Maskenhaft trägt manche Miene
ihren Geist im Angesicht,
die alltägliche Routine
deckt ihr wirkliches Gesicht.
Gleich dem Wetter hier und heute,
stürmisch herb und mächtig kalt,
sind maskiert der dunklen Leute
Geistesschwäche und Gewalt.
Über Dächer, wie die Raben,
fliegt ihr Geist durch Stadt und Land,
sucht sich hungrig einzugraben
in der Köpfe Unverstand.
Dunkler Sinn und Alltagssorgen,
überschminkt und kostümiert,
was am Aschermittwochsmorgen
heim in die Gewohnheit führt.
Wie die Raben kreisen viele,
dunkel krächzen sie und schreien;
wollen im Gesellschaftsspiele
Teile der Entwicklung sein.
In der alten Masken Zwänge -
ein Gestrick in rechts und links,
tönen ihre Mantras. - Klänge,
die ein Totenvogel singt.
All die lauten Stimmen meines Lebens
sind erstickt in meiner Einsamkeit.
Übertönt habt ihr mein Weiterstreben,
verschüttet meiner Seele Weg im Leid.
Habt mir betäubt das innere Bestreben,
mir fremdgeworden war mein eignes Ich;
ich hörte nicht die Stimme auf den Wegen,
die allerinnerst leise zu mir spricht.
War eingehüllt von wirrem Unvermögen,
wie ein Paket, das mir das Leben schnürt;
ich sah nur das, was täglich mir geschehen -
es brodelte in mir, stets ungehört.
Das Schicksal drängte mich in Einsamkeiten,
sie ist ein heilig Trost und still Erweckerin.
Gab mir die Kraft, den Ansporn, fortzugleiten,
durch alles Übel, das den Tag umfing.
Ist in mir Licht – es glättet alle Falten,
zeigt mir den Ausweg aus dem Niemandsland;
versteht mit ruhiger Hand mein Herz zu halten,
im Stillesein zu segnen, was ich fand.
Es geht von ferner Welt ein Leuchten aus,
das geistig jedem Wesen Kraft verleiht.
In trüber Sicht löscht es die Nebel aus,
durchdringt die Trübsal und die Erdenzeit.
Hat uns geführt in diese Welt des Werdens,
zum Feld des Dienens, wo‘s die Seele spürt,
wenn sie im Irrgarten des Aufbegehrens
den rechten Weg zum Großen Geist verliert.
Verliert der Mensch die Spur zum rechten Pfade,
wird er zurückgebracht mit wunden Füßen;
den Königsweg zu finden, ist wie Gnade,
nie mehr ziellos in Kreisen gehn zu müssen.
Das Meer, wie es rauscht und Wellen schlägt,
sich vor und zurück auf den Strand bewegt;
wie die Gischt schäumend den Sand berührt
und das Wasser des Lebens pulsierend führt;
wie die Dünen sich formten, als sandiges Gut,
durch den ewigen Mond in Ebbe und Flut.
Die Winde treiben die Wellen an Land -
sie tragen Unendlichkeit mit an den Strand,
sie gleiten dahin, in erhabenem Sinn,
mit der ewigen Tiefe des Lebens darin.
Der Winter schmilzt in warmen Händen,
vom Tau berührt liegt er im kalten Bett.
Der Februar steht vor der Tür und wenden
wird sich im März der Eisige und geht.
In kalten Nächten glitzern Eiskristalle,
beleuchtet von der kühlen Sternenpracht;
sie funkeln, wie ein Diamant für alle,
die ihre Botschaft lesen in der Nacht.
Der Frühlingsahnung schicksalhaftes Keimen,
das leise, wie ein stilles Mahnen weht,
tanzt mit der Hoffnung unter Weltenbäumen,
von weisen Schicksalsgöttinnen ins Land gesät.
Bildausschnitt – William Adolphe Bouguereau (1825-1905)
Gedanken folgen mir durch alle Räume,
wo ich auch bin, da sind sie treu und nah;
durchleben einen Tanz durch meine Träume,
wenn ich alleine bin, dann sind sie da.
Begleiten mich vor meines Hauses Türe,
beschützend legen sie den Kreis zum Bann.
Sie zünden Lichter an, damit ich’s spüre,
zur Zeit der grauen Stunde, irgendwann.
Sind wie Geschichten aus Erinnerungen,
erzählen mir so manches, was geschah;
wenn sie gar fragend, vorwurfsvoll geklungen,
zünd‘ ich das innere Licht und sehe klar.
Zu keiner noch so fernen Stätte
sind sie Begleiter aus dem heimatlichen Raum;
sie sind wie Freunde, die ich gerne hätte,
in bittersüßen Zweifeln, Wahrheitstraum.
Sie sind wie Blumen mir an Wintertagen,
in aller Pracht erblüht, bunt, duftig schön,
sie stellen mir die allertiefsten Fragen
und werden in der Flüchtigkeit vergehen.
Bay dayn vigl zitst dayn mame, Zingt a lid un veynt. Vest a mol farshteyn mistome Vos zi hot gemeynt
In Amerike iz der tate Dayner zunenyu, Du bist nokh a kind lesate, Shlof zhe, shlof, lyu-lyu.
Dos Amerike is far yedn, zogt men gor a glik, Un far Yidn a gan-eydn, Epes an antik.
Dortn est men in der vokhn Khale, zunenyu. Yaykhelekh vel ikh dir kokhn, Shlof zhe, shlof, lyu-lyu.
Er vet shikn tsvantsik dolar, zayn portret dertsu, Un vet nemen, lebn zol er, Undz ahintsutsu.
Biz es kumt dos gute kvitl, Shlof zhe zunenyu, Slofn iz a tayer mitl, Shlof zhe, shlof lyu-lyu.
Schlaf kleiner Sohn.
Deine Mutter sitzt an deiner Wiege, singt ein Lied und weint. Eines Tages wirst du ihr Weinen verstehen Und was sie dachte.
Dein Vater, kleiner Sohn Ist in Amerika Währenddessen bist du noch ein Kind Schlaf, schlaf, lyu-lyu.
Man sagt, Amerika ist eine Freude für jeden. Und für Juden ist es ein Paradies Eine Seltenheit.
Dort, während der Woche Sie essen Khale-Brot kleiner Sohn. Ich werde dir dort Brühen kochen, Schlaf, schlaf, lyu-lyu.
Dein Vater wird zwanzig Dollar schicken und auch sein Foto, Und er wird uns dorthin bringen, Möge er lange leben.
Bis die guten Dinge kommen, Schlaf, mein Sohn, Schlaf ist ein göttliches Heilmittel, Schlaf, schlaf, Lyu-Lyu.
Dichter: Solomon Naumovich Rabinovich, besser bekannt unter seinem Pseudonym Sholem Aleichem, war ein führender jiddischer Autor und Dramatiker. Das Musical Fiddler on the Roof, das auf seinen Geschichten über Tevye the Dairyman basiert, war der erste kommerzielle Erfolg…
Sleep My Child Sleep my lovely child, my comfort, Sleep, lyu-lyu-lyu! Sleep, my life, my kadish Sleep little son.
Your mother sits at your cradle, Sings a song and weeps. One day you will understand her weeping And what she thought.
Your father little son Is in America Meanwhile you are still a child Sleep, sleep, lyu-lyu.
They say that America is a joy for everyone. And for Jews it’s a paradise Something of a rarity.
There, during the week They eat khale-bread little son. I will cook you broths there, Sleep, sleep, lyu-lyu.
Your father will send twenty dollars and his photo as well, And he will bring us there, Long may he live.
Until the good things come, Sleep little son, Sleep is a god remedy, Sleep, sleep lyu-lyu.
Poet Sholem Aleichem
Solomon Naumovich Rabinovich, better known under his pen name Sholem Aleichem, was a leading Yiddish author and playwright. The musical Fiddler on the Roof, based on his stories about Tevye the Dairyman, was the first commercially successful…
Den Weg des Mühsals und des Leids zu gehen,
sich auf dem Weg des Kummers selbst zu finden,
die Dunkelheit, die um uns ist, erleuchtend sehen
und ewige, spirituelle Wahrheiten ergründen.
Das Leben plätschert oft dahin und lenkt uns ab
und was es gibt, sind materielle Dinge,
die zieht die Zeit ins dunkle Erdengrab;
nie hat der Mensch gedacht, dass er verginge.
In leeren Hüllen liegt der Menschheit Plan,
war schmerzhaft Vorbereitung, ein Geschenk,
und unter fremdem Wissen fängt man an,
erfüllt zu sein, mit einer Kraft, die lenkt.
In Harmonie lebt dann die Seele auf der Welt
und drückt sich aus in Geistesgaben;
kein Streben mehr nach Überfluss und Geld,
nur ihr Geburtsrecht fühlt sie, kostbar und erhaben.
Sie teilt den Reichtum ihres Wissens, denn wer will,
kann gleich, wie sie, den Weg der Schönheit gehen,
mit würdevollem Glanz geadelt sein,
um die Gesetze Gottes zu verstehen.
Das Tun liegt nicht in der Tat, denn sie ist nur die letzte Auswirkung des Tuns. Das Tun liegt auch nicht im Denken, denn die Gedanken sind die Zuleitungskanäle, die reines und getrübtes Wasser führen können.
Das Tun liegt jenseits des Werdenden und Gewordenem im Reich der Wirklichkeit. Dort seid ihr Mitwirker am Weltengeschick, dort fallen die Entscheidungen.
Auf Erden scheidet ihr die Taten in rechte und unrechte nach Rechtsbegriffen, die mit den Zeiten wechseln und damit beweisen, dass sie dem Reich der Auswirkung und nicht der Wirklichkeit angehören.
Die Menschen meinen die Welt verbessern zu können, wenn sie Taten erzwingen oder Taten unterdrücken. Aber sie setzen nur Gewalt gegen Gewalt, Irrtum gegen Irrtum.
Es will der Mensch den Frieden, aber er meint ihn erkämpfen zu müssen und bleibt damit auf dem Schauplatz des Kampfes und wundert sich, dass der Friede ihn flieht. Es sucht der Mensch einen Rastpunkt für seine Unrast, und sucht und sucht, und bleibt damit im Land der Rastlosigkeit und findet keine Stillung seiner Unrast. Es quält den Menschen, dass seine Gedanken, die Zuleitungskanäle, getrübtes Wasser führen, und er müht sich, das Wasser zu klären, und müht sich vergeblich, weil immer neues trübes Wasser zufließt.
Es gibt nur eines: Die Quellen aufzusuchen und mit ihrem reinen Wasser die Kanäle zu speisen. Dann wird das reine Wasser das getrübte Wasser ersetzen. In den Frieden einzutauchen, aus den Quellen zu trinken und so gestärkt den Frieden auch im Land der Unrast zu behalten.
Sich den Quellen zu nähern und mit jedem Schritt eine neue Erkenntnis, ein tieferes Verstehen, eine größere Liebe erwerben.
Und die Ereignisse, die der Mensch nicht beherrschen konnte, als er im Reich der Auswirkung gegen sie kämpfte, werden sich wandeln und werden sich verändern, weil er sich gewandelt und verändert hat.
Das ist der Sinn des Heilands-Wortes: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch dieses alles zufallen.“
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