Nur seinesgleichen kann er lieben, ansonsten liebt der nur sein Spiegelbild. Gute Gefühle hat sein Wahn vertrieben, normales Denken ist nicht seine Welt. Erheitert ist er, wenn durch seinen Terror die Angst das Grausen auf Gesichtern malt. Hat süffisantes Lächeln und Humor, durch den sarkastisch er mit Worten prahlt. In seinen Augen blitzt ein Teufelsfunke, in seinem Innern wohnt Besessenheit. Halb Dämon, freut sich der Halunke am Massensterben, für den Krieg bereit. Er zieht die Fäden seiner Marionetten, hat Angst vor seinem eignen Untergang. Sie sorgen für den Mord in Städten, befehlsgetreu, und er ergötzt sich dran. Der Teufel lässt ihn vorwärtsschreiten, gefolgt von Jacken ziehenden Experten, und die als Freunde wähnend ihn begleiten, sind doch nur Macht- und Geld-Gefährten. Er glänzt mit Lügen, Status und Potenzen, gibt sich als unbesiegbar harten Mann. Durch seinen Machtkampf will er glänzen, vom Volk poliert sein Größenwahn. Das Böse in ihm wird ihn fällen und mit ihm seinesgleichen ziehen. Wie wird man einst von ihm erzählen? "Der Schreckliche" steckte darin!
Schlagwort: Verse
Ein Land nach unserer Zeit
Vom Strom der Zeit gelöst und mitgerissen, nichts kann ihn halten, den Moment. Ein Augenblick ist wie ein innig Küssen, zeitlos erlebt, verbunden, dann getrennt. Es streift durch jede Zeit Vergänglichkeit, die Toten tragen Ruhm und Glanz im alten Namen. Im Ganzen lebten sie – Geist existiert und bleibt, Es änderten sich Menschen, Mode, ihr Gebaren. Generationen, wie sie lachten, liebten, und hofften, dass die Menschheit besser würde, und sich letztendlich doch bekriegten, im kleinsten Raum oder der Welt zur Bürde. Sie machten nieder, was der andre baute, zerstörten Existenzen, Hoffnung, Leben, und als am neuen Tag das Chaos graute, lag ein Geruch der Fäulnis auf den Wegen. Gepflastert einst mit Hoffnungsschimmern, hat dies ein Leichentuch längst zugedeckt. Verstummt ist auch das letzte Wimmern, zerstört das Land – ein grässlich leerer Fleck. Wie ein Komet, der einschlug, Leben ändert, wirkt Klimawandel, Krieg und saurer Regen. Die neue Eiszeit kommt, nichts führt zur Wende; der dezimierte Mensch sucht neue Wege.
Kriegslied
von Matthias Claudius (1740-1815)
's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede du darein! 's ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein! Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen Und blutig, bleich und blaß, Die Geister der Erschlagenen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was? Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten, Verstümmelt und halbtot Im Staub vor mir sich wälzten und mir fluchten In ihrer Todesnot? Wenn tausend, tausend Väter, Mütter, Bräute, So glücklich vor dem Krieg, Nun alle elend, alle arme Leute, Wehklagten über mich? Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten Freund, Freund und Feind ins Grab Versammelten, und mir zur Ehre krähten Von einer Leich herab? Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun! 's ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein!
Neuer Klang
Wenn der neuen Zeit entwächst grüner Trieb, wie alten Bäumen, wie sich Glanz auf Stumpfheit setzt, glätten Kräfte im Geheimen, zwanglos einend und verbindend, selben Wurzelholz entspringend, kunstvoll Klang und Harmonie. Aus dem Chaos der Akkorde reihen Noten sich wie Hände, ineinander greifen sie, wo sie lösen und vollenden. Um das Eins-Sein zu bewahren, schwingt es heimlich und berührt. Baumes Kronen offenbaren, welche Kraft hierhergeführt. Lausch dem Singen in den Welten, engelhaft ist der Gesang, lass als Lösung Liebe gelten, wähle weise Kraft und Klang.
Grenzenlose Heimat
Schon als ich klein war, suchte ich auf Erden nach Heimat. Himmlisch sollte sie mir werden, fort von den eng gesteckten Grenzen und Verboten, wo mich die Elternherzen banden hinter Pforten und Kämpfe trugen in die Kindheitsecken, wo lieblos ihre Seelen sich versteckten und Abschied nahmen nach geraumer Zeit, der Arbeit folgten, statt der Zweisamkeit. Die Eltern waren abweisende Gefährten. Sie liebten ihre Werte, wie die Gärten, in altbewährter, wohl erzogener Art, die alles Eigentum vor ‚bösen' Fremden wahrt. Ich habe losgelassen, blick ins Unbegrenzte. Die Sehnsucht band mir helle Zukunftskränze und legt ein weißes Band zum Horizont, wo Gott in grenzenloser Heimat wohnt.
Wenn aus dem Himmel…
von Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Rezitation: Christian Reiner
Wenn aus dem Himmel hellere Wonne sich herabgießt, eine Freude den Menschen kommt, daß sie sich wundern über manches Sichtbares, Höheres, Angenehmes: Wie tönet lieblich heilger Gesang dazu! Wie lacht das Herz in Liedern die Wahrheit an, daß Freudigkeit an einem Bildnis – über dem Stege beginnen Schafe den Zug, der fast in dämmernde Wälder geht. Die Wiesen aber, welche mit lautrem Grün bedeckt sind, sind wie jene Heide, welche gewöhnlicher Weise nah ist dem dunkeln Walde. Da, auf den Wiesen auch verweilen diese Schafe. Die Gipfel, die umher sind, nackte Höhen sind mit Eichen bedecket und seltnen Tannen. Da, wo des Stromes regsame Wellen sind, daß einer, der vorüber des Weges kommt, froh hinschaut, da erhebt der Berge sanfte Gestalt und der Weinberg hoch sich. Zwar gehn die Treppen unter den Reben hoch herunter, wo der Obstbaum blühend darüber steht und Duft an wilden Hecken weilet, wo die verborgenen Veilchen sprossen; Gewässer aber rieseln herab, und sanft ist hörbar dort ein Rauschen den ganzen Tag; die Orte aber in der Gegend Ruhen und schweigen den Nachmittag durch.
Feuer der Liebe
Ströme des Leidens, wie in glühender Lava zu steinernem Strom erstarrt, stirbt das Leben den Tod des Erkaltens. Von lieblosen Herzen zu Eis verwandelte Welt, du trägst in dir die Kunst des Verwandelns. Mit flammender Seele taue auf das Eis, mache fruchtbar die Erde durch furchtloses Handeln. Gott legt Stille um die Schattenherzen, bringt sie ins Reich des Vergessens, stillt die Ströme des Leidens durch Hoffnung, schmiedet mit Feuer der Liebe den Ring der Verbundenheit.
Mein Vaterland
Wohl hab' ich Liebe für mein Vaterland, Doch Liebe eigner Art, die zu bemeistern Nicht mehr vermag der prüfende Verstand. Für Barbarei kann ich mich nicht begeistern, Nicht in der Jetztzeit, nicht im Alterthum. Ich liebe nicht den bluterkauften Ruhm, Ich liebe nicht die stolze Zuversicht, Die sich auf Bajonette stützt — auch nicht Den Heilgenschein des Ruhms aus alten Tagen, Davon die Lieder melden und die Sagen. Doch seh' ich gern, - weiß selbst nicht recht warum - Der endlos wüsten Steppen kaltes Schweigen, Wenn welk die Halme sich zur Erde neigen Und nichts erschallt als Zwitschern und Gesumm. Gern hör' ich auch der Wälder nächtig Rauschen, Mag gern dem Wellgetös der Ströme lauschen, Wenn sie im Frühling eisesfrei umher Die Lande überschwemmen wie ein Meer. Ich lieb' es auch, durch Dorf und Feld zu jagen, Den Weg zu suchen durch das nächt'ge Dunkel, Wo keiner Antwort gibt auf meine Fragen Als ferner Hütten zitterndes Gefunkel. Den Stoppelbrand der Felder seh' ich gerne, Die weißen Birken an der Flüsse Borden, Die Karawanenzüge aus der Ferne Der wandernden Nomadenhorden. Mit einer Freude die nicht Alle kennen, Seh' ich im Herbst die korngefüllten Tennen, Das Bauernhaus mit strohbedecktem Dache, Geschnitzten Läden vor dem Fensterfache. Und sonntags gern in träumerischer Ruh Seh' ich dem Lärm betrunkner Bauern zu, Wenn stampfend sie im Tanz die Schritte messen, In Lust und Lärm der Woche Qual vergessen. Übersetzung von Friedrich Martin Bodenstedt.
Heile Welt
Zurückgeblickt auf ‚edle‘ Patriarchen,
deren Knöpfe an Uniformen, wie Waffen glänzten,
auf eine alte Welt, die Denkmäler bekränzte,
von üblen Führern und Monarchen.
Die Uniform gibt Größe auch den Todgeweihten,
formieren sie sich wieder hin zum Sieg.
So nutzlos und so ‚mutig‘ wie in alten Zeiten,
wollen sie Helden sein im Bruderkrieg.
Obwohl die ersten Vögel leise singen,
geht mir die Frühlingslust verloren.
Mir ist, als würden Todesschreie dringen
in unsre Welt – die ‚heile‘ Welt von morgen.
Tanz auf den Wolken
In hohen Sphären mit den Winden tanzen,
auf weißen Wolken lichtwärts schweben;
lasse von himmlischen Romanzen,
mich weit in ferne Himmel heben.
Verbinde mich im Reigen mit der Zeit
und flieg mit Engeln durch die Sonnenpforte,
im Tanz verbunden, schwebe ich so weit,
der Wind trägt mich bis an die fernsten Orte.
Und meine Seele hebt sich in die Lüfte,
vermählt sich mit den warmen Sommerwinden,
trägt mich in höchste Höh‘n und über tiefste Klüfte,
wird den verborgnen Weg zu Dir nach Hause finden.