Über die Taufe

Die Taufe – Hans-Georg Leiendecker


Uralt ist die Taufe als Weihung zu höheren Stufen der Erkenntnis, d. h. zur Erweiterung des Bewusstseins. Sie hat ihren Ursprung im ägyptischen Altertum und wurde von dort an die Semiten und Hellenen weitergegeben und von ihnen fortgeführt. Dort wurde die Taufe lange vor Christi Geburt praktiziert und diente als erforderliche Reinwaschung zur Läuterung und Erhöhung.

Sie wurde auch in Kreisen Jesus an Erwachsenen vollzogen. Jesus ließ sich erst als Mann taufen (Mat 3,13), bei Antritt seines Lehramtes. Er verordnete auch im gleichen Sinn, dass seine Jünger die Täuflinge vor der Taufe belehren sollten. (Mat 28,19) Diese Tatsache schließt die Kindertaufe unbedingt aus.

Erst viele Jahrhunderte nach Jesus Tod, als man die Bekehrung beschleunigte und die Zahl der Christen schnellstens steigern wollte, taufte man die Säuglinge direkt nach der Geburt, lange bevor sie den Glaubensinhalt kennen konnten.

Auch machte die kath. Kirche die Kindstaufe zu einem Schutzmittel gegen den Teufel, dem vom Ursprung her jeder Mensch verfallen sei. Als ein Arbeitskollege vor Jahren die Totgeburt eines Kindes beklagte, berichtete er völlig fassungslos, ein Priester sei zu seiner Frau ins Krankenzimmer gekommen und hätte darauf hingewiesen, dass das totgeborene Kind getauft werden soll, damit es nicht in die Hölle kommt. Der „Limbus“ (der Vorhof der Hölle) wird in der Tradition der kath. Kirche immer noch als Ort für die Seelen ungetauft gestorbener Kinder angesehen.

Die im Christentum gebräuchliche Kindertaufe steht demnach im Widerspruch zur Lehre Jesu, welche jeder Christ höher schätzen sollte, als die Meinungen der Priester.

Bei Jesus und im Urchristentum gab es keine Mitgliedschaft, geschweige denn eine Heilsnotwendigkeit einer Wassertaufe. Auch Jesus lehrte sie nicht. Wenn Jesus von Taufe sprach, meinte er die Taufe mit dem Heiligen Geist.

Dementgegen taufen hier alle Kirchen auf einen angeblich ‚dreieinigen‘ Gott, der von der katholischen Kirche auf dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 zum Dogma erhoben wurde. Damit hatte Jesus nichts zu tun.

Jesus von Nazareth nennt Gott „Seinen Vater“ oder „Unseren Vater“, der größer ist als alles (Joh 10,29), auch größer als er, Jesus selbst (Joh 14,28). Dies ist von Bedeutung. Jesus, der Christus wies sogar die Anrede ‚großer Meister‘ zurück. Er sagte auch: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, als Gott alleine.“ (Luk 18,19) Und er, Jesus, sei von diesem Vater ‚ausgegangen‘. (Joh 16,28). Auch, wenn er aussagte, er sei ‚Eins‘ mit dem Vater, dann bedeutet das nicht, dass er im Sinne des Kirchendogmas eine zweite Gottes-Person einer angeblichen ‚Dreieinigkeit‘ ist.

Jesus, der Christus spricht hier als Kind, der in Verbindung und Einheit mit seinem ‚himmlischen Vater‘ lebt.

Das Neue Testament beschreibt in der Überlieferung Jesus von Nazareth als Gottes- und Menschensohn, der in seinem Inneren mit Gott geeint ist. In ihm, dem Menschen Jesus, ist das Geistwesen Christus inkarniert. In der geistigen Welt, dem Reich Gottes, ist Christus tatsächlich der Sohn des Schöpfergottes.

Nur geliehen

Bild von Arek Socha auf Pixabay
Das Leben fließt in allen Kreaturen,
es ist der Große Geist, der sie gestaltet,
ein Hauch des Nichts deckt seine Spuren,
und doch ist’s er, der über alles waltet.

Wir dienen ihm, wenn wir der Menschheit dienen,
wenn wir der heiligen Erde Achtung weihen,
wenn wir in Demut wissen: Alles ist geliehen
und uns den kleinsten Frevel nicht verzeihen.

Das, was wir taten, wird stets mit uns gehen,
ob gut, ob böse – es ist eingebracht.
Die Erde ist aus Gottes Hand das Lehn -
wir führ’n zu Ende, was er einst gemacht. 

Zum Kosmos werden, ohne alles Leben,
geistlos im Wandel, überall nur Stein,
Chaos allein, im unvollkommenen Streben:
Jeder ist heiliger Tempel um das Sein! 

Bei Betrachtung von Schillers Schädel

von Johann Wolfgang von Goethe
Im ernsten Beinhaus wars, wo ich beschaute,
wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;
Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.

Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich haßten,
und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,
sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.

Entrenkte Schulterblätter! was sie trugen,
fragt niemand mehr, und zierlich tätge Glieder,
die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.

Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,

Und niemand kann die dürre Schale lieben,
welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte,
doch mir Adepten war die Schrift geschrieben,
die heilgen Sinn nicht jedem offenbarte,
als ich inmitten solcher starren Menge
unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte,
daß in des Raumes Moderkält und Enge
ich frei und wärmefühlend mich erquickte,
als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge,
wie mich geheimnisvoll die Form entzückte!

Die gottgedachte Spur, die sich erhalten!
Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte,
das flutend strömt gesteigerte Gestalten.

Geheim Gefäß! Orakelsprüche spendend,
wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten?
Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend
und in die freie Luft, zu freiem Sinnen,
zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend.

Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,
Als daß sich Gott-Natur ihm offenbare?
Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,
wie sie das Geisterzeugte fest bewahre.

Möglicherweise war es nicht Schillers Schädel, den Goethe betrachtete… oder doch? Wurde Schillers Kopf bereits vor der Bestattung durch die Ärzte entfernt?
Weshalb hat noch niemand bemerkt, dass Schillers Gebiss bis auf einen einzigen Zahn fast vollständig gewesen ist? In seinem Schriftverkehr berichtete er ausführlich über seine Zahnschmerzen. Bei den gefundenen Schädeln waren jedoch mehrere zahnlose Stellen vorhanden.

Der Verbleib des Schädels ist nach wie vor ungelöst, trotz zahlreicher Untersuchungen. Hierzu empfehle ich https://wolfgangvolpers.de/schillers-schaedel/ und

http://www.schiller-biografie.de/Arbeit-am-Wilhelm-Tell/Madame-de-Stael/Fertigstellung-des-Wilhelm-Tel/Reise-nach-Berlin/Geburt-von-Tochter-Emilie/Die-Huldigung-der-Kunste/Phedre-und-Demetrius/Schillers-Tod/post-mortem/post-mortem.html

Staub der Straßen

Ein und derselbe Ort in zwei völlig unterschiedlichen Zeitabschnitten –
Künstler: David Ambarzumjan (1999*)
Hoch, liegt der Staub der Alltagsstraßen,
die Leichtigkeit des Seins begrabend,
wo Zukunftsängste Lebenslust vergaßen 
und Freiheit kämpfte gegen Autokraten. 

So manches Herz hätte sich gern erhoben,
um in der Höhe heil’gen Hauch zu spüren,
doch hier in unsrer Welt hat er verloren,
zu schwer die Last, die unsre Wege führen. 

Verlernten gar die Kunst des Schwebens;
am Boden dieser Zeit sind wir gekettet.
Das Ego kämpft den Kampf des Überlebens,
wer anderen Steine legt, wird nicht gerettet. 

Es traten auf den Straßen kalte Schritte,
wie es das Menschenwerk zu tun verstand;
rissen so viele warme Herzen aus der Mitte,
und schleuderten sie an den Straßenrand.

Kein Herz aus Stein soll unsre Seele werden.
Seht, wie mit Leichtigkeit sie aufwärts schwebt!
Hebt sich empor der Geist, wird er auf Erden,
im Staub der Straßen, Seligkeit erleben. 

Schauplatz des Lebens

Leiser Leo Ury (1861 -1931)
Wenn dich die Mühen deines Tages schwächen,
die Beine schwer sind, wie aus Blei;
wenn du dich leer fühlst, ohne Sinn zu sprechen,
du schweigend wünscht, dass es zu Ende sei. 

Schau an, die lauten Menschenmassen -
so ausdruckslos die Mienen um dich her. 
Es sind so viele, die alleingelassen,
ganz ohne Heimat, fühlen sie nichts mehr. 

Der Mensch der Erde ist sein eigner Schatten,
er bindet andere mit Liebesschwüren,
die schon beim ersten Hauch von Einsamkeit ermatten,
und ihn beim letzten Glockenschlag verlieren. 

Kein Mensch ist einsam, weil es alle sind!
Die Wüste „Einsamkeit“ hat große Straßen.
Sie sind belebt, dort herrscht ein rauer Wind.
Verborgen ist der Schmerz, den sie begraben.

Man eilt vorbei, ganz ziellos ist das Schauen -
auf diesen Straßen sucht man sich vergebens.
Gesenkte Lider – Männer gehn, wie Frauen,
passieren still den Schauplatz ihres Lebens.

Ein Tropfen Glück

Quelle: Pinterest – Amanda cass art
War wie ein großer Tropfen Glück,
der mir als Träne in den Augen stand.
Da fühlte ich von Ewigkeit ein Stück,
wie ein in Liebe unlösbares Band. 

Ein kurzer Augenblick, nicht mehr,
nur ein Moment - er fand mein Herz. 
Damals versank ich, wie in einem Meer;
doch meine Welt ertrank im Schmerz.

Einschließen wollte meine Seele
das Glück - ein flüchtig‘ Ding auf Erden,
dass es kein andrer Mensch mir stehle;
beglückt sollte mein Leben werden. 

Der Rose, die am Dornbusch blühte,
der sich getränkt an mancher Träne,
glich ich, die ich im Leiden liebte;
zwei Welten: hässlich vs. schöne. 

Schwarzes in Goldnes umzuwandeln,
ist heilend der Erinnerung Essenz.
Erkenntnis ziehn aus allem Handeln
die Lebenskunst und Konsequenz.

Auswege

William Adolphe Bouguereau (1825-1905)
Auswege aus dem Labyrinth des Lebens,
Einbahnstraßen mit Wendeverbot.

Passagen mit Kopfsteinpflaster,
holprige Irrwege in Sackgassen endend,
rütteln unsanft an deiner Seele,
reißen Wunden,
verschließen dein Herz,
machen ängstlich,
lassen Wünsche unausgesprochen,
aus Furcht vor neuen Verletzungen,
bohren sich in dein Bewusstsein,
filtern deine Gefühle,
machen deine Seele einsam,
die nach Wärme und Liebe dürstet.

Suche nach höheren Ebenen!
Folge dem Ruf und der Anziehungskraft des Großen Geistes.

Lebe unter dem Segen des Glaubens
nach den universellen Gesetzen,
die Liebe und Weisheit sind.

Vollkommener Glaube wird aus Wissen geboren.

Kehre um, auf der Suche nach der Herrlichkeit
deiner von Engeln beleuchteten Wege,
die sich vor dir ausbreiten,
wie die Wärme des Lichts.

Bitte um Leben

Phil Greenwood (1943*)
Herrgott, halte Deine Hände 
über alle Not auf Erden,
lass‘ auf eingestürzten Wänden
wieder neues Leben werden!

Hoffnung, unter Schutt begraben,
wo das Haus stand, das geliebte.
Trümmer, wo die Menschen starben
und ihr Schicksal sie besiegte. 

Bald schon wird es Blüten schneien,
die aufs Erdengrau sich gießen;
lachend werden Seelen sein,
die das Schattental verließen. 

Kahle Büsche, Spitzen schimmern -
Welt wird grün in altem Lauf.
Sonne wärmt im Frühjahrsflimmer
kalte Erdenschollen auf.

Linder Frühling, komm‘ mit Leben,
schenk der Menschheit Sinn und Glanz,
offenbar‘ im Aufwärtsstreben
jeder Blüte, Weihetanz.

Auch, wenn starke Winde knicken
vieles im Vorüberwehen,
Schöpfergeist im Sturm zu schicken,
lässt das Brachland auferstehen.

Sang und Klang

Song of the heart – Joel Kirk Richards (1976*)
Singen möcht‘ ich, helle, reine Töne,
in die missklangreiche Welt hinein.
Möcht‘ ihr bringen, was den Geist verschöne,
Dur und Moll im Lied vereinen.

Wie die Vogelstimmen, die am Morgen
Tag und Sonne freundlich singend grüßen,
möcht‘ mein Lied, die allergrößten Sorgen
wandeln, dass sie schnell vergehen müssen. 

Auf dem Blütenteppich bunter Träume,
unter Bäumen, deren Kronen rauschen,
soll die grenzenvolle Welt der Zäune
meinen hellen Liedern lauschen.

Die Akkorde möchten aufwärts schwingen,
wie die Wolken, die um Berge kreisen.
Augenschließend werden sie erklingen,
wie ein Schiff durch Wolkenmeere reisen. 

Um ein notenreiches Werk zu singen,
hebt die Menschheit sich vereint zum Chor. 
Bleibt es nur ein Traum? - Ein hehres Ringen
bringt das allerschönste Lied hervor.