Gegen den Strom

Foto: Max Steinwald – Quelle: Pinterest

Wie ein Fels in starker Brandung,
gegen den die Flut zerschellt,
steht allein in schwerem Ringen
mancher Gang der Menschenwelt.

Decken zu die Not in Schweigen,
blutend, in der Schlacht allein;
müssen Tag und Nacht erkämpfen,
um des Lebens Herr zu sein.

Oft ganz jammervoll ergeben
sind sie von Verzweiflung blind,
sehen nicht, dass sie, nach Regen,
sonnenwarm beschienen sind.

Fühlen nicht die Kraft des Willens,
die sie trägt, mit ihr die Last,
die sie mit Gelassenheit
und beruhigt im Lauf erfasst.

Gott wägt nicht die irdischen Dinge,
die uns mit Erfolg gekrönt,
wertet nur das schwere Ringen,
das die Lebenskraft verschönt.

Stark wird des Bewusstseins ‚Tugend‘,
die in dunkler Zeit erwacht;
sieht die vollen Segensschalen,
die Gott bringt uns in der Nacht.

Polarität

Quelle: Pinterest
Wenn man vergleicht, was unvergleichbar ist,
sucht man im Gegenstück sein eignes Ich zu sehen.
Das Leben ist Vergleich und man wägt ab, 
um auf der Lebensbühne zu bestehen.

Doch alle Gegensätze dienen nur dem Ganzen,
ist von der Schöpfung ein gewollter Akt,
lässt funkensprühend eine Zweiheit tanzen,
die in Verschiedenheit nicht existieren mag. 

Erfahrungen im Leben sind Aromen,
die wohl dosiert das Dasein schmackhaft machen;
doch würde stets dasselbe darin wohnen,
dann gäbe es kein Weinen und kein Lachen. 

Und gäbe es nicht Licht und Dunkelheit,
nicht Liebe oder Hass, nicht Tod und Leben,
dann hätten Tag und Nacht dasselbe Kleid,
dann würd‘ es keine Unterschiede geben.

Wie kann die Seele zu sich selber finden,
wenn kein Vergleich entscheidend ist;
bewusst erst im Erkennen zu verbinden,
was gut und schlecht erscheint im wahren Licht?

Verborgene Göttlichkeit

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Am Anfang war das Nichts, 
verborgene Göttlichkeit,
die große Kraft des Lichts –
unendlich, ohne Zeit.

Des Universums Saat
wurde geplant erfüllt,
wirkte in Wort und Tat
ein schicksalhaftes Bild.

Sein Plan, der existiert,
den niemand kennt und ahnt,
der alles Leben führt,
das sich im Schicksal bahnt. 

Von größter Macht gelenkt -
kein Zufall, Gottes Plan;
vom Schöpfer reich beschenkt
ist unser Lebensgang. 

Ein Fingerzeig besitzt 
des Geistes Instrument -
wie ein Gedankenblitz,
der leitet, hilft und lenkt. 

Es ist der Seele Gang,
die weiterstrebt und ringt,
die von Gethsemane  
in die Verklärung dringt. 

Reißt Erdenmauern ein,
und unterm Schutt der Zeit,
findet sie sich und drin 
entdeckt sie Göttlichkeit.

Stille

Carl Vilhelm Holsøe (1863-1935)
All die lauten Stimmen meines Lebens
sind erstickt in meiner Einsamkeit.
Übertönt habt ihr mein Weiterstreben,
verschüttet meiner Seele Weg im Leid.

Habt mir betäubt das innere Bestreben,
mir fremdgeworden war mein eignes Ich;
ich hörte nicht die Stimme auf den Wegen,
die allerinnerst leise zu mir spricht. 

War eingehüllt von wirrem Unvermögen,
wie ein Paket, das mir das Leben schnürt;
ich sah nur das, was täglich mir geschehen -
es brodelte in mir, stets ungehört. 

Das Schicksal drängte mich in Einsamkeiten,
sie ist ein heilig Trost und still Erweckerin.
Gab mir die Kraft, den Ansporn, fortzugleiten,
durch alles Übel, das den Tag umfing. 

Ist in mir Licht – es glättet alle Falten,
zeigt mir den Ausweg aus dem Niemandsland;
versteht mit ruhiger Hand mein Herz zu halten,
im Stillesein zu segnen, was ich fand. 

Erleuchtet sein

Quelle: Pinterest
Den Weg des Mühsals und des Leids zu gehen,
sich auf dem Weg des Kummers selbst zu finden,
die Dunkelheit, die um uns ist, erleuchtend sehen
und ewige, spirituelle Wahrheiten ergründen.

Das Leben plätschert oft dahin und lenkt uns ab
und was es gibt, sind materielle Dinge,
die zieht die Zeit ins dunkle Erdengrab;
nie hat der Mensch gedacht, dass er verginge. 

In leeren Hüllen liegt der Menschheit Plan,
war schmerzhaft Vorbereitung, ein Geschenk,
und unter fremdem Wissen fängt man an,
erfüllt zu sein, mit einer Kraft, die lenkt. 

In Harmonie lebt dann die Seele auf der Welt
und drückt sich aus in Geistesgaben;
kein Streben mehr nach Überfluss und Geld,
nur ihr Geburtsrecht fühlt sie, kostbar und erhaben. 

Sie teilt den Reichtum ihres Wissens, denn wer will,
kann gleich, wie sie, den Weg der Schönheit gehen,
mit würdevollem Glanz geadelt sein,
um die Gesetze Gottes zu verstehen.

Fruchtbarkeit

Feldarbeit – Walter Rudolf Leistikow (1865-1908)
Den Boden bereiten, die Fruchtbarkeit lösen,
Bedingungen schaffen, die notwendig sind,
damit auf den bloßen Häuptern des öden,
die Schollen erwachen durch Sonne und Wind.

Ist wie ein Mensch, der die Welt nicht versteht,
damit den Geist und das Wachstum hemmt;
sieht, wie auf Erden das Leben vergeht,
wenn er sich gegen die Göttlichkeit stemmt. 

Der Ur-Keim ist da, vom Schöpfer gepflanzt -
hat Wachstum nur in fruchtbaren Reihen;
bestellt den Boden, dann wird hier mit Glanz
und wachsender Schönheit das Blühen gedeihen. 

Hammer und Meißel

Steinmetz-Bruderschaftsrelief auf dem Quatuor Coronati- Fries in Florenz. – Quelle: Pinterest
Ein Leben lang bin ich der Bildner,
der meiner Seele Form verleiht;
am Anfang war ich wie ein Wilder,
das Ungestüme brach die Zeit. 

Sie glättete die neuen Wege,
machte sie gangbar, sandte Licht;
das hell mir schien auf jene Stege,
die zu mir raunten: „Geh sie nicht!“

Zeigten ein Bild der Menschenbrücke,
die schnell zerbricht, bei jedem Schritt;
ein Trugbild, das mit List und Tücke
verleitet in den Abgrund glitt.

Und plötzlich war ich erdentbunden,
hob ab, ganz körperlos und frei,
ich schwebte durch Jahrhundertrunden,
sah meiner Seele Konterfei.

Der Traum war mir ein milder Schimmer,
in dem mir Gott den Meißel bot.
Ich bilde jeden Tag noch immer
mein Seelenbild – ganz ohne Not. 

Liebe sonder Klagen

Quelle: Pinterest
Ich bin so voll von Energie und Leben,
doch meine Kerze brennt nur noch ein Stück.
Noch wünsch ich mir ein Weiterstreben
und such in jedem Tag ein bisschen Glück.

Christsterne sind verblüht und abgefallen,
ihr Leben war nur kurz, doch Freude bringend;
will ohne Furcht auf Himmelspfaden wallen,
das Abgebrochene entfalten, zum Gelingen. 

Vielleicht hat Gott für mich ein Plätzchen,
das irgendwo vom Licht beschienen?!
Dort halte ich beim ‚Plätzchen backen‘ Schwätzchen
und freue mich auf heit’re Kindermienen. 

Ich warte auf die Lösung letzter Fragen,
dring‘ in die Tiefen, fühl der Worte Licht;
lässt Er mich ein, wo Liebe sonder Klagen,
lautlos erfüllend zu den Seelen spricht?

Göttliche Vorsehung

Göttliche Komödie – Inferno -Dante – Paul Gustave Doré (1832-1883)
Es quälen die grübelnden Fragen,
als starrten sie forschend uns an,
wie Augen der Sphinx offenbaren
sie lockend den zweifelnden Bann. 

Gefangen in Jetztzeit und Erbe
eines längst vergangenen Wahns,
stehn um uns Sorgen, wie Berge,
ohne Sicht für den göttlichen Plan.

Der Wohlstand der Welt ist im Wanken,
der vorlaut die Augen verschloss;
vertrauten nicht Gott, nur den Banken,
obwohl Sein Geist unser Leben ergoss.

Vertraut mit dem Herz eines Kindes,
das rein ist, voll Vertrauen und wahr;
dann wird klar, dass die Härte des Windes
nur die göttliche Vorsehung war. 

Schattendasein

Ludvig Munthe (1841-1896)
Altes Jahr, du bist gegangen,
wie die Stunden, die dich füllten;
wechselhaft war dein Verlangen,
wenn sie sich in Gleichklang hüllten.

Wolltest leben und erneuern,
wie die Trauben an den Reben,
Menschenherz beglückt erfreuen,
andren Tod und Abschied geben.

Jedes Leben trägt die Schatten
längst vergang’ner Zeit wie Schleier,
die durchlöchert, denn sie hatten
nicht nur Frieden, Freude, Feier.

Schicksalsstunden, Angst und Leid,
der uns längst verlorenen Stimmen,
treiben mit uns durch die Zeit,
wo sie unvergessen schwingen.

Hoffe auf den neuen Frühling! 
Leidenswege müssen enden,
um im Osterland des Lichtes
alles Elend abzuwenden.