Das Schicksal gibt und nimmt, in unbestimmter Weise. Wer gestern noch sich selbst bezwingt, verlässt die sich’ren Gleise. Wer heut’ auf Ruhmessockeln glänzt, in Himmel hochgehoben, der wird von dem, der ihn gekränzt, morgen gestürzt zu Boden. Was gestern noch der Liebe Macht dir tief ins Herz gesandt, das hat sich plötzlich über Nacht ganz wortlos abgewandt. Das Sichere versinkt im Grund, was immer währte, geht. Leben ist Wandel, Moores Schlund. Nichts bleibt! Was blüht, verweht. Erinnerung im Weitergehen. Sei der Narr, der mit leichtem Fuß Vergangenes, wie ein Tausendschön, in der Seele mitnehmen muss.
Schlagwort: Gisela Seidel
Neuerscheinung
Wahrlich, eine Sisyphusarbeit!
Immerhin ist es mir gelungen, sie fertigzustellen.
Endlich alle Gedichte in einem Buch.
Das Buch ist so, wie ich es mir gewünscht habe. Das Cover wirkt etwas altertümlich, was durchaus so gewollt ist und passend. Als Hardcover mit 393 Seiten, ist es innen und außen ansprechend. Ich bin zufrieden und hoffe, die Leser werden es ebenfalls sein.
Erhältlich bei mir oder beim Verlag.
Sternenreise
Im Weltall ist es stille, kein Ton dringt durch die Zeit, in der Materien-Fülle, Unendlichkeiten weit. Gedankenweit getragen, bis an den fernsten Punkt, vorbei an Götterwagen, wo Weltliches verstummt. Lichtjahre weitertreiben, von Stern zu Stern sich schwingen, in fremden Sphären weilen und mit den Winden singen. So ganz und gar verloren im stillen Sog des Gleitens; im Strudel neu geboren, in allen Ewigkeiten.
Himmlische Worte
Ich grüße dich von ferne, edler Geist! Oft fehlt mir deiner goldnen Worte Klang. Du bist es, der mir groß den Himmel preist, erschaffst aus kleinen Worten Lobgesang. Ich lausche still vor Glück der Poesie, sie klingt so filigran und Gold durchwoben, dringt tief ins Herz, wie eine Liebesmelodie, und meine Seele weiß, du wartest oben. Begleitest mich durch meine Lebensstunden, so wie ein blumig’ Band, gekränzt im Haar. Wir sind in der Unendlichkeit verbunden, füllst meine tausend Leben immerdar. Ich grüße dich von ferne, edler Geist und werd‘ in Nächten wieder an dich denken, wenn du im Traum in meine Seele reist, vereint uns Gott an allen Weltenenden.
Trockenheit
Vertrocknet bricht die Erde auf, wie raue Hände, die sich mit letzter Kraft gen Himmel richten. Bittend, fast flehend, schieden sie hinauf, die Seelen, die von Trockenheit vernichtet. Die Wolken sind verschlossen, schon so lang. Der Boden ist so hart, dass alle sterben; so groß die Not, der Heimat-Welt wird’s bang, die Vögel liegen tot in toten Gärten. Wo keine Nahrung mehr auf ihren Fährten, der Wurm im Boden nach Erlösung sucht, ihm bringt die Sonne Tod und den Experten ein regenloser Herbst den Klima-Fluch. Oh, Erdenschauer fließt! War doch genug von Hitze, Glut und langem Sommerwetter. Die Wende kommt, wenn ihre Stunde schlug; der Herbst, er wird sich farbenfroh entblättern. Die Regentropfen werden wieder rinnen, und jedes Tröpfchen Nass, das fließt und fällt, bringt Leben uns und stetes Neubeginnen, ermahnt uns an den Durst der ganzen Welt.
Lebenskraft
Was ist Leben? Kein Mensch kennt die Antwort, niemand die Wahrheit. Erklärungen enden im Nichts. Physik, Chemie, Wissenschaft können das Rätsel nicht lösen. Leben entzieht sich dem Materiellen, ist Spiritualität. Die Kraft des Geistes ist Lebhaftigkeit. Geist ist Leben.
Himmel
Lichtes Land der Hoffnung hinter den Sinnen. Reich der Seligkeiten zwischen Traumwelt und Wachsein. Möcht’ helle Lieder dir singen! Liebe stellt die Leiter, sie führt himmelan. Werden wir erhoben, trägt auf weißen Schwingen uns der große Plan.
Light land of hope behind the senses. Realm of bliss between dream world and wakefulness. Would like to sing bright songs to you! Love sets the ladder, It leads to heaven. If we are lifted up, On white wings The great plan carries us.
Kaleidoskop
Es drehen sich die Teilchen zu Bildern, ewig neu. Sie schenken uns ein Weilchen des Glücks, erinnerungstreu. So bunt, die kleinen Scherben, aus Glas gebrochen, fein; ein immer neues Färben, schaut man ins Licht hinein. Bei jedem Dreh’n des Sehrohrs, da spiegeln sich die Flächen, und man bestaunt die Vielfalt, wie sie im Licht sich brechen. Entstehung neuer Formen und Muster, farbenreich. Wie doch die Macht der Bilder dem wahren Leben gleicht.
Schöpfungsklänge
So viel Lieb‘ in allen Liedern, so viel Freude und Gesang, klingen wie am Anfang wieder, bringen lang vergess’nen Klang. Schallen aus Dornröschen-Träumen sanfte Sehnsucht dir ins Herz, dämpfen durch der Töne Schäume, überwund‘nen Seelenschmerz. Jedes Klangbild Herz-Frequenz, Hoffnungsbalsam für das Leben, und das Om der Transzendenz lässt in Sehnsucht vorwärtsstreben, und der Laut huscht durch die Stille, lässt die Bäume rauschend singen, die der schöpfungsnahe Wille mit Vibrato bringt zum Schwingen.
Dual
Zweiheit meines Ichs, verborgen hinter den Schleiern grauer Ur-Zeit. Geduld ist deine Tugend, Treue deine Stärke, verblasst deine Hülle, magnetisch dein Verlangen nach Vereinigung.