Leben und Tod

John William Waterhouse 1849-1917 – Borea

Lebensfahrt

Es eilt des Lebens Fahrt
vorbei an Freud’ und Leid,
nie hält es an,
erst, wenn das Ziel erreicht,
steht es im Trauerkleid.

Was kommt nach dem Tod?

Diese Frage beschäftigt uns alle früher oder später und niemand weiß eine Antwort darauf.

Wenn man jung ist, steht das Leben im Mittelpunkt. Die Frage nach dem Tod scheint dann nicht wichtig. Er wird verdrängt, sogar verleugnet. Es kann doch gar nicht sein, dass die Lebenskraft vergeht, fast unmerklich, wenn sie nicht plötzlich durch ein großes Unglück genommen oder durch Krankheit eingeschränkt wird.

Ewiges Leben, bewusst, in einem einzigen menschlichen Körper, ist für mich persönlich eine Horrorvorstellung. Sterben und Vergehen bietet Raum für Neuwerdung und Verwandlung. Dann kommt der Tod als Freund.

Menschen hoffen schon immer auf ein ewiges, körperliches Dasein. Wie würden sie sich im Schlaraffenland langweilen, wo Überfluss herrscht und schöne Eintönigkeit?! Die Juden und andere Glaubensgemeinschaften warten bereits seit ewigen Zeiten auf den Erlöser, den Messias, der das Gleichgewicht und die Gerechtigkeit auf dieser Welt wiederherstellt.

Für mich sind Überlegungen vom materiellen Paradies auf Erden Utopie. Dieses Paradies befindet sich auf einer anderen, geistigen Ebene. Dort, wo es weder Tod noch Krankheiten gibt, nur ewige Glückseligkeit, von der alle Propheten, Dichter und Denker schrieben.

Ich freue mich, wenn ich meinen alten Körper irgendwann ablegen darf und auf mein Zuhause bei Gott, ganz egal wie das aussehen mag. Sind wir nicht alle wie die Schmetterlinge? Den alten Kokon abstreifen, der uns solange gequält hat und mit offenen Flügeln dem Licht entgegen fliegen!  

Wir alle haben vergessen, woher wir einst kamen, doch manchmal scheint uns eine vage Erinnerung mitten ins Herz hinein.

Auch, wenn ich „nur“ als winzige Spur wieder ein Teil des Ganzen werden sollte, und die Persönlichkeit meines jetzigen Lebens sterben wird, wie alle davor, vertraue ich darauf, dass meine Ur-Seele in ihrer Einzigartigkeit erhalten bleibt.

Der Tod trennt Körper und Seele, diese beginnt mit der erreichten Entwicklungsstufe ihr neues Leben. Sie kann nicht höher und nicht niedriger sein als das, was sie ist. Das Naturgesetz hat Kenntnis von jedem einzelnen Faktor und übt Gerechtigkeit. Man bestraft sich selbst, genauso wie man sich selbst belohnt, durch jede Handlung, die man vornimmt. Der Mensch wächst oder versagt durch sein eigenes Leben. Er erlöst oder verdammt sich selbst durch seine Taten.

Immer ist das, was Gott für alle Menschen nach dem Tod vorgesehen hat, sinnvoll und gut.

Wende

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Es sind die Tage, die nun kürzer werden,
die, angestrengt von Helligkeit und Licht,
die Menschen träge macht auf Erden
und Ruhe in des Lebens Trubel bricht.

Die Jahreshälfte ist so rasch vergangen,
war fassungslos im Lauf der schnellen Zeit;
so übervoll von menschlichem Verlangen,
ist‘s klein geworden, unser Erdenkleid.

Begehrlichkeiten, ein globales Treiben,
ein Ziehn und Zerren an der Macht der Welt.
Das Menschsein wird die Schwachen einverleiben,
den anderen macht es stark durch Ruhm und Geld. 

Erstickt im lauten Treiben unseres Lebens
sind all die Tränen in den Niederungen;
mutloses Hoffen, wo kein Aufwärtsstreben -
ein „Weine nicht!“, erklingt durch Engelszungen. 

Ein süßes Lied, gefüllt mit Lichtgedanken,
das trotz Entbehrung tröstet jedes Leid,
lässt Leid als Rosen bis zum Himmel ranken,
macht alle armen Seelen groß und weit. 

Doch nur der’s hören will, wird sich erweisen,
denn er erkennt die Dunkelheit um sich,
beendet dieses hoffnungslose Kreisen,
um einen Punkt: sein viel zu großes Ich. 

Willkür

S.O.S. – Evelyn De Morgan (1855 -1919)

Mit Willkür ist des Staates Macht
so voll und ganz durchwoben,
dass sie den Menschen Leiden schafft,
die sie zum Dienst erhoben.

Was wir gewählt in manchem Gang,
trug doch nur eine Maske,
die scheinbar groß, rhetorisch gut,
zu unsren Wünschen passte.

Bestimmungen sie sind geschrieben
wohl auf recht dehnbarem Papier.
Erwartungsvoll erhoffst du Frieden,
doch naht sogleich ein Kriegsgewirr.

Du hast als Bürger viele Rechte,
geschrieben auf geduld’gem Grunde
doch gibt’s genauso viele Schächte,
die wohl umgehen diese Kunde.

Erst wenn am Boden du schon kriechst,
mit blutig, blauen Knien,
du deinen Rücken krumm dir biegst,
wird dir Gehör verliehen!

Schwarzer Vogel

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Mich streift der schwarze Vogel der Vergangenheit, berührt mein Herz und wo Gedanken meine Seele schrecken, da ist’s wie ein Erkennen, ein Erwecken, denn sie gehört zu mir für alle Zeit.

Zur Bildung war mir Leid der Lehrer; bei jedem Fehltritt schmerzte es in dunklen Zeiten. Doch nur um diese Schwärze einst in goldnen Glanz zu hüllen, zur Blüte meiner Seelenbildung.

Wurde mir Kunst, den rechten Schritt zu finden; das rechte Handeln wurd‘ in mir zur Religion.

Es gilt, die Welt im Gleichgewicht zu halten, damit sie nicht aus Takt und Rahmen fällt, und jede Krankheit kann Geschichten malen, ist Ausdruck menschlicher Missachtung der Natur;

Erde ist Schule – das Leben schreibt die Noten, gute, schlechte, für eine aus dem Takt geratene Partitur.

Man lernt nur durch Vergleiche, die man findet. Erfahrungen von Licht und Schatten, Krieg und Frieden. Wir wählen zwischen Gut und Böse, lieben oder hassen, versuchen zwischen Schmerz und Hochgefühl, den rechten Weg im Seelenkampf zu wählen.  

Auf dieser Erde wird es nicht gelingen, Vollkommenheit zu finden, die global uns Frieden gibt. Wir können nur im eignen Ich beginnen, den Käfig öffnen, damit der schwarze Vogel endlich von uns fliegt.

Steine auf dem Weg

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Wir alle stolpern über manche Dinge,
die schwer wie Stein sich zu Barrieren bäumen.
Es kränkt uns, wenn sie uns behindern
und niemand da ist, um sie fortzuräumen. 

Manch einer nimmt das Kreuz auf sich,
damit kein andrer stolpert oder niederfällt,
doch andere kümmert nur das eigne Vorwärtskommen, 
die Stolpersteine hinterlassen sie der Welt. 

Doch es gibt Menschen, die die Steine nehmen,
die Unrecht tun und andere bewerfen,
die andere fordern, auf die Knie zu gehen,
die voller Niedertracht das Los des Falls verstärken.

Bewegung bringen ist der Steine Ziel und Sinn,
gleich wie, erfüllt der Mensch damit die Pflicht
zu wachsen und zu lernen an den vielen Hindernissen,
damit der Bau des Großen Geistes nicht zerbricht. 

Vollkommen soll das Unvollkommene werden!
Ob Liebe oder Hass - wir tragen schwer am Vorwärtsgehen.
Als Gottes Arbeitshand zu dienen dem Gefüge,
spring anderen bei, die vor den Steinen stehen. 

Von Menschen und Bäumen

Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. 1.Moses 2

Die Kraft der Bäume möchte ich euch geben –
mit ihrer Form- und Farbenvielfalt steh’n sie stolz,
so knorrig wie ein Baumstamm ist das Leben –
die Jahreszeiten zieh’n durchs alte Holz.

Lasst unter euch nicht eine Wurzel aufwachsen, die da Gift und Wermut hervorbringt. 5. Moses 29,17

Der Stamm der Buche: graue Eminenz,
die grüne Fichte krönt taunasse Lüster,
das neue Birkenlaub tanzt luftig, hell, im Lenz,
Alleen von Pappeln, die im Winde flüstern.

Weit dringen starke Baumeswurzeln in die Erde,
sie nehmen Nahrung auf und ankern tief,
dass in der Tiefe des Bewusstseins Wurzel werde,
was Liebe und Vertrauen nährt und rief.

Geht nun mit mir, zu schauen, wie verflochten
hier Baum und Mensch sind schöpfungsnah verwoben.
Entdeckt, wie dort die Jahre gleichermaßen pulsten, pochten,
und mancher Sturmwind peitscht die Wipfel droben.

Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Psalm 139, 5 

An guten oder schlechten Früchten wirst du sie erkennen,
wenn Edles oder gar Verdorbnes nährt den Stamm.
Und kannst du gute hier dein eigen nennen,
so streb’ mit Gottvertrau’n den Himmel an.

Frühling

Es schwebt der Frühling in der Luft, mit Leben.
Ich seh’ die braune Knospe dort vor mir,
so wie sie bald nach außen drängt mit Beben,
so liegt ein Born mit allen Möglichkeiten hier.

Da ist das Lachen unbekümmert heiter,
der Lebenshimmel weit und hell und lau.
Und von den ersten Stufen auf der Lebensleiter,
treibt’s dich empor mit Kraft ins lichte Blau.

Nichts macht dir Angst, du fühlst des Lichtes Heil,
das dir gegeben ist, seit es dich schuf.
Die Freude sprengt beseelt der Hülle Teil
und treibt die Knospe auf, mit zartem Ruf.

Er war schön geworden in seiner Größe mit seinen langen Ästen;
denn seine Wurzeln hatten viel Wasser. Hes 31.7

Bald findest du gemeinschaftliches Streben,
ein mildes Herz, das dir im Gleichklang schlägt.
Weiß, wie die Blütenblätter, ist das Weben,
das dir ein Liebesflüstern in dein Leben trägt.

So wie zwei alte Stämme, eng umschlungen,
so strebtet ihr gemeinsam einst empor.
Der Kampf ums Licht ist längst verklungen,
geht ihr als Sieger beide nun hervor.

In stetem Zueinander seid ihr eins geworden,
„ein Fleisch“, wie es im Buch der Bücher steht.
Gewonnen habt ihr euch und nichts verloren,
auch wenn der Abendwind durch eure Zweige weht.

Der Frühling ging vorbei und in der Daseinsmitte,
da lief der Alltag in bekannten Bahnen
und unter Sommergrün, mit pausenlosen Schritten,
floss die Zufriedenheit durch glückverlornes Ahnen.

Sommer

Im letzten Sommer hab ich ihn gesehen.
Er streckte weit zum Himmel jeden Zweig,
Und keinen sah ich so wie ihn am Wege stehen,
einmalig, unverwechselbar sein Kleid.

Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Matthäus 6,24

In seiner Krone sah ich viele tote Zweige ruh’n,
und andre wieder, grün belaubt und heil.
Befähigt wird der Mensch zu manchem Tun,
doch nährt er seine Möglichkeiten nur zum Teil.

Tagein, tagaus, da schaffen wir und horten
und fragen nach dem Sinn und Lebensziel.
Wir gleichen leer dahin gesprochnen Worten,
dem Stamm, der hohl und kahl zu Boden fiel.

Herbst

Es führt kein Weg zurück, nicht eine Stunde
reut uns, auch nicht das Mühen um das Werden.
Wohl dem, der Weisheit ziehet aus dem Grunde,
sie wird zum Baum des Lebens hier auf Erden.

Reif werden, wie die Äpfel – Zeit der Ernte.
Nicht sorgen, sondern leben. Grenzen sehen.
Oft denkt man an die Jugend, die entfernte
und möcht’ so manche Stunde rückwärts drehen.

Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt,
sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen.
Sprüche 3, 13+18

Doch auch auf dieser Zeit ruht Königszauber,
da sie sich majestätisch, weise, gibt.
Das Haar gleicht lichtem Laub – wird ständig grauer,
bis es ein kühler Wind zu Boden zieht.

Fröhlich die Falten tragen, wie ein Zeichen:
Schön war der Frühling, gut die Sommerzeit!
Die herbe Herbstschönheit willkommen heißen.
Annehmen – für den Winter schon bereit.

Doch bringt der Herbst auch trübe Nebeltage,
und jeder Lichtstrahl bleibt im Grau verfangen.
Da spürt man Einsamkeit, die finstre Plage
und führt Gespräche mit den Heimgegangnen.

Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen bis ihr grau werdet. Jesaja 46, 4

Winter

Oft wird das Leben eine Last – durchwachte Nächte,
Schritte, die schwerer fallen, Tag für Tag.
Schneller vergeht die Zeit. Wenn sie doch wiederbrächte,
nach kaltem Winter einen Frühlingstag!

Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Psalm 103,17

Schau, dort den Baum: Nur noch ein Stumpf.
Nun liegt er modernd, faul das Holz,
nährt üppig andre Pflanzen aus dem Rumpf.
Moos überwachsen, der, der einst so stolz.

Aus der Tiefe rufe ich, Herr zu dir. Psalm 130,1

Eins sein mit der Natur, im Werden und Vergehen.
Am Wegkreuz angelangen, das Erkenntnis zeigt.
Auf rechtem Weg dort hingelangen und verstehen,
dass es ein Leben gibt, das lohnt und bleibt.

Sei wie ein Baum, genährt in Gottes Garten,
streck’ freudig dich im warmen Sonnenlicht.
Dann darfst du auf den neuen Frühling warten,
den ER durch seine Freundlichkeit verspricht.

Salz der Wahrheit

Carlos Schwabe (1866-1926)
Alle Frühlingswetter sind schon bald vergangen,
längst verweht, die grüne Woge des Erwachens,
gediehen in der Wärme nimmt sie Abschied vom Anfang, 
verwandelt die Tage, die hitzig zur Ernte hin fiebern
und Schatten malen auf dem Ginster,
der leuchtend blüht in den Weiten.

Bald glühen die Rosen, frohlocken,
betören durch Duft und Gebilde,
wie in farbigen Sträußen gebunden,
befreiend durch Dornen im Strauch -
gebrochen, mit blutigen Händen. 

Stolzer Wald, du bist durch sie entwurzelt;
schwach liegt manches Holz am Boden nieder,
und die Dämmerung wob graue Fäden
in den Früheschimmer erster Strahlen. 

Wald um Wald verschwanden, 
Erd‘ und Himmel sind verdunkelt
und der Schimmer ist verblasst,
als Schlote Asche niederhauchten,
die sich giftig in die Böden wuschen, Wachstum lähmend,
und die Mühlen mahlten unter Hämmern.

Wo ein Wispern in den Zweigen 
traumhaft schien an Sommertagen,
Schattenkühle herrschte in der Waldesstille,
wo aus duft’gem Moos und grünen Farnen,
alles war so hold und eigen im Erleben. 

Heute drehen dort die Räder, und die Täler
sind von Stein und Staub gefüllt in all den Jahren.
Düstre Zweifel wohnen in den Mauern,
denn die Feigheit buhlte mit des Teufels stolzer Tochter.

Alles Göttliche verdämmerte im Argwohn,
Angst diktierte manche Schrift und Mächte,
die von Gott sich eingesetzt ernannten,
schürten diesen Wahn mit Höllenfeuer. 

Geld und Macht sind höchste Götter hier auf Erden,
und die Zeit ist schwer belastet von Gesetzen,
die der Natur zuwider, eigenmächtig in der Habgier handeln.

Führt die Braut des Wahns zu Opferbänken,
damit Gott in uns den Weg zur Heimat zeigt;
lass‘ uns in der Waldkapelle horchen nach
verlorenen Klängen. 

Was der Welt an Würze mangelt,
ist das Salz der Wahrheit, die zu streuen
Weisheit bringt und Wohlergehen.
Wachsen, hin zum Licht gewandt durch Jahreszeiten -
neu erwacht erblühen in der Welt von Morgen.

Schöpfungstage

Bild von Bela Geletneky auf Pixabay
Welt wird irgendwann vergehen
und der Mensch, wie wir ihn kennen,
wird in ungeheurer Flamme
ausgelöscht und niederbrennen.

Der aus Dunst und Staub gewoben,
spurlos ist mit ihm verschwunden,
was vor zig Millionen Jahren
einst erschaffen zum Gesunden.

An die Großen der Geschichte,
die verwüstet manche Staaten:
Seid erkannt, wie eure Frevel,
deklariert als ‚große‘ Taten!

Voll von Gräuel, blutrot vom Töten,
ist der Welt verstrickt Gewebe.
Fort muss sie, im großen Säubern,
fern von hoffnungsleerer Rede.

Himmel, DU schaust auf sie nieder:
Menschheit leistet keine Sühne,
wie beim Turmbau, der zu Babel,
wurd‘ zur mahnenden Ruine. 

Was geprägt so manche Zeit -
Reichtum herrschte und Verdruss,
unter Volksbegehr und Jubel:
Gutes mordet man zum Schluss.

Wer kann das Bewusstsein ändern?
Ist immer nur ein Mensch allein!
Geht selbstlos durch das Weltgeschehen,
der Fülle fern, scheint er nur klein. 

Gestalt als Mensch, erfüllt vom Geist,
war eindrucksvoll durch gute Tat.
Seiner Rede Weisheit lebt,
der vom Volk Gequälte starb.

Die im Bann der Welt gefangen,
gebunden sind, an beiden Händen,
sollen lichtvoll sich befreien
und der Mensch sich aufwärts wenden. 

Schöpfungsnacht hat angefangen,
es ist die siebte an der Zahl.
Gott schuf die Welt an sieben Tagen?
Was folgt danach? Hat man die Wahl?
BewusstseinsstufenBeginnInitiation
Kosmisch2011Transformation
Galaktisch1999IT-RevolutionHubble: All ist unendlich; Einstein: e=mc²
Planetar1755Industrialisierung
National3115 -10500 v. Chr.SchriftJesus Botschaft wird verbreitet
KulturSprache40 TJ v Chr.: Kunst entsteht
Menschen/StämmeMenschen800 TJ v Chr.: Der Mensch entdeckt Feuer
Anthropoide/FamilienAffenFarbsehen wird möglich
Säugetiere/Individualkomplexe Lebensformen315 MJ v Chr.: aus dem Wasser an Land
ZellulärMaterie

Schöpfungstage lt. Maya-Kalender und Bibel:
1. Schöpfungstag              Gott des Feuers und der Zeit

1. Schöpfungsnacht         Gott der Erde

2. Schöpfungstag              Göttin des Wassers

2. Schöpfungsnacht         Gott der Sonne und der Krieger

3. Schöpfungstag              Göttin der Liebe und Geburt

3. Schöpfungsnacht         Gott des Todes

4. Schöpfungstag              Gott des Mais

4. Schöpfungsnacht         Gott des Krieges und des Regens

5. Schöpfungstag              Herr des Lichts

5. Schöpfungsnacht          Herr der Finsternis

6. Schöpfungstag              Göttin der Geburt           

6. Schöpfungsnacht         Gott des Sonnenaufgangs

7. Schöpfungstag              Dualer Schöpfergott

7. Schöpfungsnacht         ? (wir befinden uns in diesem Zeitraum)

Die Toten begraben

René-Antoine Houasse ((c. 1645–1710), Apollo pursuing Daphne (detail), 1677
Ich bin kein Träumer, kein Hans-guck-in-die-Luft,
bin nur ein Mensch, der in der wirren Welt nach anderen Wegen sucht,
der nicht den Weg als Ziel erkennt und fällt,
weil er das ferne Ziel für unerreichbar hält,

der nicht die Weisheit sucht in alten Religionen,
wo in Bekenntnissen des Glaubens Tote wohnen,
wo Aberglauben siegt. - Die Weisheit liegt so nah!
Die Wahrheit Gottes ist lebendig, immerdar.

Geschmäht, getötet, die Reformer und die Seher,
die Idealisten, all‘ die heiligen Weltversteher;
bekämpft, verspottet, die dem Tod Geweihten,
doch ihre Botschaft lebt, bis hin in ferne Zeiten.
 
Wachstum im Staub der Theologie? Sie wuchs durch Tod!
Ist unfruchtbar. Gab Heuchelei und Dunkelheit als Brot.
Wissen und Licht erfüllt sollen die Wege sein,
doch geht man sie, ist man in dieser Welt allein.

Mit Wurzeln tief im materiellen Lebensraum,
darf ich die Krone breiten, einsam wie ein Baum,
fruchttragend, hier im Tal der Einsamkeiten,
mit Weitsicht in den Abendhimmel schreiten. 

Ein offenes Buch

Quelle: Pinterest
Ist ein unbeschriebenes Blatt,
das gefüllt mit Geisteskraft,
etwas, das sich selbst beschreibt,
denn es lebt, beseelt, beleibt.

Wie es ‚ruft‘ mit ganzer Kraft,
treibt heraus mit aller Macht,
Wort für Wort saugt es ans Licht,
und das Schweigen, das es bricht,

das in wunder Seele harrte,
verschlossen sich nicht offenbarte,
es zieht heraus aus dem Verließ,
als das Blatt ihm Wahrheit wies; 

auch die Gefühle gibt es frei,
zu schwer ist der Gedankenbrei,
will auf Papier beschrieben stehn,
erst dann kann er im Kopfe gehn.

So füllt das Leben manches Blatt,
Geschichten und Gedanken satt.
Wie’s endet? Ach, das ist gewiss
ein offenes Buch. – Es endet nicht!