Sonnenzeichen

Quelle: Pinterest
Als blutrote Fahnen
wie Leichentücher die Länder bedeckten,
als der Wahnsinn regierte
und sich die dunkelsten Mächte hinter dem
Zeichen der Sonne versteckten,
da ertönten die Parolen der scheinbaren Sieger.
 
Noch gegenwärtig
ist die alte Schwingung
der ewig Gestrigen auf dieser Welt,
nur änderten sich die Vorzeichen,
wie in einer mathematischen Bedingung.
 
Noch immer 
tönt die Arroganz der Herrscherrassen,
die glauben, mit Waffen und Geld
ganze Völker in Ohnmacht und Diktat zu belassen.
 
Noch immer
ist die Menschheit fern von den wahren Zielen
und lässt ihre Seelen als Einsatz
auf den Spielfeldern
der mächtigen Herrscher
verspielen.
 
Noch immer
versuchen Machthaber, die im Dunkeln agieren,
einen Teil der Völker
dorthin zu führen.
 
Wann wird die Menschheit bereit sein
auf lichtvollen Pfaden 
Blumen des Friedens zu säen,
fort von den dunklen Plagen
und jeglichem Kriegsgeschehen?

Obwohl sich die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen und das Leid im Warschauer Ghetto historisch und in ihren Ursachen grundsätzlich unterscheiden, drängen sich mir beim Anblick beider Tragödien immer wieder ähnliche Gefühle des Entsetzens und der Ohnmacht auf. Beide stehen in meinem Empfinden als Sinnbilder für das erschütternde Versagen der Menschlichkeit angesichts systematischen Leids.

Es reicht nicht, dass Politiker irgendwann Kränze als moralische Geste für derartige humanitäre Katastrophen niederlegen. Obwohl der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Netanjahu und die Hamas-Führung erlassen hat, darf Netanjahu unbehelligt nach Europa einreisen, weil der Gerichtshof über keine eigene Polizei verfügt, die Haftbefehle vollstrecken könnte. Europas Politik versagt aus falscher Rücksichtnahme und der daraus resultierenden Handlungsunfähigkeit.

Eine verlogene Moral, die meint, es sei eine Täter-Opfer-Umkehr, wenn der Gerichtshof gegen die Führung Israels einen Haftbefehl erlässt. Sie lässt ein ganzes Volk in Gaza für die Verbrechen der Hamas leiden. Israel betreibt Massenmord, wenn sie die Zivilbevölkerung weiter am Hungertod zugrunde gehen lässt. Das ist ein Verbrechen! Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun.

Europas Politiker genießen den Sommerurlaub, während kilometerlange Schlangen von Lastwagen mit Hilfsgütern an der Grenze stehen und Kinder verzweifelt um Nahrung schreien.

Die ganze Welt sollte sich erheben und gegen diese humanitäre Katastrophe angehen. Leider kann ich dies hier nur mit wenigen Worten tun.

Lied des Friedens

Jean-Léon Gerôme (1824-1904)

So, wie der Muezzin von seinem Minarett
zur Stunde des Gebetes ruft,

möchte ich der Menschheit singen,

von einem einzigen Gott, der Christ und Moslem eint,
weil er sie beide schuf –

dies Lied soll allen Völkern in den Herzen klingen.

Will Frieden in die wunden Seelen tragen
und tauschen Freude gegen Leid.

Die Zeichen werden stehn und Menschen
die Veränderung wagen –

Freundschaften wachsen mit der Zeit.

Die Welt braucht Händedruck und keine Kriege,
die weder Sieg noch Frieden bringen.

Vereint die Völker dieser Erde,
doch nur mit Liebe wird euch das gelingen!

Caspar David Friedrichs (1774-1840)

Übersetzung Deepl: (arabisch)

وكما يؤذن المؤذن من مئذنته
في ساعة الصلاة، أود أن أنشد للبشرية عن إله واحد يجمع بين المسيحيين والمسلمين،
لأنه خلقهما معاً، هذا النشيد يجب أن يرن في قلوب جميع الشعوب. أريد أن أحمل السلام إلى النفوس المكلومة
وأبدل الفرح بالحزن. ستبقى العلامات قائمة وسيتجرأ الناس
على التغيير – فالصداقات تنمو مع الوقت. العالم بحاجة إلى مصافحة وليس إلى حروب،
التي لا تجلب النصر ولا السلام. وحّدوا شعوب هذه الأرض،
ولكن بالحب فقط ستنجحون!

Blick zurück

Meine Gedanken, sie laufen weit fort
von der Gegenwart getrieben,
fern, so fern ist mein liebster Ort,
gestorben all meine Lieben.

Auch Vater, der in mir Übles sah,
das er lieblos großziehen musste,
ist in den Gedanken an gestern da;
wie durch mich seine Ablehnung sprosste.

Mutter seh ich am Bügeltisch,
am Herd, an der Nähmaschine;
von ihr lernte ich vieles und sicherlich,
wie man den Gatten bediente.

Auch das Ertragen lernte ich hier,
wenn Vater mich schlug, bis aufs Blut.
War doch nur wie ein geduldetes Tier,
und das nur, wenn es wortlos ertrug.

In der Elternschule hab ich gelernt,
den Männern das Recht zu gewähren,
„Me too“ von heute lag damals fern,
Frau war schuld an des Mannes Begehren.

Für Minirock und Make-up der Zeit
habe ich Prügel und Schelte bezogen.
Erstes Schminkzeug und das ‚schreckliche Kleid‘
sind in den Müll geflogen.

So kämpfte ich dort wie ein Pionier,
doch die Zeit schien so lang und die Jahre.
Es trieb mich die Angst um mein Leben von hier,
was mich vor dem Hass meines Vaters bewahrte.

Ein letztes Mal Vater beim Mittagschlaf sehen,
um dann eilig davonzuschleichen.
Ich seh mich noch zitternd am Hoftor stehen,
um vom Ort meiner Eltern zu weichen.
Ich – 15 Jahre alt (1968)

Gott der Dichter

Frederick Leighton (1830-1896) – Musik
Die Poesie ist wie die Liebe,
sie kommt und geht nach einer Zeit.
Den tiefen Wunsch, dass sie doch bliebe,
hat sich das Schicksal einverleibt. 

Die Verse sprühen und die Worte;
im Zauber fügt sich Reim an Reim,
erreichen des Vergessens Pforte
und gehn in die Geschichte ein. 

Ein frommer Spruch auf Dichters Füßen,
ein edles Wort aus Herzens Grund,
lässt die Gedankenkraft genießen,
färbt ein das Grau so mancher Stund‘. 

Verdichtet sind wohl tausend Worte,
mein Gott, das Dankgebet sei Dir!
Gedichte blüh‘n an lichten Orten,
den Gleichklang suchend, neben mir. 

Wie ein Gedicht schuf Gott die Welt,
band ein, den Reimen gleich, den Klang,
der so verdichtet steigt und fällt,
einträchtig in des Rhythmus Gang. 

Die Menschen suchen ziellos leidend,
wie Worte, die im Reim sich binden.
Ein Jeder will zu den gehören, 
die sich im Einklang wiederfinden.

Yin und Yang

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Die weibliche Natur scheint ausgestorben,
jede will männlich sein in deren Sinn.
Als Frau geboren, unweiblich geworden -
ein Sternchen* zeigt nicht, wer ich bin.

Liest man etwas mit vielen *in und *innen,
um klarzumachen: Hier herrscht Gender-Geist,
will Frau betont nur ‚starken‘ Eindruck bringen,
was auf die Minderwertigkeit im Denken weist.

Von außen schöpferisches Tun des Mannes,
der stets bewundert wird für seine Kraft,
im Hintergrund die starke Frau, die kann es,
was Mann mental niemals alleine schafft.

Ein jeder Mensch wird beides in sich einen,
der Mann, das Weibliche, die Frau, die Männlichkeit,
wie Yin und Yang den Geist in sich vereinen,
stehn sie als Gegensätze dieser Welt bereit.

Durst

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Die Dämmerung webt graue Fäden,
die Mauern stehn im Schweigen,
im Frühtau steht der Tag bereit,
fährt Dunst aus Gras und Zweigen.

Wehruf aus tausend Stimmen klingt,
Nachtluft, die kaum sich kühlt.
Herbstliche Nässe sehnt herbei,
wer sich vertrocknet fühlt.

Ein kleiner lichter Engel kam
die Bitten zu vereinen
von Mensch und durstiger Natur,
der Himmel möge weinen.

Bald regt sich flüsternd jedes Blatt -
der Wind fährt durch die Bäume;
im Auf und Nieder tanzen sie
ersehnte Regenträume.

Die ersten Tropfen fallen schon.
Äste, die erdwärts schwanken.
Gewittergrollen weit entfernt,
Natur – sie wird es danken!

Zeitfenster

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Jede Zeit trägt einen Trauerflor,
der sich um die Tragik mancher Jahre bindet,
die, was unerschütterlich zuvor,
niederreißt und Härten überwindet.

Bis zur bitteren Neige leeren
wir den Schierlingskelch in vollem Zug;
sind Gesetz gebunden, sie zu wehren,
bringt uns Not. Ist das Erdulden klug?

Zeitgeist lässt sich schwer vertreiben,
ist Prozess, der sich ins Leben schlich.
Mensch schuf ihn! Die Zeit wird zeigen,
war sein Schaffen schlecht und fürchterlich?

Gab er den Ahnungslosen ein Verstehen,
ein offenes Ohr, Geborgenheit, Vertrauen?
Lässt ihn Erkenntnis in die Richtung gehen,
wo zeitlos Glückliche das Land erbauen?!

Hoffnungsschwanger

KI modifiziert – Quelle: Pinterest
Mit Weisheit füllt die Schale eures Lebens,
bis sie vom Strom des Segens überquillt;
bietet dem Licht im Herzen euer Streben,
gebt aller Dunkelheit von ihm ein Bild.

Lasset vom Strom euch weitertragen,
bis alle Finsternis in Licht verkehrt;
lasst innere Reinheit sich euch offenbaren,
bevor der Fluss des Lebens sich ins Meer entleert.

Als würd Verbindung reinster Harmonie
die Kette sein mit ungeahnter Kraft,
die gegenwärtig das Vergangene trägt
und hoffnungsschwanger Zukunft möglich macht.

Bahnhof Absurdistan

Die Europabrücke Bahnhof Saint Lazare in Paris – Claude Monet (1840-1926)

Willkommen im Bahnhof Absurdistan!
Hier halten Züge der Zukunft an,

sind menschenleer und leer das Gleis
und jedes Abteil ist grau und verwaist.

Aus dem Fenster starrend, ohne Ton,
schaut ein Geist in die leere Situation.

Die Züge bewegen sich wie im Traum,
so lautlos wie Blicke, die sie beschau‘n.

Sie fahren ins Nichts und halten alsdann.
Für wen? Da sind weder Frauen, Kinder, kein Mann.

Die Lautsprecher schweigen im grausigen Nichts,
als wär es die Zugfahrt des Jüngsten Gerichts.

Der Tod ist der Führer des letzten Gefährts,
mit geistiger Fracht fährt er, kalt, ohne Herz,

und die Stationen, die er befährt,
sind den Begriff „himmlisch“ nicht annähernd wert.

Antrieb des Zuges ist Resignation,
fuhr Freude am Leben doch lang schon davon.

Was Menschen erschaffen, wird Staub in der Hand.
Sie glauben, ihr Zug fährt ins Niemandsland.

Sind sie Zufallswesen, nur Körper, nichts mehr?
Die Energie des Lebens, wo kommt sie her?

Führt weit sie im Leben der Wissensdrang,
beendet ein Schicksal den geistigen Wahn,

denn den kurzen Weg zum wahren Ich,
geht man erst, wenn man sieht, dass die Brücke bricht.

Man entdeckt im menschlichen Seelenschrein,
auf der Zugfahrt des Lebens sind wir nicht allein.

Der Körper, ein Tempel, wo ein Heiligtum wacht –
Gott löst den Fahrschein, bis die Strecke vollbracht.