Unser Zeitgeist ist hochtechnisiert. Das hat eine gute und eine weniger gute Seite. Es gilt Althergebrachtes zu erhalten und zu bewahren.
Maschinen übernehmen die Arbeit aus Jahrhunderten und der Mensch hat sich in eine große Abhängigkeit begeben. Die nächsten Generationen verlieren nicht nur altes Wissen, sondern auch alte Fähigkeiten. Würde die Technik ausfallen, ginge alles verloren und die Menschheit müsste bei Null beginnen.
„Alexa“ kann nichts mehr sagen, wenn man ihr den Stecker zieht.
Kategorie: Taggedanken
Fülle

Wie eine leere Zeit,
die nicht gefüllt mit Dingen,
in der kein Tun und Ringen –
nicht Liebe und nicht Leid;
wo nur Gedanken wachen,
kein Weinen und kein Lachen,
von Gegenwart befreit;
wie eine laute Stille,
in der die Geistesfülle
sich schweigend Raum verleiht.
Sport und Spiele

Be-geistert werden Menschen jubeln,
auf dieser unvollkommenen Erde,
bald geben sie im Freudetrubel
dem Sport und Spiel der Welt die Ehre.
Gejubelt wird von den Tribünen -
die Sorgen sind ganz klein geworden,
wenn in sonst alltagstrüben Mienen
die Siege für Triumphe sorgen.
Der Mensch, er kämpft, verliert, gewinnt,
mühselig, wie sein Lebensplan,
und wenn der Traum vom Sieg zerrinnt,
erwacht er aus dem Rausch alsdann.
Die ausgestreckten Hände vieler -,
im Chaos dieser Welt versponnen,
gehören zu den wahren Spielern,
für die das Lebensspiel gewonnen.
Immer aufs Neue

Müde geschlafen,
der Tag ist noch lang.
Augen auf!
Schleppend mein Gang.
Tagesablauf:
kein Drang, keine Eile.
Essen –
wohl noch eine lange Weile.
Katzen verwöhnen,
dann Wolken schauen
und die Bäume…,
dann essen, verdauen.
Dösen und sinnen –
Gedankenfluss.
Katzen streicheln,
ein willkommenes Muss.
Blätter, sie schaukeln
an den Zweigen,
die mir fremde
Lebendigkeit zeigen.
Zusammengefallen,
innerlich leer.
Noch wenige Stunden,
dann mag ich nicht mehr.
Die Fernsehgestalten
sind fern und zeigen
fremde Gewalten…
ein Hören und Schweigen.
Ich lösche das Licht,
ruf nach Einschlafgefährten.
Meine ‚Schlaf‘-Katze streckt
ihren Bauch, den genährten.

In den Schlaf gestreichelt, –
so weich und schnell.
Die Nacht verging,
es wird schon wieder hell.
Immer aufs Neue…
Müd bin ich und bang.
„Augen auf!“, ruft die Stimme.
Wohin führt mein Gang?
Ballspiel

Die Hauswand bebte,
als ich mit Kinderhänden,
ballwerfend,
das Spiel erlebte.
Aufprall und Takt,
mit kindlichen Gemüt erdacht,
bis Ballspiel schallend an den Wänden
Geräusche macht.
Ein altes Spiel -
geworfen, aufgefangen,
die Bälle, die die Hauswand trafen.
Niemals den Grund berühren,
bloß nicht daneben langen!
Zehnmal das Werfen zu Beginn,
zehnmal das Fangen;
neunmal in nächster Runde,
erhöhten Grad erlangen.
Mit einmal Händeklatschen oder zwei,
mal hinten und mal vorne,
im Stehen und im Bücken,
unter den Beinen durch,
zuletzt noch hinterm Rücken.
Schwierigkeitsgrad erhöht,
bei immer kürzeren Runden,
so scheint die Lebenszeit –
verkürzt mit Jahr und Stunden.
Mir war es verboten, im Haus zu spielen. Um drin zu bleiben, musste es draußen regnen und stürmen. Also ging ich auf den Hof, meist alleine, und spielte stundenlang mit zwei Bällen gegen die Hauswand. Meine Mutter muss wohl starke Nerven gehabt haben.
Das Ballspiel ist alt und den Kindern heutzutage unbekannt. Ich hatte viel Spaß daran und kenne heute noch die Regeln. Das Spiel besteht aus zehn Schwierigkeitsgraden. Die Runden reduzieren sich, nachdem man das Ziel erreicht hat.
Ein Ball oder mehrere werden zehnmal hintereinander an die Wand geworfen und wieder aufgefangen. Dabei dürfen sie nicht zu Boden fallen. Hat das geklappt, geht es in die nächste Runde.
Vor dem Fangen muss einmal in die Hände geklatscht werden. Weiter geht es achtmal hintereinander mit einem doppelten Klatschen. Siebenmal muss man einmal vor und einmal hinter dem Körper klatschen und sechsmal muss der Ball unterm rechten Bein hindurch an die Wand geworfen und wieder aufgefangen werden und danach fünfmal unterm linken Bein hindurch. Viermal wird der Ball wieder mit den Fäusten, den Knien oder auch dem Kopf zurück an die Wand geprellt, bevor er gefangen wird. Dreimal wird der Ball von hinten gefasst und über die Seite an die Wand geworfen und in der vorletzten Runde muss man sich drehen, bevor man den Ball auffängt. Zu guter Letzt wird der Ball vom Rücken aus über den Kopf an die Wand geworfen und wieder aufgefangen.
Bei diesem Spiel werden Kindheitserinnerungen wach.
Bittersüßer Trank

Vorübergehn an altbekannten Orten,
ist wie ein Öffnen von Erinnerungspforten,
denn jeder Schritt auf einst gegangenen Wegen
wird Nostalgie verklärt darüberlegen;
oft lenken Wege uns durch Friedhofstüren,
die ausgetreten in vergessene Winkel führen,
und andere führen uns zu lang verdrängten Dingen,
um dort Vergebung für Vergangenes zu erringen;
darunter sind, auf brachem Feld des Lebens,
längst abgeblüht, die uns im Geiste schweben.
Das Schicksal mag ein Weichensteller sein,
lenkt unseren Zug in richtige Gleise ein,
doch in der Seele fährt Erinnerung mit,
ob gut, ob schlecht – sie zeichnet jeden Schritt.
In lächelndem Gedenken tief versunken,
hab ich den bittersüßen Trank der Zeit getrunken.
Magie des Augenblicks

Von jedem zauberhaften Tag
wird nur Erinnerung bleiben
und sich als goldener Augenblick
in unsere Seelen schreiben.
Wie durch Magie, die ihn umfing
und ihn bezaubernd machte,
ein Sonnenlächeln auf ihm hing,
das uns den Segen brachte.
Auch Regen bringt des Segens Glück,
für durstig, heiße Stunden;
kein Augenblick bringt das zurück,
was wir dem Schicksal stunden.
‚Mein‘ Garten

Zwischen grünen Hecken lag mein Garten -
längst ist er in fremder Hand und fern;
war Bewusstseinsträger und mein Warten
auf das Helle in „des Pudels Kern“.
Angelegt war er in Fleiß und Arbeit,
zwischen Stahlwerk und 12 Stunden Last.
In der Laube: kurzes Glück zu zweit,
seltenes Lachen, Aufbruch nach der Rast.

Plumpsklo Inhalt auf die Beete tragen -
gelbe Kleckse säumten Weg und Ziel;
übel roch ‚der Dünger‘ vorm Vergraben,
bis er erdbedeckt vom Spaten fiel.
Opa richtete, veredelte und pflanzte
Stangenbohnen und ein Erdbeerfeld;
bis ich unter vielen Bäumen tanzte -
wohl behütet war die Gartenwelt.
Flüchtete hinaus so manche Stunde,
lauschte dort den Vögeln, dem Gesang;
staunte über die Insektenfunde,
die ich hüpfend in der Wiese fand.
Wachsend, das Bewusstsein jedes Lebens -
auf dem Fundament des ewigen Gartens;
Leid gedüngt, in Liebe um das Streben,
groß der Preis, den erntend wir erwarten.
Seelentanz
In mir ist Stille,
Ruhe geht in Resonanz,
als Echo aller leisen Töne,
die in mir sind –
die Seele tanzt,
folgt sanft dem Takt,
dem schwingend schönen,
der in der stillen Nacht verklingt
und wiederkehrt im Morgenlicht,
das mir die Taggedanken bringt,
trotz noch verschlossener, dunkler Sicht.
Weckt mich hinein in Raum und Zeit,
lässt meinen Tag ein Lächeln sein,
gibt mir zurück ein Frühlingskleid,
das bunt und schön im Sonnenschein.
Sonntägliche Zeit

Willkommen, sonntägliche Zeit!
Es klingt aus hundert Kehlen,
aus Busch und Bäumen, weit und breit,
hör‘ ich‘s vom Tag erzählen.
Blüten, die noch verschlossen stehn,
sie träumen vom Erwachen,
die lange Nacht wird bald vergehen,
die Sonne wird bald lachen.
Was hinterm Sinn liegt und Verstand,
weiß niemand recht zu deuten,
doch fühlen wir des Vaters Hand,
wenn heut die Glocken läuten.
Es leuchtet andachtsvoll die Welt
im Klang der vielen Stimmen,
wie aus dem Himmelreich bestellt,
lässt Gott uns Wahrheit bringen.