Lebensende

William Adolphe Bouguereau 1825 – 1905

Wenn Ängste vor dem Tod auf deiner Seele brennen,
schaue nach innen und du wirst erkennen,
dass tief in deinem Herzen etwas lebt,
das dir auf deine Fragen eine Antwort gibt.
 
Bevor die letzten Schleier sich enthüllen,
hast du dein Karma hier auf Erden zu erfüllen.
 
Fiktion und Wirklichkeiten sich verbinden;
des Rätsels Lösung wirst du später finden,
wenn irgendwann der letzte Vorhang fällt,
kommen Erinnerungen an die andre Welt.
 
Du wirst zum Licht am Tunnel-Ende gehn
und freudevoll Glückseligkeiten sehn.
 
Es werden alle Zweifel, alle Fragen schwinden
und altvertraut wirst du den Weg nach Hause finden.
 
Die Engel leiten dich mit Regenbogenstrahlen
und Sternenstaub wird Glanz auf deine Seele malen.
 
Du wirst dein Leben nochmals vor dir sehn,
dir alle Fehler, die du machtest, eingestehn.
 
Kein Leid, kein Schmerz wird dich begleiten,
nur Gottesliebe ist bei dir in Ewigkeiten.
 
Sie schmiegt sich warm um dich und hüllt dich ein;
du wirst in Liebe unter deinen Lieben sein.
 
Es wird entschieden, ob dein Leben gut war oder nicht,
hast du dein Ziel verfehlt, wird neues Leben Pflicht.
 
Erfüllte Leben deiner Seele Aufschwung bringen,
bald darfst du ewiglich in Gottesnähe schwingen.

Kirchenirrtümer

William Adolphe Bouguereau  1825-1905

Sehnsucht nach Hause brannte tief in unsren Herzen,
Erinnerungen an Lemuria, an ferne Welten.
Gedachten dem verlornen Paradies mit Schmerzen
und wussten doch, die Trennung wird nicht ewig gelten.
 
Sind seit Jahrtausenden mit dieser Welt verbunden,
wissend der Wurzeln längst vergangener Kulturen.
Des Mensch-Seins Höh’n und Tiefen haben wir empfunden,
die Weltgeschichte ist gefüllt mit unsren Spuren.
 
 Martyrium gehetzter Seelen, Qualen,
erlitten unter kirchlichem Geheiß, durch falsche Lehren.
Inquisition ließ uns mit Flammentod das Requiem bezahlen;
die Kirche war bemüht, die wahren Glaubenssätze umzukehren.
 
Inkarnationen ließen unsre alten Seelen reifen
und stets verbunden mit den fernen Himmelsmächten,
uns oftmals fragend an den Überlieferungen zweifeln.
Das Licht in uns begann das Kirchendogma anzufechten.
 
Mehr als vierhundert Jahre sind ins Land gegangen,
als Luthers Thesen päpstliche Erlässe reformierten,
doch blieb der Klerus stets im alten Netz gefangen,
auch wenn gelehrte Köpfe lautstark protestierten.
 
Nehmt Jesus endlich von den Kreuzen dieser Erde!
Mit seiner Himmelfahrt wollte er Zeugnis geben,
dass so vom Kreuz befreit das Leid zur Liebe werde,
Christ ist IN UNS die Auferstehung und das ewige Leben.

Stille

Dort, wo die Stille durch die Bäume sinkt
und friedvoll mit dem Dunst zu Boden schwebt,
dort, wo des Vogels Lied so traurig klingt,
dort sende ich dir Grüße im Gebet.
 
Dort, wo auf Gräbern, die vergessen liegen,
Unkräuter blühen, statt der Blumen Zier,
dort, wo die Zweige, die im Wind sich wiegen,
ganz leise flüstern zu den Mauern hier.
 
Dort, wo die Marmorsteine kraftvoll glänzen,
neben den namenlosen, alt und unerkannt,
wo Todesengel wachend bei den Kränzen
irrende Seelen führen in das Anderland.
 
Dort, wo der Tränen Fluss die Erde nährt
und auch der Himmel Trauertränen weint,
dort wird die Seele, die gen Himmel fährt,
still mit der Gottes-Ewigkeit vereint.
 

Kerzen

Kerzen, sie streuen
mit flackerndem Scheine
nächtliche Schatten im Tanze,
breiten es aus, ihr Licht, das reine,
himmliche Aura im Kranze.

Feuer strahlt milde,
ein rotgold’nes Glühen,
umzüngelt begierig den Docht,
entrinnt wie ein festliches Feuersprühen,
dem Herzen aus Wachs, das nicht pocht.

Jean Baptiste Santerre (1651-1717)

Schicksalsschleier

Caspar David Friedrich 1774-1840

Wirst du erwartungsvoll nach einer Antwort suchen
und fragend deinen Blick zum Himmel lenken,
in Träumen einen unbekannten Namen rufen,
und auch am Tage oft an dies Geheimnis denken?
 
Versperrt ist noch der freie Zukunftsblick,
wart’ nur, das Schicksal wird dir Zeichen senden,
und eines Tages mit noch unbekanntem Glück,
dein Leben und dein Los zum Guten wenden.
 
Das Namenlose, das du suchst, du wirst es finden,
das Unbekannte, es bekommt Gesicht.
Kannst du es lieben, wirst du selbst ergründen,
ob du Erfüllung wähltest oder nicht.
 
Suche den rechten Weg, folg deinem Herzen;
lass alles was dich traurig macht zurück.
Die Engel leuchten dir mit Wunderkerzen,
Gott leitet dich auf deinen Weg ins Glück.
 
Fühlst du, der Himmel stellt des Lebens Weichen
für viele neue Wege, die wir gehen.
Eine Vision wird plötzlich dir die Hände reichen,
wo du es nicht erwartest, werden Engel stehen.

Unnahbarer

Ludwig II. – Schloss Neuschwanstein

Unnahbarer,
wie du dich sträubst und windest,
und dennoch wieder findest
deiner Seele Sehnen,
im flüchtigen Moment, sekundenlang,
in unerkannten Blicksekunden,
hast du dein scheues Ich verbunden
mit längst vergess’nen Tönen.

Du hörst die Harmonie
und schreckst vor diesem Klang,
der in dein Ohr dringt
und dir ‚Nähe’ haucht,
du willst nicht,
dass sich die Distanz verbraucht,
und deine Seele taucht,
so ängstlich, zukunftsbang.

Wüstenzeiten

Jean-Léon Gérôme 1824-1904- Pool in einem Harem

 So müde macht das täglich’ Einerlei,
weil es oft monoton den Tag durchläuft,
wie eine Spieluhr, die man aufzieht und dabei
das Leben unerschöpflich Vielfalt um uns häuft.
 
Fließt drin der Alltag müßig und draußen grauer Regen,
verkriechen Mensch und Tier sich in den Räumen,
kann nichts den müden Geist ins Freie heben,
wird man in Wüstenzeiten von Oasen träumen.

Das O

Ein O war müd’,
denn seine Mitte
fühlte, eingezwängt vom Außen,
das bündig sich zum Kreise schließt,
nur Leere.
 
Es war betrübt
und hoffte sehr,
dass jeder Leser draußen,
sein eingeengtes Innen
sehen werde.
 
Kein kleiner Strich
erlöste es aus der
nicht enden wollenden Routine.
Das O blieb was es war: ein Kreis,
gebannt auf trister Endlosschiene.
 
Dem O war’s hohl,
drum suchte es im Außen Inhaltsfüller.
Es nahm ein zweites O,
das ihm gelegen kam
und wurde stiller.
 
Zur OO
vereint
genießen seit der Zeit die O 
Berührungspunkte.
Unendliche Verbundenheit zu zweit
macht ewig kreisend Runde.
 

Erinnerungen

Baron Frederic Leigthon 1830-1896

Ach, wie weh wird mir ums Herz,
lausche still den dunklen Tönen;
Seele fühlt den tot geglaubten Schmerz,
kann sich noch nicht ganz versöhnen.
 
Längst vergangen und vorbei
sind die beweinten Zeiten,
dass manche Hoffnung brach entzwei,
wird bang betrübt mich leiten.
 
Die Menschen, die ich einst geliebt,
sind fern und fremd geworden.
Das Glück schlich fort, so wie ein Dieb,
und blieb fortan verloren.
 
So oft geharret und gehofft,
vergeblich war mein Warten,
zierte statt Rosen nur zu oft,
Verdruss den Lebensgarten.
 
Was dort an Blüten voller Pracht,
mit Liebe einst gesäet,
hat mir das Schicksal über Nacht,
wohl gänzlich fort gemähet.
 
Mit leeren Händen steh ich nun,
mein Herz der Wunden viele.
Oh, lieber Gott tausch‘ durch dein Tun,
Unglück in Glücksgefühle.
 

Dunkle Jahre

Edmund Blair Leighton 1853-1922 – The Unknown Land

Der Tränen hab’ ich viel vergossen,
in stetem Leid ertrank mein Herz
und war’n die Augen fest geschlossen,
empfand ich tiefen Seelenschmerz.
 
Ich irrte lange durch die Zeiten,
fand keinen Menschen, der mich trug,
ließ mich von Traurigkeit begleiten,
nur Ablehnung fand ich genug.
 
So gingen hin die alten Tage,
mir folgte nur die Einsamkeit,
nichts änderte die Lebenslage,
die Liebe blieb so fern, so weit.
 
Mein Herz, das suchte stets den Wandel,
doch Menschen brachten nicht das Glück
und durch das oftmals falsche Handeln,
blieb nur die Bitterkeit zurück.
 
Nach langen dunkeltrüben Jahren
sind’s neue Wege die ich gehe,
ich darf mit Dankbarkeit erfahren,
die liebevolle Gottesnähe.