Rose im Schnee

Quelle: www.botanikus.de

Durch jedes Lieben geht ein Lichtlein an,
vermehrt entzündet an geweihten Tagen.
Die Nächstenliebe schreitet dem voran,
verstreut voll Güte ihre Liebesgaben.

Gemeinsamkeit im Mühn des Schenkens,
der Zeiten Dunkel tröstlich aufzuhellen.
Sei denen dankbar, die sich selbst verschenken,
die ihre Lichtlein denen zugesellen,

die sterbend um ihr kleines Leben bangen,
die einsam und voll Leid in Hospitälern,
nach Atem ringend, Trost und Zeit verlangen.
Lasst Licht entzünden in den Jammertälern!

Die Menschheit friert so lange schon,
weil jeder nehmen will und keiner geben.
Den Andern wärmen, nur für Gottes-Lohn,
sein eigen Licht entzünden und zum Zeichen heben.

Schau auf des Wunders lichten Schein;
seht, dort die Rose tief im Schnee!
An diesen Tagen musst du leise sein,
auch sie erleidet in der Kälte Winters Weh.

Der Optimist

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Gottesdienst im Schein der Lichter
oder in der Seelenstille - 
wichtig ist, dass man ihn leistet,
nicht nur folgt dem eignen Willen.

Empfangsbereit mit allen Sinnen,
für die Vermittlung hoher Dinge,
auch hinter die Fassade schauen,
mit Oberflächlichkeiten ringen. 

Auf Inhaltslosigkeiten zeigen,
in einer Welt voll Angst und Schrecken;
Millionen Menschen auf der Flucht,
die tief in Furcht vor morgen stecken.

Verständnis haben für das Leben
und sehen, wie es wirklich ist. 
nicht an Vergangenheiten kleben,
gelassen sein - ein Optimist. 

Es ist wichtig, dass der Mensch weiß, dass er eine unendliche Seele ist, dass seine irdische Pilgerschaft ein kleiner, aber notwendiger Teil eines ewigen Lebens ist. Er sollte dieses Leben nicht in der Dunkelheit der Unwissenheit, sondern im Sonnenlicht der Erkenntnis leben, nicht mit gebeugten Schultern, sondern mit aufrechtem Kopf, nicht mit Angst, sondern mit strahlender, glorreicher Gelassenheit.

Glück sein

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Lichtlein sein, auf düsteren Wegen,
freundlich er-scheinen, im Schatten der Nacht,
wie Kerzenflammen, auch wenn abgelegen 
im Dunkeln niemand Hoffnung entfacht.

Glücklichsein im herzvollen Geben und Streben,
Glück sein für andere im Leben ein Stück,
Licht sein auf düsteren Alltagswegen
und sich erfreuen am anderen Glück. 

Globale Sicht

Tag des Urteils – Jean-Léon Gérôme (1824-1904)

Mensch der Erde, Geist der Welt – unbegreiflich sind die Taten,
die vollkommen in Aktion, die Gerechtigkeit darstellen.

Der Verstand, der unvollkommen, die globale Sicht der Dinge
nicht besitzt, nur eignes Wollen, sieht die Wirklichkeit verschwommen.

Göttlich ist manch Weltgeschehen und von Seinem Geist durchdrungen;
als Entschädigung zu sehen, zur Vergeltung dunkler Stunden.

Wie ein Pendel, ausgeglichen, will das Wiegen mancher Taten
Harmonie und Mitte finden, die dem Ego sind entwichen.

Waage zeigt den Grad des Wandels, zwischen Leben und Verklärung,
zeigt die Göttlichkeit der Liebe, als Gesetz vom rechten Handeln.

Eine Stelle im Alten Testament, Dan 5,25: 
Daniel liest die Worte „mənēʾ mənēʾ təqēl ûp̄arsîn (מְנֵ֥א מְנֵ֖א תְּקֵ֥ל וּפַרְסִֽין)“ und interpretiert sie: „Mənēʾ: Gezählt, das heißt, Gott hat gezählt (mənāh מְנָֽה) die Tage Deiner Königsherrschaft und sie beendet. Təqēl: Gewogen, das heißt, Du wurdest auf der Waage gewogen (təqiltāʾ תְּקִ֥לְתָּא) und für zu leicht befunden. Pərēs פְּרֵ֑ס: Zerteilt (pərîsat̲ פְּרִיסַת֙) wird Dein Königreich und den Persern und Medern übergeben“.

Fazit: Alles Fehlverhalten wird Folgen haben. 

Großer Mond

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Dort oben stehst du, prall, von feinen Wolken mild verhüllt,
wie unter einem Cape aus Tüll, durchscheinend licht,
verdichtend und vergehend, so dein Bild.

Voll Mond stehn Stern an Stern gereiht in deinem Schein,
kalt zeigst du dein Gesicht, vernarbt, von Kratern tief durchzogen;
anziehungskräftig musst du einsam sein.  

Den Schlaf nimmst du, lässt Müdigkeit vergehen,
wer dennoch schläft, fühlt deine Fahlheit in den Räumen;
früh wird der Mensch erwachen und verstehen,
den ‚Mann im Mond‘ gibt’s nur in seinen Träumen.  

Irren ist menschlich

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Menschen irren, Menschen horten,
beten falsche Götter an,
die aus Stein von fernen Orten
mitgebracht, im Reisewahn.

Nutzen sie als Briefbeschwerer
oder für die Gartenzier;
Jesus hängt noch an den Kreuzen
über mancher Zimmertür. 

Weise Tugend schweigt und trauert,
denn das Sterben an den Wänden,
schreckt kein Kind mehr, wird zur Zier,
in den kirchentreuen Händen. 

Menschen bauen Andachtsstätten
über blutgedüngten Hainen,
wo einst Menschenleiber zuckten
auf geweihten Opfersteinen. 

Huldigen den Götzenbildern,
die in Kirchen überdauern,
doch der Rost zerfrisst das Eisen
und das Moos bedeckt die Mauern.

List, Betrug, Gewalt und Schwäche,
Feigheit, Dummheit, Wahn und Gräuel -
was sie Weltgeschichte nennen,
ist ein blutgetränkter Knäuel.

Führer, die einst andere drängten,
werden doch nur selbst getrieben.
Schatten nur von hohem Geiste,
bald verbraucht, der Glanz zerstieben. 

Durstig ist der Trieb nach Werten
und die Gier macht Ruhm zum Segen;
doch je mehr die Menschen dürfen,
weicht Respekt aus ihrem Leben. 

Geist belebt die Körperhüllen,
existenzlos ist ihr Schatten,
ist nur Staub vom Licht belebt,
temporär, dann das Ermatten. 

Mensch, befrei dich von dem Denken,
wie die Rebe, die man bindet,
die sich, statt im Staub zu kriechen,
fruchtbeschwert gen Himmel windet.

Aus tiefem Tal

Es liegt ein Steg im Mondenschein,
der führt ins tiefe Tal hinein,
der abgefallenen Menschen Welt,
erschaffen, zum Versteh’n erstellt,
durch Geistesdrang mit Sinn erbaut,
ein schmaler Weg. Zu gehen erlaubt,
dem Wand‘rer, der den Schmerz der Zeit,
wenn’s Morgenrot die Nacht vertreibt,
nicht scheut, der unbeirrt in dunkler Stund‘,
es hört, wie ferner Menschenmund
beklagt des Daseins trübe Qual,
von unten her, aus tiefem Tal.

Wo Seelenglanz, einst überreich,
verfinstert wurde, grau und bleich;
wo nur noch wirres Wort die Welt
entzweit, statt sie zusammenhält.
Fern ist der Himmel und sein Mahnen –
ein jedes Sternlein schickt ein Ahnen.
Schutzlos und leere Einsamkeit,
der Welt gelebte Eitelkeit.
Sie schreien nach Wunder und sind blind,
weil ALLES längst schon Wunder sind.
Die Rückkehr ins gelobte Land,
von dem erzählt, längst unbekannt.

Lieblosigkeit in Hoffnung tauschen,
dem Frühlingswind, dem fernen, lauschen.
Längst zugewachsen ist der Weg,
nur selten findet Mensch den Steg,
zurück ins leuchtend, klare Land,
wo ew’ger Frieden ausgespannt.
wo so vom Liebeslicht beschützt,
der Stärkere den Schwäch’ren stützt.
Jeder trägt jedem einen Teil,
des Nächsten Wohl ist eigenes Heil.
Und stehst du an des Wegs Beginn,
treib fort, den schattenhaften Sinn.
So nimm mit dir den Schmerz der Zeit,
trag ihn davon, der Steg liegt weit.

Innen ist Licht

Franktal: Karin M.

Wenn Dunkelheit um uns wirbelt,
wir nur deren Schatten sehen,

wenn die Zeichen erdrückend sind,
vor denen wir machtlos stehen;

wenn sich Türen verschließen,
jeder Ausweg versperrt,

wenn Ängste vor morgen
an den Hoffnungen zerrt,

richte im Glauben die schwankende Sicht,
auch wenn du schwarzsiehst,
Innen ist Licht.

Blinder Erfolg

Es haftet Böses in der Welt
und geht durch alle Zeiten.
Wenn diese Eigenschaft regiert,
wird sie ins Unglück leiten.

Wozu die Macht, wofür das Geld?  –
Der Tod hat keine Taschen!
Was man für gut und richtig hält,
leert sich wie volle Flaschen.

Des Menschen Sinnen ist der Drang
den Wohlstand zu erlangen.
Es treibt sie durch die ganze Welt,
zu groß ist das Verlangen. 

Ein wenig Glück, ein stiller Herd -
das wird nicht lange halten.
Ein Bessersein als nebenan,
wird die Gesinnung spalten. 

Denn Einfachheit scheint keine Zier,
man will sie überwinden;
ein schlechter Trieb öffnet die Gier - 
Erfolg trägt Augenbinden. 

Herbstregen

Iwan Iwanowitsch Schischkin (1832 – 1898) – Regen im Eichenwald

Der Herbst zog ein, stürmisch und nass.
Die Zeit der Raben ist erwacht!
Die Sonne zeigt sich kühl und blass;
die Dunkelheit bringt frühe Nacht.

Die Kälte hat sich breit gemacht
auf allen Wegen, die ich gehe.
Die Wolken ziehn mit nasser Fracht
und Tropfen bilden kleine Seen.

Ein ständig Regenprasseln zieht
den Schmutz der Straße mit sich fort.
Ach, könnt ich mit den Vögeln fliehn,
wünsch mich an einen lichten Ort.

Die Krähen sammeln sich zuhauf,
mit Krächzen fliegen sie so weit.
Die Jahreszeit nimmt ihren Lauf.
Der Mensch sinnt still nach bessrer Zeit.