.
Es schwirren frohe Gedanken,
wie Schwalben im Sonnenmeer,
ziehn weite Kreise des Grußes
dem Höchsten entgegen,
des Dankes schwer.
Mit tausend Blütenblättern
hast du über Nacht
ein weißes Leuchten in die Welt gebracht.
Des süßen Kernes lockender Genuss
strömt in den lauen Tag –
ein stiller Gruß
von aller höchster Stelle,
denn von der Himmelsschwelle
leert Gott ein Füllhorn aus,
und die Natur,
sie malt mit bunten Farben
ein duftig‘ Frühlingsbild daraus.
Wenn Räder, bunt, im Winde drehen,
wenn unsre Lebenslust erwacht,
wenn sanft die milden Lüfte gehen,
Natur sich streckt nach langer Nacht;
wenn sich die Erdenporen weiten,
erwartungsvoll im Morgenlicht,
und durch der tiefen Nebel Breiten,
die Sonne durch die Wolken bricht;
wenn aus den harten Erdenritzen,
die Pflanzenwelten aufwärts streben,
und bunte Frühlingsblumen-Spitzen
die Erde auseinander heben;
wenn Vögel wieder Nester bauen
und in der Morgenfrühe singen,
wenn tausend Augen Wunder schauen,
dann wird die Frühlingszeit beginnen.