Gnadengabe

Pierre Auguste Cot (1837-1883)
Dein Gesicht, wie es strahlt!
Einzig das Anschauen malt bunte Bilder
in mein graues Denken.
Wie deine Sonne von innen dich malt!
Sie weiß dir göttlichen Schimmer
zu schenken.
 
Wie dein Herz mich erhellt!
Deine Blicke halten mich fest, sie zügeln
den unruhigen Geist.
Es scheint nicht von dieser Welt,
wenn das Gefühl des Schwebens
mich dem Hier und Jetzt entreißt.
 
Wie sehr du mich erfüllst!
Worte, sie führen zusammen, verbinden
Geist und Körper im Fluss.
Charismatisch ist das Empfinden!
Die Anziehung, wie ein
nicht endendes Muss.

Gottes Schweigen

Quelle: Pinterest
Gott gibt der Welt sein Glühen,
dem wild bewachsenen Feld,
mit Erde, die zum Blühen 
nur Fruchtbarkeit enthält. 

Er lässt die Sonne steigen,
tauscht sie mit Sternenglanz.
Ein Leuchten wird uns zeigen
des Himmels stillen Tanz.

Wir stehn in Gottes Schweigen
und fremd scheint unser Tun.
Wir warten auf sein Zeichen,
statt Antwort folgt sein Ruh‘n.

Vorüber rauscht das Leben,
inmitten stehen wir.
Muss ER uns Antwort geben?
ER öffnet uns die Tür! 

Wir tauchen in sein Schweigen,
und geben ganz uns hin,
sehn auf dem Grunde treiben,
des Gebens Kraft und Sinn.   

Heil der Welt

Alexandre Cabanel 1823-1889 – Der Abendengel
Ich möchte die Welt umarmen,
um sie mit meinem Seelenlicht,
dem warmen,
zu durchströmen –
sie friert so lange schon.

Ich möchte ihr Mantel sein und Schutz
und ohne zu lärmen,
das Eis zerstoßen,
um es mit goldener Flamme,
der großen,
für ewig zu schmelzen.

Ich möchte mit dieser Flamme
die Funken in den kalten Herzen entzünden
und nach beendeter Eiszeit verkünden:
Sie haben sich gewärmt am Heil der Welt.
Sie leben im Licht!

Spreu vom Weizen

Bild von Kira Hoffmann auf Pixabay
Der Atem Gottes weht durch diese Welt.
In jedem Leben fließt sein hehrer Geist.
So, wie die Ähren, Halm an Halm gestellt,
der Sturm des Lebens alle niederreißt;

doch Kräfte machen reif so manchen Trieb.
Wenn andre hilflos beieinander liegen,
hebt ER mit Liebe was am Boden blieb,
lässt zarte Keime lichtgesegnet siegen.

Die Ähren voll mit Körnern und mit Grannen,
wie Menschen, die auf Frucht geword’nem Feld 
die Spreu des Weizens bilden und verstanden:
Zum Wachstum braucht es beide auf der Welt.

Tag im Licht

Bild von 0fjd125gk87 auf Pixabay
Mein Tag ist ein Moment des Schweigens,
des Denkens, und dem Geist in mir
ein Tanz, beseelt von allen Zeiten,
bist Pentagramm an meiner Tür. 

DU bist in mir, nichts kann uns trennen,
wie Eins geword’ne Harmonie;
bist nicht nur Glaube, bist ein Kennen,
bist meiner Seele Melodie.

So wie der Vogel singt am Morgen,
erklingt in mir ein Lobgesang.
In allem wirkst DU, unverborgen
und offenbart in Wort und Klang.

DU bist die Körper aller Welten,
Gesetz der Zahlen und Physik,
lässt Kräfte in Atomen gelten,
DEIN Geist ist Leben, Trost und Glück.

Geist des Lenzes

Cornelis Kuijpers (1864-1932) – Frühling
Springen möchte man und singen,
denn der Frühling will beginnen.
Seht ihr, wie die Blumen schauen,
hin zum Himmelszelt, dem blauen? 

Zieren Bäume ihre Spitzen,
lassen schönste Blüten blitzen,
und das Grüne treibt aus Ästen,
froh umschwirrt von Federgästen.

Dort, ein Blümlein wächst auf Stein!
Wenig Erde ist sein Heim.
Neues Leben ist gekommen,
aus dem Darben Glück und Wonnen.

Die, die einst mein Leben waren, 
sind ins Irgendwo gefahren,
fortgenommen und verweht,
doch die neue Welt entsteht.

Schweben mit dem Geist des Lenzes,
durch die Räume, durch die Fenster.
Von Gott erfüllte Energien
ziehn geistesgroß zur Sonne hin. 

Vergänglich

Baron Frederic Leighton (1830-1896)
Vergänglich ist das Festeste im Leben –
was trauerst du, dass Liebe auch vergeht?
Laß sie dahin in’s Reich der Zeiten schweben,
leicht, wie des Lenzes Blütenhauch verweht.

Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen,
und segne dennoch freudig dein Geschick,
schließt auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen
an deines Glückes kurzen Augenblick.

Du hast gelebt, denn Liebe nur ist Leben!
Sie nur allein webt um den dunklen Traum,
dem wir den Namen unsers Daseins geben,
der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum.

So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten,
wenn sie des Lebens Sonne dir entziehn.
Nicht ewig lässt sie sich in unsre Bahn verflechten,
Ach, sei zufrieden, dass sie einst dir schien.

Charlotte von Ahlefeld (1777-1849)

Neuer Klang

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Wenn der neuen Zeit entwächst 
grüner Trieb, wie alten Bäumen,
wie sich Glanz auf Stumpfheit setzt,
glätten Kräfte im Geheimen,
zwanglos einend und verbindend,
selben Wurzelholz entspringend,
kunstvoll Klang und Harmonie.

Aus dem Chaos der Akkorde
reihen Noten sich wie Hände,
ineinander greifen sie, 
wo sie lösen und vollenden. 

Um das Eins-Sein zu bewahren,
schwingt es heimlich und berührt.
Baumes Kronen offenbaren,
welche Kraft hierhergeführt. 

Lausch dem Singen in den Welten,
engelhaft ist der Gesang,
lass als Lösung Liebe gelten,
wähle weise Kraft und Klang. 

Feuer der Liebe

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Ströme des Leidens,
wie in glühender Lava zu steinernem Strom erstarrt,
stirbt das Leben den Tod des Erkaltens.

Von lieblosen Herzen zu Eis verwandelte Welt,
du trägst in dir die Kunst des Verwandelns.
Mit flammender Seele taue auf das Eis,
mache fruchtbar die Erde durch furchtloses Handeln.

Gott legt Stille um die Schattenherzen,
bringt sie ins Reich des Vergessens,
stillt die Ströme des Leidens durch Hoffnung,
schmiedet mit Feuer der Liebe 
den Ring der Verbundenheit. 

Schwingungen

Hörst du es schwingen,
leise fließen,
sich unaufhörlich
in den Raum ergießen?
Vernimmst du auch
der Schwingung sanftes Hallen,
Töne in Dur mit kurzen Intervallen?
Ein glockenklarer Klang
breitet sich aus
und Seelenfrieden
fließt durchs ganze Haus.
Vermagst du auch das heil’ge Singen hören,
so, wie von wunderbaren Engelchören?
Dann schließe deine Augen fein
und atme tief die Liebe in dich ein.
Fühlst mit dem Himmel dich verbunden,
in gottesnahen Kuschelstunden.