Karoline von Wolzogen: „Schiller war von großer, wohlgebauter Gestalt, „der größte Mann“ in Weimar, 6 Fuß und 2 Zoll hoch. Seine Haltung war militärisch von der Karlsschule her. Schon dort deutete sein sicherer Schritt ein starkes Gefühl des eigenen Wertes an. Eine alte schwäbische Bäuerin, die ihn in einem Gange der Karlsschule gehen sah, meinte: „Der denkt auch, er sei der Herzog!“
Dazu drückte sich die Freiheit des Geistes, das lebendige Gefühl für das Edle, erhaben über alles Kleinliche und Gemeine, auch in seinem Äußeren aus.
Sein Kopf war wohlgeformt, der Hals schlank und etwas stark, die Stirn hoch und breit, die Brust zwischen den Schultern gewölbt, der Leib schmal, Arm und Fuß in rechtem Ebenmaß zur ganzen Erscheinung. Die Farbe der Augen war unentschieden zwischen blau und lichtbraun. Der Blick unter den hervortretenden Stirnknochen und den dichten, blonden Augenbrauen warf im Gespräche helle Lichtfunken oder drang tief ins Herz, wenn er sich auf jemanden richtete; gewöhnlich war er sinnend und beschaulich nach innen gekehrt. Seine Nase war gebogen und ziemlich groß. Er scherzte, dass er ihr auf der Schule durch stetes Ziehen eine Spitze gebildet habe.
Sein Haar war lang, fein und spielte ins Rötliche, die Haut weiß, das Rot der Wangen zart, das Kinn von angenehmer Bildung, sein Lächeln anmutig, seine Stimme meist belegt und nur ergreifend, wenn er gerührt war.
Sein Gang war nach seiner schweren Erkrankung etwas nachlässig, spannte sich aber straff bei innerer Bewegung. Seine Kleidung war einfach, aber gewählt, seine Wäsche stets sauber, sein Schreibtisch wohlgeordnet. Er liebte Blumen um sich, besonders Lilien. Sanfte Musik steigerte seine Arbeitslust, ebenso die rote Farbe der kurzen Fenstervorhänge. Lila war seine Lieblingsfarbe. Spinnen waren ihm widerwärtig.“
An Friedrich von Schiller
– zum Gedenken an seinem Todestag am 09. Mai 1805 von Gisela Seidel
Fort bist du lange schon, doch hier noch so präsent, dass deine Gegenwart zu spüren augenschließend ich vermag; lässt mir das große Schweigen, das niemals meinen Namen nennt. So plötzlich kam der Schmerz, verfinsterte den Tag; suchtest den Weg in ferne Dimensionen, gabst von der Ewigkeit, die du versprachst, mir nur ein kleines Stück; wo Seraphinen in Traumwelten wohnen, dorthin brachte dein Todesengel dich zurück. Gewährte Zerberus dir Einlass in sein Reich, so zahle ich heut’ noch dafür Gebühr; erscheint dein Antlitz vor mir engelsgleich, streck’ ich in manchem Traum die Hand nach dir. Werde ich niemals deiner Stimme lauschen und niemals deinen warmen Atem spür’n? Wie könnt’ ich mich an deiner Gegenwart berauschen, wie sehr möcht’ ich mit dir den Himmel sanft berühr’n! Vergangen und vorbei – vergessen nie so ganz; am Ende meines Weges sei bereit, reich’ mir die Hand zum eig’nen Totentanz auf dem Parkett durch die Unendlichkeit.
Meine Religion kann nur die Liebe sein, vorbei an allen, die das Kreuz auf Fahnen trugen, die Macht ergreifend herrschen und allein sich schonungslos um Land und Glauben schlugen.
Weltliche Herrscher, die die Menschen narrten, die Völker marterten und schändlich quälten. Die empathielos sich um Papst und Kaiser scharten und deren Größenwahn scheinheilig stählten.
Die Priester logen unverhohlen, auch heute noch, weil sie dem Volk Wahrheiten verwehren; Ablass kassierten, Menschen brannten, unterjocht, nur, weil sie deren Hab und Gut begehrten.
Sie lobten Gott und kannten kein Erbarmen. Wer anders glaubte, nahm den Tod gleich mit. Wer tötete – heut‘ „mordete“ – die Armen?: Der Hände faltend durch die Mengen schritt!
Der Klerus und die vielen tausend Schergen, die Weltlichkeit, die diente, wie er wollte, sie führten sektenhaft in das Verderben. Ein böser Spuk, der stets dem Übel zollte!
Das Böse lauert zwischen frommen Zeilen, facettenhaft gefälscht vom Vatikan und hinter langen Priesterkleidern, da lauern Unkeuschheit und Größenwahn.
Es lebt sich gut, als frommer Schänder, der unentdeckt die Kinderseelen tötet, und Gott geweiht sind die Gewänder, in denen er missbraucht und Unschuld nötigt.
Und die Justiz, sie schweigt. – Wie immer! Kirchenbeschützt – heißt strafbefreit. Die Hölle, hier auf Erden, ist doch schlimmer: Des Klerus Türen öffneten sich weit.
„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“, so warnte Jesus vor den falschen Lehren. Von Gott und Nächstenliebe trennen, das tut die Kirche. Liebe nur heißt Aufbegehren!
Vergangnen Maitag brachte meine Katze zur Welt sechs allerliebste kleine Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß mit schwarzen Schwänzchen. Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen!
Die Köchin aber, Köchinnen sind grausam, und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche – die wollte von den sechsen fünf ertränken, fünf weiße, schwarzgeschwänzte Maienkätzchen.
Ermorden wollte dies verruchte Weib. Ich half ihr heim! – Der Himmel segne mir meine Menschlichkeit! Die lieben Kätzchen, sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem
erhobnen Schwanzes über Hof und Herd; ja, wie die Köchin auch ingrimmig drein sah, sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster probierten sie die allerliebsten Stimmchen.
Ich aber, wie ich sie so wachsen sah, ich preis mich selbst und meine Menschlichkeit. – Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen, Und Maitag ist’s! – Wie soll ich es beschreiben,
das Schauspiel, das sich jetzt vor mir entfaltet? Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel, ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen! Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen,
In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen, Die Alte gar – nein, es ist unaussprechlich, Liegt in der Köchin jungfräulichem Bette! Und jede, von den sieben Katzen
hat sieben, denkt euch! sieben junge Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß mit schwarzem Schwänzchen! Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers;
Ersäufen will sie alle neunundvierzig! Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon – O Menschlichkeit, wie soll ich dich bewahren! Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen!?
Ach, würd‘ die Welt doch singen, bis in den lichten Tag, in Harmonien klingen, wie’s Herz und Seele mag.
Ach, würd‘ die Welt genesen, mit vogelreichem Sang und Wahrheit uns erlösen, ein ganzes Leben lang.
Ach, wär doch endlich Stille und Ruh auf dieser Welt. Nur Gutes tun, der Wille, ein Dasein ohne Geld.
Ach, wäre doch schon Frieden, Gesundheit ohne Leid. Die Lager voller Blumen und Kinder voller Freud.
Ach, schmerzte nicht das Sehnen nach der Vergangenheit… mit allen Lebensplänen – so nah und doch so weit.
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.