
Wo sich die Zukunft mit der Gegenwart verbindet,
entsteht Vergangenheit,
wo man das längst Vergang’ne wiederfindet,
da steht die Zeit.

Gedichte und Poesie von Gisela Seidel über Gott und die Welt

Wo sich die Zukunft mit der Gegenwart verbindet,
entsteht Vergangenheit,
wo man das längst Vergang’ne wiederfindet,
da steht die Zeit.


Wenn die Sonne kraftlos in das Meer versinkt
und mit letztem Glanze Abendstimmung bringt,
deckt die Welt sich zu, mit Sehnsuchtsschleiern,
und der junge Abend ringt in stillen Feiern
mit des Tages letztem Atemzug;
abgestreifte Hektik dieser Zeit –
tiefe Ruhe, Frieden, Einsamkeit.
Nur noch Schweigen ringsumher,
und die Schatten huschen durch das Meer
letzter Taggedanken.

Den nahen Sommer freudevoll erwarten,
wo jede Seele ist des Denkens Garten,
man zwingt es nicht, es muss von selbst erblüh‘n,
ein stetes Werden, Kommen und Vergeh’n.
Gedankenfreiheit grenzenlos!
Du darfst die Blumen deiner Seele pflanzen,
setz‘ sie nach göttlichen Gesetzen, erdentief,
und pflück‘, dem Guten dienend, sie im Ganzen.

Wie zarte Fäden,
die die Raupe spinnt,
ist webend um uns,
was allmählich bindet.
Webt den Kokon,
hüllt uns in Träume ein,
bis irgendwann
sie uns als Schmetterling
entschwindet.
Wie eine Farbpalette breitet es sich aus,
das Leben, mit den schönsten Farben,
ob wir sie richtig mischten, stellt sich erst heraus,
wenn wir das fert’ge Bild vor Augen haben.
Oft ist der Hintergrund zu dunkel oder hell;
den passenden Kontrast gilt es zu finden,
und machen wir so manchen Pinselstrich zu schnell,
sind große Korrekturen einzubinden.
Es schmücken dort Personen unser Bild,
die ganz und gar nicht auf die Leinwand passen,
wo Pinselstriche dunkel oder doch zu mild,
nur negative Spuren hinterlassen.
Wenn wir die Harmonie der Farben weise wählen,
genießen wir im Licht die bunten Tage,
wir werden zu den Lebenskünstlern zählen
und dankbar sein, für jede Farbengabe.

Im Flügelschlag der Nacht
sind dunkle Sorgen
vom Licht befreit,
und golden zeigt der Morgen
sein neues Kleid.
Die Schatten sind verflogen
wohl übers Weltenreich,
da singen die Vögel
und jauchzen,
jenseitsgleich.
Es schwirren frohe Gedanken,
wie Schwalben im Sonnenmeer,
ziehn weite Kreise des Grußes
dem Höchsten entgegen,
des Dankes schwer.

Flieg fort,
lass‘ die Gedanken fliehen,
beschau von oben
unsre kleine Welt,
dann wir dir klar,
dass unsre Zeit geliehen
und eine and’re Macht
den Plan in Händen hält.

Ein Hahnenschrei begrüßte meinen Tag,
als ich noch klein im Bettchen lag.
Ich war noch wie ein leeres Feld,
hineingeboren in die Erden-Welt.
Voll Neugier war ich einst als Kind,
für’s harte Leben unschuldig und blind,
vertrauensvoll, eifrig und klug,
sah nicht der Menschen Fehl und Trug.
Frühling war in mir und das Freuen
auf viele Stunden, die bunten, neuen.
Morgens zog’s mich in den Garten,
wo große Wunder auf mich warten.
Lief hin zu dem hölzernen Gatter,
entzückt vom Entengeschnatter.
Klangfroh war’n die Küken im Glück,
nichts wissend um ihr Geschick.
So, wie im Abendrot verborgen,
sah ich den neuen lichten Morgen,
der still im Sonnenglanz sich kündet,
mit dem so manche Angst verschwindet,
und was mich abends noch bedrückt,
im Tageslicht war’s längst entrückt.
Die Kindheitslieben sind verborgen
unter den tristen Alltagssorgen.
Dinge besser machen, statt bereuen,
unschuldig, dem Licht entgegenfreuen,
so, in diesem Hell geborgen,
eil ich hin zum nächsten Morgen
und genieß in dieser Zeit
frühlingshafte Freudigkeit.

Erwacht ihr müden Taggedanken,
das Licht befreit euch von der Nacht;
ward ihr im tiefsten Traum gefangen,
fühlt ihr noch ganz benommen
den Morgen kommen,
mit aller Macht.

Es ist so still geworden um mich her,
des Lebens Enge drückt, wie Einzelhaft.
Bin eine alte, unsichtbare Kraft,
ein kleines Ich, bin Flamme nur, nicht mehr.
Entzünden mag ich nur Gedankensplitter;
bin irdisch, Energie, mit Licht getauft,
nur noch ein feines Glühen, das verbraucht,
bild‘ ‚Schwarze Löcher‘ im Gefängnisgitter.
Vergangenheit ist leere, hohl geword‘ne Form,
die Schatten wirft, obwohl sie lange fort.
Ihr Einfluss folgt mir bis zum Zukunftsort,
wo Gegenwart beständig wird zur Norm.
Erkenntnisse, ich trag sie durch mein Leben,
obwohl befreiend, nehmen sie mir Kraft.
Wie Einer, der sich auf den Heimweg macht,
bin ich der Wanderer hier auf fremden Wegen.
Doch eines Tages bin ich Heimgekehrte,
was mich hier hindert, bin ich selbst.
Setz‘ Schritt an Schritt, auch wenn du fällst!
Erkenntnis ist Befreiung, seid Belehrte!
Erhabenheit im Augenblick des Glücks
ist das Erkennen unsres Geistes Licht.
Dann huscht ein Leuchten über das Gesicht;
im Reich des Lichtes gehn wir dann ein Stück.