Als Kind trugen mir Bücherzeilen Geschichten in mein Herz hinein, begleiteten mich in stillen Räumen, bei Regen, Schnee und Sonnenschein.
Was ich auf Schiefertafeln schrieb, war wie ein Tanz des Alphabetes; Buchstabenreigen, wirbelnd und tief, schien ein von Geheimnis Umwebtes.
Griffel quietschten, ich lernte beherzt, wollte schreiben und verstehen, um zu erkennen, was Drama und Scherz, wie es die Erwachsenen sehen.
Ich besaß einen kleinen Koffer im Haus, darin schaute ich Bilder, stundenlang, denn der Inhalt waren Hefte von Mickey Mouse, sie zogen mich in ihren Bann.
Ich las jedes Blatt, jedes Heftchen hier; als ich mit fünf Jahren zur Schule ging, war ich in den Klassen ein Pionier, dem man gern an den Lippen hing.
War ‚nur‘ ein Mädchen, mit wachem Verstand, aber ‚nur‘ ein Arbeiterkind. Oft wurde ich drohend mit „Fräulein“ benannt. Für ein Mädchen war Vater blind,
und schlauer als er durfte niemand sein. Nur die Volksschule gab es für mich. „Oberschüler bleiben lieber allein. Ein Kind, wie dich, das wollen die nicht!“
Einschulung 1958
Ich fügte mich, galt als „unnützes Ding“, war zu schwach für die Männerwelt. Nahm die Prügel meiner Eltern hin, ich taugte nichts, kostete Geld.
Ich lernte leidgeprüft, was Drama ist, hüllte ängstlich mein Dasein in Schweigen. fühlte in mir, was man nie vergisst, lebe lieber in Bücherzeilen.
Wenn ich vergeh‘, vergeht die Welt in mir. All das Erlebte wird zum Augenblick, von der Erinnerung bleibt eine Tür, schau ich hindurch, führt mich kein Weg zurück, nur auf Vergangenes ein kurzes Sehen, all das war Ich, vor langem das Geschehen, rahmenlos groß das Bild darin, von Zeit befreit, wenn ich gestorben bin.
An einer alten Wäschestange, baute sie Vater, gar nicht lange, so, gut vertäut an großen Haken, konnte ich’s schließlich kaum erwarten, das Sitzbrett unter’n Po zu schieben, nach kurzem Zögern wollt ich fliegen.
Die Schatten huschten an den Giebeln, es spukten Bilder an den Ziegeln der Nachbarhäuser, auf und nieder, mit jedem Wiegen sah ich’s wieder, spürte in meinem Kindersinn, dass ich ganz nah dem Himmel bin.
Ich schwang dem Schattenbild entgegen, genoss das Fliegen und das Schweben, mal vorwärts und mal hintenüber, war ganz verträumt und schloss die Lider, um eins zu sein mit Zeit und Wind, war glücklich, wie‘s nur Kinder sind.
In unsrer kurzen Lebenszeit gibt Freude schwebend Leichtigkeit im Fallen und im Steigen, wenn sich die Schatten neigen, durchfliegen wir das Sein im Wind, hinauf, hernieder wie ein Kind.
”Lass die Sprach dir sein, was der Körper den Liebenden. Er nur ist’s, der die Wesen trennt und der die Wesen vereint.” Friedrich von Schiller
Ich liebe die deutsche Sprache, mag Bücher aus Papier, die nach Druckerschwärze riechen und lese mit Vorliebe Bücher, die man heutzutage kaum noch liest, vor allem in Kurrentschrift oder Sütterlin gedruckt.
Ab 1941 wurde die deutsche Schrift mit falschen Begründungen („Judenlettern“) aus den Schulen verbannt und schließlich ganz abgeschafft. Es durfte nur noch die lateinische Schreibschrift gelehrt werden. Heutzutage ist Schönschrift nicht mehr angesagt, denn sie braucht Zeit und Liebe.
In den 80er Jahren wurde die Schreibschrift von Hand geschriebener Druckschrift ersetzt. Wer macht sowas? Jemand, der selbst nicht schreiben kann und die Kinder dazu zwingt, es auch nicht zu können? Können Lehrer heutzutage noch Schreibschrift? Sie drückt den Charakter eines jeden Menschen aus. Fällt das etwa unter den Datenschutz? Im Computerzeitalter hat sie offenbar nichts zu suchen. Da ist man anonym.
Jedes andere Land behütet ihre Sprache, nur wir nicht. Warum eigentlich? Sie ist doch bereits von Anglizismen ‚durchwachsen‘, und nun ist als i-Tüpfelchen die Gendersprache hinzugekommen. Ich frage mich warum?! Weil einige Frauen nicht denken wollen/können? Minderwertigkeitskomplexe? Wichtigtuerei? Bin ich jetzt kein Mensch mehr, sondern eine Mensch:in? Ich weigere mich, die Gendersprache zu benutzen!!!
Die fremde Sprache – Theodor Storm
Die fremde Sprache schleicht von Haus zu Haus, Und deutsches Wort und deutsches Lied löscht aus; Trotz alledem – es muß beim alten bleiben: Die Feinde handeln, und die Freunde schreiben.
Irdische und himmlische Liebe – FRANZ VON LENBACH (1836 ‐ 1904)
Vorbei die Zeit des Gegenüberstehens, verborgene Blicke des Vorübergehens, ein Ahnenlassen, wie das Herz empfindet, voll Scham erröten, völlig unbegründet, verlegen dann die Hand zum Gruße reichen, ungern von der geliebten Seite weichen.
Die Jugend ist vorbei, ist abgehandelt, kein Trieb, der meine Sinne wandelt. Mit alter Seele frei von Leidenschaft, aus tiefstem Herzen manches Mal gedacht: Befreiung heißt Verzicht und nicht Verbot, ist die Gewissheit vor dem Abendrot.
Liebt man nicht nur das Bild im Spiegel, sein selbst kreiertes Gütesiegel?! Kann Unbekanntes Seligkeiten bringen, das nicht gestaltet ist nach eignen Dingen? Die rosarote Blindheit der Gedanken eröffnet die im Alter auferlegten Schranken.
Doch gab ich meinen Kräften neuen Sinn, damit ich hier auf Erden nah dem Himmel bin.
Alle Fenster weit geöffnet, nur ein kleiner Luftzug strömt in den schwefelgelben Morgen. Horch nur, wie’s vom Kirchturm tönt!
Und die Vögel singen leise, spüren, was da kommen mag, drosseln ihre frühen Kreise; Federn sind ihr Seismograf.
Dunkle Himmel, zugezogen, ein Verbinden grauer Schwaden, die auf blauen Sommerspuren ihren Glanz verloren haben.
Alle Menschen atmen Schwüle, jeder Schritt wird eine Last. Glücklich schätzen wir die Kühle, die im Winter uns verhasst.
Stimmungsvoll ist aufgeladen, was die Stadt in Atem hält. Zwielicht tilgt die frühen Farben, grau und tot scheint unsre Welt.
Ahnung zerrt an Augenblicken, es verstummt die Gegenwart. Blitze gehn auf Himmelsbrücken, fern noch klingt der Donnerschlag.
Ruhe vor dem Sturm! Beizeiten! Wird die Welt nun untergehen? In mir klingt’s wie Ewigkeiten: Reingewaschen wird sie gehen.
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