Weiße Blüten

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Wie schwer ist es, gegen den Strom zu schwimmen!
Manch einer scheint darin unterzusinken,
wie im tiefen Wasser der fließenden Zeit,
wo kein rettendes Ufer, keine Hilfe bereit.

Die Trübnis des Lebens hinter sich lassen,
nichts mitnehmen und den Müll auf den Straßen,
wie die Taten gegen den Geist dieses Lebens,
verwandeln in ein Bewusstsein des Gebens. 

Unsere todkranke Zeit hör ich flehen und rufen,
als würde sie Hände streckend Hilfe suchen.
Die moderne Kultur, oberflächlich und frevelhaft,
schaufelt längst entgottet ihr eigenes Grab. 

Man weint um den eigenen Seelenfrieden –
hat sich ausgelebt und ergötzt, dem Geld zu dienen,
das durch stolze Technik und Wissenschaft
der Menschheit erschauernde Wahrheiten schafft. 

Doch in Heimwehnächten, die sternenlos,
wird Sehnsucht nach höheren Werten groß.
Das sind Stunden der großen und guten Gedanken,
wo über den Schutt der Zeit weiße Blüten ranken. 

Gesicht der Seele

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Wenn ich doch sagen könnte, wovon die Seele in mir spricht!
Flüchtig und mild gibt sie sich manchmal ein Gesicht;
als wohlbekannter Duft, der nach Zuhause riecht,
ist sie dann Hauch, der blütenhaft umschwebt,
wo das, was war, vergeistigt weiterlebt;
gefiltert ist das Licht, das sie umhüllt,
quillt über sich hinaus, verklärt ihr Bild.
Bewusstsein, wohl gespeist von jenem Klang,
durch den sie wächst und träumt - ein Leben lang.

Zufall

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Zur Gewährung zwingend ist die Kraft,
die vom Großen Geist durchdrungen Wege schafft.
Bitte, die so ungeheuer flehend im Gebet,
dass sie flügelgleich zum Himmel schwebt. 

Reine Wünsche, die der Gegenwart entfliehen,
weil sie sehnsuchtsvoll im hohen Geist gediehen;
schicksalshaft bestimmt, vom Menschen zu erfüllen,
auf so vielen Wegen zugeführt, um Gottes Willen. 

Genannt „Zu-fall“, der sich naht in menschlicher Gebärde,
‚fällt‘ von oben her – dient der Mission der Erde. 
Um den eignen Seelenkern mit Licht zu füllen,
wird er plötzlich Bild, entsteht im Stillen. 

Anzusehen, in der Hand zu halten, das Geschick,
ist des Schaffens und des Handelns Glück,
dabei nie die Herzen anderer zertreten,
um emporzusteigen, über alle, die da flehten.   

Leben und Tod

John William Waterhouse 1849-1917 – Borea

Lebensfahrt

Es eilt des Lebens Fahrt
vorbei an Freud’ und Leid,
nie hält es an,
erst, wenn das Ziel erreicht,
steht es im Trauerkleid.

Was kommt nach dem Tod?

Diese Frage beschäftigt uns alle früher oder später und niemand weiß eine Antwort darauf.

Wenn man jung ist, steht das Leben im Mittelpunkt. Die Frage nach dem Tod scheint dann nicht wichtig. Er wird verdrängt, sogar verleugnet. Es kann doch gar nicht sein, dass die Lebenskraft vergeht, fast unmerklich, wenn sie nicht plötzlich durch ein großes Unglück genommen oder durch Krankheit eingeschränkt wird.

Ewiges Leben, bewusst, in einem einzigen menschlichen Körper, ist für mich persönlich eine Horrorvorstellung. Sterben und Vergehen bietet Raum für Neuwerdung und Verwandlung. Dann kommt der Tod als Freund.

Menschen hoffen schon immer auf ein ewiges, körperliches Dasein. Wie würden sie sich im Schlaraffenland langweilen, wo Überfluss herrscht und schöne Eintönigkeit?! Die Juden und andere Glaubensgemeinschaften warten bereits seit ewigen Zeiten auf den Erlöser, den Messias, der das Gleichgewicht und die Gerechtigkeit auf dieser Welt wiederherstellt.

Für mich sind Überlegungen vom materiellen Paradies auf Erden Utopie. Dieses Paradies befindet sich auf einer anderen, geistigen Ebene. Dort, wo es weder Tod noch Krankheiten gibt, nur ewige Glückseligkeit, von der alle Propheten, Dichter und Denker schrieben.

Ich freue mich, wenn ich meinen alten Körper irgendwann ablegen darf und auf mein Zuhause bei Gott, ganz egal wie das aussehen mag. Sind wir nicht alle wie die Schmetterlinge? Den alten Kokon abstreifen, der uns solange gequält hat und mit offenen Flügeln dem Licht entgegen fliegen!  

Wir alle haben vergessen, woher wir einst kamen, doch manchmal scheint uns eine vage Erinnerung mitten ins Herz hinein.

Auch, wenn ich „nur“ als winzige Spur wieder ein Teil des Ganzen werden sollte, und die Persönlichkeit meines jetzigen Lebens sterben wird, wie alle davor, vertraue ich darauf, dass meine Ur-Seele in ihrer Einzigartigkeit erhalten bleibt.

Der Tod trennt Körper und Seele, diese beginnt mit der erreichten Entwicklungsstufe ihr neues Leben. Sie kann nicht höher und nicht niedriger sein als das, was sie ist. Das Naturgesetz hat Kenntnis von jedem einzelnen Faktor und übt Gerechtigkeit. Man bestraft sich selbst, genauso wie man sich selbst belohnt, durch jede Handlung, die man vornimmt. Der Mensch wächst oder versagt durch sein eigenes Leben. Er erlöst oder verdammt sich selbst durch seine Taten.

Immer ist das, was Gott für alle Menschen nach dem Tod vorgesehen hat, sinnvoll und gut.

Wende

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Es sind die Tage, die nun kürzer werden,
die, angestrengt von Helligkeit und Licht,
die Menschen träge macht auf Erden
und Ruhe in des Lebens Trubel bricht.

Die Jahreshälfte ist so rasch vergangen,
war fassungslos im Lauf der schnellen Zeit;
so übervoll von menschlichem Verlangen,
ist‘s klein geworden, unser Erdenkleid.

Begehrlichkeiten, ein globales Treiben,
ein Ziehn und Zerren an der Macht der Welt.
Das Menschsein wird die Schwachen einverleiben,
den anderen macht es stark durch Ruhm und Geld. 

Erstickt im lauten Treiben unseres Lebens
sind all die Tränen in den Niederungen;
mutloses Hoffen, wo kein Aufwärtsstreben -
ein „Weine nicht!“, erklingt durch Engelszungen. 

Ein süßes Lied, gefüllt mit Lichtgedanken,
das trotz Entbehrung tröstet jedes Leid,
lässt Leid als Rosen bis zum Himmel ranken,
macht alle armen Seelen groß und weit. 

Doch nur der’s hören will, wird sich erweisen,
denn er erkennt die Dunkelheit um sich,
beendet dieses hoffnungslose Kreisen,
um einen Punkt: sein viel zu großes Ich. 

Zur Ewigkeit

Künstlerin: Lisa Aisato – Quelle: Pinterest
Ewig soll‘n sie währen, diese Leben,
ausgegossen aus dem heil’gen Gral,
wie ein Tropfen Heiltrank aus dem Lichte,
in nicht feststellbarer großer Zahl. 

Auferblühn zu neuer Kraft und Stärke,
voller Lichtgedanken und Ideen,
die in guten Taten ihrer Werke,
mit dem Siegel „Göttlichkeit“ versehen. 

Aufgerichtet aus dem Tal der Trauer,
als der Trost der Heilung Lehre nahte,
im Berühren Christus Traumgewandes,
sich die Liebe Gottes offenbarte. 

Wie ein süßes Lied, ein Kinderlachen –
wie das Sehnen nach der Mutterhand,
geht ein Streicheln durch die fiebrig‘ Wachen,
tröstet sanft die Kranken, die es fand. 

Lernten, ihre Schmerzen zu verbergen,
lächelten in Tränen und in Leid;
über sich hinausgewachsen ist die Seele,
fort von Dingen hier, zur Ewigkeit. 

Lied der Engel

In Tönen, die nur Seraphinen singen,
durchströmt ein glockenheller Klang die Welt,
mit überirdischem Vibrato ferner Stimmen,
wird unsre Dunkelheit zum lichten Tag erhellt.

Zum altgegang‘nen Weg der Religionen,
dringt dieses Licht der Wahrheit mehr und mehr.
die Finsternis, in der noch viele wohnen,
wird es mit Weisheit fluten, wie ein Meer.

Versiegelt scheint die heil‘ge Wirklichkeit,
die Flamme der Vernunft, sie wird es lösen;
das Licht geht auf, der Bettler steht in feinem Kleid,
denn ein Geringer zeigt des Geistes Größen.

Wo Gottes milde Segensströme fließen,
ergossen durch den reinen Sphärenklang,
endlos wird Liebe sich in uns ergießen,
wo wunde Herzen leiden, zukunftsbang.

Die Toten begraben

René-Antoine Houasse ((c. 1645–1710), Apollo pursuing Daphne (detail), 1677
Ich bin kein Träumer, kein Hans-guck-in-die-Luft,
bin nur ein Mensch, der in der wirren Welt nach anderen Wegen sucht,
der nicht den Weg als Ziel erkennt und fällt,
weil er das ferne Ziel für unerreichbar hält,

der nicht die Weisheit sucht in alten Religionen,
wo in Bekenntnissen des Glaubens Tote wohnen,
wo Aberglauben siegt. - Die Weisheit liegt so nah!
Die Wahrheit Gottes ist lebendig, immerdar.

Geschmäht, getötet, die Reformer und die Seher,
die Idealisten, all‘ die heiligen Weltversteher;
bekämpft, verspottet, die dem Tod Geweihten,
doch ihre Botschaft lebt, bis hin in ferne Zeiten.
 
Wachstum im Staub der Theologie? Sie wuchs durch Tod!
Ist unfruchtbar. Gab Heuchelei und Dunkelheit als Brot.
Wissen und Licht erfüllt sollen die Wege sein,
doch geht man sie, ist man in dieser Welt allein.

Mit Wurzeln tief im materiellen Lebensraum,
darf ich die Krone breiten, einsam wie ein Baum,
fruchttragend, hier im Tal der Einsamkeiten,
mit Weitsicht in den Abendhimmel schreiten. 

Schatz der Zeit

Quelle: Pinterest – „Schatz der Zeit“ – Fotolia
Auf den Schwingen zur Ewigkeit
fliegt die Zeit ins Vergessen,
und was Mensch prägte, Freud und Leid,
was jemals er besessen,

ist nur des Körpers flüchtig Ding,
gelöst und frei vom Band der Welt;
woran er wuchs, woran er hing,
wird wieder unberührtes Feld.

Wie Staub ist alles hier auf Erden,
was längst verweht, schlecht oder gut,
bedingt das Blühen und das Werden
der Schöpfung Geist, des Lebens Blut.

Die Engel haben keinen Ruhm,
nur Geisteskraft – die Kraft zu dienen.
Gib uns die Kraft, dass wir posthum
den Staub der Ewigkeit besiegen. 

Sehnsucht nach dem Jenseits

Camille Flammarion (1842-1925) – Wanderer am Weltenrand, wo Himmel und Erde sich berühren
Wann fängt beim Menschen eine Sehnsucht an?
Er will hinaus in alle Welt und möchte gehen.
Ein jeder fühlt dies Sehnen dann und wann;
man sehnt sich nach dem ‚Dort‘, um zu verstehen.

Ist man allein, ersehnt man andere Menschen.
Ist nicht der andere schon die fremde Welt?
Ganz anders ist er, folgt den eigenen Wünschen,
hat seine Sinne auf sich selbst gestellt.

Geheimnisvoll, des Anderen Art und Weise,
wie auch die Tierwelt anders reagiert.
Mal hier, mal da, geht man auf Sehnsuchtsreise,
ist man im ‚Dort‘, will man zurück ins Hier. 

Im ‚Haus der Welt‘ hat man ein Dach gefunden,
auch Wände gibt es und ein Fundament.
Man fühlt sich sicher, wird sein Reich erkunden,
bis man das Innen der ‚vier Wände‘ kennt.

Doch vor den Fenstern gibt es andere Leben.
Zum Außen weist die unbekannte Tür.
Man zögert sie zu öffnen, preiszugeben,
die Sehnsucht nach dem ‚Dort‘, den Drang zu ihr. 

Was fürchtest Du? Den Tod, im Draußen?
Die anderen Schrecken, die bisher geheim?
Die Sehnsucht schmerzt, die Tür – der Weg nach Außen,
sie zieht dich an und du verlässt dein Heim. 

Wie sich ein Lichtstrahl nach Millionen Jahren
im Nirgendwo verlieren wird,
so wird man in des Lebens Lauf erfahren,
dass man den Weg nicht kennt und sich verirrt. 

Das Sehnen treibt dich weiter. Grenzgefühle!
Bald resignierst du, wie ein Stoiker an der Pflicht.
Die Sicht aus dieser Welt heraus, ist wie die Türe,
an der sich einst das körperliche Dasein bricht.