Der Atem Gottes weht durch diese Welt. In jedem Leben fließt sein hehrer Geist. So, wie die Ähren, Halm an Halm gestellt, der Sturm des Lebens alle niederreißt; doch Kräfte machen reif so manchen Trieb. Wenn andre hilflos beieinander liegen, hebt ER mit Liebe was am Boden blieb, lässt zarte Keime lichtgesegnet siegen. Die Ähren voll mit Körnern und mit Grannen, wie Menschen, die auf Frucht geword’nem Feld die Spreu des Weizens bilden und verstanden: Zum Wachstum braucht es beide auf der Welt.
Schlagwort: Gedicht
Die alten Wege
Ich kenn die Stadt, in der die Mauern flüstern; hier wuchs ich auf, die Straßen ungeteert. Koksrauch ließ manche Häuserfront verdüstern, wie ein zerschlissenes Kleid, von Ärmlichkeit beschwert. Und jede Pfütze glitzerte im Regen - wir Kinder stapften fröhlich durch die Lachen, auf bordsteinlosen, dunklen Wegen, wo Regenwürmer durch die Erde brachen. Die alten Straßen trugen meine Schritte, aus jedem Haus sprach die Vergangenheit; verhallt ist jeder meiner Kindheits-Tritte, mir eilt voran der Gang der Lebenszeit. Das Alte ist längst fort und abgehandelt; das Schicksal schlägt im Buch die Seite um. Was hat der Mensch belassen, was gewandelt? Die Münder meiner Ahnen bleiben stumm! Als ihre Herzen pochten und die Quellen flossen, aus denen sich der Sehnsucht Klarheit nährt, wie zuversichtlich wirkten sie entschlossen auf falschen Wegen, die das Glück verwehrt. Das Leben ist des Lichtes reiner Segen, bewahre ihn, der selbst dich ‚reif‘ gemacht. Des Vaters Glanz liegt wie ein Blüh’n auf Wegen, senk demutsvoll davor dein Haupt herab.
Sonnenzeichen
Als blutrote Fahnen wie Leichentücher die Länder bedeckten, als der Wahnsinn regierte und sich die dunkelsten Mächte hinter dem Zeichen der Sonne versteckten, da ertönten die Parolen der scheinbaren Sieger. Noch gegenwärtig ist die alte Schwingung der ewig Gestrigen auf dieser Welt, nur änderten sich die Vorzeichen, wie in einer mathematischen Bedingung. Noch immer tönt die Arroganz der Herrscherrassen, die glauben, mit Waffen und Geld ganze Völker in Ohnmacht und Diktat zu belassen. Noch immer ist die Menschheit fern von den wahren Zielen und lässt ihre Seelen als Einsatz auf den Spielfeldern der mächtigen Herrscher verspielen. Noch immer versuchen Machthaber, die im Dunkeln agieren, einen Teil der Völker dorthin zu führen. Wann wird die Menschheit bereit sein auf lichtvollen Pfaden Blumen des Friedens zu säen, fort von den dunklen Plagen und jeglichem Kriegsgeschehen?
Tag im Licht
Mein Tag ist ein Moment des Schweigens, des Denkens, und dem Geist in mir ein Tanz, beseelt von allen Zeiten, bist Pentagramm an meiner Tür. DU bist in mir, nichts kann uns trennen, wie Eins geword’ne Harmonie; bist nicht nur Glaube, bist ein Kennen, bist meiner Seele Melodie. So wie der Vogel singt am Morgen, erklingt in mir ein Lobgesang. In allem wirkst DU, unverborgen und offenbart in Wort und Klang. DU bist die Körper aller Welten, Gesetz der Zahlen und Physik, lässt Kräfte in Atomen gelten, DEIN Geist ist Leben, Trost und Glück.
Augenblick
Vor einer kleinen Ewigkeit bin ich geboren, die große öffnet bald ihr Tor. Mein Bündel „Hoffnung“ hab ich nie verloren, obwohl ich oft schon stand davor. Was man im Lebenskampf versäumt, an Glück im irdischen Gewand, ist wie im Augenblick erträumt und leicht zerdrückt in einer Hand. Die Ansicht Gottes auf die Freude ist nur Moment von uns zu ihm. Es zieht sein Licht in hellem Kleide durch alle Möglichkeiten hin. Was einst verworfen, wird nie wiederkehren, doch mahnend bleibt der Augenblick, er wird uns eines Besseren belehren: Hinter dem Tor gibt’s kein Zurück.
Geist des Lenzes
Springen möchte man und singen, denn der Frühling will beginnen. Seht ihr, wie die Blumen schauen, hin zum Himmelszelt, dem blauen? Zieren Bäume ihre Spitzen, lassen schönste Blüten blitzen, und das Grüne treibt aus Ästen, froh umschwirrt von Federgästen. Dort, ein Blümlein wächst auf Stein! Wenig Erde ist sein Heim. Neues Leben ist gekommen, aus dem Darben Glück und Wonnen. Die, die einst mein Leben waren, sind ins Irgendwo gefahren, fortgenommen und verweht, doch die neue Welt entsteht. Schweben mit dem Geist des Lenzes, durch die Räume, durch die Fenster. Von Gott erfüllte Energien ziehn geistesgroß zur Sonne hin.
Zeitenwechsel
Treibt durch das Jahr so schnell die Zeit, mit weiten Riesenschritten, man sehnt sich nach des Frühlings Kleid und gleich ist es entglitten. Schon hüllt des Sommers heißes Flimmern die Welt in prächt’ges Glühen, sieht man bereits im Morgenschimmern des Herbstes Nebel sprühen. Bald fegt der Wind mit starker Hand den Staub der warmen Tage, dann geht ein Welken durch das Land, bringt trüb der Stürme Plage. Und fern erscheint ein weißes Leuchten, der Frost, erstarrt im Eisgewand. Die Winterzeit streut ihre feuchten Gesellen auf das kalte Land. So wird der Wechsel aller Zeiten von hell nach dunkel uns beschert, sind schlechte Jahre zu bestreiten, gefolgt von guten umgekehrt.
Schwarze Reiter
Mit wehenden Mähnen seh ich sie galoppieren, die schwarzen Reiter über das Land. Trennen all jene, die ihre Seele verlieren, deren Selbstsucht zerriss das geistige Band. Die nur etwas fühlen, wenn sie andere quälen, steigern ihre Potenz, wenn sie Böses verrichten. Auf ihrem Weg kann niemand die Toten zählen, sie spüren nicht, dass sie sich selbst vernichten. Der ‚Große', ein Denkmal in Stein geraten - was bleibt ist ein Bild mit historischem Sinn, sind kalt, wie die menschenverachtenden Taten, mit leeren Augen, starr, ohne Leben darin. Sie quälten die Welt und die Völker darauf, einst werden die Menschen nach ihnen fragen. Die Reiter mähten in galoppierendem Lauf - die ‚Riesen‘, wie verschwindend klein sie doch waren! Sie hatten Alles – doch verschwand es im Nichts! Die Leiber unter zerstörten Gemäuern begraben, die Steine in Stummheit halten Gericht, Gott lauscht den Rufen und tausend Klagen. Nicht nur ihre Taten, was zu tun sie versäumten, ließ zuerst das Herz, dann sie selbst erstarren. Wurden zu Steinen, die mit verlorenen Träumen, in der Weltzeit versunken, unfruchtbar waren.
Vergänglich
Vergänglich ist das Festeste im Leben – was trauerst du, dass Liebe auch vergeht? Laß sie dahin in’s Reich der Zeiten schweben, leicht, wie des Lenzes Blütenhauch verweht. Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen, und segne dennoch freudig dein Geschick, schließt auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen an deines Glückes kurzen Augenblick. Du hast gelebt, denn Liebe nur ist Leben! Sie nur allein webt um den dunklen Traum, dem wir den Namen unsers Daseins geben, der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum. So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten, wenn sie des Lebens Sonne dir entziehn. Nicht ewig lässt sie sich in unsre Bahn verflechten, Ach, sei zufrieden, dass sie einst dir schien.
Himmelsfrieden
Fern dieser Welt, wo Frieden herrscht und Glück, wo Liebe frei ist, Macht und Geld nur ein vergang‘ner Augenblick. Wo Menschsein mehr ist als Erhalt der Rasse, die bunte Vielfalt ein Gesetz von Klasse. Die Neugier auf das Anderssein, wird zur Bereicherung gedeih’n. Das Himmelslicht durch schwere Erdenluft so trübe, verdeckt vom Geist der Eigenliebe, du lang ersehnter, milder Wind, der fortweht dunklen Geistes Kind, den Himmelsfrieden seh ich schleierhaft dich breiten und legen über alle Schattenseiten. Oh, Sonnenschein schenk bald das warme Mütterliche dieser Erde und hüll sie ein, dass endlich Frieden werde!