Herbstschwere

Schweigen, Stille, Dunkelheit –
nur das Rauschen müder Blätter,
die sich langsam lösen von den Zweigen.
Schaukelnd fallen sie der Nacht entgegen,
blühen noch einmal auf, in buntem Zauber,
legen eine farbenfrohe Decke auf die Wege;
majestätisch liegt die Welt im Sterben…
und der Tod, er schreitet still darüber,
um den Lebenskreislauf abzuschließen.

Herbstgedanken – Sonntagsstille !
Und die Uhr, sie tickt und tickt,
streut monoton Sekunden in das Grau,
das ruhig dahin fließt, wie ein träger Fluss.
Ich treibe haltlos, sinke in das Nirgends;
bin losgelassen, treibe ohne dich.
Ertrinke in den Fluten der Gedanken,
die mich ziehen, immer tiefer, und ich falle
wie die Blätter von den Bäumen…
und der Tod, er schreitet still darüber.

Zeitzeichen

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Zeit ist fremd und kalt vorangeschritten,
und meine Erdenzeit,
genährt von Himmelsfrieden,
bald entglitten.

Ich will nicht mehr in dieses Schema passen,
und poesielos letzte Federn lassen.

Will nicht die Menschen sehn im trüben Licht,
das mir verklärt die warme Himmelssicht.

Die Luft der Erde,
die beim Atmen schwer in meinen Lungen liegt –
ich mags nicht mehr.

Fühle des Großen Geistes Kraft in meinen Adern fließen,
trägt die Lebendigkeit,
die alle Mordenden mit Füßen stießen.

Fühl kalt die vielen Lügen um mich her,
Blicke, die sich an Leid erfreuen…
ich will’s nicht mehr.

Wohlstand und Freiheit –
wie kostbar ist dies Los!
Dennoch sind Münder,
die bösen Hass verstreuen, groß.

Anstatt sich miteinander aufzustellen,
Hand in Hand,
zu demonstrieren für Gerechtigkeit und Land,
stehn sie getrennt – angriffsbereit.
Fahnen, sie wehen – wohl in jeder Zeit!

Ich kann nicht länger zusehen, wie sie streiten,
anstatt die Hand des Nächsten zu ergreifen,
mit ihm im Füreinander beten…
Wenn sie’s doch täten!

Totengräber

Schlosstor – Ferdinand Knab (1837-1902)
Als würd zur Ruh getragen,
verblichene, tote Last,
liegt Welt in Tageskühle,
von Dunkelheit umfasst.

Vorüber ziehn die Träger
im Wind und Staub dahin,
fast unsichtbar die Schritte
und langsam zu Beginn.

Herbst wirbelt durch die Reihen
am Ort gekreuzter Hände,
Laub raschelt welk und leise -
einsam das Grabgelände.

Die greisen Blätter sinken,
es wehen kalte Tropfen,
die, so wie Tränen weinen,
mit monotonem Klopfen.

Gesichtslos die Gestalten,
die weißen, marmorbleichen,
die fern am Horizont,
wie wartend, Geistern gleichen.

Die Schnee und Kälte bringen
und Winters Sterben breiten;
sie warten auf den Herbst -
des Totengräbers Zeiten.

Oktober in Europa

Rap: Antilopen Gang

Keine Sonne auf der Sonnenallee
Du gehst mit Kippa noch nicht mal auf die Champs-Élysées
Die Zeiten sind rau und ich weiß nicht genau
Ob ich mich trau‘, morgen nochmal in die Zeitung zu schau’n
Und ich dreh‘ meine Runden
Seit dem 7.10. will ich das Gespräch nicht mehr suchen
Überraschung: Auch Greta hasst Juden
Damals war’n ganz schnell die Täter verschwunden
Heute sind die größten Antisemiten
Alle Antirassisten, gegen Hass und für Frieden
Und der Kanzler hört sich so bestürzt an
Danach trinkt er Tee mit den Mördern
Es ist ein Irrgarten, es ist das nackte Grau’n
Du denkst schon lang daran, mit deinen Kindern abzuhau’n
Es hieß doch „Nie wieder Ohnmacht“
Es wird Oktober in Europa

Oktober in Europa
Oktober in Europa

Es wird früher dunkel, in den Straßen schwarzer Rauch
Zorniges Geschrei, die Fassaden flackern blau
War das jetzt ein Böller oder war das schon ein Schuss?
Stolpersteine werden dieses Jahr nicht mehr geputzt
Es ist kalt geworden, sie macht die Heizung an
Und bringt die Kleinen dann ins Bett, sagt ihnen: „Keine Angst“
Dann nimmt sie die Mesusa aus dem Türrahmen
Dafür steht hinter der Tür jetzt ein Schürhaken
Mein Taxifahrer redet wie ein Nazi
Führe lieber keine Diskussionen auf der Party
Freunde und Freundinnen mit starken Überzeugungen
Hamas-Propaganda an Kreuzberger Häuserwänden
Osama wird auf TikTok zum Superstar
Linke Tasche Pepperspray, rechte Tasche Kubotan
Sie zieht die Kapuze tiefer ins Gesicht
Omas Kette mit dem Stern trägt sie lieber wieder nicht

Oktober in Europa
Oktober in Europa

Im September hab‘ ich vor der roten Flora noch Klavier gespielt
Siebentausend Antifas machen ein’n auf Wir-Gefühl
Tränen fließen bei dem Lied „Mein Vater wird gesucht“
Und einen Monat später waren alle seltsam ruhig
Ist auch kompliziert, muss man einfach beide Seiten seh’n
Wenn Terroristen Frau’n in Leichenhaufen vergewaltigen
Davidsterne werden an die Haustüren gesprüht
Ist das jetzt diese sogenannte Israelkritik?
Zivilisten in Gaza sind Schutzschild der Hamas
Schutzschild der Nachfahr’n der Judenvergaser
Schutzschild der sonst immer so Mutigen
„Blabla, nie wieder Blabla“-auf-Instagram-Sager
Berkeley näher an Teheran als an San Fran‘
Also an den Mullahs und nicht den Studenten
Ich wollt ja zur Antifa-Demo gegen Judenhass
Aber gab keine in Berlin, gute Nacht

Oktober in Europa

Symbolik der Menora

Israel wurde schon mehr als 100 Jahre vor 1948 als das von Gott versprochene „Gelobte Land“ angesehen. Schon die biblische Geschichte schreibt davon:

Gen 26,3-5: Halte dich als Fremder in diesem Land (Kanaan*) auf! (sprach Gott zum König der Philister**) Ich will mit dir sein und dich segnen. Denn dir und deinen Nachkommen gebe ich alle diese Länder und erfülle den Eid, den ich deinem Vater Abraham geleistet habe.  Ich mache deine Nachkommen zahlreich wie die Sterne am Himmel und gebe ihnen alle diese Länder. Mit deinen Nachkommen werden alle Völker der Erde sich segnen…

* Seit 136 n. Chr. (etwa Mitte der Römischen Kaiserzeit) heißt die Region Palästina.
**Mykenischer Kulturkreis ca. 1230 v. Chr.

In der Geschlechterfolge Abrahams wurde diesem von der Ägypterin Hagar, einer Magd seiner Ehefrau, der Sohn Ismael geboren. Dieser steht sinnbildlich für den Islam, der eheliche Sohn Isaak für das Judentum. Abraham ließ auf Wunsch seiner Ehefrau, die Magd samt deren Sohn schutzlos in die Wüste schicken.

Wie man sieht, spielen diese historischen Bilder auch heute noch eine Rolle. Nichts scheint sich geändert zu haben. Die momentane Regierung Israels hat den Gedanken „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ aus der Bibel wörtlich genommen. Alleine herrscht sie im ‚gelobten Land‘.

Abraham wird im Judentum und im Islam als deren Urvater angesehen. Demzufolge müsste das angeblich von Gott versprochene Land beiden Parteien zugeeignet werden.

Man hatte eine schlechte Wahl getroffen, als man diesen Landstrich nur einem Volk zuteilte und nicht zwei Staaten daraus machte. Diese Ungerechtigkeit wird immer wieder zu Auseinandersetzungen führen. Das „Land der Verheißung“ sollte nicht nur unter israelitischer Herrschaft stehen.

Verantwortung für die Gräueltaten meiner Vorfahren trage ich, weil ich deren Ahnenkette fortsetzen kann, weil ich lebe, und Menschen durch deutsche Hand sterben mussten. Ich fühle mich mitverantwortlich für ihre Taten, obwohl ich sie niemals begangen habe.

Es ist wie ein Uhrwerk. Eine Generation ist wie ein Rädchen, eine weitere ebenso eines, etc. Jedes greift in das andere und setzt dadurch Geschichte in Gang. Wir sind Teil davon.

Für mich ist es beschämend und entsetzlich, wenn hierzulande der Judenhass wächst und sogar „Stolpersteine“ einer Stadt vollständig über Nacht entfernt worden sind, wenn jüdische Menschen nicht mehr ohne Angst auf die Straßen oder in die Schulen gehen können.

Im Ersten Weltkrieg sind Juden für Deutschland in den Krieg gezogen und gestorben. Im Zweiten Weltkrieg wurden ca. 6.000.000 Menschen durch deutsche Fanatiker getötet. Was wäre, wenn dies niemals geschehen wäre? Diese Menschen und deren Nachfahren würden immer noch hier leben. Sie brauchten keine Integration, denn sie waren deutsch. Andere Kulturen hätte dieses Land nicht gebraucht. Das Judentum gehörte zu Deutschland! Was wäre wenn?

Leider gibt es in jeder Religion Fanatiker, die mit Gewalt ihre angeblichen Rechte durchzusetzen versuchen. Jedes Mittel scheint dann recht zu sein. Egoisten gibt es überall auf der Welt. Sie fühlen sich nur gut, wenn sie andere schikanieren können. Empathielose Geschöpfe, die sich nehmen, was sie wollen. So beispielsweise verfolgt Israel eine Politik des weiteren Siedlungsbaus, und scheut sich nicht, palästinensische Gebiete im Westjordanland zu seinem Staatseigentum zu erklären.

Sie scheinen den Text Gen 26,3-5 wörtlich zu nehmen:

Rad des Schicksals

Rad des Schicksals – Tiziano Vecellio (1488-1576)

Ahnenforschung ist eine spannende Sache. Eine genetische Kette führt von Generation zu Generation in die ferne Vergangenheit. Abstammungen, die verblüffen, zeigen Vorfahren aus Herkunftsländern in Allerwelt. Den bisher Ahnungslosen wird ein genetisches Spiegelbild gezeigt, das mancherlei Hautfarben und Religionen präsentieren kann. Alles nur körperliche Eigenschaften, die zwar Blutsverwandtschaften aufweisen, jedoch keine geistigen Entwicklungsstufen anzeigen.

Re-Inkarnation mag wissenschaftlich nicht beweisbar sein, doch für mich ist sie eine logische Folge. Im Laufe des Lebens wird man an einen Ort geführt, den man schon lange zu kennen glaubt, obwohl man niemals zuvor dort war. Man fühlt etwas heimatlich Vertrautes, das einen immer aufs Neue anzieht.  Oder man wird plötzlich zu einem schon lange verstorbenen Menschen hingezogen. Im Tagesgeschehen scheint man ihn kaum vorher wahrgenommen zu haben, wird dann aber möglicherweise durch ein Bild ‚angesprochen‘, das einen aufs Tiefste berührt. Man weiß nicht wieso, aber man kennt diesen Menschen – es ist wie ein Déjà-vu. So ging es mir mit Friedrich von Schiller und Weimar. Es war wie das Öffnen einer bisher verschlossenen Türe. Nachdem ich im Goethe Museum zu Düsseldorf vor dem Graff Gemälde Schillers gestanden hatte, verließ ich tiefgerührt die Ausstellung „Weimarer Frühling“. Das war Anfang des Jahres 2004. Seitdem hat sich vieles geändert.

Ahnenforschung ist eine materielle Anschauung; eine weitere Komponente wäre die Seelenforschung. Wer war ich vor diesem Leben und worin besteht die Verbindung zum jetzigen? Welchen Weg haben Seele und Geist bisher genommen? Man sagt: Wer hoch steigt, kann tief fallen. Eine Bewusstseinsstufe ‚hinaufzuklettern‘ ist bestimmt eine Lebensaufgabe, die mit einem falschen Fußtritt in einem tiefen Fall enden kann. Welches Karma musste ein solcher Fall ausgleichen? Was hat die Schule des Lebens als Hauptfach für mich auf dem Plan? Was muss ich lernen? Was habe ich anderen Menschen zu geben?

Das Geheimnis der Vorleben bleibt verschlossen, wenn die Seele unter der Wahrheit im Diesseits leiden würde. Doch manchmal öffnet sich ein Spalt und man darf hineinsehen. Im Tagesbewusstsein wird man dorthin geführt. Vor vielen Jahren habe ich eine Rückführung machen lassen, die mehrere Stunden dauerte, weil ich Näheres über mein Verhältnis zu Schiller wissen wollte. Leider habe ich dazu in einer Art Trance nur ein einziges Bild zu sehen bekommen: Schiller in einer offenen, großen Kutsche, ganz in Felle gehüllt und Goethe daneben, der hinzu steigt, in Kniebundhosen gekleidet und mit damals üblichen Schnallenschuhen. Alles andere bleibt im Verborgenen.

Es gibt viele Situationen, die mich in puncto Vorleben stutzig gemacht haben. Ich hatte eine hellsichtige Bekannte, zu der ich regelmäßig fuhr. Sie nannte sich Schamanin und sprach über Esoterik. Mitten in einer solchen ‚Schulung‘, die mit mehreren Frauen stattfand, stockte sie plötzlich, und wandte sich an mich: „Du hattest in einem früheren Leben etwas mit Jan Huss, Luther und Eck zu tun.“ Zu einem späteren Zeitpunkt dann: „Du wurdest auf Befehl von Katharina II“ auf dem Marktplatz in Moskau enthauptet. Du warst Anführer der Kosaken und hast wild ausgesehen.“  – (Anm. Sein Name war Jemeljan Iwanowitsch Pugatschow)

Wenn das alles zu meiner Seelenvergangenheit gehören sollte, würde es im 1. Fall meine Verbindung zur Religion erklären. Aber es gibt noch weitere Aussagen anderer hellsichtiger Personen, über die ich nur ungerne berichte. Dabei spielt z. B. Schottland eine Rolle, auch von einem Vorleben als jüdisches kleines Mädchen mit Folterungen und einem brutalen Ende wurde mir berichtet, obwohl ich nie nach meiner Vergangenheit gefragt hatte. Letzteres berührt mich noch heute.

Mag sein, dass man manches sehen soll und manches nicht. Hier auf Erden, auf der oftmals unterdurchschnittlichen Bewusstseinsebene der Menschheit, macht man gegensätzliche Erfahrungen, weil man daraus lernen soll. Hier gibt es kein abgestuftes Leben, in dem die Menschen, die die gleiche Evolutionsstufe erreicht haben, die gleiche Existenzebene einnehmen. Hier macht man auf einer Ebene gegensätzliche Erfahrungen. Hier leben unentwickelte und hochentwickelte Seelen. Auf dieser materiellen Ebene leben Tag für Tag Menschen mit unterschiedlichem geistigen und spirituellen Niveau eng beieinander.

Ist Re-Inkarnation wahr? Es gibt diejenigen, die die Idee der Re-Inkarnation ebenso nachdrücklich ablehnen wie diejenigen, die sie aufgrund ihrer Erfahrungen befürworten. Ich gehöre zur letzten Kategorie.

Die Heilung dieser Welt wird durch geistige Kraft erreicht. Diese ist keine Zauberei, denn die Kraft wird von der Seele des Leidenden angezogen. Deshalb kann sie erst dann eine Reaktion hervorrufen, wenn diese Seele berührt wird. Es gibt keine magnetische Verbindung, solange die Seele nicht offen ist. Wenn sie verschlossen ist, kann sie keinen Kontakt herstellen.

Unsere Welt muss sich geistige Heilung verdienen. Wer in dieser Welt ein falsches Leben führt, z. B. mit unnötiger Grausamkeit hilflose Tiere und Mitmenschen quält, hat das Recht auf Heilung verwirkt.

Das Rad des Schicksals wird sich weiterdrehen und die Menschheit in einem schier unendlich erscheinenden Prozess zum Guten führen.

Drahtseilakt

Seiltanz – Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913)
Ihr, die ihr noch im Geiste um mich seid,
so nah und doch so fern, nur in Gedanken,
als stumme Zeugen der Vergangenheit,
ihr seid wie Wurzeln unlösbarer Ranken.

Gabt körperlich bedingten Sinn im Sein,
um mich Gefahr in einem Hauch von Zeit,
doch ohne euch da schwebte ich als Schein,
so wie ein Stäubchen, welches ziellos treibt.

Ihr ward gewordenes Ziel, von Gott bestimmt,
und ich vom Geist des Lebens wachgeküsst;
der Heimat fortgerissen, war ich Kind,
platziert im Körper eines menschlichen Gerüsts.

Im Lebensauftrag inkarniert und ohne Sinn,
tanzte ich schwebend meinen Drahtseilakt,
unter mir, freier Fall mit stetem Wind,
der an mir zerrte und vertrieb die Kraft.

So balancierte ich, verlor das Gleichgewicht,
wohl aufgefangen, ging ich durch ein Tor,
dahinter trat der Wahrheit helles Licht,
wie eine Botschaft und Mission hervor.

Berufung ist des Daseins Sinn und Ziel,
dem Geist zu dienen, der uns schuf,
als Hilfe da zu sein, für den der fiel,
die Seele öffnen, wenn Er in uns ruft.

Herbst

von Rainer Maria Rilke

Hans Andersen Brendekilde 1857-1942

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Aus: Das Buch der Bilder 1906, Axel Junker Verlag

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Freiheit, die ich meine

Wandskulptur von Matteo Pugliese *1969

Max von Schenkendorf (1783–1817) hinterließ uns seine Dichtung „Freiheit, die ich meine“, die nach der Vertonung mit Melodie von Karl August Groos zu einem der bekanntesten Volkslieder hierzulande gehört.

Das zur Zeit des Biedermeier entstandene Lied wurde zunächst vor allem idealistisch-innerlich verstanden und später den „Vaterlands-, Helden-, Kriegs- und Siegesliedern“ zugeordnet.

1. Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt, komm’ mit deinem Scheine,
süßes Engelbild.  

2. Magst du nie dich zeigen der bedrängten Welt? Führest deinen Reigen nur am Sternenzelt?  

3. Auch bei grünen Bäumen in dem lust’gen Wald, unter Blüthenträumen, ist dein Aufenthalt.  

4. Ach! das ist ein Leben, wenn es weht und klingt, wenn dein stilles Weben wonnig uns durchdringt.  

5. Wenn die Blätter rauschen süßen Freundesgruß, wenn wir Blicke tauschen, Liebeswort und Kuß.
6. Aber immer weiter nimmt das Herz den Lauf, auf der Himmelsleiter steigt die Sehnsucht auf.  

7. Aus den stillen Kreisen kommt mein Hirtenkind, will der Welt beweisen, was es denkt und minnt.  

8. Blüht ihm doch ein Garten, reift ihm doch ein Feld auch in jener harten Stein erbauten Welt.  

9. Wo sich Gottes Flamme in ein Herz gesenkt, das am alten Stamme treu und liebend hängt;  

10. Wo sich Männer finden, die für Ehr und Recht muthig sich verbinden, weilt ein frei Geschlecht.
11. Hinter dunkeln Wällen, hinter ehrnem Thor, kann das Herz noch schwellen zu dem Licht empor.  

12. Für die Kirchenhallen, für der Väter Gruft, für die Liebsten fallen, wenn die Freiheit ruft.  

13. Das ist rechtes Glühen frisch und rosenroth: Heldenwangen blühen schöner auf im Tod.  

14. Wollest auf uns lenken Gottes Lieb und Lust. Wollest gern dich senken in die deutsche Brust.  

15. Freiheit, holdes Wesen, gläubig, kühn und zart, hast ja lang erlesen dir die deutsche Art.
Stahlstich – Max von Schenkendorf (1783-1817)

Freiheitliches Denken und Handeln umfasst nicht nur die eigene Freiheit, sondern auch die der anderen. Das sollten wir nie außer Acht lassen! Wir sollten immer dazu bereit sein, sie gegenseitig zu verteidigen und zu schützen.

Tiefe erkennen

Quelle: Pinterest
Leben erhalten, nicht morden in Kriegen,
den Anderen achtend, im Höheren siegen.

Das gütige Innen im Äußeren tragen,
nicht an bitteren Worten andrer verzagen.

Hass und Gewalt, die selbstmordend binden,
um rückstrahlend stets sich selber zu finden,

begegnen, mit Abwehr aus friedlicher Mitte;
das Gute erstreiten, trotz schmerzender Schritte.

Pazifist sein - auch in blutigen Zeiten,
selbst Kämpfen Ausdruck von Frieden bereiten.

Trotz Opfer gerecht sein, das Böse wandeln,
in dunkelsten Stunden mit Liebe handeln.

Taten begehen, oft grausam und schlecht,
Menschen, getrieben von dämonischem Recht.

Für dreißig Silberlinge verraten,
wurde Jesus damals im biblischen Garten.

Des Verratenen Tod, war der Welt ein Gewinn -
das Kreuz seines Schicksals geplant zu Beginn?

War Judas Verrat geplant höheres Ziel,
oder band ihn nur ein dämonisches Spiel?

Aussichtslos scheint manches Handeln und Sinn -
was das Ende des Einen, ist des Neuen Beginn;

wenn der Brandung des Kampfes Welle bricht,
hört man’s rauschen, die Tiefe erkennt man nicht.