Künstlich ist die Helligkeit im Raum,
treibt das Leben aus dem kalten Grund,
erdenfern und frei, der Wurzelsaum,
und das Blatt wächst aus dem Schlund.
Aus dem Nichts an schlammigen Wegen,
weiße Blüten über Sümpfen stehen,
heben sich dem Sonnenlicht entgegen,
lassen weißer Reinheit Wunder sehen.
„Wunderkinder“ sind wie Treibhausblüten,
hochgezogen aus der kleinen Form,
intellektuell in vorzeitiger Güte,
sprengen jede kindgerechte Norm.
Herrscherin Natur wird sie nicht dulden,
Hände, die die Blütenknospen öffnen,
die gewaltsam sich an ihr verschulden
und daraus Begehrlichkeiten schöpfen.
Denn die Rose muss allein erblühen,
jede Blüte treibt im eignen Maß und Kleid;
Zarte Körper – sie erlöschen und verglühen,
wie ein kleines Lichtlein vor der Zeit.
aus: Die Leiden des Jungen Werthers – J. W. von Goethe
Was weinst du, Kind? Weil deine Hoffnungen gestorben sind? Ach, Hoffnungen, die sterben können, sollst neidlos du dem Tode gönnen. Sie waren Schein, dem Leben lieh allein nur deine Seelenkraft, die immer wieder neue Hoffnungsbilder schafft.
Was weinst du, Kind? Es trug nur welke Blätter fort der Wind, doch deine Kraft des Grünens ist geblieben und schenkt dir größ’re Hoffnung, rein’res Lieben. Enttäuschung ist ein Meilenstein und misst den Weg und deine Kraft. Wohl dir, wenn er dir zeigt, wie nah das Ziel der Wanderschaft!
Was weinst du, Kind? Es war die Gotteshand, sie hat nur lind den Schleier von den Augen dir genommen. Das Ende deiner Täuschung ist gekommen, und du erschaust die Wahrheit, und erbaust ein neues Hoffnungsbild, das nicht von dieser Erde ist und darum ewig gilt!
Alles Leben hier auf Erden
ist verschmolzen wie ein Klang,
Melodie aus buntem Werden,
das vermischt ein Leben lang.
Losgelöst von falschen Tönen,
frei von schräger Dissonanz,
komponiert zum Lichten, Schönen,
schwingt sich jeder Lebenstanz.
Was die anderen stets verneinen,
ist ihr eigner Lebensgang;
Anderen dienen und vereinen
ist die Pflicht ein Leben lang.
Um Verantwortung zu tragen
mit Gewissen unschuldsrein,
sollen wir in unseren Tagen
Hüter unserer Brüder sein.
Geistes Faden, er zieht einend
durch die Menschheit und verbindet.
Niemand lebt für sich alleine,
weil sich Sein im Ganzen gründet.
So prächtig ist er da, in sternenklarer Nacht,
durchdringt die Welt mit kühlem Glanz,
wälzt Mensch im Traum in stiller Wacht,
treibt in Bizarrheit silbrig Mummenschanz.
Gezeiten an den Küsten unsrer Meere,
beschleunigt durch der Sonne Kraft,
Gravitation durch stille Daseinsleere,
die erdgebunden nächtens schlaflos macht.
Bezaubernde Klänge in verwunschenen Stätten,
wo schlafende Zwerge in duftigen Betten,
Glühwürmchen Flimmer am lichten Tag,
ein grünender Garten, vom Moos überragt.
Eine fremde Welt, traumhaft und schön,
mit Wiesen, zum bunten Spazierengehen.
Die Luft so klar, die Wege so rein -
es muss ein Fleckchen Himmel sein.
Es riecht nach frisch gebackenem Brot,
das Leben ist heiter und kennt keine Not.
Am offenen Feuer Gemütlichkeit,
nur Ruhe strömt in den Raum, ohne Zeit.
Endloses Leben im Geist der Natur,
ohne Modewirren auf beglückender Spur.
Die Stufen zur Heimstatt mit Freuden gehen,
den Wundern begegnen, die wir übersehen.
Die Augen öffnen für das Schöne im Geist,
die Fantasie, die mit uns in die Traumwelt reist.
Wo das Leben sich vor uns Menschen verneigt
und der Große Geist seine Liebe zeigt.
Der Sommer geht, man lässt ihn ziehen,
das Leben will in die Herbstzeit entfliehen;
kaum gekommen, mit Frohsinn und Tanz,
ist bald verronnen, der wärmende Glanz.
Schon losgelassen auf herbstlichen Straßen,
der Wind des Vergessens, des Gehenlassens.
Ein fröstelndes Auf-sich-selbst-Besinnen,
lässt mit Kühle die Jahreszeit beginnen.
Sonne, gedimmtes Licht, hell wie Kerzen,
zügelt das heiße Blut in den Herzen.
Gleich einem Docht, der zu Ende brennt,
schließt der Sommer plötzlich sein luftiges Hemd.
Verschlossen liegt es, in der Tiefe der Zeit,
doch sie zeigt, dass das Schöne ist und bleibt.
Bald sehen wir Buntheit auf Weg und Rabatten,
der Welt verhüllter, vergänglicher Schatten.
So seh‘ ich das Ende meines Strebens -
fällt wie welkes Laub vom Baum des Lebens.
Hat er geblüht? Sind meine Hände leer?
Den Wanderstab, der oft zum Gehen schwer,
geb ich zurück, mit ihm mein altes Kleid,
geh zeitbefreit durch’s Tor der Ewigkeit.
Der Mensch baut aus dem Nichts sein Nest,
für das er arbeitet und hetzt;
der Mensch baut auf, der Mensch zerstört,
und wenn es Fremden angehört,
treibt ihn der Neid, dann will er’s haben;
errafft sich Schätze – andere darben.
Saugt aus, wie ein Vampir das Blut,
führt Kriege, wie’s ein Teufel tut.
Das Elend reißt Millionen nieder,
er saugt sie aus, mit Gier im Fieber.
Der Mensch, er schmiedet neue Ketten,
um andere an den Staat zu kletten.
Die Schwere zieht in manchen Sumpf,
wenn taumelnd Hunger übertrumpft;
wenn unter aufgepeitschten Nerven
die Abgestumpften Messer schärfen.
Im Untergang merkt Mensch zu spät,
dass dieser Weg nicht weitergeht.
Besitz und Schätze dieser Welt -
was sind sie wert, was Ruhm und Geld?
Wer treibt Vergnügungsraserei,
wenn nebenan der Hungerschrei?
Bedenkt Mensch erst im Niedergang,
wie tief ein Messer stecken kann?
Der Monat trieft aus Poren und Ritzen.
Verlangsamtes Leben durch Hitze und Schweiß.
Ich kann ihn nicht leiden, will nicht mehr schwitzen.
Wo ich die Kühle suche, ist‘s heiß.
Die Wiese verbrennt, besonnt und verdorrt,
wie durch ein Brennglas trifft es die Welt.
Die Winde sind warm, die Schatten fort.
Wer hat diese Jahreszeit bestellt?
Fast tröstlich, der Gedanke an Eis –
wie ein Tropfen auf den heißen Stein!
Ein Regentanz im heil’gen Kreis -
könnte vielleicht der Retter sein.
Egal, ich tanz nicht. Ich tu‘ lieber nichts.
Bewegen verboten! Ergeb‘ mich der Zeit.
Man dümpelt so hin, als Opfer des Lichts.
Die elende Wärme – ich bin sie so leid!
Wie schwer ist es, gegen den Strom zu schwimmen!
Manch einer scheint darin unterzusinken,
wie im tiefen Wasser der fließenden Zeit,
wo kein rettendes Ufer, keine Hilfe bereit.
Die Trübnis des Lebens hinter sich lassen,
nichts mitnehmen und den Müll auf den Straßen,
wie die Taten gegen den Geist dieses Lebens,
verwandeln in ein Bewusstsein des Gebens.
Unsere todkranke Zeit hör ich flehen und rufen,
als würde sie Hände streckend Hilfe suchen.
Die moderne Kultur, oberflächlich und frevelhaft,
schaufelt längst entgottet ihr eigenes Grab.
Man weint um den eigenen Seelenfrieden –
hat sich ausgelebt und ergötzt, dem Geld zu dienen,
das durch stolze Technik und Wissenschaft
der Menschheit erschauernde Wahrheiten schafft.
Doch in Heimwehnächten, die sternenlos,
wird Sehnsucht nach höheren Werten groß.
Das sind Stunden der großen und guten Gedanken,
wo über den Schutt der Zeit weiße Blüten ranken.
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