Licht sein

Jesus heilt eine blutflüssige Frau – 4. Jahrhundert Katakombe Petrus Marcellinus Rom -s. Lukas 8,44

Was wir ersehnt, erstrebt, erhofft,
es treibt wie altes Holz im Strom des Lebens,
wir träumen manchen Lebenstraum vergebens
und widmen unser Herz dem Falschen oft.
Zurück bleibt nur die lichte Liebe, die wir schenkten;
oft ist sie nur ein Funke, mal ein helles Denken,
das in uns Sonne wird, die durch uns scheint,
und wenn sie Irdisches mit Himmlischem vereint,
dann geht ein stilles Leuchten durch den Raum
und flüchtig küssen wir den Saum
Seines Gewandes.

Nebel der Nacht

Quelle: Pinterest
Die Nebel der Nacht, sie weichen,
vom Licht des Tages durchströmt,
zu Pan‘s verborgenen Reichen,
wenn der Weckruf des Morgens tönt.

Morgen, der grau umfangen,
lichtarm zeigst du dich und mild;
nebelhaft giert dein Verlangen
nach einem herbstlichen Bild.

Schlummerschwer sind alle Augen,
wenn sie vom Tiefschlaf erwacht;
tragen aus traumhaften Lauben,
Schleier, der herbstlichen Pracht.

Stehen an Fenstern und sehen,
Blatt für Blatt, wie sie fallen;
sehen die Herbstzeit vergehen
und das Fallen in Allem.

Lebensenergie

Quelle: Pixabay
Wie die Menschen applaudieren! –
Tosend spielt die Show des Lebens,
Bilder nur, die längst vergangen -
Alte, die mal jung gewesen.

Andersartig sie erscheinen,
Zwang kriecht zwischen ihre Reihen;
wollen sittsam, Anzug tragend,
dezent, frisch frisiert erscheinen.

Nur der Moderator lächelt,
er macht Scherze, die erheitern;
lachend klatscht das Publikum,
schon geht die Scharade weiter.

Bilder sind es, die verstummen,
wenn man die Geräusche nimmt;
seh‘ die Schatten, wie sie fliehen,
wie ihr Licht im Raum verglimmt.

Dieser Film zeigt hier ein Leben,
das längst nicht mehr existiert,
alle, die darin erscheinen,
hat Gevatter Tod entführt.

Ihre Energie lebt weiter,
„Show must go on!“, die höher führt,
strebt frei empor die Jakobsleiter,
im Kreislauf Leben integriert.

Ursache und Wirkung

Bild von Stefan Keller auf Pixabay
Fortgeweht sind die Gedanken,
flogen mit dem Wind der Zeit dahin,
Ursache und Wirkung sich verbanden,
auf die Reaktionen zu Beginn.

Wirkungen, die auf die Taten folgten,
nahm die Zeit ins nächste Element;
das Hervorgebrachte trieb wie dunkle Wolken,
das Gerechtigkeit und Wahrheit trennt.

Wer dem Leben Schaden angerichtet,
richtet sich im Bannkreis der Moral,
doch Vergeltung, die selbst körperlich vernichtet,
steht in Ewigkeit in Seelenqual.

In der Körperlosigkeit des Unerlösten,
wird manch Frevel auf dem Geiste lasten,
denn das Urteil zwischen Gut und Böse
hat er nicht dem Höchsten überlassen.

Waldeinsamkeit

Iwan Iwanowitsch Schischkin (1832-1898)

Öffne des Waldes Zaubertruhe,
horch, wie der Kuckucksruf erschallt,
in Abgeschiedenheit und Seelenruhe,
fern von Motoren und Asphalt.

Erlebe sanft die festen Schritte,
weich federnd, blätterreich begründet,
schau, wie des Weges grüne Mitte,
sich in der Ferne wiederfindet.

Nimm auf, die goldnen Sonnenstrahlen,
die abgedämpft im Blätterwald,
genieße, wie sie flimmernd fallen,
wie sich zerstreut ein Schatten malt.

Gib den Minuten stilles Schweigen,
wenn sanft der Wind durchs Buschwerk weht,
wenn fern ein Hirsch mit Prunkgeweih
sein stolzes Haupt im Forst erhebt.

Vergiss des schweren Alltags Nöte,
leb auf beim Wandern und Gesang,
beschau die stille Abendröte,
hör auf den Nachtigallen-Klang.

Ich kann nicht mehr

Bild: Stefan Keller – pixabay

von Ephides

Ich kann nicht mehr! 
Mein Planen ist zu Ende
und meines Hoffens kleine Stimme schweigt.
Nur Steine sind’s, an die ich mich verschwende;
sooft ich sie bezwing‘, drohn neue Felsenwände
und mehren meines steilen Wegs Beschwer.
Ich kann nicht mehr!

Zog ich nicht aus, dem Wunder zu begegnen,
und stieg herauf, dem Lichte nahe zu sein?
Und war bereit, zu glauben und zu segnen –
und fand nur Stein!

Zurück ins Tal! Die Nebelgeister schweben
und weben graue Schleier um die Stadt,
in deren Schutz die Sehnsuchtslosen leben,
die ihre Güter tauschen und den Blick nicht heben,
wenn sich ein Lichtstrahl scheu zu ihnen stahl…
Zurück ins Tal?

Nein! Lieber sterben angesichts der Sterne!
Die nach mir kommen, nützen meine Spur,
bis einmal einer siegt. Ich war ihm gerne
der Wegbereiter nur.

Mondbeglänzt

Bild von Pexels auf Pixabay
Herbststurm wirbelt – Welt wird kühler,
greift das Land mit tausend Händen,
so, als ob’s ein Spielzeug sei,
wirft’s dann fort und zieht vorbei
an den starren Häuserwänden.

Vollmond, hinter Wolkenbergen -
manchmal nur schaut dich die Welt,
lässt sie Himmelswege ziehen,
als ob sie der Zeit entfliehen,
die die Nacht gefangen hält.

Fahles Licht – ziehst an den Sinnen,
treibst Gedanken, wie der Wind;
in den mondbeglänzten Räumen,
lässt du Mensch von Schatten träumen,
die am Tag vergessen sind.

Frühherbst

Christian Johann Kroner 1838-1911 – Frühherbst

Die Stirn bekränzt mit roten Berberitzen
steht nun der Herbst am Stoppelfeld,
in klarer Luft die weißen Fäden blitzen,
in Gold und Purpur glüht die Welt.

Ich seh hinaus und hör den Herbstwind sausen,
vor meinem Fenster nickt der wilde Wein,
von fernen Ostseewellen kommt ein Brausen
und singt die letzten Rosen ein.

Ein reifer roter Apfel fällt zur Erde,
ein später Falter sich darüber wiegt —
ich fühle, wie ich still und ruhig werde,
und dieses Jahres Gram verfliegt.

Agnes Miegel (1879 – 1964)

Verborgenheit

Quelle: Pinterest – Veilchen im Moose
Es gibt Blüten, 
die nur in der Einsamkeit blühen,
als Wunder, wie bezaubernd erscheinen,
vielblättrig die Verborgenheit mühen,
sich im Stillen verdeckt,
mit dem Leben vereinen.

Es gibt Früchte,
an Bäumen, knorrig und schwach,
die mit ganzer Kraft Richtung Sonne treiben,
als letzte Blüte - keine danach,
sterbend,
das Wunder des Lebens zeigen.

Es gibt Worte,
die hell und verführerisch klingen
und dunkle des Abschieds und des Vergehens,
welche, die flüstern und andere, die singen,
geheimnisvoll tief,
die wir nicht verstehen.

Es gibt Seelen,
empfindsam, die einsam berufen,
entknospete Blüten, verborgen und schön;
die im Stillen wirken in zahllosen Stufen,
um nicht unfruchtbar
im Schweigen zu stehen.

Zwiespältig

Quelle: Pinterest
Romantisches Bild - Wunsch-Fantasie -,
wo liebend verbunden in Harmonie,
Menschen tanzend den Tag beginnen,
sich umarmen, lachen, ihr Glück besingen,

mit geöffneten Händen den Segen empfangen,
durch des Schöpfers Fülle zum Wohlstand gelangen,
nicht auf die Rücken anderer treten
und Steigbügelhalter der Macht anbeten.

Genügsamkeit, Freude im Einfachen finden,
auch das kleine Glück dankend liebevoll binden;
nicht Werte des Nächsten mit Füßen treten,
für Gesundung der Menschheit um Heilung beten.

Gefolgt von Schatten sucht Mensch das Licht,
die wärmende Quelle, die Heilung verspricht.
Zwiespältig die Welt und das eigene Ich;
Ewigkeitsworte, wenn ER innerlich spricht,

der selbst Steine belebt und fruchtbar erhält -
aus dem Nichts bildet Er eine neue Welt.
Im Klang der Worte enthüllt sich der Tag,
der,erschaffen in Liebe, Harmonie schenken mag.