Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus-Deliciarum-Manuskript der Herrad von Landsberg (um 1180)
Wie soll ich in poetischen Worten schreiben,
über das, was unbeschreiblich ist;
was wird auf der geistigen Ebene bleiben,
wenn der Mensch nicht mehr Körper nur Seele ist?
Wird Gottes Gericht die Bösen richten,
die Leib und Leben Anderer nahmen?
Wird er sie im Feuer der Hölle vernichten,
bis sie im Rauch aufgehen, ohne Erbarmen?
Wie sollen sie körperlos verbrennen,
in einer Sphäre im luftleeren Raum?
Ein Ort, den die Kirchen mit „Hölle“ benennen,
ist kirchliches Denken, voll Folter und Grauen.
Die Konfrontation ihrer Taten und Folgen -
für manche Seelen verheerendes Schauen;
sich selbst begegnen, ihrem eigenen Bösen,
dem Egoismus, der Schlechtigkeit auf denen sie bauten.
Das ist ihre Hölle, die sie selber sich wählten,
wie im Spiegel erscheint dort ihr eigenes Gesicht,
wie die Gemälde der Künstler erzählten,
nur zerstörender, ist diese Ansicht im Licht.
Sind es gottgewollte Schranken,
die uns zügeln und regieren;
aufgestaute Wut der Mengen,
deren Seelen leidend frieren?
Hass schwingt zwischen den Parolen,
Unterdrückung schafft sich Raum;
wo Gewalt und Armut herrschen,
hält kein Mensch sich mehr im Zaum.
Hindern Menschen hinter Grenzen,
frei entwickelt ‚Mensch zu sein‘,
unterdrückt durch Staat und Glauben,
hört man sie in Fesseln schreien.
Sehen die eigne Welt zerfallen
und darin sich selbst vergehen,
ihre hasserfüllte Sprache
können nur sie selbst verstehen.
Durch das Leiden ihrer Seelen
zieht das Unglück durch das Land;
morden die, dies besser hatten,
sind für sie der Fesseln Band.
Auch die leidbeschwerten Tage,
tragen volle Segensschalen;
wenn der tiefe Sinn sich öffnet,
scheint die Welt in hellen Farben.
Platz ist in der kleinsten Hütte,
wenn man liebt und wenn man teilt;
nimmt man denen, die nichts haben,
schürt man Feindschaft alle Zeit.
Die Luft der Berge ist klar wie Wein, Und der Duft der Pinien schwebt auf dem Abendhauch. und mit ihm, der Klang der Glocken.
Und im Schlummer von Baum und Stein, gefangen in ihrem Traum; liegt die vereinsamte Stadt und in ihrem Herzen eine Mauer.
Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht, lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.
Wie vertrocknet die Brunnen sind, wie leer der Marktplatz. Keiner, der den Tempelberg besucht, in der alten Stadt.
Und in den Höhlen der Felsen, heulen die Winde. Und es gibt keinen, der hinabstiege zum Toten Meer, auf der Strasse nach Jericho.
Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht, lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.
Aber als ich heute kam, um für Dich zu singen, und Dir Kronen zu binden, da bin ich doch das geringste all Deiner Kinder, der letzte dem es zustünde, Dich zu besingen.
Brennt doch Dein Name auf den Lippen, wie ein Kuss der Serafim: Wenn ich Dein vergäße – Jeruschalajim, Du ganz und gar Goldene.
Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht, lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.
Ja, wir sind zurückgekehrt, zu den Brunnen, zum Markt und Deinen Plätzen. Der Klang des Schofars hallt über dem Berg, dort in der Altstadt.
Und in den Höhlen am Felsen scheinen Tausende von Sonnen. Lass uns wieder hinabsteigen zum Toten Meer, über die Straße nach Jericho.
Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht, lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.
Wenn es Rosen regnen würde,
würde ein Blütenteppich das Heilige Land bedecken,
und mit ihrem Duft die Friedenssehnsucht
in den zerstrittenen Lagern wecken.
Geöffnete Himmel senden Friedensengel,
die Trauer umwandeln in Freudentränen
und freundschaftlich verbinden all’ diejenigen,
die sich trotz Niederlagen
immer noch als Sieger wähnen.
Würde Frieden die Zeit überdauern
und irgendwann alte Wunden bedecken,
wären Grenzen und das Machtgehabe vergessen
und Gott ließe stattdessen
Rosen erblühn an den Mauern.
Führer, der du mir im Geiste
nah gestellt für meine Leben,
halte schützend deine Hände
über mich und all mein Streben.
Weck mich auf, falls ich verschlafe,
halte mahnend meine Hand,
reiche mir für meine Wunden
deinen geistigen Verband.
Gib mir Trost in allen Nöten,
Liebe sei mein täglich Brot,
lass‘ mich durch des Lebens Brände,
wandeln wie durch Morgenrot.
Harmonie gib meinen Tagen
und den Nachbarn schließ mit ein;
lass den Tag mit mildem Lächeln
Träger unserer Hoffnung sein.
Sie schreien und sie grölen, wie die Männer,
mit demonstrierter Stärke stehn sie ihren Mann.
Wenn sie geglaubtes Recht auf ihre Seite zerren,
befeuern sie den eignen Geltungsdrang.
An maskulinen Substantiven und Pronomen,
geschlechtsneutral, auch femininer Form,
wird Sprachverunstaltung beschworen,
das Gendern wird zur weiblich neuen Norm.
Dem Volk zu dienen und dafür zu sterben,
das war im Militär männliche Pflicht;
den Nachwuchs dazu mussten Frauen gebären,
doch ohne Zeugung geht’s auch heute nicht.
Vom Gleichheitswahn getrieben, fallen Frauen,
befeuert von dem Drang zur Männlichkeit;
wo ist die Fähigkeit, dem eignen Sinn zu trauen,
er trägt den ganzen Reichtum Weiblichkeit.
Schon immer wirkten Frauen mit an großen Werken,
auch, wenn sie nur im Hintergrund agierten;
der männlich schöpferische Geist trug Frauenstärken
in seine maskuline Welt, doch Frauen regierten.
Sie waren ausschlaggebend, Zünglein an der Waage,
für manchen Mann, die stille Königin.
Die Frau stellt unbewusst sich selbst in Frage,
mit Mut zur Männlichkeit. Wo liegt der Sinn?
Ich wünsch dir den trauten Engel
für deinen Weg und dein Ruhen,
in einem Bett in den Wolken,
in dem Himmel, wo’s Selige tun.
Gehüllt in Wünsche und Träume,
die Erfüllung verheißen im Glück;
von dem, was dir fehlte im Leben,
ein von Sonne beschienenes Stück.
Ein Ort, wo dich sanftes Streicheln,
wie ein Windhauch, zärtlich umströmt;
an dem wie ein Blätterrauschen,
deiner Seele ein Liedchen ertönt.
Es singt von dem ewigen Werden
deines Geistes, der niemals geboren,
wird wiedererwachen auf Erden,
wenn der Große Geist dich erkoren.
Der Mond hat meine Nacht zum Tag gemacht,
war voller Traum-Gespinste und Gestalten;
zeigte mich selbst in nachtdurchlebter Macht
und Menschen, die sich schemenhaft entfalten.
Trotz festgeschlossener Augen war mein Sehen,
wie eine Reise durch das Hirn im Augenblick,
und wie ein Fenster öffnete sich das Verstehen,
gab Szenen frei, die mir ein bös Geschick.
Sah mich als Retter vor Beschneidungstat,
umringt von dunklen Frauen, bösen Blicken;
sah die Kollegin, die schon lang verstarb
und Köpfe, die in Eimern, abgeschnitten.
Auf einem Friedhof ähnelnden Gebilde,
weinte ein kleines Kind, schmutzig, allein;
es lief zu mir und bettete um Milde,
wollte zum Wasser und gereinigt sein.
Ich wachte auf – die Sinne grauumnachtet,
war voll von dieser kurzen Nachterfahrung.
Von Wahn und Wirklichkeit befrachtet,
scheint mir der Vollmondnächte Offenbarung.
Paul Delaroche (1797-1856) – Enthauptung Jane Grey
Wenn mal das Leben Hürden baut,
die hindern dich beim Gehen,
denk dir, nur der zu gehen sich traut,
kann Daseinsangst bestehen.
Wenn an der Ecke, nebenan, das Böse steht,
und du hast Angst, dass es dich hält
und nie mehr von dir geht;
fühlst dich gefangen, unbeweglich, taub,
von aller Freiheit, die im Kopf dir blieb, beraubt,
dann mach den ersten Schritt,
hinaus aus diesem Geleis,
geh hin, wo dich kein dunkel-böser Geist
in seinen Klauen hält auf dieser Welt,
trag aufrecht deinen Kopf, bevor er fällt.
Fühl die Besessenheit in deinem Lebensplan,
zweig ab von deinem Tun und deinem Wahn.
Das, was du suchst, liegt seit Geburt in dir,
zeigt dir den Ausweg, die gebotene Tür.
Sollst nicht den Kopf verlier‘n für eine Illusion;
leb‘ Eins mit Gott, nimm geistig reichen Lohn.
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