Strom des Lebens

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Wie fließend Wasser sind die Jahre,
und manchmal hofft man, tiefbekümmert,
dass dieser Strom sich offenbare,
wenn tränenfeucht die Wimper schimmert.

So traurig mancher Wege Schritte,
sie gehen ziellos, nur im Kreis;
die Zeit, sie tilgt die Spur der Tritte,
wie Wasser, das sie mit sich reißt.

Und auf dem Grunde dieser Klarheit,
da ruhen sie im Bett des Lebens,
in Tränentüchern voller Wahrheit
und spüren: Es war nicht vergebens. 

Fruchtbares Land

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Es geht kein Same auf im unfruchtbaren Land,
Wasser verdampft auf heißem Stein,
und wo es jemals floss durch Wüstensand,
fehlt jede Spur von Wachstum und Gedeihen.

Doch lebt die Wüste noch an manchem Ort,
der in sich Kraft trägt, die aus Tiefen kommt;
Obdach gibt er, wie ein beseelter Hort,
in dem der Durst gestillt und Hoffnung wohnt.

So gibt es Menschen, die auf Sand gebaut,
die ackern, lebenslang und ohne Sinn.
Sie fühlen nicht in sich, was tief vertraut
mit leiser Stimme ruft, schon seit Beginn. 

Selbst fruchtbar werden für den Rest der Welt,
inmitten toter Oberfläche kargem Schein;
die Kraft im Land sein, auf das Samen fällt,
kann fruchtbar Zukunft und Oase sein.  

Unter der Laterne

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Als würde Dunkelheit sich mit den Bösen einen,
und wenn die Lichter abends hier zu sehen,
dann kommen viele, die das Tageslicht verneinen;
aus dunklen Ecken strömen sie ins Weltgeschehen.

Die an den Straßen stehen, unter den Laternen,
umströmt wie Motten, die im Licht vergehen,
dort angezogen, laufen sie in ihr Verderben,
gefallen sind sie, ohne wieder aufzustehen.  

Geheimnisse, sie flüstern leis in dunklen Tönen,
jene, die wissen wollen, zahlen hoch den Preis,
ziehn schwer die Luft, wie Dunst und graue Schemen -
ist besser, wenn man schweigt und gar nichts weiß.

Es findet sich zusammen, was dorthin verschlagen;
Zwietracht und Gier, die sich im Streit gesellten,
der Bordstein hat der Schwalben Leid zu tragen -
was man am Tag versäumte, muss die Nacht vergelten. 

Wenn erst der Tag beginnt, flüchten die Schatten.
Die tauben Körper ruhen, doch ihre Seelen weinen;
sie fürchten sich im Traum vor dem Erwachen,
denn wenn es Abend wird, wird keine Sonne scheinen. 

Depression und Krankheit

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Die Seele formt sich oftmals ein Verließ,
wo alles dunkel ist und ohne Licht;
obwohl sie ihre Umwelt dorthin stieß
und ihre Hände voll sind, sehn sie’s nicht.

In dem Gefängnis eigener Gedanken,
in dem die Wände immer mehr erdrücken,
brachte das eigne Tun ihr Sein zum Wanken,
weil sie nur Ödes sehen und Daseinslücken.

Sie sehen keinen tiefen Sinn im Leben,
sind innerlich wie ausgebrannte Hüllen;
suchen im irdischen Begriff nach Wegen,
die sie herausführen aus eignem Willen.

Die Geisteskraft muss leben wieder wollen
und Heilung in das eigne Leben rufen;
dann öffnen sich die dicksten Kerkertüren
und man ersteigt die ersten Auswegstufen.

Die Macht des Geistes manifestiert sich in der Heilung der Kranken und zeigt damit, dass es eine göttliche Macht gibt, durch welche Werkzeuge eingesetzt werden, die denen Heilung bringen kann, für die das Leben trostlos und öde war.

Die Kraft des Geistes, ein Teil der Lebenskraft selbst, ein Teil des unendlichen Geistes, der durch zahllose Kanäle strömt, ist in der Lage, Körper zu beleben und ihnen neue Energien zuzuführen, die so sehr von Krankheiten und Leiden gequält wurden, dass selbst die kritischsten und skeptischsten Menschen zugeben müssen, dass es sich um eine Kraft handelt, die nicht mit menschlichen oder irdischen Begriffen erklärt werden kann, wenn Ergebnisse erzielt werden.

Aber eine Heilung kann nur erfolgen, wenn die Bitte danach ausgesprochen wurde. Die geistige Kraft zur Heilung muss ins Leben gerufen werden. Die Lebenskraft zirkuliert im gesamten Universum in all ihren Manifestationen als Teil ihrer universellen Aktivität, aber keine Intelligenz dieser Welt wird diese Heilungskraft anwenden können, bevor nicht die Bitte danach geäußert wird, dass sie dies tun soll.

Verbundene Menschheit

Vladimir Kush *1965
Alles Leben hier auf Erden
ist verschmolzen wie ein Klang,
Melodie aus buntem Werden,
das vermischt ein Leben lang.

Losgelöst von falschen Tönen,
frei von schräger Dissonanz,
komponiert zum Lichten, Schönen,
schwingt sich jeder Lebenstanz. 

Was die anderen stets verneinen,
ist ihr eigner Lebensgang;
Anderen dienen und vereinen
ist die Pflicht ein Leben lang. 

Um Verantwortung zu tragen
mit Gewissen unschuldsrein,
sollen wir in unseren Tagen
Hüter unserer Brüder sein. 

Geistes Faden, er zieht einend
durch die Menschheit und verbindet.
Niemand lebt für sich alleine,
weil sich Sein im Ganzen gründet. 

Zauberhaft

Bezaubernde Klänge in verwunschenen Stätten,
wo schlafende Zwerge in duftigen Betten,
Glühwürmchen Flimmer am lichten Tag,
ein grünender Garten, vom Moos überragt.

Eine fremde Welt, traumhaft und schön,
mit Wiesen, zum bunten Spazierengehen.
Die Luft so klar, die Wege so rein -
es muss ein Fleckchen Himmel sein. 

Es riecht nach frisch gebackenem Brot,
das Leben ist heiter und kennt keine Not.
Am offenen Feuer Gemütlichkeit,
nur Ruhe strömt in den Raum, ohne Zeit.

Endloses Leben im Geist der Natur,
ohne Modewirren auf beglückender Spur.
Die Stufen zur Heimstatt mit Freuden gehen,
den Wundern begegnen, die wir übersehen.  

Die Augen öffnen für das Schöne im Geist,
die Fantasie, die mit uns in die Traumwelt reist.
Wo das Leben sich vor uns Menschen verneigt
und der Große Geist seine Liebe zeigt. 

Auf Messers Schneide

Quelle: Pinterest, Künstler unbekannt
Der Mensch baut aus dem Nichts sein Nest,
für das er arbeitet und hetzt;
der Mensch baut auf, der Mensch zerstört,
und wenn es Fremden angehört,
treibt ihn der Neid, dann will er’s haben;
errafft sich Schätze – andere darben.
Saugt aus, wie ein Vampir das Blut,
führt Kriege, wie’s ein Teufel tut.

Das Elend reißt Millionen nieder,
er saugt sie aus, mit Gier im Fieber.
Der Mensch, er schmiedet neue Ketten,
um andere an den Staat zu kletten. 
Die Schwere zieht in manchen Sumpf,
wenn taumelnd Hunger übertrumpft;
wenn unter aufgepeitschten Nerven
die Abgestumpften Messer schärfen. 

Im Untergang merkt Mensch zu spät,
dass dieser Weg nicht weitergeht.
Besitz und Schätze dieser Welt -
was sind sie wert, was Ruhm und Geld?
Wer treibt Vergnügungsraserei,
wenn nebenan der Hungerschrei?
Bedenkt Mensch erst im Niedergang,
wie tief ein Messer stecken kann?

Geliebtes Spiegelbild

„Narziss“ – Caravaggio (1571–1610)
Wie bedeutungsvoll scheint jeder,
der von sich behaupten kann,
er, als leistungsstarker Streber,
sei der wahre, ganze Mann.

Frauen liegen ihm zu Füßen,
denn potent strotzt er vor Geld,
nehmen hin das Dienenmüssen –
schließlich zahlt er ihre Welt.

Frauenliebe kann verzeihen,
auch den nicht so treuen Sinn.
Um ihm Größe zu verleihen,
nimmt sie seine Lügen hin.

Sein Bewusstsein ist verschwiegen,
wenn es nur sich selber sieht;
alle Spiegelbilder lügen,
weil er sich am meisten liebt.

Und sein Drang genießt im Stillen,
seine Lust machtvoll zu sein;
er kennt nur den eignen Willen,
sticht heraus mit falschem Schein.

Hart und lieblos ist sein Leben,
denn ihn schert kein andres Glück,
Freuden, die im andere geben,
gibt sein kalter Blick zurück. 

Selbstverliebt will er nicht sehen,
dass der Spiegel ihn belogen;
denn das schöne Bild wird gehen,
mit dem er sich selbst betrogen.

Hanns guck in die Luft

aus „Der Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1844
Er schaut zum Himmel und sinnt, was dort oben,
ein Träumer, be-geistert mit dem Jenseits verwoben.
Er geht mit sorglosen, eiligen Schritten,
nur ist ihm im Traumland das Hiersein entglitten.

Seine Füße tragen nicht Körper, nur Geist,
ein Gefühl, das die Zukunft mit Leichtigkeit weist.
Vom Alltag geschieden, sehnt er sich weit fort,
weg von den Bürden am irdischen Ort.

Er glaubt an nicht sichtbare Dinge und Mächte,
die ihm auf dem Weg Sicherheit brächten,
doch im täglichen Leben liegen Hürden bereit -
er muss sie nehmen, ist davor nicht gefeit. 

Über Steine des Weges, die zu überwinden,
triumphierend, mutig, den Ausweg finden.
Sie sind die Schwere auf täglicher Spur,
die zum Fall bringen kann – eine Mahnung nur,

mit offenen Augen durchs Leben zu gehen,
um in dieser materiellen Welt zu bestehen. 
Dann sind wir gestärkt in Charakter und Geist,
der mit uns durch die zeitlosen Sphären reist. 

Die Leute

People – Soraya Hamzavi-Luyeh
„Was die Leute sagen werden?“ -
Mitbestimmer mancher Mächte.
Wer denn wohl die „Leute“ sind,
sind es Feinde, sind’s Gerechte?

Überzeugungsstarke Kämpfer,
sind sie aufrecht, Führer, Ringer,
oder gar die Übermächte
herdeninstinktiver Bringer?

Sind’s die lärmend, lauten Vielen,
wirren Moden unterlegen,
die zuwider den Gesetzen,
herrschen in Gesellschaftsspielen?

Sogenannte „Feine“ spotten
hinter Oberflächlichkeit und Häme;
oder sind es die Kollegen,
die vor Vorgesetzen ‚krochen‘?

Diese Münder, lass sie reden,
weich nicht ab von deinen Wegen.
Weh, der Rückgratlosigkeit!
Trete falschem Tun entgegen.