Unruhige Nächte

Quelle: https://www.eurekalert.org/news-releases/904006?language=german
Leben scheint wieder schneller geworden,
Vollmond hat unruhige Nächte gebracht,
Träume mit fremden Menschenhorden,
redende Münder, die sprachlos gemacht.

Am hohen Himmel 3D Hologramme -
ich steh auf der Straße, folg ihrer Sicht:
Raumschiffe, kriegerische Belange,
Künftiges in bedrohlichem Licht.

Still und mahnend ziehen sie dort,
wie Wolken, doch bildhaft, in Zukunft gehüllt.
Ein übles Traumbild – ich denk mich fort:
Wieder ein Ort, mit erschreckendem Bild!

Hochschwanger bin ich, soll gleich entbinden,
bekomme Ärzte zur Seite gestellt;
allesamt mühen sich. Nicht zu ergründen,
ob ich dann Neues bringe zur Welt.

Werd‘ wieder tief in Schlaf versinken,
wenn neue Träume, wie Tropfen regnen,
will die bittren und süßen trinken,
als Geistesblitze genießen und segnen.

Vergänglichkeit

Spätsommer – Hans Andersen Brendekilde (1857-1942)

Der Sommer schreitet still, mit langen Schatten,
sein goldener Glanz, verregnet und verhangen;
wo ihn die letzte Hitze kühlte, hat Herbst angefangen,
und Blattwerk liegt auf Straßen und Rabatten,
die eingegrenzt in Parks von Wegen trennen,
bepflanzt in bunte Sommerblumenfarben,
doch nun erblasst und müde in der Wärme starben
und die Vergänglichkeit beim Namen nennen.

Überlegungen

Bild von Lothar Dieterich auf Pixabay
Wäre nicht der Hass der Menschen
und das Unglück ihres Handelns,
gäb es nicht so viele Wege,
die das Leben düster wandeln.

Wär der Mensch nur glatt gestrickt,
der nichts Krauses hätt‘ im Sinn,
herrschte hier nur bloßes Glück,
ohne geistigen Gewinn.

Beides leben, Glanz und Schatten,
unbedingt zu lieben lernen;
um nach tödlichem Ermatten
aufzusteigen zu den Sternen.

Einst aus Sternenstaub gegeben,
reisen wir zurück ins Schweigen,
wäre nicht der Drang nach Leben,
würden wir im Nichts verbleiben.

Doch wir treiben durch die Zeiten,
hoffnungsfreudig immer weiter,
steigen über fernste Weiten,
furchtlos, höher auf der Leiter.

Die Muschel

Foto: Gisela Seidel
Von Mutter erhalten, in der Kindheit bestaunt,
wie’s in ihrem Innern sehnsuchtsvoll raunt.

Sie rauscht wie die Wellen, wie die Brandung am Strand
und trug ihr Geheimnis aus dem Meer an das Land.

Einst fand man sie dort, meiner Kindheit voraus,
ein totes Gehäuse - fort, fern von zu Haus.

Mit Dampfschiff verziert, schmückt sie altes Dekor,
und mit Tönen von damals klingt ihr Weh noch im Ohr.

Singt leis von Atlantis, das versunken im Meer,
ertrunken im Rausch, ohne Wiederkehr.
Foto: Gisela Seidel

Heiße Sommertage

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Die Hitze flirrt im Sommerlicht,
der Mensch flieht in den Schatten.
Die Sonne strahlt, die Sonne sticht –
lässt jedes Blatt ermatten.

Die Luft zieht bald in jeden Spalt,
treibt Kühle aus den Räumen;
dringt ein, mit himmlischer Gewalt,
lässt Welt vom Regen träumen.

Bald kommt die kühle Zeit herbei,
wird Brand und Glut entfernen.
Der großen Dinge Wesen sei,
sie zu verstehen lernen.

Es steht im Buche der Natur,
es wird die Sonne reifen,
und wer der Wahrheit auf der Spur,
wird sie gereift, begreifen.


Federleicht

Bild von Sabine Zierer auf Pixabay
Gib Achtung jenem Drängen, 
das tief im Herzen liegt;
als ob‘s mit zarten Klängen
ein Notenblatt beschrieb.

Tanz leicht im Takt des Liedes;
sei fröhlich und beschwingt.
Folg seinem Rhythmus, lieb es,
weil es von Wahrheit singt.

Folg federleicht dem Einen,
der übers Wasser ging;
hör, wie das Lied in Reimen
den Glauben trägt im Sinn.

Wirf einen Stein ins Wasser,
schau, wie er untergeht,
sieh, es bewegt ein Raster,
das weite Kreise dreht.

Das Wertvolle im Leben,
umkreist noch lang die Welt;
sei nicht ein steinig Beben,
der untergeht und fällt.

Folg tanzend allen Winden,
durchströme Raum und Zeit;
du wirst das Gute finden
im Takt der Ewigkeit.

Pilgerweg

Peregrinus preparatus – Westminster abbey
Das Leben ist uns Lehrpfad hier auf Erden,
ist uns ein Pilgerweg, mit Blumen ausgeschmückt,
auch wenn die Schritte steinig unterlegen,
ist er mit Liebe und mit Hoffnung überdeckt.

Wir sammeln Blüten wie Erfahrungswerte,
mit Steinen bauen wir ein winderprobtes Haus;
wir folgen einer unbekannten Fährte,
die sich durchs Leben zieht, auch wenn es graust.

Schau immer nur nach oben, nie nach unten -
die Sonne scheint vom Himmel jeden Tag.
Mit hellen Strahlen wird sie ewig funkeln,
ist uns ein Sinnbild, das uns geistig füllen mag.

Vital erleuchtend wird sie Kummer stillen,
den Geist in uns erreichen und beleben;
das, was uns niederschlug in Weisheit hüllen,
in unser Pilgerkleid den Glauben weben.

Kein Buch auf dieser Welt kann ihn uns lehren,
kein Lehrer weitergeben dem, der’s wissen will.
Die Göttlichkeit im Menschen zu beschreiben,
gleicht einer unbekannten Pflanze, die erst keimen will.

Durch deine Taten musst du sie verdienen -
Wahrheit erkennen, frei und ohne Schuld.
Sei Pilger nicht zu Kirchen und Ruinen,
erreich das Ziel des Lebensweges in Geduld.

Stille hören

Unsterbliche Seele – Sulamith Wülfing (1901-1989)
Stets aufs Neue ‚Stille hören‘,
wie sie auf die Schultern rieselt,
ganz von oben, fern der Erde,
so, wie warmer Regen nieselt.

Jeder Tropfen wird zum Golde,
legt sich auf das Heer der Sinne,
dass es Schwere der Gefühle
federleicht zum Vorschein bringe.

Und im Draußen, die Gestalten -
sind zu viele an der Zahl,
ziehn vorbei mit langen Schatten,
tragen schwer die Lebensqual.

Fühle mit geschloss‘nen Augen,
wie es Sterne um mich regnet,
wie aus unbekannter Ferne
Großer Geist mich liebend segnet.

Ein Land nach unserer Zeit

Bild von Stefan Keller auf Pixabay
Vom Strom der Zeit gelöst und mitgerissen,
nichts kann ihn halten, den Moment.
Ein Augenblick ist wie ein innig Küssen,
zeitlos erlebt, verbunden, dann getrennt.

Es streift durch jede Zeit Vergänglichkeit,
die Toten tragen Ruhm und Glanz im alten Namen.
Im Ganzen lebten sie – Geist existiert und bleibt,
Es änderten sich Menschen, Mode, ihr Gebaren.

Generationen, wie sie lachten, liebten,
und hofften, dass die Menschheit besser würde,
und sich letztendlich doch bekriegten,
im kleinsten Raum oder der Welt zur Bürde.

Sie machten nieder, was der andre baute,
zerstörten Existenzen, Hoffnung, Leben,
und als am neuen Tag das Chaos graute,
lag ein Geruch der Fäulnis auf den Wegen.

Gepflastert einst mit Hoffnungsschimmern,
hat dies ein Leichentuch längst zugedeckt.
Verstummt ist auch das letzte Wimmern,
zerstört das Land – ein grässlich leerer Fleck.

Wie ein Komet, der einschlug, Leben ändert,
wirkt Klimawandel, Krieg und saurer Regen.
Die neue Eiszeit kommt, nichts führt zur Wende;
der dezimierte Mensch sucht neue Wege.

Schein der Mode

Foto: privat 1975
Vom Schein der Mode sollt‘ ich mich entwöhnen;
ein Hauch von Nichts, der sich um Leiber schmiegt,
ein bisschen krumm Gewachs’nes gerade biegt,
die Blicke auf sich zieht, um zu verschönen.

Liegt doch ein Trug, der augenscheinlich da,
in Kleidern, die den Trägern schmeicheln,
kaschiert die Linie in einigen Bereichen
und man verbirgt, was sonst erkennbar war.

Ganz unentbehrlich schienen einst die Blicke,
die beim Flanieren meinem Körper galten;
es war mir ein Genuss, sie an mir festzuhalten,
es gab mir Selbstvertrauen, Leichtigkeit der Schritte.

Die Moden ändern sich im Lauf der langen Zeit,
Gepflogenheiten sind nur temporär - das Alter kam,
und jede Falte zeigt mir, was es mit sich nahm:
die Schönheit und die Oberflächlichkeit.