The Montelbaanstower in Amsterdam – Cornelis Christiaan Dommersen (1842–1928)
Gleich stillen Farben auf erschlossnem Fächer Eint sich der schmalen Häuser Grau und Rot, Und über grünem Kahn und weißem Boot Der Schmuck der Giebel und der tausend Dächer.
Das Brausen der bewegten Kais wird schwächer In diesen Straßen, wo der Lärm verloht. Und in der Ferne bleichen Mast und Schlot, Die Fischerewer und die Wellenbrecher.
Unzähl’ge helle Fensterreihen schaun Auf die Kanäle, wo die Nachen stocken, Wo vor den Brücken sich die Schuten staun.
Die Sonne taut durchs Laub in großen Flocken Und in der Luft perlmutterfarbnes Blaun Entfließt und singt das lichte Spiel der Glocken.
Eintauchen in die unfassbare Stille, die Tiefe ahnen und den dunklen Grund, er lebt, und das in einer Fülle, die uns den Atem raubt, so schön und bunt.
Da schweben tausend glitzernde Gestalten, die Wasser atmend ihre Kreise ziehn; in lebensfroher Einheit sich verwalten und nie, dem nebenan, im Wege stehn.
Sie treiben, wie mit Leuchtreklame, Kleine und Große, die sich Nahrung geben. Ein Fressen und Gefressenwerden - geben und nehmen, um zu überleben.
Unzählig leuchtend bunte Farben, graziös und unbeschreiblich schön; berauschend, wie sie sich umwarben, um arterhaltend niemals zu vergehen.
Uraltes Meer, trägst Wurzeln dieser Erde, dein Leben trug die Sonne an das Land, aus deinem ewigen „Es werde!“, das alles Leben weckend in sich fand.
Es dünnt sich merklich der Kalender, der letzte warme Monat flieht mit Kühle, bringt Frische in die luftigen Gewänder, der Regen zaubert leere Liegestühle.
Das Meer liegt grau; der Strand, leer, wie gefegt, wo Korb an Korb in Richtung Wasser stand. Die Promenade, einzeln, nur mit Schirm belebt – im Regen holt sich niemand Sonnenbrand.
Die Wolken ziehen schnell, wie die Gezeiten. Die Möwen kreisen über leeren Tischen, wo kreischend sie um karge Nahrung streiten und mit viel Glück ein wenig noch erwischen.
Fischbuden schließen – leer sind die Gestade, der Strand noch voll von Hinterlassenschaften, der Vielen, die die liebenswerte Lage des Orts bereichert und vermüllt zurückgelassen.
Die Schönheit in der Einsamkeit des Strandes zu sehen – Bilder in sich festzuhalten, die Elemente strömenden Verbandes, vertraut, weit fort von menschlichen Gestalten.
Wo Wellen gleiten schon seit Ewigkeiten, kommen und gehen, ohne stillzustehen; so ziehn auch wir durch dunkle, kalte Zeiten, um Licht und Wärme besser zu verstehen.
Kommt der Schöpfer allem Sein entgegen, schenkt er diesem Sonnentag den Segen, öffnen sich die Blühten nach dem Licht, das sich an des Lebens Schatten bricht.
Mit dem Dichten schwebender Gedanken, tasten Worte sich, wie grüne Ranken, sind Verdichtung hier, wie ein Gebet, das in Dankbarkeit zum Himmel schwebt,
Möchte mit viel Tiefe weitergeben, Worte, die geschenkt sind meinem Leben.
Johann Wolfgang von Goethe zum Geburtstag am 28. August 1749
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Geh’ durch die Stadt, die ich so liebte, suchend mein Blick nach all’ den Plätzen der fernen Zeit, die gnadenlos einst siebte, die guten von den wenig guten Sätzen,
die ich einmal zu schreiben wagte. So viele Bücher, die ich füllte – und oft, erst als der Morgen tagte, sich meine Dichtersehnsucht stillte.
Die Zeilen rannen aufs Papier, mal zäh, mal flossen sie in Strömen. Oft landete mein Denken schier auch neben den erlaubten Tönen.
War ich gesellschaftlich gebunden, so war doch frei mein Dichterband, das sich so manches Mal verschlungen um wohl verbot’ne Wege wand.
Ich blieb geachtet, viel zitiert, war Mittelpunkt des Zeitgeschehens, ich kritisierte unbeirrt, hab’ Fehler spät erst eingesehen.
War ich doch Zünglein an der Waage für manche Zukunft federführend, verhielt mich oft nach Stimmungslage, zu dominant und ungebührend.
Der Liebe Bänder, die ich knüpfte, hab’ ich genauso schnell zerschnitten, wenn rasch mein Herz vor Freuden hüpfte, ist’s schon ins Einerlei entglitten.
Ich war autark, zu Neuem offen, mit ungestillter Gier aufs Leben. So wie mein Wirken, groß mein Hoffen, ich könnt’ ein wenig Hilfe geben,
an alle, die sie brauchend nehmen. Ich bleibe unsichtbar den Blicken, zu lindern euer irdisch’ Grämen bin ich gewillt in großen Stücken.
Wenn meine Worte euch erreichen, und eure Seelen mich erkennen, wird Kummer schnell der Freude weichen und Hoffnung in den Herzen brennen.
Denn dieses Leben ist nur eines von vielen, die uns Gott beschert; im Hintergrund hat ein geheimes so manches Stück euch schon gelehrt.
D’rum öffnet euch dem Unsichtbaren, erkennt die kosmischen Gesetze, denn alte Leben, die einst waren, erhalten ihre neuen Plätze.
Lebensacker – ihn zu pflügen, ihm zu schenken, neues Blühen, neue Mühen einzubinden und mit jeder Sicht ergründen, dass die neue Saat gediehen; und die Kraft, vom Geist geliehen, nach dem Mühen und Vollbringen, in der Ernte wiederfinden.
Das, was wuchs, fehl und verdorben, Unkraut lastig abgestorben; alle Mühen, alles Ringen, war umsonst, nur ein Misslingen, wo in dürren, müden Schollen, Saaten nicht gedeihen wollen. Pflüge um den Acker, pflüge, der bedeckt mit Fehl und Lüge!
Faust und Mephisto – Moritz Friedrich A. Retzsch (1779-1857)
Hölzern stehen die Figuren, stets bereit zum Vorwärtsgehen. Führen Krieg in Spielstrukturen, fallen lautlos und bequem.
Platzgenau stehn sie am Orte, der für sie gegeben ist, und sie spielen ohne Worte, unterliegen mancher List.
Augenmerk auf fremden Zügen wird des Spielers Pflichtgebot. Spricht das Handeln andrer Lügen, wird ein Bauernopfer Not.
Was mit leichter Hand verschoben, sind Figuren auf dem Brett, Zug auf Zug in sich verwoben machen Denken zum Duett.
So wird aus Fehlern, falschem Handeln, geschärfter Weitblick und Verstand. Verluste in Gewinn verwandeln, liegt in des Spielers kluger Hand.
Froh und frei magst du die Wege auf des Lebens Schachbrett gehen, gib den Zügen der Figuren stets ein lächelndes Verstehen.
Bewerte Sieg und Niederlage nur als des Erlebens Zweck, wo in des Schattenkampfes Waage du Seelenkraft bist, nicht das Brett.
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