Bizarrer Mond

Quelle: Pinterest
So prächtig ist er da, in sternenklarer Nacht,
durchdringt die Welt mit kühlem Glanz,
wälzt Mensch im Traum in stiller Wacht,
treibt in Bizarrheit silbrig Mummenschanz.

Gezeiten an den Küsten unsrer Meere,
beschleunigt durch der Sonne Kraft,
Gravitation durch stille Daseinsleere,
die erdgebunden nächtens schlaflos macht. 

Zauberhaft

Bezaubernde Klänge in verwunschenen Stätten,
wo schlafende Zwerge in duftigen Betten,
Glühwürmchen Flimmer am lichten Tag,
ein grünender Garten, vom Moos überragt.

Eine fremde Welt, traumhaft und schön,
mit Wiesen, zum bunten Spazierengehen.
Die Luft so klar, die Wege so rein -
es muss ein Fleckchen Himmel sein. 

Es riecht nach frisch gebackenem Brot,
das Leben ist heiter und kennt keine Not.
Am offenen Feuer Gemütlichkeit,
nur Ruhe strömt in den Raum, ohne Zeit.

Endloses Leben im Geist der Natur,
ohne Modewirren auf beglückender Spur.
Die Stufen zur Heimstatt mit Freuden gehen,
den Wundern begegnen, die wir übersehen.  

Die Augen öffnen für das Schöne im Geist,
die Fantasie, die mit uns in die Traumwelt reist.
Wo das Leben sich vor uns Menschen verneigt
und der Große Geist seine Liebe zeigt. 

Romanze

Goethes große, unerfüllte Liebe
Aus „Werthers Leiden“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Charlotte von Stein (1742-1827)

Die Glocken, wie sie klingen! –
Ist’s noch der alte Schlag?
Mein Herz, es möchte springen,
an einen fernen Tag.

Die altvertrauten Zeiten
im abendlichen Ton,
wie damals hör’ ich’s läuten –
die Zeit lief uns davon.

Fühl’ ich noch deine Nähe
am wohl geheimen Ort,
späh’ ich nach dir, als sähe
ich dich von ferne dort.

Schmeck’ ich noch deine Küsse,
verboten, doch so süß,
verspüre Hochgenüsse,
wie einst im Paradies.

Seh’ deine Silhouette
am Horizont, im Geist;
verspüre noch die Kette
der Sehnsucht, die nie reißt.

Verschwunden in den Zeiten –
hör’ deiner Stimme Klang.
Sie wird mich stets begleiten,
Unendlichkeiten lang.

Historischer Friedhof in Weimar, Grabstätte von Charlotte von Stein

Herbstschatten

Bertha Wegmann (1847-1926)
Der Sommer geht, man lässt ihn ziehen,
das Leben will in die Herbstzeit entfliehen;
kaum gekommen, mit Frohsinn und Tanz,
ist bald verronnen, der wärmende Glanz.

Schon losgelassen auf herbstlichen Straßen,
der Wind des Vergessens, des Gehenlassens.
Ein fröstelndes Auf-sich-selbst-Besinnen,
lässt mit Kühle die Jahreszeit beginnen.

Sonne, gedimmtes Licht, hell wie Kerzen,
zügelt das heiße Blut in den Herzen.
Gleich einem Docht, der zu Ende brennt,
schließt der Sommer plötzlich sein luftiges Hemd. 

Verschlossen liegt es, in der Tiefe der Zeit,
doch sie zeigt, dass das Schöne ist und bleibt.
Bald sehen wir Buntheit auf Weg und Rabatten,
der Welt verhüllter, vergänglicher Schatten. 

So seh‘ ich das Ende meines Strebens -
fällt wie welkes Laub vom Baum des Lebens.
Hat er geblüht? Sind meine Hände leer? 
Den Wanderstab, der oft zum Gehen schwer,
geb ich zurück, mit ihm mein altes Kleid,
geh zeitbefreit durch’s Tor der Ewigkeit. 

Auf Messers Schneide

Quelle: Pinterest, Künstler unbekannt
Der Mensch baut aus dem Nichts sein Nest,
für das er arbeitet und hetzt;
der Mensch baut auf, der Mensch zerstört,
und wenn es Fremden angehört,
treibt ihn der Neid, dann will er’s haben;
errafft sich Schätze – andere darben.
Saugt aus, wie ein Vampir das Blut,
führt Kriege, wie’s ein Teufel tut.

Das Elend reißt Millionen nieder,
er saugt sie aus, mit Gier im Fieber.
Der Mensch, er schmiedet neue Ketten,
um andere an den Staat zu kletten. 
Die Schwere zieht in manchen Sumpf,
wenn taumelnd Hunger übertrumpft;
wenn unter aufgepeitschten Nerven
die Abgestumpften Messer schärfen. 

Im Untergang merkt Mensch zu spät,
dass dieser Weg nicht weitergeht.
Besitz und Schätze dieser Welt -
was sind sie wert, was Ruhm und Geld?
Wer treibt Vergnügungsraserei,
wenn nebenan der Hungerschrei?
Bedenkt Mensch erst im Niedergang,
wie tief ein Messer stecken kann?

Verlangsamtes Leben

Quelle: Pinterest
Der Monat trieft aus Poren und Ritzen.
Verlangsamtes Leben durch Hitze und Schweiß.

Ich kann ihn nicht leiden, will nicht mehr schwitzen.
Wo ich die Kühle suche, ist‘s heiß.

Die Wiese verbrennt, besonnt und verdorrt,
wie durch ein Brennglas trifft es die Welt.

Die Winde sind warm, die Schatten fort.
Wer hat diese Jahreszeit bestellt?

Fast tröstlich, der Gedanke an Eis –
wie ein Tropfen auf den heißen Stein!

Ein Regentanz im heil’gen Kreis -
könnte vielleicht der Retter sein.

Egal, ich tanz nicht. Ich tu‘ lieber nichts.
Bewegen verboten! Ergeb‘ mich der Zeit.

Man dümpelt so hin, als Opfer des Lichts.
Die elende Wärme – ich bin sie so leid!

Weiße Blüten

Quelle: Pinterest
Wie schwer ist es, gegen den Strom zu schwimmen!
Manch einer scheint darin unterzusinken,
wie im tiefen Wasser der fließenden Zeit,
wo kein rettendes Ufer, keine Hilfe bereit.

Die Trübnis des Lebens hinter sich lassen,
nichts mitnehmen und den Müll auf den Straßen,
wie die Taten gegen den Geist dieses Lebens,
verwandeln in ein Bewusstsein des Gebens. 

Unsere todkranke Zeit hör ich flehen und rufen,
als würde sie Hände streckend Hilfe suchen.
Die moderne Kultur, oberflächlich und frevelhaft,
schaufelt längst entgottet ihr eigenes Grab. 

Man weint um den eigenen Seelenfrieden –
hat sich ausgelebt und ergötzt, dem Geld zu dienen,
das durch stolze Technik und Wissenschaft
der Menschheit erschauernde Wahrheiten schafft. 

Doch in Heimwehnächten, die sternenlos,
wird Sehnsucht nach höheren Werten groß.
Das sind Stunden der großen und guten Gedanken,
wo über den Schutt der Zeit weiße Blüten ranken. 

Gesicht der Seele

Quelle: Pinterest
Wenn ich doch sagen könnte, wovon die Seele in mir spricht!
Flüchtig und mild gibt sie sich manchmal ein Gesicht;
als wohlbekannter Duft, der nach Zuhause riecht,
ist sie dann Hauch, der blütenhaft umschwebt,
wo das, was war, vergeistigt weiterlebt;
gefiltert ist das Licht, das sie umhüllt,
quillt über sich hinaus, verklärt ihr Bild.
Bewusstsein, wohl gespeist von jenem Klang,
durch den sie wächst und träumt - ein Leben lang.

Ohne Anfang, Ende und Zeit

Fraktal: Karin M.

Wir sehen nur einen Ausschnitt des grenzenlosen Universums,
mit allen Facetten des Lebens,
die sich mit den Gesetzen der Natur
in der Unermesslichkeit ihrer gigantischen Reichweite entfalten.
Gleich einem Panorama nach universellem Plan,
geschaffen durch den unendlichen Baumeister,
der seine göttliche Intelligenz trägt,
wie eine Krone,
geleitet von Weisheit und Liebe.

Du kennst keinen Anfang und kein Ende,
und vieles können wir in Deiner Fülle nicht verstehen,
weil unsere Vorstellungen endlich sein müssen.

Wir wissen, dass Du kein eifersüchtiger Despot bist,
wie die Kirchen heute noch lehren.
Du bevorzugst niemanden und triffst keinen Menschen mit Deinem Fluch.

Du bist Steuermann all der Gesetze, die Du erschaffen hast,
Richter, der dadurch die Folgen der Polaritäten des Lebens steuert,
so dass Ursache und Wirkung unabänderlich und unumstößlich aufeinander folgen.

Wir suchen nach Deiner Wahrheit,
um aus dem Schatz Deines All-Wissens Erkenntnisse zu gewinnen,
die uns im tiefen Innern unserer Seelen fühlen lassen,
dass wir auf der ewigen Suche
den richtigen Weg finden werden.