Irren ist menschlich

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Menschen irren, Menschen horten,
beten falsche Götter an,
die aus Stein von fernen Orten
mitgebracht, im Reisewahn.

Nutzen sie als Briefbeschwerer
oder für die Gartenzier;
Jesus hängt noch an den Kreuzen
über mancher Zimmertür. 

Weise Tugend schweigt und trauert,
denn das Sterben an den Wänden,
schreckt kein Kind mehr, wird zur Zier,
in den kirchentreuen Händen. 

Menschen bauen Andachtsstätten
über blutgedüngten Hainen,
wo einst Menschenleiber zuckten
auf geweihten Opfersteinen. 

Huldigen den Götzenbildern,
die in Kirchen überdauern,
doch der Rost zerfrisst das Eisen
und das Moos bedeckt die Mauern.

List, Betrug, Gewalt und Schwäche,
Feigheit, Dummheit, Wahn und Gräuel -
was sie Weltgeschichte nennen,
ist ein blutgetränkter Knäuel.

Führer, die einst andere drängten,
werden doch nur selbst getrieben.
Schatten nur von hohem Geiste,
bald verbraucht, der Glanz zerstieben. 

Durstig ist der Trieb nach Werten
und die Gier macht Ruhm zum Segen;
doch je mehr die Menschen dürfen,
weicht Respekt aus ihrem Leben. 

Geist belebt die Körperhüllen,
existenzlos ist ihr Schatten,
ist nur Staub vom Licht belebt,
temporär, dann das Ermatten. 

Mensch, befrei dich von dem Denken,
wie die Rebe, die man bindet,
die sich, statt im Staub zu kriechen,
fruchtbeschwert gen Himmel windet.

Göttliches Gesetz

Bild von RÜŞTÜ BOZKUŞ auf Pixabay
Festgelegten Pfaden folgend,
gehen wir des Lebens Lauf,
fühlen uns von Gott verlassen,
nehmen tiefes Leid in Kauf.  

Erde dreht um ihre Achse,
der Gezeiten Flut verebbt,
Sterne und Planeten kreisen,
vorbestimmt im Himmelsbett.

Teil des ewigen Zyklus sein,
Jahreszeiten gehn und kommen;
wachsen, blühen und vergehen,
Frühling wird sie neu besonnen.

In Couleur der vielen Vögel
fröhlich in den Tag gesungen,
wie im Wind die Bäume tanzen,
positiv und ungezwungen.

Überall gehorcht das Leben
dem Gesetz des Großen Geistes;
ist ein Teil davon in jedem,
jeder ist Teil Seines Reiches. 

Geist des Lebens

Noch kämpft das Sein um trübe Stunden.
Des Lebenslichtes blasser Schein, er blieb.
Die ferne Zukunft ist im Nichts verschwunden,
so wie der Drang, der mich einst vorwärts trieb.

Es brannte, wie die Fackeln, heiß und groß,
so lebensdurstig war es angefacht.
Die Flamme brannte gierig, pausenlos,
erhellte meine Wege Tag und Nacht.

So, wie ein Kerzen-Heer auf einem Feld,
in Groß und Klein, mal neu, mal abgebrannt,
seh ich die Lebenslichter aufgestellt,
bis sie verlöschen, kalt und unbekannt.

In letzter Glut, zur wohl bestimmten Zeit,
verbleibt der Geist des Lebens in der Welt.
Entzündet neue Flammen, reine Helligkeit,
macht aus der Finsternis ein lichtes Feld.

Mein kleines Licht, kein Zufallshandeln,
es ist entfachter Sinn in mir.
Heilig der Geist, der Leben wandelt
in Sein und Nichtsein, dort und hier.

Wie ein Blatt im Wind

Will wie ein Blatt zu Boden fliegen,
der Herbstwind, er soll sanft mich wiegen,
 
lass‘ hinter mir die warmen Zeiten;    
muss langsam mich nun vorbereiten,
 
auf Stürme, stark und kalte Nächte.
Wenn doch der Winter wiederbrächte
 
den neuen Lenz mir, voller Sehnen,
mit allen lebensfrohen Tönen.
 
Auch, wenn ich weiß, was folgen wird,
gehn meine Schritte unbeirrt.
 
Erst, wenn ich durch den Tod gegangen,
kann ich die Wiederkehr erlangen.
 
Der Lebenskreislauf schließt sich dann,
damit ein Frühling kommen kann.

So wandelt sich das Erdenleben
zum geistig lichterfüllten Streben.
 
Gott wird begleiten meine Zeit
bis hin in alle Ewigkeit.

Entdecktes Selbst

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Erkenntnis suchend war ich krank und leer,
und endlos schien der Weg, so wie ein Meer,
unsagbar tief und fremd
und weit und ohne Wiederkehr. 

So ging ich durch ein Tal,
mit Sohlen schmerzend wund,
denn viele Steine lagen auf dem Grund;
den falschen Zeichen, die bedeutungslos,
folgte mein Hoffen und die Not war groß.

Aus tiefster Grube kamen tausend Fragen,
die an mir hafteten und zogen,
zu meiner alten Last hab ich noch sie getragen,
als mir ein Licht aufging, sind sie verflogen.

Ich kehrte wissend heim in meinen Hafen,
den ich vergessen hatte auf der Fahrt;
wie eine Motte nach dem Licht mein Sehnen -
mein Dankgebet gilt jeder Müh und Plag.  

Verlorene Stimmen

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Wie verlorene Stimmen zwischen den Welten
von Gut und Böse im Niemandsland,
gesprochene Worte, die nichts mehr gelten,
wie an Schicksalstagen von Unbekannt.

Gelebte Schwingung im Tanz durch die Zeiten
vergangener Leben im irdischen Klang.
Fern von Gedanken, gottsuchend und leitend,
ein Wort, das im verlorenen Frieden versank.

Harmonisch legt sich im Klingen des Windes
ein Dur und ein Moll in die höhere Form;
unschuldig, wie das Lächeln des Kindes,
ist der Wahrheit Schwingung in reinerer Norm. 

Gott lauscht den leisen und lauten Tönen,
ihre Fülle lebt in Ihm in Ewigkeit fort,
und mit denen, die Geist und Seele verschönen,
wird die Erde zu einem besseren Ort.

Kopflos

Paul Delaroche (1797-1856) – Enthauptung Jane Grey
Wenn mal das Leben Hürden baut,
die hindern dich beim Gehen,
denk dir, nur der zu gehen sich traut,
kann Daseinsangst bestehen.

Wenn an der Ecke, nebenan, das Böse steht,
und du hast Angst, dass es dich hält
und nie mehr von dir geht;
fühlst dich gefangen, unbeweglich, taub,
von aller Freiheit, die im Kopf dir blieb, beraubt,
dann mach den ersten Schritt, 
hinaus aus diesem Geleis,
geh hin, wo dich kein dunkel-böser Geist
in seinen Klauen hält auf dieser Welt,
trag aufrecht deinen Kopf, bevor er fällt. 

Fühl die Besessenheit in deinem Lebensplan,
zweig ab von deinem Tun und deinem Wahn.
Das, was du suchst, liegt seit Geburt in dir,
zeigt dir den Ausweg, die gebotene Tür.

Sollst nicht den Kopf verlier‘n für eine Illusion;
leb‘ Eins mit Gott, nimm geistig reichen Lohn. 

Strom des Lebens

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Wie fließend Wasser sind die Jahre,
und manchmal hofft man, tiefbekümmert,
dass dieser Strom sich offenbare,
wenn tränenfeucht die Wimper schimmert.

So traurig mancher Wege Schritte,
sie gehen ziellos, nur im Kreis;
die Zeit, sie tilgt die Spur der Tritte,
wie Wasser, das sie mit sich reißt.

Und auf dem Grunde dieser Klarheit,
da ruhen sie im Bett des Lebens,
in Tränentüchern voller Wahrheit
und spüren: Es war nicht vergebens. 

Fruchtbares Land

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Es geht kein Same auf im unfruchtbaren Land,
Wasser verdampft auf heißem Stein,
und wo es jemals floss durch Wüstensand,
fehlt jede Spur von Wachstum und Gedeihen.

Doch lebt die Wüste noch an manchem Ort,
der in sich Kraft trägt, die aus Tiefen kommt;
Obdach gibt er, wie ein beseelter Hort,
in dem der Durst gestillt und Hoffnung wohnt.

So gibt es Menschen, die auf Sand gebaut,
die ackern, lebenslang und ohne Sinn.
Sie fühlen nicht in sich, was tief vertraut
mit leiser Stimme ruft, schon seit Beginn. 

Selbst fruchtbar werden für den Rest der Welt,
inmitten toter Oberfläche kargem Schein;
die Kraft im Land sein, auf das Samen fällt,
kann fruchtbar Zukunft und Oase sein.  

Unter der Laterne

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Als würde Dunkelheit sich mit den Bösen einen,
und wenn die Lichter abends hier zu sehen,
dann kommen viele, die das Tageslicht verneinen;
aus dunklen Ecken strömen sie ins Weltgeschehen.

Die an den Straßen stehen, unter den Laternen,
umströmt wie Motten, die im Licht vergehen,
dort angezogen, laufen sie in ihr Verderben,
gefallen sind sie, ohne wieder aufzustehen.  

Geheimnisse, sie flüstern leis in dunklen Tönen,
jene, die wissen wollen, zahlen hoch den Preis,
ziehn schwer die Luft, wie Dunst und graue Schemen -
ist besser, wenn man schweigt und gar nichts weiß.

Es findet sich zusammen, was dorthin verschlagen;
Zwietracht und Gier, die sich im Streit gesellten,
der Bordstein hat der Schwalben Leid zu tragen -
was man am Tag versäumte, muss die Nacht vergelten. 

Wenn erst der Tag beginnt, flüchten die Schatten.
Die tauben Körper ruhen, doch ihre Seelen weinen;
sie fürchten sich im Traum vor dem Erwachen,
denn wenn es Abend wird, wird keine Sonne scheinen.