Regentag

Hugo Wilhelm Kauffmann (1844-1915)

Ein Sommertag erwacht aus Träumen,
vertreibt die kühlen, dunklen Stunden,
und durch die dicht belaubten Bäume,
ersehnt man der Sonne goldenes Funkeln.

Dem Wind im Wald der Blätter lauschen,
ihr Auf und Ab, Wiegen und Schwingen,
luftig durchfährt sie ein Klingen und Rauschen,
bringen der Erde ein seliges Singen.

Die Sonnenkraft zeigt gemilderten Glanz,
dunkle Wolken durchstreifen den Himmel,
manchmal erscheint ihr Strahl in Distanz,
den Sonnenschein wird sie nicht bringen.

Bis zum Abend entladen sich Tropfen zuhauf,
prasseln gegen die Fensterscheiben.
Der Himmel macht seine Schleusen auf,
wird des Sommers Wärme vertreiben.

Eiszeit

Bild von Simon H. auf Pixabay

Die Sonne blinzelt durch die Scheiben,
als hätte sie an Kraft verloren.
Ich hab bei diesem Wettertreiben
wenig geschwitzt und viel gefroren.

Sind Pole längst verschoben worden?
Die Erde scheint ins ‚Aus‘ geführt.
Ist dort, wo Norden war, noch Norden,
die neue Eiszeit programmiert?

Kommt das, wo jetzt die Meere stranden,
was Menschen der Natur entrungen,
durch Überflutungen abhanden,
wie von Atlantis einst gesungen?

Gab es ein Land vor unsrer Zeit,
mit Geistesgrößen, die ertrunken,
Hochtechnisiert vor langer Zeit,
laut Platon längst im Meer versunken?

Unsterblich wollten sie sich machen,
mit machtbesessener Eitelkeit,
dann schluckte es des Meeres Rachen,
das einst gemachte Menschenreich.

Die Welt vergeht, sie treibt und wandelt,
was heute glänzt, ist morgen fort.
Die Menschheit forscht, sie lebt und handelt.
Zu spät? Ein andrer führt das Wort!

Die Kunst des Schreibens

Aus dem Poesiealbum meiner Mutter
„Lass die Winde stürmen auf der Lebensbahn/Ob die Wogen türmen gegen deinen Kahn/Schiffe ruhig weiter, wenn der Mast auch bricht/Gott ist dein Begleiter, er verlässt dich nicht.“

Als Blatt Papier, beschrieben sein,
mit bunt bemalten Bildern glänzen,
mit schöner Schrift, gebleicht und fein,
das Leben wortreich zu bekränzen.

Dort, wo der Bleistift korrigiert,
in tristem Grau das falsche Wort,
setzt sich das Schreiben Hand geführt,
als Sinnbild des Charakters fort.

Wenn Stift durch Feder übernommen,
wenn bleibend wird, was unreif war,
in Schrift und Bild ist es vollkommen,
die inn’re Ordnung stellt es dar.

Tintenfass und Gänsekiel
haben heut leider ausgedient,
die schnelle Zeit, sie fordert viel,
selbst unsre Kulis sind ‚vermint‘.

Druckautomatik ‚spricht in Bänden‘,
die Handschrift wird längst abgewöhnt.
Die Schrift, als Kunst von Hirn und Händen,
gilt als Vermächtnis Gold gekrönt!

Wege der Wahrheit

Kloster Kamp – Foto: Gisela Seidel

Die Fesseln sprengen,
Vergangenes segnen,
der Freude im Herzen
mit Liebe begegnen.

Das Neue betrachten,
mit Hoffnung und Wonne,
die Seele erleuchten
mit innerer Sonne.

Die Wege der Wahrheit
mit Weisheit erhellen.
Kein leuchtend’ Talent
unter Scheffel stellen.

Die Blindheit mit
göttlicher Weitsicht füllen,
den Höhenweg ebnen,
um Gottes Willen.

Den Glanz aller Tage
zum Blütenkranz binden,
zu reichen der Herrlichkeit
hinter den Sinnen.

Sommersonnenwende

Hugo Mühlig (1854-1929) – Heuernte am Niederrhein

Die Reife des Sommers bringt Ernte ins Land,
saß als Kind auf dem Heuwagen, oben.
fühlte den Weizen unter der Hand,
seh‘ die Halme im Sommerwind wogen.

Brachten die Schnitter mit Sense und Müh‘
das Getreide in Mühle und Scheuer,
erwartete uns Kinder bereits in der Früh‘,
ein willkommenes Abenteuer.

Hab versucht, auf den Plätzen von einst,
Szenen von damals zu finden,
doch die Gassen sind fremd, die Höfe verwaist,
muss den Strauß aus Erinnerung binden.

Der Schnitter macht vor Menschen nicht Halt –
es sind schon so viele gegangen.
Nach dem Ende des Sommers wird es bald kalt,
das Gedächtnis mit Nebel verhangen.

Ein auf Kopfsteinpflaster endender Klang,
Nachhall gemachter Schritte,
gleicht Sisyphus Arbeit ein Leben lang,
verbleibt im Körper, als Schwere der Tritte.

Schönheit verging, erst heimlich, dann schnell.
Der Frühling ist lang schon Geschichte,
dessen Last trag ich heut noch, wie ein Rebell,
zum Richtplatz… auf dem ich vergebe, nicht richte.

Saumseligkeiten

„Saumseligkeiten“,
reihen sich ein in den Tanz
längst vergessener Ausdrucksweisen.

Belanglos gewordene Worte
fliehen aus der deutschen Sprache,
vor den Buchstaben der neuen Zeit,
in ein Vakuum des Vergessens,

sind allmählich abgelebt,
vergangen und unverstanden,
liegen neben anderen,
in schwarzen Trauerflor gehüllt,
auf dem Kuschelfriedhof der Sprache
und öffnen dem Erinnern einen kleinen Spalt.

Dichten und Denken

Tanz der Musen mit Apollon – Giulio Romano (1499-1546)

Der Muse Mund zu küssen,
ist wie ein fernes Grüßen,

bringt Poesie der Stunde,
des Herzens tiefe Kunde.

Gedichte müssen klingen,
sich in Gedanken schwingen,

die Verse fühlend gleiten,
sich Reim für Reim ausweiten.

Die Zeilen müssen passend
die Silbenzahl erfassend,

beflügelnd Reime bringen,
die sanft in Seelen singen,

als Element des Lebens,
des geistigen Bestrebens,

des Schreibers dichtes Denken,
ein Geben und Verschenken.

Kurze Pause

Ich habe mich dazu entschlossen, eine kleine Pause zu machen. Meine „Batterien“ müssen ein wenig aufgetankt werden, damit Neues entstehen kann.

Vielen herzlichen Dank an alle, die meinem Blog folgen und mitlesen, liken und so fleißig kommentieren. Danke auch für alle Eure tollen Beiträge, die ich mit viel Freude verfolge. Genießt die sonnigen Tage in vollen Zügen.
„Gottes-Bilderbuch“ ist immer für Euch geöffnet.

Gelöste Knoten

Gemäldeausschnitt: Maria Knotenlöserin
Johann Georg Melchior Schmidtner (1625-1705)

Gefühlte Freiheit ist des Menschen Flucht
aus Alltag, Dasein fristend in den Räumen.
Im Außen er nach Licht und Sonne sucht,
sein Geist sucht Wirklichkeit in seinen Träumen.

Sind’s oft verwirrte Fäden, unlösbar,
die Menschen um ihr Schicksal banden,
so mancher Sommertraum macht klar,
das, was verband, kam irgendwann abhanden.

So ist der Faden unsres Lebensbandes
mit vielen Knoten oft versehen.
Ein jeder muss sie selber lösen,
die eigene Schuld daran, verstehn.

Blumen am Wege

Jugend vergeht,
die Schönheit, die, wie frischer Tau, gekrönt auf Blüten ruht,
ist nur ein Augenblick des Lebens,
in der Morgenglut.

Die Zeit verweht,
mit Zeichen von Vergänglichkeit und Tod,
senkt sich die Hülle sanft ins Abendrot,
hat Jugend, Schönheit, tief in sich vergraben,
und ihre Blüten fielen,
als sie starben.