Eis mit Zitrone

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Atmen fällt schwer, die Glieder so müde,
ein langer Schlaf und trotzdem so schwach.
Tatkraft ist nur eine Attitüde,
was fehlt ist die innere Leidenschaft.

Konzentration will nicht recht gelingen;
schwerfällig setze ich jeden Schritt.
Möchte die Wärme zum Weichen bringen,
Ventilator verteilt die Hitze ein Stück. 

Draußen der Lärm, hier hüllt sich das Schweigen
wie eine schwere Decke um mich.
Hitzefrei will ich im ‚Kämmerchen‘ bleiben,
einzig mit meinem schwitzenden Ich. 

Träume vom kühlenden Eis mit Zitrone,
senken von innen die Temperatur.
Menschen treibt es auf die Balkone,
schweißtreibend hält mich der Sommer auf Spur.  

In Stein gebannt

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Bebend die Starre zerbrechen, 
versunken in blutroten Bächen,
als Magma erstickten die Gluten,
auftauchen in ruhigeren Fluten. 

Felsen, verurteilt zum Schweigen,
Lautlosigkeit - Schrei ihrer Leiden.
Graue Riesen, in Stein gebannt,
stiegen als Mahnmal über das Land.

Ströme des Fühlens beleben,
wie Edelweiß auf felsigen Wegen.
Brachland mit Leben erfüllen,
die Tränen der Steine stillen. 

Alte Verkrustungen sprengen
und in den Herzen, den engen, 
die hinter Härte versteckten,
milden Züge entdecken.

Gottesgabe

Michael-Peter Ancher (1849 – 1927) – Krankes junges Mädchen
Es sind so viele Wünsche, die ich für dich habe,
nur Glück und Liebe soll’n dein Herz erfreu’n;
dass du gelebt, sollst du als Gottesgabe,
im tiefsten Seeleninnern nie bereu’n.
 
Und wird sich manches Glück auch wandeln,
aus deinen Augen Trauertränen rinnen,
so wird ein gottesnahes Handeln,
dich stets zum stillen Frieden bringen.
 
Vertraue und sei guten Mutes,
was auch dein Schicksal bringen mag
und ist es manchmal wenig Gutes,
dann freu dich auf den neuen Tag.

Der Tag vergeht…

Evgeny Lushpin
er bäumt sich auf in zwielichtiger Gebärde,
das sich im Kunstlicht unsrer Städte bricht.
Bald folgt die ‚blaue Stunde‘ - letzte Sonnenfährte,
und Schatten legen sich auf's Tageslicht.

Halbseiden wirken Straßen, Menschen, Plätze,
in rotes Licht getauchte Abendzeit.
Die Zeit des In-sich-gehen’s birgt wahre Schätze,
wie Dämmerung, die Hell vom Dunkel teilt. 

Hitzewelle

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Die Hitze hat des Sommers Los gesprochen,
doch fühlt man schon den nahen Regen
und bald, mit unsichtbarem Degen,
hat jeder Blitz den Hitzeschild zerbrochen.

Hör‘ in der Ferne erstes Donnergrollen,
der Himmel ist verdichtet, Wolken ziehen.
Ein jeder Halm schickt seinem Durst ein Wollen,
als würden Pflanzen vor der Hitze fliehen.

Bewegungsarm die Menschen in den Räumen,
voll warmer Luft gelingt das Atmen schwer.
Der Wunsch nach Kühle ist in allen Träumen - 
wie einst vom Sommer – bloße Gegenwehr.

Erhöhter Geist

Bild: Karin M.
Leben ist Geist in allen Geschöpfen;
erscheint im Menschen als individuelles Bewusstsein.

In ihm ist Er erhöht, 
um teilhaben zu können 
an der unendlichen Schöpfung
und deren Gestaltung.

Dem Menschen verliehen
sind viele göttliche Attribute und Fähigkeiten,
um die Macht des Geistes 
und die feineren Kräfte des Lebens zu erkennen. 


Gott allein hat sie gezählet…

I saved my soul – Vladimir Kush
Wolken treiben vor dem Blau des Himmels,
erhellen den grauen Horizont,
breiten sich aus
im ewigen Werden und Vergehen,
zeigen die untergehende Sonne im Abendrot.

Treiben lautlos zerfließend,
in zahllosen Formen,
wie Wellen am Strand.

Entschwinden,
die hehren Luftgestalten
mit weißen Gewändern,
schweigenden Gesichtern
und Tiergestalten.

Atmen die Sphäre des Himmels
in die Schwere des Lebens,
Wolkenwanderer,
immer wiederkehrend
in neuer Kreation,
Leuchtend in vielen Nuancen.
Inspiration für Tagträumer.

Vergänglichkeit

Quelle: Pinterest
Ein stetig‘ Abschiednehmen von der Welt,
ganz losgelöst von allem, das man liebte,
sein kleines Glück, den Duft der Rosenblüte,
es wird ein Traum, sobald der Vorhang fällt.

Andenken nur noch einen Augenblick,
Rückschau auf eigne Unvollkommenheiten.
Entbund’ne Seele, alter Geist in körperlosen Zeiten -
ein Mensch, der andren gab, gab von sich selbst ein Stück. 

Geheimnisvoll bist du, Vergänglichkeit!
Der Menschen Bosheit, eitles Tun und Lassen,
maskiertes Dasein hinter lügenden Grimassen,
schließt du geduldig in die tiefe Ewigkeit.

Was Schatten warf, beleuchtest du mit Licht,
zeigst auf der Menschen Oberflächlichkeiten
und was zum Nutzen für den Nächsten bleibt,
das liegt in deinem Schutz für alle Zeiten. 

Tanz bei Vollmond

Die Energie, sie zieht wie ein Magnet
an den Gedanken, die im Schlafe wachen,
und mancher Traum-Impuls entsteht,
wird Unsichtbares sichtbar machen.

Da türmen sich gespenstige Gedanken,
sie regen an den Geist der Fantasie.
Der Mond, er füllt sich hinter Wolkenbanken,
zeigt sich im fahlen Schein der Nostalgie.
 
Bald treibt er meinen Schlaf in weite Ferne,
doch seine Kraft hält wach und lässt ihn ziehn. 
Er kehrt zurück, nimmt mich bis an die Sterne -
ich kann dem lang Ersehnten nicht entflieh‘n. 

Und als der Mond schon voll im kühlen Licht,
erscheint der Mann im Mond, bittet zum Tanz.
Frau Luna zeigt ein lächelndes Gesicht,
wirbelt mit uns durch feinen Sternenglanz. 

Ausgeflogen

Bild von Gerhard C. auf Pixabay
Zwischen groben Ästen hängt ein Vogelnest;
ist verwaist und leer, drin ein Schalenrest,
und am unteren Stamm sitzt ein Federknäuel,
schreit nach der Mama. – Warten wird zum Gräuel.

Amselmama schwebt hin und wieder hin,
Nest war schon zu klein und zu groß was drin. 
Aufgeriss‘nes Maul, wenn die Mutter kommt,
sie stopft alles rein, was sie kriegen konnt‘.

Ihre Brut wird groß, Mehrungsziel ist hin
und von vorne los geht der Paarungssinn. 
Doch mit einem Mal ist kein Singen mehr
und das kleine Nest ist verlassen, leer. 

Die Natur verstummt. Vögel ziehen fort.
Dann kommt bald der Herbst; kälter wird’s am Ort.
Alle Zeiten ziehn angedacht durchs Jahr,
nächster Frühling kommt und das Vogelpaar.

Baut sogleich ein Nest, neu, im feinen Licht,
singt der Sonn‘ entgegen, die durch Zweige bricht.
Fragt nie nach der Dauer ihres kleinen Lebens,
folgt im leichten Flug ihrem Sinn des Strebens.