Der Lichterglanz erwacht in Stadt und Land; versunken war im Nebelmeer der Nacht, das, was gewählt von Menschenhand, im Schlaf sich dunkel, schwerelos befand.
Ich seh die Häuserzeilen, Dach für Dach - sie reihen sich, wie Bienen Waben bauen, und unter jedem findet man ein „Ach“, das ohne Liebe ist und Selbstvertrauen.
Bewusst verirrt, durch viele Illusionen; weil Ziele hier auf Erden unerreichbar sind, wird die Erkenntnis in den Köpfen wohnen, dass man im Leben nur auf dem Papier gewinnt.
Hört, wie sie lügen und die Welt betrügen, und wie sie Wahrheiten im Mund verdrehen! Gestikulierend werden sie im Schwall der Lügen und in der Flut der lauten Worte untergehn.
Ob sie bewusst Ursache mit Wirkung tauschen und „müssen“ sagen, wenn sie „wollen“ meinen; ein Nichts gedankenträchtig aufzubauschen, um da zu stehn, als gäb es nur ‚den Einen‘?
Erniedrigend, an Wehrlosen sich hochzuhieven! - Wir wählen selber, was wir Zufall nennen. Vielleicht sind es die Teufel, die wir riefen?! Ist Blindheit leichter als das Selbsterkennen?
Vintage Grafik – Pyramide des Kapitalismus, Quelle: Pinterest
Entflieht den Wirren dieser lauten Tage, in der die Wahl der Wägbarkeiten zur Bedrängnis wird, als Hin und Her der Meinungen und Fragen, Unvorstellbares als möglich präsentiert.
Es brodelt in den Töpfen des Geschehens - zu viele Köche, die den Alltag uns verderben; seh sie entkleidet, ohne Masken stehen, die nicht ihr wahres Innerstes verbergen.
Getäuscht! – Wie alle Bilder gleichen. Wer geht den Heilands Weg im Menschentum? Wollt ihr dem Volke Schierlingsbecher reichen? Geht die Welt dunkle Wege, nur für Macht und Ruhm?
Ihr Gottesleugner, faltet nur die Hände! - Trotz „C“ habt ihr Ihm abgeschworen. Nomen est omen! – Zeichen nur, nicht Wende. Nach Golgatha folgt lichtvoll Ostermorgen!
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen, wenn ich erwachte in der Nacht und rief. Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief. Du bist der Schatten, drin ich still entschlief, und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, – du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen, der dich ergänzt in glänzendem Relief.
Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen. Du bist der Anfang, der sich groß ergießt, ich bin das langsame und bange Amen, das deine Schönheit scheu beschließt.
Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen, wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien und wie Verlorengehen und Entfliehn, – da hobst du mich aus Herzensfinsternissen und wolltest mich auf allen Türmen hissen wie Scharlachfahnen und wie Draperien.
Du: der von Wundern redet wie vom Wissen und von den Menschen wie von Melodien und von den Rosen: von Ereignissen, die flammend sich in deinem Blick vollziehn, – du Seliger, wann nennst du einmal Ihn, aus dessen siebentem und letztem Tage noch immer Glanz auf deinem Flügelschlage verloren liegt... Befiehlst du, dass ich frage?
Du bist am Morgen mein Beginnen, am Abend bist Du meine Rast; wenn manche Tage wirr beginnen, dann bist Du’s, der’s in Rahmen fasst.
Du lässt gedankenfrei mich träumen, wenn ich im Geist der Nacht versinke; flutest mit Atemluft die Räume, hältst mich, damit ich nicht ertrinke.
Du schenktest mir die Zeit des Lebens, was sinnlos schien, ist längst ein Wissen; bist mir der Sinn all meines Strebens, bist mir ein Wollen, nicht ein Müssen.
Zünde ein Licht an in der Nachtzeit des Lebens, wag dich durch das Dunkel, Schritt für Schritt; wenn deine Füße über Hindernisse schweben, dann hebt der dienende Geist dich ein Stück.
Mache Fragliches fassbar, beleuchte die Seiten, manchmal wird der Grund dir unsicher scheinen; geh durch all die quälenden Unwägbarkeiten, lass die Stille in dir die Verwirrtheit verneinen.
Der Erkenntnis der Wahrheit reiche die Hände, sie leitet auf sicherem Wege dein Schaffen; folge der Weisheit durch erschlossnes Gelände, wo große Empfindungen weinen und lachen.
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht. Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht, daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht, daraus der Laut der Liebe zu uns spricht.
Und jedes Menschen wechselndes Gemüth, ein Strahl ist’s, der aus dieser Sonne bricht, ein Vers, der sich an tausend and’re flicht, der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein, voll süß-geheimer, nie vernomm’ner Töne, begabt mit eig’ner, unentweihter Schöne, und keines Andern Nachhall, Widerschein. Und wenn du gar zu lesen d’rin verstündest, ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Hugo von Hoffmannsthal (1874-1929)
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